Popeye
05.02.2004, 06:40 |
Sie sehen keine Gefahr eines Dollar-Kollapses? Nein.... (FAZ) Thread gesperrt |
-->"Gute Geschäfte für Spekulanten"
Der Ã-konom Jürgen von Hagen über das G-7-Treffen
Ist das Leistungsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten ein Risiko für die Weltwirtschaft?
Nein. Der Einfluß des Leistungsbilanzdefizits auf den Dollarkurs wird erheblich überschätzt. Wenn man den Dollarkurs betrachten will, muß man auf das Leistungsbilanzdefizit des gesamten Dollar-Raums und nicht nur auf das Defizit der Vereinigten Staaten schauen. Alle Länder, vor allem die asiatischen, die ihre Währungen eng an den Dollar binden, absorbieren einen großen Teil des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits. Das ist im Moment vor allem China, aber auch Japan. Insofern ist das Leistungsbilanzdefizit in seiner Relevanz für die Währungen weniger dramatisch, als das häufig dargestellt wird.
Sie sehen keine Gefahr eines Dollar-Kollapses?
Nein. Solange die asiatischen Länder gewillt bleiben, die Defizite der Vereinigten Staaten zu absorbieren, was sie im Moment und seit Jahren tun, gibt es keinen Grund anzunehmen, daß es zu noch stärkeren Verwerfungen zwischen den Währungen kommt. Ließen die Japaner den Yen aufwerten und die Chinesen den Renminbi, dann wäre das ein anderes Bild. Aber ich glaube nicht, daß es in naher Zukunft dazu kommt.
Viele Europäer wünschen, daß die Vereinigten Staaten ihre Wirtschaft weniger stark anschieben. Sie sollten die Geldpolitik straffen und das Haushaltsdefizit reduzieren. Teilen Sie dieses Argument?
Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß die europäischen Regierungen das wirklich ernst nehmen. Was wir im Moment an Bewegung in der europäischen Konjunktur sehen, wird zum großen Teil vom Ausland getragen. Es kann uns nur recht sein, wenn die amerikanische Konjunktur deutlich anspringt.
Aber führt das amerikanische Leistungsbilanzdefizit nicht zu einer Euro-Aufwertung und gefährdet unsere Konjunktur?
Man muß immer zwei Dinge sehen. Den relativen Preiseffekt, der über den Wechselkurs geht, und den Mengeneffekt, der über die Entwicklung des amerikanischen Sozialprodukts geht. Wer Amerika empfiehlt, den Aufschwung zu bremsen, will den Mengeneffekt drosseln in der Hoffnung, daß der Preiseffekt sich günstiger gestaltet. Ich glaube nicht, daß wir eindeutig sagen können, daß die Preiseffekte wichtiger sind als die Mengeneffekte. Im Moment gilt eher das Gegenteil. Durch die Bewegung in Amerika und der Weltwirtschaft kommt auch bei uns die Konjunktur wieder in Gang.
Sollte die G 7 sich über angemessene Wechselkurse oder auf eine abgestimmte Wirtschaftspolitik einigen?
Man sollte von solchen Vereinbarungen die Finger lassen. Solche Absprachen lassen sich nie durchhalten, weil der eine oder andere dann doch nicht tut, was er versprochen hat. Die Erfahrungen der achtziger Jahre zeigen, daß man mit solchen Absprachen sofort Unruhe an den Währungsmärkten hervorruft und den Spekulanten gute Geschäfte verschafft. Das ist aber schon alles.
Können Interventionen die Verschiebungen im Wechselkursgefüge stoppen?
Wechselkurse lassen sich längerfristig nur beeinflussen, wenn die Notenbanken nachliefern, was bei Erklärungen oder bei Interventionen behauptet wird. Das würde für den Euro-Raum bedeuten, die Zinsen weiter zu senken. Auch die EZB weiß, daß das zum jetzigen Zeitpunkt ungeschickt wäre. Gerade beginnt die Wirtschaft wieder, in Fahrt zu kommen. Zinssenkungen würden sofort dazu führen, daß wir schnell auch Preisauftrieb bekommen. Die EZB würde dann ihren Fehler vom April 1999 wiederholen.
Was erwarten Sie von dem G-7-Treffen?
