-->SPIEGEL ONLINE - 11. Februar 2004, 17:51
URL: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,285966,00.html
Knappe Urlaubskasse
Immer mehr Deutsche bleiben zu Hause
Die Reiselust ist groß, doch das Geld ist knapp. Zu diesem Fazit kommt die aktuelle Studie des BAT-Freizeit-Forschungsinstituts. Die Wohlstandswende hätte auch den Tourismus erreicht. Daher würden die Urlaubsreisen immer kürzer, und so wenige Deutsche wie lange nicht wollen überhaupt wegfahren.
Foto: GMS
Hauptsache ein Dach über dem Kopf: Günstige Urlaubsformen wie Zelten verzeichnen Zuwächse
Hamburg - Nur 42 Prozent der Deutschen planten demnach im laufenden Jahr mit Sicherheit eine Urlaubsreise. Das sei der schwächste Wert seit 1991, erklärte Studienleiter Horst Opaschowski am Mittwoch in Hamburg. 2002 und 2003 hätten noch 47 Prozent Reisepläne gehabt."In der Erfolgsgeschichte des Nachkriegstourismus hat es eine solche Talfahrt noch nicht gegeben", sagte Opaschowski. Für die 20. Deutsche Tourismusanalyse wurden im Januar 5000 Personen über 14 Jahren befragt.
Einzige Hoffnung der Tourismusbranche sei ein Anspringen der Konjunktur und mehr Zukunftsvertrauen der Verbraucher. Doch Opaschowski hat noch eine bittere Nachricht für TUI, Thomas Cook und Co.:"Die Reiselust ist vorhanden, aber das Urlaubsgeld ist knapp. Die Wohlstandswende hat auch den Tourismus erreicht." Laut dem Institut haben 2003 von den Nicht-Urlaubern 40 Prozent finanzielle Gründe für den Reiseverzicht genannt. 1991 waren es nur 28 Prozent.
"Die Geldnotprobleme werden zunehmen", sagt Opaschowski voraus. Zuwächse verzeichneten im Moment nur günstige Tourismusformen wie Autoreisen, Campingurlaube und Ferien in Deutschland. Nicht nur auf die Reiseabsicht allgemein, auch auf die Länge haben die klammen Finanzen Einfluss:"Die Deutschen retten den Urlaub, indem sie die Reisedauer verkürzen", meinte Opaschowski. 1980 waren die Gäste im Schnitt noch 18,2 Tage am Urlaubsort, 2003 nur noch 13,4 Tage.
Im Schnitt ließen sich die Deutschen den Urlaub 1030 Euro kosten. Ostdeutsche lassen sich die Ferien 877 Euro kosten, Westdeutsche 1177 Euro. Von dem Sparwillen profitierte vor allem die Heimat, 38 Prozent der Reisen führten hierher. Vor vier Jahren waren es nur 30 Prozent. Gewinner im Inland waren die Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern und Bayern.
Im Ausland lag Spanien mit fast 16 Prozent wieder an der Spitze und brach damit den rückläufigen Trend der letzten Jahre. 2002 waren nur 14 Prozent der Befragten im Land der Toreros. Es folgten Italien (7,6 Prozent), Ã-sterreich (4,6) und Türkei (4). Im laufenden Jahr erwartet Opaschowski wegen der Olympiade einen deutlichen Zuwachs bei den Griechenlandreisen.
|