chiron
19.01.2004, 18:17 |
Monopoly - ein Gesellschaftsspiel Thread gesperrt |
-->Monopoly - ein Gesellschaftsspiel
Gehören Sie auch zu den Spielernaturen, dann dürften Ihnen die Regeln des Spiels aller Spiele geläufig sein.
Am Anfang läuft das Spiel etwas harzig an, das Geld ist knapp. Sind Sie mal im Besitz von ein paar Karten, können Sie diese belehnen und mit dem Kredit weiterkaufen. Es ist also möglich mit relativ wenig Startgeld, dementsprechend mehr zu kaufen durch Ausnützen der Kreditlimiten. Auf dem Spielfeld gibt es aber noch ein paar Stolpersteine wie Strafen und Bussen, die aber jeweils beim Ueberschreiten des „Los-Start-Feldes“ gelindert werden.
Netto steigt bei jeder Runde die Geldmenge, nur die Unglücklichen, welche Zwangsbesuche im Gefängnis machen müssen, scheitern frühzeitig an einer zu dünnen Kapitaldecke und fallen aus. Die verbliebenen Spieler können sich aber über Geldzufluss nicht beklagen. Das Dilemma ist nur, dass dank dem Aufblähen der Geldmenge (4000 pro Runde und Spieler), die Preise auch steigen. Obwohl also die Spieler bei jeder Runde frisches Geld bekommen, können Sie immer weniger damit kaufen. Nur wer sich von Anfang an die Perlen ergattern konnte, profitiert von der Preisentwicklung. Je länger das Spiel nun dauert, desto höher sind die Abgaben, die Sie auf ihrem Weg den Mitspielern abdrücken müssen. Wer am meisten Karten besitzt, bestimmt die Preise. Die Entwicklung des Spieles kennen wir, Nomen est Omen, am Schluss hat einer das Monopol und GEWINNT. Obwohl die Preise überall gestiegen sind, würde dies in keiner Inflationsberechnung Einlass finden, da sich die staatlich erhobene Preisentwicklung nur auf die Konsumentenpreise konzentriert.
Wie sieht es jetzt in der realen Welt aus? Sie sehen schon, so weit weg ist dieses Spiel von der Realität nicht. Die sogenannte Asset-Inflation, die Inflation von Vermögens- und Finanzwerten kennen wir zur Genüge. Beim Aktiencrash 2000-2002 wurde nicht etwa Geld vernichtet (ausser bei Konkursen), sondern es floss in andere Vermögenswerte wie Anleihen (tiefe Zinsen) und Immobilien. Das Geld, das uns während des Spiels bei jeder Runde zur Verfügung gestellt wird, kommt im Finanzsystem von den Zentralbanken. Zugriff auf dieses Geld haben aber nur die Geschäftsbanken gegen Bezahlung einer Steuer, besser bekannt unter dem Namen Leitzins. Der Begriff Leitzins ist irreführend, da sich die Zentralbanken das Geld nicht beschaffen müssen, sondern es selber drucken können. Als Sicherheit müssen die Geschäftsbanken dagegen Staatsanleihen zur Verfügung stellen. Das Geld ist auf Grund der hinterlegten Sicherheiten kein Wertpapier, wie das fälschlicherweise angenommen wird, sondern ein Forderungspapier und zwar auf zukünftige Steuerleistungen. Es kann nun unschwer festgestellt werden, dass die steigende Staatsverschuldung die Ursache für die boomenden Finanzmärkte war und immer noch ist.
Da der grösste Teil der Staatsausgaben für das Sozialsystem verwendet wird, beisst sich hier die Katze in den Schwanz. Nochmals in Kürze: die Staatsverschuldung treibt die Vermögenswerte in die Höhe. Alle, die kein Vermögen (Aktien, Anleihen, Immos) besassen, gehörten zu den Verlierern der Gesellschaft. Genau diese Verlierer werden nun vom Staat unterstützt durch in Kaufnahme einer weiter steigenden Verschuldung, welche die Vermögenswerte weiter in die Höhe treibt usw. usw.
An dieser Stelle unterscheiden sich jetzt die Spielregeln des Monopoly mit deren der realen Wirtschaft. Die Kehrtwende beginnt dann, wenn eine Aufschuldung nicht mehr möglich ist (Basel II, Hypotheken usw.) oder wenn die Banken wegen zu hoher Risiken Kredite verweigern.
Gruss chiron
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Euklid
19.01.2004, 18:34
@ chiron
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Du bist ein Schelm;-)) |
-->Das Spiel läuft schon so wie du im wesentlichen beschrieben hast.
Aber es gibt wie immer Ausnahmen
Bei uns hat immer derjenige gewonnen der über Vermögen bereits verfügte und sich ins Gefängnis würfelte.
Der hatte keinerlei Kosten mehr,auch keine Einkommensteuer 4000 oder plötzlichen Renovierungen.
Ja diejenigen die im Gefängniss saßen waren gar nicht scharf in den letzten Runden die raue Welt wieder zu betreten.
