Dieter
09.02.2004, 11:38 |
wer sich über zu hohe Preise bei Obst, Gemüse ärgerte Thread gesperrt |
-->dazu gibt es von den Genossenschaftsbanken eine statistische Auswertung über die Unternehmenssituation von Gemüsegärtnern/Landwirten.
Die Zahlen wurden den G+V´s sowie Bilanzen des Wirtschaftsjahres 2001-2002 (die Gärtner haben per Gesetz ein abweichendes Wirtschaftsjahr 7-6).
Jetzt die Zahlen:
Verschuldungsgrad 60,2%
Gesamtkapitalrentabilität minus 3,5%
Eigenkapitalrentabilität minus 9,1%
Umsatzrentabilität minus 7,6%
Eigenkapitalveränderung minus 19,3%
Hier im Forum gab es etliche, die sich über die vermuteten enormen Gewinnspannen bei den Spargelbauern und Erdbeerplantagen beschwerten und die Ausbeutermethoden der Betriebe beim Lohndumping anprangerten.
Diejenigen bitte ich jetzt um Stellungnahme.
Gruß Dieter
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Herbi, dem Bremser
09.02.2004, 12:20
@ Dieter
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Re: hohe Preise bei Obst, Gemüse ** Erzeuger kontra Markt |
-->>..
..über die vermuteten enormen Gewinnspannen.. und Ausbeutermethoden der Betriebe..
Moin Dieter,
wir sollten auch weiterhin unterscheiden üben zwischen Erzeugerpreisen und Marktpreisen:
Ein Kornbäuerlein bekommt vom 30 Cent-Brötchen keine 3 Cent für's Korn und
beim Milchbäuerlein schaut es für den Liter Milch nicht viel anders aus.
Somit bleibt wohl weiter festzuhalten, dass sich nicht die Produktion, sondern nur der Handel zu lohnen scheint -
frei nach der Einstimmung auf's Blaupäusle-Land.
Gruß
Herbi
ps.: Bist du nicht auch im Handel von hochpreisigen Artikeln involviert?
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Turon
09.02.2004, 12:35
@ Herbi, dem Bremser
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Das mit dem Milch stimmt nur bedingt |
-->Ist zwar schon sehr lange her - da machte ich gerade Abi - wir haben dann eine Art Klassentreffen auf den Bauernhof gehabt.
Der Bauer war ganz stolz auf unsere Subventionierungspolitik, und gab an an jedem Liter Milch damals 50Pf zu verdienen. Insgesamt belief sich sein Michprofit an einen Tag auf 800 DM. Ich glaube nicht, daß man hier von 50 Pf, auf 2,5 Cent herunterging.
Spargel/Co - na ja - das klitzekleine Problem ist - daß der IST-Zustand auf deutschem Gebiet durchaus pervers ist. Die können nicht mithalten, und versuchen dann eben doch via Subventionen zu überleben.
Meine Meinung ist einfach: wer Subventionen benötigt ist ein Schädling der gesamter Ã-konomie und sollte einfach verschwinden, oder einfach in produktive Bereiche umswitchen, anstatt sich ständig zu beschwerden.
Gruß
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eesti
09.02.2004, 12:55
@ Turon
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Umsatz und Gewinn sind aber nicht identich. |
-->>Ist zwar schon sehr lange her - da machte ich gerade Abi - wir haben dann eine Art Klassentreffen auf den Bauernhof gehabt.
>Der Bauer war ganz stolz auf unsere Subventionierungspolitik, und gab an an jedem Liter Milch damals 50Pf zu verdienen. Insgesamt belief sich sein Michprofit an einen Tag auf 800 DM. Ich glaube nicht, daß man hier von 50 Pf, auf 2,5 Cent herunterging.
>Spargel/Co - na ja - das klitzekleine Problem ist - daß der IST-Zustand auf deutschem Gebiet durchaus pervers ist. Die können nicht mithalten, und versuchen dann eben doch via Subventionen zu überleben.
