MI
19.01.2004, 16:59 |
Crash und elektronischer Zahlungsverkehr Thread gesperrt |
-->Hallo zusammen!
Mir kam kürzlich der Gedanke, daß der große Unterschied zwischen der Entwicklung heute und einer der vergangenen Crashs der ist, daß es heute den elektronischen Zahlungsverkehr gibt (sicher nichts Neues, hab aber noch nicht drüber gesprochen oder gelesen).
Das heißt, daß Bargeld heute lange nicht die Bedeutung hat, wie das früher war.
Ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnnern, da mußte ich freitags panikartig noch zur Bank, damit ich am WoEn Kohle hatte.
Dann kam die Zeit der Geldautomaten, da hatte ich Ruhe vor Banköffnungszeiten.
Dann kam der elektronische Zahlungsverkehr. Seitdem habe ich Ruhe vor Bargeld.
Ich finde das beachtenswert. Auch wenn im Crash-Fall Löhne und Gehälter verspätet, halbiert oder wwi ausgezahlt werden, bedeutet das immer noch nicht, daß dafür Bargeld benötigt wird.
Auch für meine Einkäufe bräuchte ich nach wie vor kein Bargeld, solange der ezv funktioniert.
Und der funktioniert möglicherweise länger, als man das annehmen könnte.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß das Vertrauen in den ezv schwindet und stattdessen wieder alles mit Bargeld bezahlt werden muß. Eher kann ich mir vorstellen, daß, wenn der ezv nicht mehr funktioniert, mit Bargeld auch nix mehr zu machen ist.
Wie seht ihr das?
Grüße,
Michael
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libertaryan
19.01.2004, 17:23
@ MI
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Re: Crash und el. Zahlungsverkehr / interessant, aber nicht stichhaltig |
-->>Hallo zusammen!
>Mir kam kürzlich der Gedanke, daß der große Unterschied zwischen der Entwicklung heute und einer der vergangenen Crashs der ist, daß es heute den elektronischen Zahlungsverkehr gibt (sicher nichts Neues, hab aber noch nicht drüber gesprochen oder gelesen).
>Das heißt, daß Bargeld heute lange nicht die Bedeutung hat, wie das früher war.
>Ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnnern, da mußte ich freitags panikartig noch zur Bank, damit ich am WoEn Kohle hatte.
>Dann kam die Zeit der Geldautomaten, da hatte ich Ruhe vor Banköffnungszeiten.
>Dann kam der elektronische Zahlungsverkehr. Seitdem habe ich Ruhe vor Bargeld.
>Ich finde das beachtenswert. Auch wenn im Crash-Fall Löhne und Gehälter verspätet, halbiert oder wwi ausgezahlt werden, bedeutet das immer noch nicht, daß dafür Bargeld benötigt wird.
>Auch für meine Einkäufe bräuchte ich nach wie vor kein Bargeld, solange der ezv funktioniert.
>Und der funktioniert möglicherweise länger, als man das annehmen könnte.
>Ich kann mir nicht vorstellen, daß das Vertrauen in den ezv schwindet und stattdessen wieder alles mit Bargeld bezahlt werden muß. Eher kann ich mir vorstellen, daß, wenn der ezv nicht mehr funktioniert, mit Bargeld auch nix mehr zu machen ist.
>Wie seht ihr das?
>Grüße,
>Michael
Hallo Michael,
gute Beobachtung, m.E. aber nicht korrekt. Geld ist Geld. Zwar setzt die Geldschöpfung heutzutage den Druck immer weniger Banknoten voraus - das ist jedoch nur eine Reduzierung des logistischen Problems.
WIE kommt ein Crash zustande? Wenn"das System" nicht mehr zahlen kann. Dafür bieten sich zwei Szenarien an:
1) eine große Bank fängt an, dann wird das Finanz"system" zahlungsunfähig;
2) ein Staat fängt an, dann werden die Staaten zahlungsunfähig.
