TESLA
19.02.2004, 18:27 |
Tja, Fed-Index fällt, Börse steigt, einfach super... Thread gesperrt |
-->... Gute Konjunkturzahlen scheinen ein Grund für Aktienkäufe zu sein (Unternehmensgewinne steigen)...
... Schlechte Konjunkturzahlen bieten Zinssenkungsphantasie...
Egal der DOW steigt und steigt und steigt
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CaptainB
19.02.2004, 20:56
@ TESLA
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DaimlerChrysler, die Butter und das große Fressen! |
-->ok -
die schlechte Nachricht vorweg! Du bist nicht der Einzige, der short ist/war!
Ich frage mich inzwischen auch, ob - global betrachtet - ich den passenden Denkansatz in der Beurteilung von Wirtschaft, Devisen und Wertpapiermärkten habe.
Hier sind immer wieder Beiträge zu deflationären Szenarien zu lesen. Grobes Fazit: viele Teile der Wirtschaft, Industrie, Banken, Rohstoffveredler, Staatswesen u.a. verlieren teilweise Ihre Funktionsfähigkeit mit entsprechenden Domino-Effekten bis hin zum totalen Versagen weiter Teile.
Alles Szenarien, die der Börse eigentlich den Angstschweiss auf die Stirn und den Garaus machen müßten. Eigentlich!
Ich versuche derzeit, mein Weltbild dahingehend zu korrigieren, dass ich immer mehr zu der Überzeugung kommen, dass wir in ein Inflationäres Szenario hineinschlittern.
1923 hatten wir in D die Hyperinflation mit den bekannten Auswirkungen. Dieses war eine monetäre Inflation und als solche zerstörte sie die Wertaufbewahrungsfunktion des - nicht mehr knappen Gutes - GELD. Ich glaube darin liegt heute keine wesentliche Gefahr, solange die jeweilige Geldmenge der wirtschaftlichen Aktivität angemessen ist. Hier haben wir ein funktionierendes Wertkonservierungs-Konzept.
Komplizierter wird es dagegen, wenn das gedanklich Szenario auf eine globale Wirtschaftsaktivität - eben die gegebene -(selbstverständlich mit effizienten Märkten) aufsetzt, es aber nicht nur eine Geldmenge, sondern viele Geldmengen in Devisenform gibt. Wir haben plötzlich konkorrierende Wertkonservierungs-Konzeptionen.
Mehrere Akteure drehen an den Schrauben, selbstverständlich zu Ihren Gunsten (die US-Amerikaner"drucken" Geld um ihren übermäßigen Konsum zu finanzieren, usw.) aber das"eigentlich" entscheidende ist: für die lokale Volkswirtschaft mag die Geldmenge kontrollierbar sein, über mehrere volkswirtschaftliche System hinweg gesehen ist sie das aber nicht. Nicht einmal gewollt! Zumal manche überzeugt sind, dass sie unter Wettbewerbsaspekten über das bessere System verfügen.
Im Prinzip inflationieren wir unsere"Wertkonservierungs-Konzeptionen" und das ist nicht mehr unbedingt die Währung allein, nein auch das Buchgeld, die Währung, die Aktien und die Anleihen. Nichts als konservierte Werte, einmal erschaffen, für späteren Konsum (oder Investition) zur Seite gelegt, Eigentumsnachweise an (hoffentlich) werthaltigen Dingen.
Und so wie zu Zeiten der Hyperinflation die Preisentwicklung einen hyperaktiven Warenumschlag zur Folge hatte - schließlich verlor man mit jeder Stunde an Kaufkraft - so scheint mir auch in der globalen Wirtschaft eine Art Hyperaktivität einzusetzen. Nur diesmal werden nicht Butter und Brot gekauft - oder Zigaretten als Tauschmittel - diesmal werden eben Buchwerte und Anteilswerte gekauft. Und diese konkurrieren an den Börsen (Märkte) um die Nachfrager indem sie das"beste Wertkonservierungs-Versprechen" abgeben. (So wie DCX-Schrempp in der Pressekonverenz, trotz negativem Shareholder-Value)
Entscheidend sind schon längst nicht mehr die (wirtschaftlichen) Rahmenbedingungen zur Erlangung einer nachhaltigen Wertschöpfung (z.B. Wachstumsmarkt), sondern die Fähigkeiten zur Durchsetzung des Werterhaltungs-Konzeptes auf Umwegen, sprich FRESSEN um nicht selbst an Werteverzehr zu Grunde zu gehen. (Übernahmen, Fusionen)
Die Börse kauft deshalb nicht unbedingt die solide wirtschaftenden Unternehmen, sondern die Schreier. Denn diese liefern Wertschöpfungs-Versprechen ab, die weit in der Zukunft liegen (DCX z.B. von 1997 -bis - jetzt:2007) haben aber den großen Vorteil, das der handelbare Preis für den"Wertkonservierten Anteil mit Besserungsschein" -sozusagen eine Zukunftsoption - realisierbar ist.
