-->Vorbemerkung: Im Hintergrund zu dem nachstehenden Thema streiten sich PET und Glashersteller. Das Thema ist in den USA seit langem virulent - mit noch viel drastischeren Gesundheitsrisiken. Das Gesundheitsministerium ebenso wie das Umweltministerium haben bisher jede offizielle Stellungnahme unterdrückt. Dieses Jahr wird der wissenschaftliche Beirat des Umweltministers das Thema in seinem Jahresgutachten erstmals ausführlicher behandeln (Erscheinungsdatum ca. Mai/Juni). Obwohl ich"Partei" in dieser Auseinandersetzung bin - nachstehend das, was heute als gesicherte Erkenntnis gelten kann:
Schädliche Weichmacher
Sie stecken in ungezählten Kunststoffen. Nun wächst der Verdacht, dass Phtalate die Fortpflanzungsfähigkeit stören.
Chemiker schätzen die kurz Phtalate genannten Verbindungen. Da sie Kunststoffe wie Polyvinylchlorid (PVC) flexibel und geschmeidig machen, stecken sie in ungezählten Produkten wie Kabeln, Fußbodenbelägen und Lebensmittelverpackungen, in Infusionsbeuteln und Herzkathetern.
Eben dieser Erfolg bereitet Umweltmedizinern zunehmend Kopfzerbrechen. Ihre Besorgnis richtet sich vor allem auf Diethylhexylphtalat (DEHP). Denn dieser Weichmacher wird in riesigen Mengen produziert: weltweit schätzungsweise zwei bis acht Millionen Tonnen jährlich. Wie alle Phtalate ist DEHP im Kunststoff nicht chemisch gebunden. Im Lauf der Zeit dampft die Substanz in die Luft ab oder löst sich in Wasser auf. So gelangt DEHP in die Umwelt und von dort über Atemwege, Haut oder Verdauungstrakt in den menschlichen Körper.
Experten warnen schon seit einigen Jahren vor DEHP. Den ursprünglichen Verdacht, es könnte Krebs erzeugen, stufen sie zwar inzwischen als kaum wahrscheinlich ein. Nun aber nähren Studien die Vermutung, dass DEHP die Fort-pflanzungsfähigkcit beeinträchtigt. Die hormonähnliche Wirkung der Substanz stört, wie Tierversuche belegen, die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane bereits im Mutterleib; zudem vermindert sie die Fruchtbarkeit.
Eine kürzlich veröffentlichte US-Studie belegt, dass durch Phtalate auch die Fortpflanzungsfähigkeit von Menschen leidet: Die Wissenschaftler untersuchten 168 Männer, die wegen eines unerfüllten Kinderwunschs eine Spezialklinik aufgesucht hatten. Sie analysierten die Menge an Phtalaten im Körper der Patienten sowie deren Spermienqualität. Ergebnis: Je mehr Phtalate die Männer
in sich trugen, umso geringer waren die Konzentration und die Beweglichkeit ihrer Spermien - beides wichtige Faktoren für die Fruchtbarkeit.
Bis vor kurzem war strittig, wie viel DEHP der menschliche Körper überhaupt aufnimmt. Inzwischen hat Professor Jürgen Angerer, Toxikologe an der Universität Erlangen, zusammen mit Kollegen ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Belastung der Bevölkerung zuverlässig ermitteln lässt. Die weltweit als wegweisend geltende Methode analysiert Abbauprodukte von DEHP im Urin, die nur der menschliche Körper bildet, weshalb Verunreinigungen etwa durch Plastikgefäße im Labor ausgeschlossen werden können. Zudem gilt sie als wesentlich genauer als ihre Vorläufer.
Angerers erste Ergebnisse sind alarmierend. »Der Durchschnittsdeutsche«, berichtet der Toxikologe, »nimmt mehr DEHP auf, als wir bisher angenommen haben. Außerdem sind nicht einzelne Berufsgruppen belastet, sondern die gesamte Bevölkerung.« Bei zwölf Prozent der Untersuchten lagen die DEHP-Werte über der vom Wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss der Europäischen Union als tolerierbar festgelegten täglichen Aufnahmemenge von 37 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht.
»Wir befürchten vor allem«, sagt Angerer, »dass Frühgeborene, Dialysepatienten und Menschen, die häufiger Infusionen bekommen, erhöhte Mengen von DEHP aufnehmen.«Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat sofort auf die Ergebnisse der Erlanger Forscher reagiert. Jetzt sollen die Expertengremien der Europäischen Union die Risiken durch DEHP neu einschätzen.
Näheres z.B. hier:
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oder hier:
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