Am Anfang wars genau umgekehrt.
In Italien bei Parmalat kann man das Spiel bestimmt schön beobachten.
Der beste Schutz vor rasenden Gläubigern ist die Einzelzelle;-))
Und Berlusconis langer Arm sorgt wohl dafür das nix passiert.
Gruß EUKLID
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dottore
20.01.2004, 10:17
@ chiron
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Re: Monopoly - ein Gesellschaftsspiel |
-->Hi chiron,
alles sehr schön. Kleine Anmerkung:
>Wie sieht es jetzt in der realen Welt aus? Sie sehen schon, so weit weg ist dieses Spiel von der Realität nicht. Die sogenannte Asset-Inflation, die Inflation von Vermögens- und Finanzwerten kennen wir zur Genüge. Beim Aktiencrash 2000-2002 wurde nicht etwa Geld vernichtet (ausser bei Konkursen), sondern es floss in andere Vermögenswerte wie Anleihen (tiefe Zinsen) und Immobilien.
Geld nicht, nur Beleihungs-, alias Verschuldungsmöglichkeiten. Deshalb das Interesse aller, diesen"wealth effect" möglichst lange zu erhalten. Geht die Asset Inflation zu Ende, sieht's mau aus. Die Assets können nur einmal in toto als Sicherheit dienen, danach aber immer nur die Infla-Zuwächse ("Wertsteigerungen") derselben.
Dies bedeutet: Mit den zusätzlichen Mitteln (ex Beleihungen von Assets aller Art) können die Assets selbst nur mit immer weiter abnehmenden Zuwächsen aufwarten. Das ist der Grund, weshalb alle Asset Inflation in sich selber enden und in der Geschichte auch immer in sich selbst geendet haben.
>Das Geld, das uns während des Spiels bei jeder Runde zur Verfügung gestellt wird, kommt im Finanzsystem von den Zentralbanken.
Ja, aber relativ zu dem bereits Vorhandenen immer weniger. Selbst bei 1:1-Korrelation würde das bedeuten: Asset Preise um 10 % rauf. Mit den 10 % kann der Markt sie in der nächsten Runde nicht noch einmal um 10 % steigern.
Ausweg: Mehr Assets, die sich beleihen lassen, was aber auch in sich endet.
>Zugriff auf dieses Geld haben aber nur die Geschäftsbanken gegen Bezahlung einer Steuer, besser bekannt unter dem Namen Leitzins. Der Begriff Leitzins ist irreführend, da sich die Zentralbanken das Geld nicht beschaffen müssen, sondern es selber drucken können. Als Sicherheit müssen die Geschäftsbanken dagegen Staatsanleihen zur Verfügung stellen. Das Geld ist auf Grund der hinterlegten Sicherheiten kein Wertpapier, wie das fälschlicherweise angenommen wird, sondern ein Forderungspapier und zwar auf zukünftige Steuerleistungen. Es kann nun unschwer festgestellt werden, dass die steigende Staatsverschuldung die Ursache für die boomenden Finanzmärkte war und immer noch ist.
Perfekt! Genau so ist es. Nimm die Asset Inflation seit den 1980ern z.B. bei den US-Festverzinslichen (ca. plus 100 %, über alles verteilt), dann hast Du den Beleg für die Asset Inflation. Nochmal 100 % können die Papiere aber nicht steigen. Am Ende kannst Du einen Nullprozenter nicht über pari treiben - denn wer wirft Geld weg?
>Da der grösste Teil der Staatsausgaben für das Sozialsystem verwendet wird, beisst sich hier die Katze in den Schwanz. Nochmals in Kürze: die Staatsverschuldung treibt die Vermögenswerte in die Höhe. Alle, die kein Vermögen (Aktien, Anleihen, Immos) besassen, gehörten zu den Verlierern der Gesellschaft. Genau diese Verlierer werden nun vom Staat unterstützt durch in Kaufnahme einer weiter steigenden Verschuldung, welche die Vermögenswerte weiter in die Höhe treibt usw. usw.
Superb! Nur hört das"in die Höhe treiben" automatisch auf. Noch ist es nicht soweit (außer Japan, wo aufgrund der absurden Staatsverschuldung sonst die Immo-Preise oder auch die Aktien längst wieder neue ATHs hätten machen müssen), und es geht auch in Schüben.
>An dieser Stelle unterscheiden sich jetzt die Spielregeln des Monopoly mit deren der realen Wirtschaft. Die Kehrtwende beginnt dann, wenn eine Aufschuldung nicht mehr möglich ist (Basel II, Hypotheken usw.) oder wenn die Banken wegen zu hoher Risiken Kredite verweigern.
Ja.
Danke für den Link zwischen Asset Inflation und denen, die davon profitieren und den anderen, die dann im Schatten bleiben und nicht von den Asset Profiteuren, sondern vom Staat via Steuerzession subventioniert werden. Auch hier liegt wieder das Häslein im Pfeffer.
Gruß!
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