1923 haben wir vielleicht mal eine ranzige Butter erwischt, aber wir hatten eine. 1997 war es dann die DCX-Aktie. Die ranzige Butter konnten wir noch essen, aber die DCX-Zukunftsoption werden wir vielleicht auch in 2010 nicht realisieren können.
Und dieses"Vielleicht - wir werden können" treibt die Börsen. Die Kaufkraft-Entwertungs-Dynamiken zwischen den Weltwirtschaften heizen die Preise für"wertkonservierte Anteile" in inflationärem Maße an und das heißt: obwohl die Voraussetzungen für Wachstum und Wertschöpfung immer weniger gegeben sind (vgl. FED-Index) kaufe ich lieber heute die ranzige Butter als morgen gar keine.
Die letzte Börsen-Euphorie (2001) war durch gigantische Wachstums-Phantasien getrieben. (Stichwort: Internet-Hype) Die nächste wird durch globale Fusions-Phantasten (vgl. Schrempp mit gigantischen Visionen) in bisher nicht gekanntem Maßstab getrieben.
Die Masse wird vorhanden sein, da eine siechende Wirtschaft genügend Kandidaten, die gefressen werden können produziert und gleichzeitig in inflationierendem Maße Liquidität nach Wertkonservierung sucht. (Manchmal versucht der Schwanz auch mit dem Hund zu wackeln - nicht wahr Herr Sanofi?)
So wird das Ganze zum Kinderspiel.
Allerdings ist Eines zu beachten: 1923 war das Angebot an Brot und Butter gewissen Ressourcen-Restriktionen unterlegen. Sprich, die Schwankungen im Angebot und in der Nachfrage waren zu vernachlässigen! Die Börse als Marktplatz kennt andere Einflussfaktoren, die zu deutlichen Schwankungen führen - können und müssen. (Schließlich müssen überschüssige Papier-Werte vernichtet werden.)
Das Inflations-Szenario bleibt aber zunächst das dominante.
Mit anderen Worten: 12.2005 => DJIA 22500 - oder: je schneller die schlachten Wirtschaftszyklen uns ergreifen, um so schneller schaukelt sich der Dow nach oben! Muss also kein Widerspruchsein: siechende Wirtschaften aber boomende Börsen! Wohlgemerkt, es geht nicht mehr um Rahmenbedingungen unter Wertschöpfungs-Gesichtspunkte, sondern um das große FRESSEN.
Gruß CaptainB
PS ist nur meine kleine, persönliche und bescheidene Meinung
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silvereagle
19.02.2004, 21:30
@ CaptainB
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Re: Das große Fressen! / oder: Die große Lust an der Utopie |
-->Hallo CaptainB,
> die schlechte Nachricht vorweg! Du bist nicht der Einzige, der short ist/war!
Sind wir schon drei. ;-)
> Ich frage mich inzwischen auch, ob - global betrachtet - ich den passenden Denkansatz in der Beurteilung von Wirtschaft, Devisen und Wertpapiermärkten habe.
Das ist wohl genau die Master-Frage... ;-)Ich für meine Teil bin dabei (momentan, kann sich natürlich ändern) zu der Erkenntnis gelangt, dass ein Blick in die Zukunft nichts anderes als eine verdammt mickrige (aber auch spannende) Spekulation sein kann... ;-) Wer hier (und natürlich auch anderswo) irgendwelche"Prognosen" von sich gibt, ist ein Spieler, und ein Hasardeur, wenn der Einsatz hoch genug ist. Und warum ist so?
Weil es eben dem menschlichen Geist nicht in die Wiege gelegt wurde, in die Zukunft zu schauen. Dazu müsste er sich schon eine Zeitmaschine konstruieren... ;-)
Im Prinzip wäre das ja eine recht einfache Erkenntnis, die wohl jeder für sich schon das eine oder andere mal gezogen hat. Faktum ist aber: Und dennoch gibt man die Hoffnung nicht auf... ;-) Typisches Indiz dafür: Wenn die bisherige Prognose keine rechten Früchte getragen hat, dann vielleicht eine andere, eine völlig andere, ja: das genaue Gegenteil! Wie also z.B.:
> Ich versuche derzeit, mein Weltbild dahingehend zu korrigieren, dass ich immer mehr zu der Überzeugung kommen, dass wir in ein Inflationäres Szenario hineinschlittern.