Das Treffen wird sich in dem Spannungsverhältnis bewegen, daß man auf der einen Seite die Vereinigten Staaten dafür schilt, daß sie eine so starke fiskalische Expansion haben, und daß man auf der anderen Seite insgeheim froh ist, daß die amerikanische Wirtschaft ganz schön in Fahrt gekommen ist. Das letztere wirkt positiv auf die Weltwirtschaft. Man kann überlegen, ob die chinesische Wirtschaft besser bedient ist, wenn China über die nächsten 24 Monate den Wechselkurs allmählich aufwertet. Denn eigentlich müßte es in China intern zu Inflationseffekten kommen. Aber das müssen die Chinesen für sich selber entscheiden. Was Europa betrifft, sollten wir das tun, was normale große Volkswirtschaften tun, nämlich den Wechselkurs nicht allzu ernstzunehmen.
Jürgen von Hagen ist Professor am Zentrum für Europäische Integrationsforschung in Bonn.
Die Fragen stellte Patrick Welter.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.02.2004, Nr. 30 / Seite 12
Hervorhebung von mir
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zani
05.02.2004, 08:03
@ Popeye
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Re: Mir fällt auf, das keiner der 'grossen' Ã-konomen... |
-->Guten Tag Popeye
... eine übermässige Gefahr für einen Dollarkollaps sieht: nicht Thurow, nicht Stiglitz, nicht Kudlow, nicht das Fed, nicht Wirtschaftsberater von Bush, nicht...
Hier im Forum jedoch herrscht eindeutig die Meinung vor, dass der Dollar so oder so kollabieren muss.
Frage: übertreiben wir oder unterschätzen jene die Bedeutung der Schuldenlast (Staat/Handel/Ug/Private)?
Gruss
zani
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kade
05.02.2004, 08:29
@ Popeye
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Re: Sie sehen keine Gefahr eines Dollar-Kollapses? Nein.... (FAZ) |
-->>Sie sehen keine Gefahr eines Dollar-Kollapses?
>Nein. Solange die asiatischen Länder gewillt bleiben, die Defizite der >Vereinigten Staaten zu absorbieren, was sie im Moment und seit Jahren tun, gibt >es keinen Grund anzunehmen, daß es zu noch stärkeren Verwerfungen zwischen den >Währungen kommt. Ließen die Japaner den Yen aufwerten und die Chinesen den >Renminbi, dann wäre das ein anderes Bild. Aber ich glaube nicht, daß es in >naher Zukunft dazu kommt.
Dieser Aussage kann ich ohne Einschränkung zustimmen.
Nur wer sagt denn, das Japan und China weiterhin und das auch noch mit weiter steigenden Beträgen das Defizit finanzieren wollen bzw. können http://www.elliott-charts.de/smile/hae.gif
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kade
05.02.2004, 08:30
@ Popeye
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Re: Sie sehen keine Gefahr eines Dollar-Kollapses? Nein.... (FAZ) |
-->>Sie sehen keine Gefahr eines Dollar-Kollapses?
>Nein. Solange die asiatischen Länder gewillt bleiben, die Defizite der >Vereinigten Staaten zu absorbieren, was sie im Moment und seit Jahren tun, gibt >es keinen Grund anzunehmen, daß es zu noch stärkeren Verwerfungen zwischen den >Währungen kommt. Ließen die Japaner den Yen aufwerten und die Chinesen den >Renminbi, dann wäre das ein anderes Bild. Aber ich glaube nicht, daß es in >naher Zukunft dazu kommt.
Dieser Aussage kann ich ohne Einschränkung zustimmen.
Nur wer sagt denn, das Japan und China weiterhin und das auch noch mit weiter steigenden Beträgen das Defizit finanzieren wollen bzw. können http://www.elliott-charts.de/smile/hae.gif
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Popeye
05.02.2004, 08:36
@ zani
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Re: Mir fällt auf, das keiner der 'grossen' Ã-konomen... |
-->>Guten Tag Popeye
>
>... eine übermässige Gefahr für einen Dollarkollaps sieht: nicht Thurow, nicht Stiglitz, nicht Kudlow, nicht das Fed, nicht Wirtschaftsberater von Bush, nicht...
>
>Hier im Forum jedoch herrscht eindeutig die Meinung vor, dass der Dollar so oder so kollabieren muss.
>Frage: übertreiben wir oder unterschätzen jene die Bedeutung der Schuldenlast (Staat/Handel/Ug/Private)?