>Meine Meinung ist einfach: wer Subventionen benötigt ist ein Schädling der gesamter Ã-konomie und sollte einfach verschwinden, oder einfach in produktive Bereiche umswitchen, anstatt sich ständig zu beschwerden.
>Gruß
Er bekam sicher seine 50 Pf/l im Verkauf (Umsatz!) aber er hat ja auch Kosten, die dann abzurechnen sind. Sicher blieb auch damals noch etwas übrig aber mit hoher Sicherheit nicht dieser exorbitante Betrag.
Subventionitis ist natürlich prinzipiell zu ächten aber manchmal geht es wirklich nicht ohne. Will heißen mit Subventionierung funktioniert das System schlecht aber ohne Subventionierung kollabiert es eventuell.
Die vernüftige Mitte zu finden ist die Kunstr, die uns Deutschen leider abhanden gekommen ist.
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Turon
09.02.2004, 13:28
@ eesti
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Hallo Eesti |
-->>Er bekam sicher seine 50 Pf/l im Verkauf (Umsatz!) aber er hat ja auch Kosten,
Er hatte sicher Kosten - keine Frage - allerdings kaum so hohe Kosten,
daß er sich selbst zu den armen gezählt hatte. Die Lohnkosten in diesem Sektor (Milchproduktion durften kaum hoch sein - er hat keine Mitarbeiter beschäftigt).
Wie dem auch sei - er sprach jedenfalls so von seinem Milchgeschäft, als wäre es Schlarafialand - Tischlein deck Dich. so in etwa.
die dann abzurechnen sind. Sicher blieb auch damals noch etwas übrig aber mit hoher Sicherheit nicht dieser exorbitante Betrag.
Ich kann das nur nach seinen Worten beurteilen und kann mich jedoch erinnern, daß Milch zu selber Zeit im Laden günstiger gewesen ist ;) Also ganz sicher hatte das alles mit Subventionierung zu tun. Offenbar gab es Mindestpreise für Milchabnahme (wie bei Brot) - allerdings weiß ich von einem anderen Bauer, daß es schwer ist, an so einem Vertrag zu kommen.
>Subventionitis ist natürlich prinzipiell zu ächten aber manchmal geht es wirklich nicht ohne. Will heißen mit Subventionierung funktioniert das System schlecht aber ohne Subventionierung kollabiert es eventuell.
Sehe ich anders: (allerdings halte ich von Systemen aller Art wenig) - manchmal ist eine Finanzspritze notwendig - klar - aber auf Dauer? Wir sprechen hier von ziemlich gewaltigem Wettbewerbsverzerrung - wobei am Ende der Verbraucher so oder so, 1,20 Euro pro Liter zahlt, nur werden 50 Cent eben via Steuerbetrug einkassiert.
Und ja manche Branchen müssen zuweilen subventioniert werden, aber es sollte sich wohl eher um Artikel handeln, die die gesamte Wirtschaft aufrechterhalten, ohne die gesamte Ã-konomie wiederum zu zerstören. Sprich - ich zahle lieber 2Euro für ein Liter Milch von einem ausgesuchten Bauer, anstatt 70 Cent im Laden, wo ich doch ziemlich genau weiß, daß mein Bauer an diesen Laden nicht liefern darf, weil er keinen Vertrag hat. Und was man mit diesem Milch alles macht, was man abnimmt - das wäre noch eine andere Geschichte. Wenn man die Orgien dann genau durchleuchtet, weiß man, daß das was im Laden ist - definitiv
keine Milch mehr ist, sondern eine flüssige Substanz die völlig unnatürlich
versäuert.
Ich kann das nur so belegen: als wir noch in Polen alte Milchproduktion hatten,
wurde die Milch tatsächlich [b]sauer. Dass was man im Westen bekommt wird nicht sauer, sondern bitter und definitv nicht verzerrbar. Sprich - wenn die Milch versäuert machen es völlig andere Bakterienkulturen, als das was der gewöhnliche deutsche Durchschnittsburger kennt.
Richtig sauere Milch kannst Du ja nämlich noch weiter verwenden, das bittere aber nicht![/b]
>Die vernüftige Mitte zu finden ist die Kunstr, die uns Deutschen leider abhanden gekommen ist.
