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Greenspan entlarvt sich als Anhänger
vom"Gesetz des Dschungels"
(EIR)
Bei seinem jüngsten Auftritt in Berlin widmete der US-Zentralbankchef Alan Greenspan seine Rede, in deren Anschluß es bekanntlich zu einer scharfen öffentlichen Kontroverse mit dem LaRouche-Vertreter Dr. Tennenbaum kam, ganz dem explodierenden Defizit der amerikanischen Handels- und Leistungsbilanz sowie der Gefahr eines unkontrollierten Einbruchs des Dollars. In seiner typisch abgehobenen Art des"delphischen Orakels" fragte Greenspan:"Mit der scheinbaren Bereitschaft von Ausländern, immer größere Mengen an grenzüberschreitenden [Finanz]Forderungen gegenüber US-Bewohnern zu halten - wann werden da die Nettoforderungen gegen die USA unhaltbar?" Die Finanzierung der riesigen US-Auslandsschulden wäre ohne zunehmende Globalisierung des Weltfinanzsystems unmöglich, denn nur damit könne man gewaltige Kapitalströme in die USA umleiten. Die Antwort auf den drohenden Dollar-Kollaps liege nun in neuen radikalen Maßnahmen zur Deregulierung der Weltwirtschaft und der Finanzmärkte, um sämtliche verbliebenen Spuren des früheren, protektionistischen und regulierten Wirtschaftssystems der Nachkriegszeit zu beseitigen.
"Können die Marktkräfte das besorgniserregende Anschwellen des Leistungsbilanzdefizits und der Nettoverschuldung einer Nation gegenüber dem Ausland zunehmend entschärfen, bevor es abrupt in einer Krise geschieht?", fragte Greenspan und fuhr fort:"Die Antwort liegt im Grad der Flexibilität der einheimischen und internationalen Märkte... Die Geschichte legt nahe, daß das gegenwärtige Ungleichgewicht ohne große Störungen entschärft wird, wenn man die Globalisierung weiter voranschreiten läßt und so ein immer flexibleres internationales Finanzsystem schafft." Unter dieser"Flexibilität" versteht Greenspan offenbar eine unbegrenzte, hyperinflationäre Vermehrung der Derivate, die Beseitigung verbliebener Hindernisse für grenzüberschreitende Kapitalströme und willkürliche"Anpassungen" der Wechselkurse.
"Wir können die Probleme einer unvermeidlich zunehmenden Ausweitung der Defizite und damit auch der Anhäufung von Nettoverbindlichkeiten von Ländern wie den USA lösen, wenn wir ein völlig flexibles System erreichen", präzisierte er auf Nachfrage eines Journalisten. Kehre man aber zu rigiden Volkswirtschaften und Strukturen zurück, riskiere man eine Vertrauenskrise und einen Kollaps des Dollars. Diese"völlige Flexibilität" bedeutet in Wirklichkeit eine weltweite Diktatur der privaten Finanzinteressen hinter der Federal Reserve und anderen"unabhängigen" Zentralbanken. Greenspan predigte zwar"Optimismus", daß der Endsieg der Globalisierung alle Finanzkrisen lösen werde, mußte jedoch eingestehen, daß es dabei"einen großen Vorbehalt" gebe:"Heute zeigen sich am Horizont immer mehr Wolken eines zunehmenden Protektionismus. Im Lauf der Jahre haben geschützte Interessen oft versucht, den Fortschritt des beunruhigenden wirtschaftlichen Wandels aufzuhalten. Im Kampf gegen die mächtigen Kräfte des Wettbewerbs der Märkte sind praktisch alle diese Versuche gescheitert. Die Kosten jeder neuen protektionistischen Initiative im Rahmen des gegenwärtigen Ungleichgewichts der Leistungsbilanzen könnten die Flexibilität der Weltwirtschaft stark unterhöhlen. Es ist daher geboten, diesen schleichenden Protektionismus abzuwehren und rückgängig zu machen..."
Hier hielt Greenspan einen besonderen Seitenhieb auf die Europäer bereit. Die Entwicklungsländer und Europa hätten zwar"den Marktkapitalismus weitgehend als das wirksamste Mittel zur Schaffung materiellen Wohlstands akzeptiert". Aber Europa tue dies nur mit weiter bestehenden Aversionen."Die Unterschiede zwischen den USA und Kontinentaleuropa sind für mich am klarsten in einem Monolog festgehalten, der vor einigen Jahren einer bekannten europäischen Führungspersönlichkeit zugeschrieben wurde. Er fragte:,Was ist der Markt? Er ist das Gesetz des Dschungels, das Gesetz der Natur. Und was ist die Zivilisation? Es ist der Kampf gegen die Natur.'" Greenspan betonte, für ihn sei das Gesetz des Dschungels der uneingeschränkte"frenetische Wettbewerb", die Quelle der"faktisch unbegrenzten Steigerung der amerikanischen Produktivität in den letzten Jahrzehnten". Unsere Leser wissen natürlich, daß die"Steigerung der amerikanischen Produktivität" in Wirklichkeit nur aus einer nicht einmal sehr versteckten, massiven Manipulation der Statistiken bestand.
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