>Gruss
>zani
Hallo, @zani,
Du legst den Finger auf die Wunde... letztendlich ist nicht das Leistungsbilanzdefizit (eines Jahres) das Problem, sondern die kumulierten Dollar-Forderungen, die das Leistungsbilanz-Defizit Jahr für Jahr generiert. Darüber steht aber in dem Interview gar nicht - also: Thema verfehlt.
Wenn von Hagen sagt"Alle Länder, vor allem die asiatischen, die ihre Währungen eng an den Dollar binden, absorbieren einen großen Teil des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits" umgeht er das wirkliche Thema elegant.
Es ist eines der großen Rätsel unserer Zeit (wie in dem Märchen"Des Kaisers neue Kleider"), warum intelligente (?) Notenbanker Dollarguthaben anhäufen und sich der Illusion hingeben diese Guthaben seien 'assets'.
Solange also 'Wissenschaftler' sagen (und die Allgemeinheit glaubt) die neuen Kleider des Kaisers seien sehr, sehr schön, kann alles so weiter gehen. Die Erfahrung zeigt, dass dies regelmäßig nicht der Fall ist. Wer den Dollarverfall der 80-ziger Jahre bewußt miterlebt hat, weiß das es Marktphasen gibt in denen es nichts Wichtigers zu geben scheint, als das monatliche Leistungsbilanz-Defizit der USA.
Wir werden sehen...vielleicht gibt es am Wochenende (G 7-Treffen) schon erste Hinweise über die Konfliktfronten.
Grüße
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LOMITAS
05.02.2004, 09:02
@ Popeye
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und nochwas am rande... |
-->
die BoJ hat sich im Jahre 2003 mit 187 Milliarden Dollar gegen den Dollarverfall gestemmt. Allein im Januar diesen Jahres waren es 67 (!! ) milliarden.
Und das Schlimme daran. Alles ist einfach verpufft. Frage; Wie lang kann man so ein Spiel am Laufen halten???
Wer die Frage beantworten kann weiß auch den ultimativen Termin!!
LOMITAS
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kizkalesi
05.02.2004, 09:11
@ Popeye
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G-7:Die, die hier gefragt wurden,"wissen",daß DAX + DOW + $ nach G7 kollabieren |
-->und sie haben fast alles verkauft und es werden aber vermutlich wieder diejenigen sein, die am Ende wieder vieles falsch gemacht haben. Die Eindecker.
Wir werden sehen.
aws.
kiz
<font size="5">Börsianer zittern vor G7-Treffen</font>
Strategen erwarten weiteren Dollar-Ausverkauf Independet Strategy senkt Aktienquote
Berlin - Auch ein Nichts an Beschlüssen kann für die Finanzmärkte große Tragweite haben. Das wissen Börsianer spätestens seit dem letzten Treffen der sieben führenden Finanzminister und Notenbanker in Dubai. Eine fast schon inhaltsleere Erklärung wirbelte im September vergangenen Jahres die Kurse sämtlicher Asset-Klassen durcheinander. Der Dollar stürzte ab, Anleihen haussierten und Aktien gerieten ins trudeln. Kein Wunder, dass die Strategen noch nie so viele Studien zu einem G7-Treffen produziert haben wie aktuell und dass Marktbeobachter mit großer Unruhe dem morgen beginnenden Finanzgipfel entgegen sehen. Schließlich rechnen die nahezu Experten mit einer Wiederholung der Geschichte.
"Auch aus Boca Raton erwarte ich wenig Substanzielles der Finanzpolitiker. Schon gar nicht wird es konkrete Stützungsmaßnahmen für den Dollar geben wie beim historischen Louvre-Abkommen im Februar 1987", sagt Stuart Fraser, Stratege bei Brewin Dolphin in London."Damit wird wohl der nächste Dollarabsturz eingeläutet."
Behalten die Profis Recht, dann haben Anleger heute noch einmal die letzte Chance, sich von Dollarbeständen zu trennen ein paar der zuletzt aufgelaufenen Aktiengewinne zu realisieren. Denn schon bald könnte die europäische Einheitswährung auf 1,30 Dollar oder höher schießen. Und für den Aktienmarkt rechnen die Experten mit einem Einbruch um fünf Prozent."Die Wahrscheinlichkeit ist 60 zu 40, dass es zu einem Ausverkauf von Dollar und einer Korrektur bei Aktien kommt", sagt Gary Dugan, Stratege bei JP Morgan Flemming."Ich bin auf der Hut."