Sie ist nicht unbedingt abhanden gekommen, man vertraut dem System viel zu sehr - daß er alles besser macht. Vor 20 Jahren hat meine Familie zum Beispiel alle Milchprodukte selbst hergestellt - Milch, Sahne, Butter, bestimmte Käsesorten - etc. Alles zu eigenem Bedarf. Und ich kann mich immer noch an den Geschmack der Waren erinnern. Daß was im Laden zu kaufen gab, war meistens vom Geschmack her eine Geschmacksbeleidigung.
Deutschland geht aber schon seit geraumer Zeit in diese Richtung, leider.
Gruß
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Dieter
09.02.2004, 14:12
@ Herbi, dem Bremser
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@Herbi |
-->
>ps.: Bist du nicht auch im Handel von hochpreisigen Artikeln involviert?
Bin ich, aber auch mit Gartenbau, mit Produktion, mit Handel, mit Dienstleistung und vielleicht in Zukunft auch mal mit hochpreisigem Fahrzeugbau, falls ich mich mal langweilen sollte.
Gruß Dieter
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eesti
09.02.2004, 14:13
@ Turon
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zur Subventionierung |
-->Zu den Daten kann ich nicht viel sagen, war nur eine Unterstellung und das mit den natürlichen Produkten - da stimme ich Dir voll zu.
Aber das Aber:
Ohne Subventionierung gibt es keinerlei deutsche Landwirtschaft mehr.
In Osteuropa werden die selben Produkte (aber auch viele andere Lebensmittel) OHNE Subventionierung zu Bruchteilen der deutschen Kosten erzeugt und vermarktet. Für ein Brötchen hier bekomme ich in Lettland einganzes Brot zum selben Preis. Ich wohne direkt an der polnischen Grenze und sehe die Unterschiede im Preis und im Lebensstandard der Bauern. Zu den nicht subventionierten Kosten/Preisen ist eine produktion in der deutschen Landwirtschaft definitiv nicht machbar.
Jetzt steht die Frage: Was machen mit den dann arbeitslosen deutschen Landwirten und der deutschen Landmaschinenindustrie (gut, die könnte einen Großteil exportier)? Und was machen wir mit den riesigen Brachen dann?
Ostdeutschland als Experimentierfeld ist gescheitert.
Soll der Westen auch bald so aussehen?
Nein, ein wenig Subventionitis muß schon sein."Die Menge macht, dass ein Gift (k)ein Gift wird". (Paracelsus)
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McMike
09.02.2004, 14:34
@ Turon
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Re: Das mit dem Milch stimmt nur bedingt |
-->Milchpreis z.Z. 30-32 Cent/kg brutto!
Spargel, Kartoffeln, Obst, Gemüse wird NICHT subventioniert!!
Sorry Turon, aber du hast von der Materie keine Ahnung.
Wie representativ ist ein Erlebnis aus der Abizeit?????????
Geh´zu nem Bauern und FRAG mal nach!!!!!!!!!!
mcmike
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Turon
09.02.2004, 14:50
@ eesti
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Re: zur Subventionierung |
-->>Zu den Daten kann ich nicht viel sagen, war nur eine Unterstellung und das mit den natürlichen Produkten - da stimme ich Dir voll zu.
>Aber das Aber:
>Ohne Subventionierung gibt es keinerlei deutsche Landwirtschaft mehr.
Sie wäre teuerer als heute, keine Frage, aber das liegt nicht daran, daß duetsche Landwirtschaft uneffzient ist - sondern weil die EU gesamtheitlich
diesen Bereich subventioniert. Da kann man nicht einfach so aus der Reihe tanzen, und daher haben wir solche Verhältnisse, wie wir sie haben.
>In Osteuropa werden die selben Produkte (aber auch viele andere Lebensmittel) OHNE Subventionierung zu Bruchteilen der deutschen Kosten erzeugt und vermarktet.
Stimmt DEFINITIV nicht - es sei denn Du meinst landwirtschaftliche Produkte in Litauen/Estonien etc. Da ist aber auch die Lohnstruktur ganz anders.