... nachdem vorher die bekannten 29,5 Gründe für das Defla-Szenario aufgezählt wurden... ;-)
Es folgen dann absätzelange Überlegungen, die allesamt doch irgendwie ein solches Szenario begünstigen könnten (und durchaus realistisch sein können). Fakt ist aber: Man hat keine Ahnung. Nicht über das, was Millionen oder gar Milliarden Menschen in der gegenseitigen Interaktion tun werden. Wie - um alles in der Welt - sollte auch ein einziger Kopf dies für alle anderen voraussehen können? Wäre das nicht ein grundlegender Widerspruch zur Gesamtkonzeotion dieses Universums?
Tja, ich weiss, wenig überzeugend, mein Geschreibsel... ;-) Denn an der Faszination, die Wette einzugehen und die Hoffnung, sie zu gewinnen, kann all dieses akademische Einmaleinsrechnen nichts ändern... ;-) Ein Spiel spielt man solange, als es nicht langweilig geworden ist. Man muss es einfach spielen, und das hat nichts mit Sucht zu tun. Man kann es verdrängen, sich mit anderem beschäftigen - aber die Fantasie nagt im Hinterstübchen weiter...
Ein typisches Argument gegen die Spekulationslust ist ja, dass man sich dabei im Grunde nur mit allen anderen beschäftigt - nur nicht mit sich selbst. Denn wenn man spekuliert, dann darauf, was"die anderen" (in der Mehrheit) tun werden - und dann ganz einfach versuchen, schneller als all die anderen zu sein, wenn's ums Handeln geht. Man würde seine gegebene Zeit damit verplempern, auf Aktionen anderer zu reagieren (Verarbeiten von Infos aller Art,"fundamentals", Analysen usw.), in der stetigen Hoffnung oder Illusion, die anderen zum Reagieren zu bewegen, die Zügel in der Hand haltend...
Aber auch dieses Argument ist mir zu kopflastig. Wer sich mit Charts beschäftigt, beschäftigt sich mit nichts anderem, als der eigenen Rolle innerhalb des"big whale thing" ;-) Auch das Streben nach materiellem Reichtum wird gespeist von etwas Irrationalem, etwas Immateriellem. Man will neue Ufer erreichen. Warum dann bitte nicht über Geld-, Gold- und Aktienspekulation?
Viel Spass noch,
Gruß, silvereagle
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CaptainB
19.02.2004, 22:09
@ silvereagle
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Die große Lust an der Utopie - oder wer bellt denn da? |
-->Hallo SilverEagle,
>Sind wir schon drei. ;-)
JOOP!
... der Rest ist mir zu tiefsinnig!
>Auch das Streben nach materiellem Reichtum wird gespeist von etwas Irrationalem, etwas Immateriellem. Man will neue Ufer erreichen. Warum dann bitte nicht über Geld-, Gold- und Aktienspekulation?
Nun, Ich bin bei Dir!
Ich sehe darin auch keinerlei Makel. Ich suche nur die Anwort. Ich würde auch nicht darauf wetten, dass der Dow diese 22500 bis 12.2005 tatsächlich erreicht, nur leider muß ich immer mehr feststellen, wer so tut als ob das in's Märchenland gehört straft sich selbst Lügen. Das gilt für Bullen als auch für Bären.
Gruß und den Erfolg zum Spaß.
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Cosa
19.02.2004, 23:27
@ TESLA
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Re: Tja, Fed-Index fällt, Börse steigt, einfach super... |
-->>... Gute Konjunkturzahlen scheinen ein Grund für Aktienkäufe zu sein (Unternehmensgewinne steigen)...
>... Schlechte Konjunkturzahlen bieten Zinssenkungsphantasie...
>Egal der DOW steigt und steigt und steigt
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Hi TESLA,
die Rahmenbedingungen waren vor einem Jahr doch noch schlechter, trotzdem stiegen die Aktienmärkte. Erst wenn die Fonds weniger an Zulauf haben, dann kann aus einer Zwischenkorrektur auch eine Trendumkehr werden. Noch nicht der Fall; aber wem erzähl ich das:-)
viele Grüsse
Cosa
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