Schaut man auf die Entwicklung seit September 2003 scheint die Vorsicht nicht unbegründet. Seither ist der Dollar gegenüber dem Pfund um über elf Prozent eingebrochen, gegenüber dem Euro immerhin noch um knapp zehn Prozent. Auch Aktien haben sich seither - mit Ausnahme vom Deutschen Aktienindex - nicht gerade vorteilhaft für die Anleger entwickelt. Der amerikanische Dow-Jones-Index büßte für europäische Investoren zwei Prozent ein, der japanische Nikkei sogar um sechs Prozent. Und selbst mit Anleihen war seit dem letzten Dubai-Treffen kein Blumentopf zu gewinnen. Zehnjährige Bundesanleihen warfen gerade einmal 0,1 Prozent ab.
Zu einem Präventivschlag haben deshalb die Strategen von Independent Strategy ausgeholt und im Vorfeld des G7-Treffens ihre Aktienquote in den Depots massiv abgesenkt und auch den Anteil an Festverzinslichen reduziert. Statt wie normal 50 Prozent in Aktien, 40 Prozent in Bonds und zehn Prozent in Cash zu stecken, beträgt der Anteil der Dividendenpapiere lediglich 35 Prozent und die Bondsquote 25 Prozent.
Als Sicherheitsmaßnahme investieren die Experten die restlichen 40 Prozent ihres Portfolios nun in Cash oder in Rohstoffe."Die Anleger scheinen immer mehr zu realisieren, dass die Weltwirtschaft nicht so rosig dasteht wie gedacht.", begründet Bob McKee, Stratege bei Independent Strategy.
Tatsächlich dürften die immensen wirtschaftlichen Ungleichgewichte durch das G7-Treffen auf die Agenda kommen. Da sind zum einen die riesigen Wachstumsunterschiede zwischen den Vereinigten Staaten auf der einen und Europa auf der anderen Seite. Während die US-Wirtschaft im letzten Quartal 2003 um vier Prozent zugelegt hat, stagnierte das Bruttoinlandsprodukt hier zu Lande
Das andere Ungleichgewicht ist das hohe amerikanische Leistungsbilanzdefizit sowie das US-Budgetdefizit. Beides führt dazu, dass die Amerikaner sich Milliarden Dollar von Ausländern leihen müssen.
Bei der Lösung der beiden Ungleichgewichte dürfte sich das Ritual des letzten G7-Treffens wiederholen. Die Amerikaner werden die Europäer dazu auffordern, durch mehr Reformen das Bruttoinlandsprodukt anzukurbeln und damit die Wachstumsdifferenzen einzuebnen. Auf der anderen Seite werden die Europäer die Amerikaner daran erinnern, dass solche Leistungsbilanzdefizite auf Dauer nicht zu finanzieren sind und dass der Dollar deshalb globale Unterstützung braucht. Und so können sich beide Wirtschaftsblöcke gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben. David Folkerts-Landau, Stratege bei der Deutschen Bank:"Es ist so, als kämen die Amerikaner vom Mars und die Europäer von der Venus: Sie stimmen in kaum einem Punkt überein und sprechen nicht die gleiche Sprache
<ul> ~ original</ul>
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kizkalesi
05.02.2004, 09:28
@ kizkalesi
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Nochmals:G-7: Der Dollar - Verfall: Lösung nicht so richtig in Sicht... |
--><font size="5">Der Fall des Dollar </font>
Vor dem G-7-Treffen in Florida zeigen sich Amerikaner, Europäer und Japaner wenig kompromissbereit
Unterschiedliche Interessen bei den Währungsblöcken in Amerika, Asien und EuropaFoto: ddp
Frankfurt/Main - Soviel ist sicher: Ein gemeinsames Kommuniqué, in dem der schwache Dollar zumindest zwischen den Zeilen eine Rolle spielt, wird es auch diesmal geben. Doch die Chancen, dass das G-7-Treffen in Florida den Abwärtstrend des Dollar stoppen könnte, sind gering. Zu unterschiedlich sind die Interessen der großen Währungsblöcke in Amerika, Asien und Europa.
USA: Schwacher Dollar
"Wir unterstützen einen starken Dollar", lautet die Botschaft, die US-Finanzminister John Snow beständig wiederholt. Doch die Finanzmärkte glauben das nicht mehr: Seit dem G-7-Treffen in Dubai im September hat die Leitwährung gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner um mehr als zehn Prozent abgewertet. Und im historischen Vergleich ist ein Ende der Abwertung noch nicht in Sicht.