Polnische Bauer kommen heute gar nicht mehr dazu ihre Kartoffeln loszuwerden, zum Beispiel - da gab es Streits ohne Ende. Einerseits aufgrund der von EU
geprädigter Mindestgröße, dann aufgrund der Kredite für Unternehmen die diese Mindestgröße erreichen.
Andersrum - speziell Osten Polens wird wiederum vom Litauen, Weißrußland etc.
von Billigprodukten legal/illegal überflutet.
Für ein Brötchen hier bekomme ich in Lettland einganzes Brot zum selben Preis. Ich wohne direkt an der polnischen Grenze und sehe die Unterschiede im Preis und im Lebensstandard der Bauern.
Weil in Deutschland es fürs Brot Mindestpreise gibt - die dem Becker das überleben zu sichern haben. Das ist nach außen ja fast schon Geheimnis ;) - aber de facto - Brot in Deutschland wäre günstiger - genauso wie Butter etc.
Es wird einfach immer noch viel zu viel produziert.
Zu den nicht subventionierten Kosten/Preisen ist eine produktion in der deutschen Landwirtschaft definitiv nicht machbar.
Richtig - dennoch - für mich spielt es keine Rolle, ob ich für Brot offiziell 2 Euro bezahle und der Produzent mit 2 Euro bezuschust wird, von meinen Steuern - oder ob ich einfach 4 Euro fürs Brot zahle. Ich meine - teilweise sind auch die bezuschusten Butterproduzenten exakt die jenigen,
die in Zukunft auf Kosten des deutschen Verbrauchers spottbillig nach Lettland liefern werden. Polen hat es ja schon längst vorgemacht und bei den Letten wird es nicht anders werden.
Jetzt steht die Frage: Was machen mit den dann arbeitslosen deutschen Landwirten und der deutschen Landmaschinenindustrie (gut, die könnte einen Großteil exportier)? Und was machen wir mit den riesigen Brachen dann?
Nun ja - wenn Du explizit nur auf die Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft achtest - ist das natürlich durchaus sinnvoll, so zu verfahren,
zumal EU es auch nicht anders handhabt. Aber man möge doch beachten, daß diese
EU- Landwirtschaft von Haarspitze bis zur Fußsohle einfach reguliert ist - so daß wir einen anderen Vergleich nicht haben - deswegn gezwungen ist immer Überschüsse zu liefern, und diese landen dann wiederum zu Bruchteilen in Osten.
Ein ganz krasses Beispiel ereignete sich doch schon zu Ausnahmezustandszeiten
in Polen. Da man Hungernot in Polen befürchtete - schenkte die Bundesregierung den Polen paar hundert Tausend Tonnen Weizen. Die wußte nicht was sie damit machen soll, und verkaufte es weiter.
Wenn Du heute in Polen eine Plantage Erdbeeren hast, kannst Du 1 Kilo Erdbeeren für 1 Zloty verkaufen - mehr ist nicht drin. Das war letzten Sommer so. Grund:
a) Rekordernte b) Importe. Und das sagt uns doch schon eine Menge: die pln. Landwirtschaft wird ihre Produkte gar nicht los - weil die Nachfrage aus dem Westen bereits gestillt wird. Und das ist nichts anderes als wettbewerbswidriges Verhalten - und bestimmt hat es sehr wohl mit Korruption zu tun.
Es gibt hier wo ich wohne einen einzigen Ex-Politiker mit ganzer Ladenkette -
er bekam reichlich Kredite - aber nimmt bei den polnischen Bauern nichts ab. (obwohl diese günstiger sind - wie Du sagst) Was sagt uns das?
Ostdeutschland als Experimentierfeld ist gescheitert. Soll der Westen auch bald so aussehen?
Ostdeutschland ist aus dem selben Grund doch vor die Hunde gegangen! Ich sehe in Wahrheit keinen anderen Grund, wenn Du mich fragst. Die Überschüsse
des Westens waren so groß, daß neue ostdeutsche Unternehmen von anfang an keine Chance hatten. Mit, oder ohne Subventionen und billigen Krediten. Es war zu wenig um konkurrenzfähige Wirtschaft im Osten auf die Beine zu stellen.