Ich halte letzteres für das wahrscheinlichere, per saldo ist es aber auch egal, denn: im UNterschied zu früheren Zeiten macht die Interdependenz - die Verwobenheit von allen Staaten, Zentralbanken und Finanzinstitutionen - nur sicher, das es diesmal keine Außenstehenden gibt. Jede Bank wird für jede Bank, jede Zentralbank für jede Zentralbank und jeder Industriestaat für jeden Industriestaat einspringen (bzw. Mitglieder jeder Gruppe für jegliche andere).
Nehmen wir also an, die BR Deutschland wäre als erster derjenige welcher. Dann läuft das praktisch so ab, daß Eichel morgen erklärt, daß er (Zinsen u.o. Tilgung) der Bundespapiere leider nicht zahlen kann. Es gibt einen gewaltigen Crash am deutschen Rentenmarkt. Als Sicherheiten deponierte Papiere werden wertlos oder fallen radikal im Kurs, Banken verlangen neue Sicherheiten - die der Schuldner natürlich nur in den seltensten Fällen hat, schließlich erachtete er Staatspapiere als sicher und insofern wie Bargeld. Dessen Papiere (Bonds, so er sie ausgegeben hat, auch Aktien) fallen wie Steine, die Bank kann ihrerseits ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen und - bingo! Jetzt läuft die Kettenreaktion.
Das einzige, was EZB bzw. BuBa machen können, ist Geld"drucken" - und das können sie elektronisch natürlich beliebig schnell an"alle" (Banken) verteilen - aber das nützt nix, denn die Menschen glauben dem Geld nicht mehr. Inflation (Hyper-). Wie Prof. Bernholz in seinem 2003 erschienenen Buch der Geschichte der Hyperinflationen ( = > 50% monatl. Rate) gezeigt hat, gibt es dann 2 Möglichkeiten: härteste Einschnitte, Kürzung von Ausgaben & Steigerung von Steuern, machen den Kahn wieder flott - oder eben nicht. In erster Linie eine Vertrauensfrage. Meistens half das Ausland, nachdem ein glaubwüriger Plan von neuen, unbescholtenen Leuten mit Fachkenntnis vorgestellt und ansatzweise umgesetzt wurde. Nur geht das diesmal nicht - weil schon längst passiert.
ergo: Die Form des Geldes spielt keine Rolle. Sie mag nur zur Verlängerung des Prozesses beigetragen haben, der dafür jedoch mit ungekannter Wucht global und schnell zuschlägt.
Bingo.
Grüße
libertaryan
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Jagg
19.01.2004, 17:28
@ MI
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Re: Crash und elektronischer Zahlungsverkehr |
-->>...
>Dann kam der elektronische Zahlungsverkehr. Seitdem habe ich Ruhe vor Bargeld.
Ruhe nennst du so etwas ;)
>Ich finde das beachtenswert. Auch wenn im Crash-Fall Löhne und Gehälter verspätet, halbiert oder wwi ausgezahlt werden, bedeutet das immer noch nicht, daß dafür Bargeld benötigt wird.
Keineswegs - die Bergarbeiter in Rußland hatten zu Putins Zeiten
ein halbes Jahr lang gar keine Löhne bekommen und später dann
Naturalien. Man sieht also - kein Bargeld nötig, ja sogar überhaupt
kein Geld. Die Familien haben alle von Selbstanbau (von Kartoffeln, etc.)
gelebt - im wahrsten Sinne des Wortes.
>Auch für meine Einkäufe bräuchte ich nach wie vor kein Bargeld, solange der ezv funktioniert.
>Und der funktioniert möglicherweise länger, als man das annehmen könnte.
>Ich kann mir nicht vorstellen, daß das Vertrauen in den ezv schwindet und stattdessen wieder alles mit Bargeld bezahlt werden muß. Eher kann ich mir vorstellen, daß, wenn der ezv nicht mehr funktioniert, mit Bargeld auch nix mehr zu machen ist.
>Wie seht ihr das?