Den USA kommt die Schwäche ihrer Währung sehr gelegen. Der niedrigere Dollar trägt dazu bei, dass weniger importiert und mehr exportiert wird. Große US-Konzerne wie Procter & Gamble oder Nike melden dank des schwachen Dollar bereits Umsatzsprünge."Die Amerikaner werden im Wahljahr alles vermeiden, was nach einem Eingriff in den Devisenmarkt aussieht", sagt Lorenzo Codogno von der Bank of America.
Auch Ermahnungen der Europäer, neben dem Defizit in der Leistungsbilanz die wachsende Neuverschuldung im US-Haushalt zurückzufahren, werden die US-Politiker kalt lassen. Statt einseitig auf Amerikas Wachstumsstärke zu vertrauen und den steigenden Schuldenberg zu kritisieren, sollten die Euro-Zone und Japan mit Strukturreformen ihre Wachstumschancen verbessern, lautet die gängige Meinung in den USA.
Zudem habe die US-Notenbank Europa unlängst einen Freundschaftsdienst erwiesen, als sie ein Ende der Niedrigzinsphase angekündigt habe, meint Jeremy Peat von der Royal Bank of Scotland."Die Fed hat damit viel Spannung aus dem Markt genommen."
Euro-Zone: Schwächerer Euro
Ganz anders stellt sich das Problem aus Sicht der Euro-Zone dar."Wir sind besorgt über exzessive Wechselkursbewegungen", warnten die europäischen Finanzminister und Zentralbanker. Sie wollen erreichen, dass die Gemeinschaftswährung nicht länger die Hauptlast der Dollar-Abwertung trägt. Seit dem letzten G-7-Treffen in Dubai ist nur das britische Pfund mehr gestiegen als der Euro.
Der rasante Euro-Aufstieg dämpft zunehmend die Konjunkturerholung. Die Europäer drängen deshalb darauf, dass die USA ihr Leistungsbilanzdefizit abbauen und ihr Budgetdefizit zurückfahren. Das würde den Finanzmärkten signalisieren, dass die US-Kapitalnachfrage zurückgeht. Zudem wünschen sich die Geld- und Finanzpolitiker der Euro-Zone, dass die USA sich zu Interventionen bereit erklären, wenn es zu Schocks an den Devisenmärkten kommen sollte. Doch zu einer solchen Zusage sind die USA bisher nicht bereit.
Einig sind sich die Europäer mit den Amerikanern nur darin, dass sich die asiatischen Staaten nicht länger gegen die Aufwertung ihrer eigenen Währung stemmen dürfen. Denn durch deren Interventionen wird die Euro-Zone geschwächt, während die billigen Importe aus Asien der amerikanischen Wirtschaft das Leben schwer machen.
Japan Langsame Aufwertung
Japan will den schwarzen Peter nicht auf sich sitzen lassen. Zwar schränkte das Finanzministerium zuletzt angeblich seine Devisenmarktinterventionen ein. Doch die Haltung der Offiziellen ist unverändert:"Währungen sollten die weltwirtschaftlichen Grundlagen widerspiegeln", hieß es zuletzt beinahe trotzig aus dem japanischen Finanzministerium.
Anders als die USA und die Euro-Zone steckt Japan noch immer in der Deflation. Lässt das Land eine zu starke Aufwertung der eigenen Währung zu, würde das Preisniveau weiter fallen und sich die konjunkturelle Erholung zu verschleppen. Die umfangreichen Dollar-Stützungskäufe - 2003 waren es 190 Mrd. Dollar - für die die Bank of Japan beständig Yen drucken muss, haben noch den positiven Nebeneffekt, dass sie die Geldmenge erhöhen und damit die Inflationsrate steigen lassen. Zudem können die die Japaner darauf verweisen, dass ihre Währung längst gegenüber dem Dollar aufgewertet hat.
Am Donnerstag notierte die Valuta auf dem höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Aus Sicht Tokios sollten die G-7-Mitglieder den Sündenbock für die Turbulenzen am Devisenmarkt deshalb nicht in Japan suchen, sondern in jenem Land, das schon seit Jahren keine Aufwertung der eigenen Währung gegenüber dem Dollar mehr zugelassen hat: China.