>Nein, ein wenig Subventionitis muß schon sein."Die Menge macht, dass ein Gift (k)ein Gift wird". (Paracelsus)
Sehe ich völlig anders! Sorry - man kann natürlich darüber trefflich streiten. Nur was nützt zum Beispiel Polen starke subventionierte Wirtschaft
des Westens? Gar nichts - sie macht Polen eben zu einem Armutshaus - mit 20%
Arbeitslosigkeit - ein Beleg dafür, daß man eigene Wirtschaft sehr wohl subventionieren kann, nur entsteht das Loch dann eben woanders - und muß wieder mittels Kredite gestopft werden, was nicht gerade vorübergehenden Charakter hat.
Regional gesehen, mag das schon stimmen - allerdings bezweifle ich doch sehr, daß es dem deutschen Verbraucher was nützt wenn er mittels seiner Steuer am Ende
die Herstellung von Produkten selber zahlt, die dann zum quasi Nulltarif
in Billigländern landen und dort die Arbeitslosigkeit aufblähen.
Wie soll man es denn ansonsten sehen? Ich meine Skandale und Skandälchen rund um die landwirtschaftliche Produkte, die trotz angeblicher Schranken aus der EU doch auf polnischen Markt landen die gibt es genügend.
Wieso blockieren die polnischen Bauern die Straßen? oder schütteln tonnenweise
Kartoffeln vor polnischem Parlament aus? Weil sie es nicht verkaufen können?
20kg Kartoffeln in Polen kosten etwa 1 Euro. Dennoch unverkäuflich?
Ist mir nicht besonders schleierhaft - Polen produziert jetzt schon gegenüber 1980 wesentlich weniger an landwirtschaftlichen Produkten! so um die 15% weniger - wobei es gegenüber 1980 6 Millionen mehr Polen gibt.
Und die EU fordert ja von den Polen weiteren radikalen Abbau der Landwirtschaft was auch so kommen wird. Das ist am Ende klar der Trugschuß, denn für andere deutsche bzw EU. Waren verknappt man am Ende doch den Markt.
Gruß
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Turon
09.02.2004, 15:08
@ McMike
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Re: Das mit dem Milch stimmt nur bedingt |
-->>Milchpreis z.Z. 30-32 Cent/kg brutto!
Ich sprach auch nur vom Milch!!!!!!!!!! Weil der Bauer ja eben nur auf Milchproduktion eingestellt war.
>Spargel, Kartoffeln, Obst, Gemüse wird NICHT subventioniert!!
Trotzdem landen EU-Kartoffeln auf dem polnischen Markt. Wie ist es dann sonst möglich, daß Polen weniger produziert, es mittlerweile 6 Millionen
Polen mehr gibt und Kartoffeln dennoch auf dem Markt zu 20kg Sack für umgerechnet ein Euro zu haben sind.
>Sorry Turon, aber du hast von der Materie keine Ahnung.
Ich behaupte nicht, daß ich auch der Kenner der Materie bin - ich werte nur
gewisse Unstimmigkeiten aus - die den Osten eben in diesem Sektor zu schaffen machen. Und die machen den Osten ganz gehörig zu schaffen!
>Wie representativ ist ein Erlebnis aus der Abizeit?????????
Ich sagte doch, daß es meine Abi Zeit gewesen ist - das ist im Jahre 1988
gewesen. Wie das jetzt ist weiß ich nicht, ich weiß nur daß Polen ihre Waren nicht loswerden und das hat was mit Marktregulierung im großen Still zu tun.
Ansonsten ist es nicht zu erklären.
>Geh´zu nem Bauern und FRAG mal nach!!!!!!!!!!
Muß ich das wirklich, wenn ich doch sehe, was bei uns los ist? Und ich sehe
nur eines, daß bei uns zahlreiche Agrarbetriebe eins nach dem anderen vor die Hunde gehen. Ich meine die klassischen Betriebe - die früher mehr produziert haben, als heute. Also wird eben mit subventionierten Preisen die Lücke gestoppt, und zwar so, daß sich jeder Bauer in Polen trotzdem beschwert.