Wenn die Automaten lange nichts mehr gingen, dann wäre Bargeld immer noch
etwas, das wenigstens als Tauschobjekt funktioniert, denn es besteht ja
immer die Hoffnung auf bessere Zeiten.
Gruss
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Carpediem
19.01.2004, 17:56
@ MI
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Re: Frag mal einen Argentinier was er mit seiner elektronischen Zahlung... |
-->...noch machen konnte als die Banken geschlossen haben!
Nix, Nix und nochmals Nix!
Die einzige Geldkarte die im Crash funktioniert ist die"Nothing Card" (Untertitel: in cash we trust)
Bei eingefrorenen Guthaben funktioniert auch kein Guthabentransfer von einem Konto zum anderen - eben weil eingefroren!
Deine Elektronengläubigkeit in allen Ehren, aber wenn du nicht willst, dass im nächsten Crash deine Familie hungert, dann pack die Bargeld für einen Dreimonatsbedarf unter die Matratze!
Bargeld ist das einzige Geld im Crash mit welchem du dann noch bei Aldilidl an der Kasse zahlen kannst.
MfG
Carpediem
>Hallo zusammen!
>Mir kam kürzlich der Gedanke, daß der große Unterschied zwischen der Entwicklung heute und einer der vergangenen Crashs der ist, daß es heute den elektronischen Zahlungsverkehr gibt (sicher nichts Neues, hab aber noch nicht drüber gesprochen oder gelesen).
>Das heißt, daß Bargeld heute lange nicht die Bedeutung hat, wie das früher war.
>Ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnnern, da mußte ich freitags panikartig noch zur Bank, damit ich am WoEn Kohle hatte.
>Dann kam die Zeit der Geldautomaten, da hatte ich Ruhe vor Banköffnungszeiten.
>Dann kam der elektronische Zahlungsverkehr. Seitdem habe ich Ruhe vor Bargeld.
>Ich finde das beachtenswert. Auch wenn im Crash-Fall Löhne und Gehälter verspätet, halbiert oder wwi ausgezahlt werden, bedeutet das immer noch nicht, daß dafür Bargeld benötigt wird.
>Auch für meine Einkäufe bräuchte ich nach wie vor kein Bargeld, solange der ezv funktioniert.
>Und der funktioniert möglicherweise länger, als man das annehmen könnte.
>Ich kann mir nicht vorstellen, daß das Vertrauen in den ezv schwindet und stattdessen wieder alles mit Bargeld bezahlt werden muß. Eher kann ich mir vorstellen, daß, wenn der ezv nicht mehr funktioniert, mit Bargeld auch nix mehr zu machen ist.
>Wie seht ihr das?
>Grüße,
>Michael
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Jagg
19.01.2004, 18:11
@ Jagg
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Re: Crash und elektronischer Zahlungsverkehr - ja, richtig |
-->>Keineswegs - die Bergarbeiter in Rußland hatten zu Putins Zeiten
Verschreibfehler -- Jelzin's Zeiten sind natürlich gemeint.
>ein halbes Jahr lang gar keine Löhne bekommen und später dann
>Naturalien. Man sieht also - kein Bargeld nötig, ja sogar überhaupt
>kein Geld. Die Familien haben alle von Selbstanbau (von Kartoffeln, etc.)
>gelebt - im wahrsten Sinne des Wortes.
Was einen isolierten Börsencrash angeht, dieser wird sicherlich
in der Wucht stark durch e-cash vs. bar-cash gemildert, denn die
Leute gehen viel langsamer auf die Barrikaden, wenn sie gesagt
bekommen und sich einbilden dürfen, daß ihre"Gewinne" noch als
Zahlenwert, also theoretisches Buchgeld, funktionieren. Mit der Zeit
regen sich die Leute dann ein wenig ab, weil sie sich in das
Unglaubliche schicken.
Es dürfte also weniger Panik geben.
Gruss.
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MI
19.01.2004, 22:33
@ MI
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Danke für eure Einschätzungen. Mit besten Grüßen zurück! (owT) |
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