China: Mehr Zeit
Die Kritik an China ist Wasser auf die Mühlen der USA. Schließlich klagt die Industrie seit Monaten darüber, dass chinesische Importeure die US-Wirtschaft tausende Jobs gekostet haben. Weil das Reich der Mitte seine Währung seit 1995 fest an den Dollar gekoppelt hat, spiegelt sich der Fall des Dollar bisher nicht in den Kursen des Yuan wider. Das Land kann seine Produkte entsprechend billig exportieren und ist durch seine Dollarkäufe zu einem der Hauptfinanziers der USA geworden.
Dennoch werden sich die Teilnehmer des G-7-Gipfels hüten, China öffentlich zu kritisieren: Denn das kommunistische Riesenreich, das jährlich Wachstumsraten von knapp zehn Prozent aufweist, reagiert meist mit Trotz auf Kritik aus dem Westen.
Dennoch sind sich Ã-konomen sicher, das China in absehbarer Zeit einlenken und eine teilweise Aufwertung des Yuan zulassen wird. Denn durch die Kopplung an den Dollar wächst ständig die Geldmenge in China, so dass die Inflationsrate bedenklich steigt."Langfristig wird China deshalb einen Teil der Dollar-Bürde tragen", sagt Codogno."Aber eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht."
<ul> ~ Original</ul>
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fridolin
05.02.2004, 10:20
@ kizkalesi
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Conventional wisdom |
-->USA: Schwacher Dollar
>"Wir unterstützen einen starken Dollar", lautet die Botschaft, die US-Finanzminister John Snow beständig wiederholt. Doch die Finanzmärkte glauben das nicht mehr: Seit dem G-7-Treffen in Dubai im September hat die Leitwährung gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner um mehr als zehn Prozent abgewertet. Und im historischen Vergleich ist ein Ende der Abwertung noch nicht in Sicht.
>Den USA kommt die Schwäche ihrer Währung sehr gelegen. Der niedrigere Dollar trägt dazu bei, dass weniger importiert und mehr exportiert wird. Große US-Konzerne wie Procter & Gamble oder Nike melden dank des schwachen Dollar bereits Umsatzsprünge."Die Amerikaner werden im Wahljahr alles vermeiden, was nach einem Eingriff in den Devisenmarkt aussieht", sagt Lorenzo Codogno von der Bank of America.
<font color=#0000FF>
Das sagt sich so leicht und gehört zur"conventional wisdom". Die wirkliche Frage ist doch eher: was hat Amerika denn heutzutage noch an nützlichen Gütern zu exportieren? Die ganzen Kernkompetenzen (Ausnahme: Rüstungstechnologie) sind doch Schritt für Schritt in den letzten Jahren abhanden gekommen. Die Güter, die man früher mit dem"American way of life" assoziierte, kommen längst aus Fernost. Der letzte amerikanische Hersteller von Fernsehgeräten soll schon vor Jahren dichtgemacht haben. Autos werden zwar noch gebaut, aber selbst die Amis finden inzwischen die japanischen Fahrzeuge besser. Beim PC ist ein Monopol praktisch nur noch bei den CPUs vorhanden, alle anderen wichtigen Teile (Gehäuse, Speicherchips, Mainboards, Laufwerke,...) kommen aus Asien.
Eigentlich müßten die Amerikaner viel mehr darum besorgt sein, daß der Dollar weiterhin Welthandelswährung bleibt, was eben eine starke und stabile Währung impliziert. Und wenn daran Zweifel aufkommen, dann haben die ein wirkliches Problem.
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FOX-NEWS
05.02.2004, 11:36
@ fridolin
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Amerika zieht sich auf seine eigentliche Kernkompetenz zurück: |
-->Die Gewaltausübung. Die Finanzierung erfolg durch Plünderung.
>Das sagt sich so leicht und gehört zur"conventional wisdom". Die wirkliche Frage ist doch eher: was hat Amerika denn heutzutage noch an nützlichen Gütern zu exportieren? Die ganzen Kernkompetenzen (Ausnahme: Rüstungstechnologie)
sam
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zani
05.02.2004, 12:09
@ Popeye
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Re: Manches scheint möglich, vieles scheint eher unwirklich |
-->>Es ist eines der großen Rätsel unserer Zeit (wie in dem Märchen"Des Kaisers neue Kleider"), warum intelligente (?) Notenbanker Dollarguthaben anhäufen und sich der Illusion hingeben diese Guthaben seien 'assets'.