Also wird die Lücke übermäßig gestopft - so daß es die Preise der poln. Bauern
derart nach unten drückt, daß sie so oder so aufgeben müssen.
Ich betrachte das einfach so:
wenn die Deutschen Buaern nicht subventioniert werden, wie Du sagst - haben sie exorbitante Produktionskosten. Im Laden kostet ein Sack Kartoffel aber 3 Euro für 12 Kilo. Der polnische Bauer verkauft 20 Kilo für ein Euro und kann seine Produktion kaum gewinnbringend vermarkten. Ansonsten würde er nicht vor dem Parlament ständig seinen Unmut zeigen.
Wie kommt das? Na, wie kommt das bloß?
Nimm mal einen Kartoffelsack aus Polen nach Deutschland!!!!!!! Dann wirst Du merken, was mit Dir passiert. Ich kenne paar polnische Flohmarktkartoffelhändler denen man deswegen einen schönen runden Stempel ins Paß haute - 6 Monate Einreiseverbot.
>mcmike
Gruß von T.
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Landwirt
09.02.2004, 15:40
@ Dieter
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mein Senf dazu |
-->Da das in meinen Bereich fällt, muß ich wohl meinen Senf auch noch dazu geben.
Grundsätzlich muß man unterscheiden, wie ein Landwirt seine Produkte vermarktet.
Hat er die Möglichkeit, auf Wochenmärkten, am Hof oder sonstwie die Verbraucher direkt zu beliefern, dann benötigt er keine Subventionen.
Die Schere zwischen Erzeugerpreis und Preis in den Geschäften ist einfach zu groß.
Aber die Schuld auf eine bestimmte Gruppe zu schieben wäre zu einfach.
Es kostet nun mal Geld, die Ware bis dort hin zu bringen.
Transport,Löhne,Urlaubsgelder,Lohnfortzahlung im Krankheitsfall,Heizkosten der Filiale,Brandversicherung, Steuern, etc.etc.
alle diese Kosten sind auf der anderen Seite natürlich auch Lohn und Einkommen von anderen Wirtschaftsteilnehmern.
Aber Hand aufs Herz. Wir geben im Moment ca. 12-15% unseres Einkommens für Lebensmittel aus.
Der Anteil war vor 30-40 Jahren noch wesentlich höher.
Meiner Meinung nach wird sich das Problem der Subventionierung bald von selbst erledigen.
Wenn nämlich die Transportkosten durch die Verknappung des Ã-ls weit höher liegen werden als jetzt, wird es keine Lebensmittel mehr aus Neuseeland, Argentinien,Südafrika,Erdbeeren aus Israel etc.etc. mehr geben und die deutsche Bevölkerung wird froh um jeden Landwirt sein, der das Ã-lzeitalter mit all seinen Vor-und Nachteilen überlebt hat.
Wenn es wirklich so wäre, das die Subventionen uns Bauern so reich machen, dann frage ich mich warum es immer weniger von uns gibt.
Und die, die noch weitermachen, tun sich schwer noch eine Frau zu finden.
Da ist wohl der Sozialhilfestatus noch besser.(derzeit[img][/img] )
Und nun ein konkretes Beispiel, als ich noch an Händler und Genossenschaften lieferte. (1995)
Erlös für 1 kg Äpfel, Handelsklasse 1, bei Andienung an die Genossenschaft im Herbst = 25-30 Pfennig
Verkaufspreis in den Geschäften: 1,99 bis 2,49 DM/kg
heute das gleiche, natürlich in EUR.
Grüße vom Landwirt
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McMike
09.02.2004, 15:41
@ Turon
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Re: zur Subventionierung |
-->Hi Turon
Mit Sicherheit ist Subeventionierung im Grundsatz falsch!
Es handelt sich halt um einen Wettlauf.
ALLE subeventionieren und wer´s am längsten durchhält gewinnt.
Und natürlich hast du Recht damit, dass die Überschüsse weg müssen.
mcmike
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Herbi, dem Bremser
09.02.2004, 15:55
@ Landwirt
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Re: mein Senf dazu ** Veredelungsgewinne sinken massiv |
-->>Da das in meinen Bereich fällt, muß ich wohl meinen Senf auch noch dazu geben.
Moin Landwirt,
find ich gut, dass du weiterhin zur Pflugschar stehst [img][/img].
Hier habbich exemplarisch ein paar Verdienste:
Haupterwerbsbetriebe mit schlechten Ergebnissen
Berlin, 11. Dezember 2003.
Im abgeschlossenen Betriebsjahr 2002/03 verdienten die deutschen landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe deutlich weniger als im Jahr zuvor. Durchschnittlich sank das Ergebnis um 25 Prozent auf 22.900 Euro.
Veredelungsgewinne sinken massiv
Besonders betroffen sind laut dem Deutschen Bauernverband (DBV) die Veredelungsbetriebe. Der Durchschnittsgewinn dieser Betriebsform hat sich laut dem DBV 2002/03 auf 18.900 Euro reduziert. Die Marktfruchtbetriebe mussten im gleichen Zeitraum ein größeres prozentuales Minus (35 Prozent) hinnehmen, kommen aber mit 24.500 Euro auf einen besseren absoluten Gewinn. Die Milchviehbetriebe verdienten im vergangenen Wirtschaftsjahr durchschnittlich 23.300 Euro. Das entspricht einem Minus von fast 10 Prozent. Die Rindfleischerzeuger unter den Haupterwerbs- betrieben erzielten mit 19.700 Euro ein nahezu unverändertes Ergebnis.
Gruß
Herbi
<ul> ~ Meldungen 2003 4. Zeile</ul>
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Rene
09.02.2004, 16:08
@ Turon
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Kartoffeln aus Pl |
-->Die machen an der Grenze schon wegen 2 kg einen riesen Aufriss, als wenn man Koks schmuggelt.
Wenn ich alleine fahre, ist eine Kontrolle so gut wie sicher. Mit Frau und Kind wird man fast immer durchgewunken.
Wird es zum 1.5.04 Änderungen geben?
Grus
Rene
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ottoasta
09.02.2004, 16:17
@ Dieter
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Re: was jammert ihr??.......... |
-->hallo,
was jammert ihr über hohe Preise? Hat von euch schon mal einer in der Landwirtschaft gearbeitet? Ich denke wohl kaum!
Ich zahle gerne faire Preise, sofern ich damit keine Massenware (Tier und Pflanze) unterstütze.
Daher kaufe ich grundsätzlich in meiner Umgebung bei den Biobauern ein und im Naturkostladen. Im Supermarkt gibt es auch Bioprodukte (werden immer mehr!) in sehr guter Qualität zu guten Preisen.
Ich unterstütze damit die"Bauern mit Hirn" und zugleich tue ich was Gutes für meine Gesundheit (überall um mich rum rotzt und niest es, nur ich nicht! )
Also, was soll das Gejammere??
Ihr habt es ja in der Hand, wie unsere Landwirtschaft aussehen soll!
Gruss
Otto
PS: Mir ist ein 'Grüner' am Arsch lieber als ein Herr Sonnleitner im Gesicht!
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prinz_eisenherz
09.02.2004, 16:20
@ Landwirt
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Eigentlich ist etwas anderes gemeint.... |
-->Die meißten von uns kennen doch noch in etwa die DM - Preise für Obst und Gemüse.
Schon damals, dass mag so sein, war der Verdienst der Landwirte nicht gerade üppig.
Nun, mit der Einführung des Euros, haben die Geschäfte es doch von Fall zu Fall fertig gebracht den alten DM - Preis als Euro - Preis zu verlangen.
Dein Beispiel mit den Äpfeln und den DM - Preis/ KG von ca. 2,00DM!!! zeigt es deutlich auf.
Das Kilo Äpfel bekomme ich z.Z. kaum noch unter 2,00 Euro!!!.