Die Lage der Dinge ist: die 'Grossökonomen' sind nicht die grösseren Idioten als wir; sie haben die gleichen Zahlen/Statistiken wie wir; sie kennen die Verschuldung, die Instrumente, die Wirkweisen, die Zusammenhänge,....
Und trotzdem: kaum einer sieht den Kollaps.
Warum?
Sehen sie ihn auch, aber dürfen das nicht sagen. (Vielleicht die Chefökon. der DB, UBS,..: wg Geschäftsschädigung? Vielleicht die Regierungsökon.: wg sie wollen das Desaster nicht durch Panik auslösen? Die Univers.ökon.: ebenso?)
Oder stet der Kollaps einfach nicht vor der Tür? Eine Rezession vielleicht, eine schwache Deflation/Inflation - aber weit und breit ist kein Kollaps in Sicht?
Oder haben die 'Grossökonomen' eine andere Sicht auf die gleichen Dinge? Wir sehen vorwiegend 'das Geld, das wir tauschen gegen Nahrung. Wird es mehr/weniger berührt uns das unmittelbar.
Sie sehen das auch. Aber dann sehen sie das Geld auch als Steuerungsinstrument der Wirtschaft und Politik. Mehr oder Weniger ist dann keine Frage des unmittelbaren Genussens (inkl. Sparen). Sondern es ist Mittel zum Zweck der Aufrechterhaltung der nat./intern. Wirtschaftsabläufe und der eigenen nat. organisierten Machtinteressen, Zwecke die nicht unmittelbar sondern langfristig sind.
Also: ist unser Blick zu eng? Schauen wir nur auf kurzfristige Zwecke?
dottores ökonom. Sicht -im engeren Sinn genommen- ist bestechend. Aber sollten wir nicht vermehrt den Blick auf ausser-ökon. Zielsetzungen lenken, um das Nichtreden der 'Grossöko.' vom Kollaps nachvollziehen zu können?
>Solange also 'Wissenschaftler' sagen (und die Allgemeinheit glaubt) die neuen Kleider des Kaisers seien sehr, sehr schön, kann alles so weiter gehen. Die Erfahrung zeigt, dass dies regelmäßig nicht der Fall ist.
Oder sind 'die Grossen' wirklich so blöde, dass ihnen die Millionen von Tonnen Wirtschftsgeschichte zusammen mit der eigenen Erfahrung (manche sind ja alte Knacker) einfach entfallen, weil sie von der Gegenwart völlig vereinnahmt sind; oder weil sie an überkommene Theorien, völlig losgelöst von der Realität, geheftet sind und eher die Realität als die Theorie fallenlassen?
Manches scheint möglich, vieles aber scheint eher unwirklich.
gruss
zani
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PuppetMaster
05.02.2004, 12:11
@ Popeye
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Re: Sie sehen keine Gefahr eines Dollar-Kollapses? Nein.... (FAZ) |
-->>die Vereinigten Staaten dafür schilt, daß sie eine so starke fiskalische Expansion haben
was ist denn das,"fiskalische Expansion", steigende steuern?!
habe ich irgendwie gar nicht mitgeschnitten, dass dem so ist.
>Was Europa betrifft, sollten wir das tun, was normale große Volkswirtschaften
>tun, nämlich den Wechselkurs nicht allzu ernstzunehmen.
so ein unsinn. den chinesen, wahrlich eine grosse volkswirtschaft,
ist der wechselkurs ihrer währung doch alles andere als egal - sonst
könnten sie diese ja frei"floaten" lassen, nicht wahr?
und warum schütten die japaner milliarden für wechselkursmanipulationen?
nur so zum spass, wahrscheinlich.
gruss
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Euklid
05.02.2004, 12:23
@ FOX-NEWS
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Re: Amerika zieht sich auf seine eigentliche Kernkompetenz zurück: |
-->Und der Kriegsbeginn hängt von der Leidensfähigkeit der Bevölkerungen ab die ausgeplündert werden.
Irgendwann müssen sie sich halt mal wehren und dann kommen wieder die vereinigten Pressewerke und rücken die Geschehnisse so zurecht daß der Sieger zu seinem Siegerrecht kommt.
Notfalls werden dann nach dem Krieg wieder Dokumente mehr als 50 Jahre unter Verschluß gehalten.
Die Lage ist explosiv und die anderen Weltmächte müssen aufrüsten um nicht zum Fraß der vermeintlichen Weltbeherrscher zu werden.
Ich kann mir nicht vorstellen daß eine einzige Weltmacht je darstellbar ist.
Maximal ist eine Kontinentalmacht vorstellbar.
Europa plus Asien ist eine denkbare Konstellation.
Schaut man auf den Globus dann muß Nordamerika dies unter allen Umständen vermeiden.
Wahrscheinlich mit allen möglichen und unmöglichen Tricks.
Der Spaltkeil zwischen Rußland und Europa ist ein nützliches Werkzeug.
Aber auch der Keil zwischen China und Rußland.
Erfolgt zwischen Rußland,China und Europa eine Verbindung brennen in Nordamerika sämtliche roten Lampen.
Gruß EUKLID
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chiron
05.02.2004, 12:33
@ zani
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...und doch so real |
-->
>Oder sind 'die Grossen' wirklich so blöde, dass ihnen die Millionen von Tonnen Wirtschftsgeschichte zusammen mit der eigenen Erfahrung (manche sind ja alte Knacker) einfach entfallen, weil sie von der Gegenwart völlig vereinnahmt sind; oder weil sie an überkommene Theorien, völlig losgelöst von der Realität, geheftet sind und eher die Realität als die Theorie fallenlassen?
Genau so ist es, zani, zumindest gilt das für die Oekonomen, die ich kenne und bei besagten Banken arbeiten. Ich habs noch nie geschafft, auf eine einfache Frage eine Antwort zu erhalten. Sofort werden mir irgendwelche Theorien und Modelle um die Birne geworfen. Wenn ich frage, ob denn nicht der Konsum zusammenbricht, wenn die Hypotheken die 100% Belehnungsmarge anpeilen, kommt die Antwort, nein wieso denn, die Häuserpreise steigen doch schneller. Und dann läutet das Telefon, das Thema wird gewechselt, die Mittagspause ist um, ein SMS funkt dazwischen, eine Zeitung will ein Interview usw.
Und Gold nachwievor kein Thema...
Gruss chiron
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Tassie Devil
07.02.2004, 00:01
@ Popeye
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Re: Das grosse Wunder |
-->>Es ist eines der großen Rätsel unserer Zeit (wie in dem Märchen"Des Kaisers neue Kleider"), warum intelligente (?) Notenbanker Dollarguthaben anhäufen und sich der Illusion hingeben diese Guthaben seien 'assets'.
>Solange also 'Wissenschaftler' sagen (und die Allgemeinheit glaubt) die neuen Kleider des Kaisers seien sehr, sehr schön, kann alles so weiter gehen. Die Erfahrung zeigt, dass dies regelmäßig nicht der Fall ist. Wer den Dollarverfall der 80-ziger Jahre bewußt miterlebt hat, weiß das es Marktphasen gibt in denen es nichts Wichtigers zu geben scheint, als das monatliche Leistungsbilanz-Defizit der USA.
Hi Popeye,
ich denke mal, dass die Notenbanker den Pragmatismus pflegen, dass ihre US-Dollarguthaben solange tatsaechliche Guthaben und somit assets bleiben, wie die USA ihre Glaubwuerdigkeit in punkto Dollarmachtverteidung durch ihre militaerische Ueberstaerke, und letztendlich nur durch diese Staerke, im Vergleich zu anderen aufrecht erhalten koennen. Selbst stetig ansteigende Dollarmengen und damit US-Staatsschulden werden m.E. dem Glauben in des Kaisers Kleider nichts wesentliches anhaben koennen, die pragmatisch denkenden Glaubenden muessen lediglich darauf achten, die zusaetzlich produzierten USD-Volumina in ihre jeweils eigenen Pools einzuleiten.
Dann, und nur dann, wenn die USA infolge einer militaerischen Schwaeche auf dem linken Fuss ertappt werden, was entweder durch ihr eigenes Unvermoegen oder/und durch glaubhafte Muskelspiele anderer Militaermaechte zustande kommen kann, nur dann verlieren die USD-Guthaben als assets ihren Wert, i.e. es kommt zu einem trendigen Verfall analog ihrer militaerischen Schwaeche, die immer im Vergleich zu anderen zu sehen und zu bewerten ist.
>Grüße
Gruss
TD
P.S. Ich komme einfach nicht dazu, den Pearson bis zum Ende durchzuarbeiten, ungefaehr die Haelfte habe ich bisher inhaliert. Es ist manchmal zum Maeusemelken...
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