Wenn mich mein bürgerliches Rechnen nicht im Stich läßt, ist das eine Preissteigerung, im Zuge der Währungsumstellung, von 100%!!!.
Das ist bei den anderen Preisen, hier nicht nur bei Obst und Gemüse, mein Problem.
Also ist die Frage naheliegend, wer hat auf eine solch skrupellose Art und Weise die Währungsumstellung umfunktioniert und den großen Reibach gemacht?
Nachdem ich das erst einmal begriffen hatte, dass einige Konzerne mich als Verbraucher als total bescheuert eingeschätzt haben, versuche ich so gut es geht nach dem Motto"Geiz ist Geil" alle Normalpreise zu ergattern und die Produkte mit den Mondpreisen links liegen zu lassen.
Ich sage voraus, dass einige in den Konzernen diese Verarsche des Verbrauchers noch einmal bereuen werden.
Aber einen beruflichen Nachteil haben diese Damen unbd Herren nach den letzten Ereignissen wohl kaum zu befürchten, eher werden sie mit einer saftigen Abfindung"bestraft".
bis denne
prinz_eisenherz
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eesti
09.02.2004, 16:36
@ McMike
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ich rede nicht von Polen |
-->>Hi Turon
>Mit Sicherheit ist Subeventionierung im Grundsatz falsch!
>Es handelt sich halt um einen Wettlauf.
>ALLE subeventionieren und wer´s am längsten durchhält gewinnt.
>Und natürlich hast du Recht damit, dass die Überschüsse weg müssen.
>mcmike
Polen gehört zu Mitteleuropa. Davon rede ich nicht. Ich wohne nur an der polnischen Grenze und sehe, wie das beträchtliche Preisgefälle bereits hier Auswirkungen zeigt.
Ich rede von Osteuropa, wo noch ohne Subventionierung produziert wird.
Davon können die Bauern gerade so leben. Zu ihren örtlichen Verhältnissen.
In Deutschland und der EU insgesamt müßten die bauern genauso leben- zumindest nicht viel besser- gäbe es die Subventionierung und den Protektionismus (indirekte Subventionierung) nicht. Das Soja aus Brasilien darf den Markt überschwemmen aber bei anderen Produkten geht es einfach ohne Subventionierung nicht. Mit den asiatischen, südamerikanischen und osteuropäischen Lohnkosten können wir nicht konkurrieren. Wer wissen will, wie es aussieht, wenn plötzlich keine Subventionen mehr fließen kann ja mal durch Südostlettland fahren. Da ist es besonders schlimm zusammengebrochen. Überall stehen verrottete Landwirtschaftsfolgeindustieanlagen herum. Es gibt nicht nur keine Bauern mehr. Es gibt auch keine Zuckerfabriken, keine Mastanlagen, keine Reparaturwerkstätten u.s.w.. Fast alles ist weg. Auch sonst wenig Dienstleistungen im Angebot. Es brach halt zu viel zusammen. Und den Letten geht es ja noch sehr gut. Einige Kilometer weiter blickt man schon in fast totales Chaos, das nur mühsam wieder zu neuem Leben erwacht.
Ein wenig Geld und fast alle hätten noch Arbeit und könnten konsumieren, wären international weiter wettbewerbsfähig.
Entweder wir subventionieren die Landwirtschaft (gerade in Westdeutschland unrentabel kleinen Familienbetriebe) oder es gibt sie nicht mehr.
Die US-amerikanischen Bauern werden ja auch subventioniert und haben dazu noch optimalere Produktionsbasen (Großfelderwirtschaft).
Volkswirtschaftlich ist es besser, wenn man wenigstens etwas Mehrwert erzeugt (gestützt über Subventionen), als die Produktion völlig auszulagern. Dann verbleibt nichts im eigenen Wirtschaftskreislauf.
Sehe ich zumindest so.
Es kommt halt immer auf die Gestaltung an, dass eine Subventionierung nicht selbstzerstörend wirkt, sondern hauptsächlich die positiven Auswirkungen zum Tragen kommen.
LR
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