dottore
01.03.2004, 17:26 |
Ã-konomische Bedeutung des Fegefeuers Thread gesperrt |
-->Hi,
seit LeGoff wissen wir um die Entstehung der Idee vom FF. Harvard-Prof. Greenblatt hat sogar einen Ort in Sizilien mit Namen"Purgatorio" ausgemacht.
Ã-konomisch sah es so aus: Wer selbst (oder durch Verwandte, Kinder usw.) Geld zum Beten für sein Seelenheil gab (auch: Stiftungen etc.) konnte sich von den Qualen des Wartens"loskaufen". Die Sache mit Ablassbriefen, Tetzel, Petersdom-Finanzierung, Luther, usw. ist bekannt.
Mit Hilfe dieser Gelder bachten es Klöster und Kirchen zu immensem Reichtum, Einkunftsquelle: vor allem Grundbesitz, der mit Hilfe dieser Summen gekauft wurde. In einigen Staaten lagen weite Teile der"ertragbringenden" Substanzen in der Hand der"toten Hand" (die ihrerseits nichts mehr abzugeben brauchte). Entsprechend kam die Umverteilung via"Reformation".
Vor allem kam es zu einer"Krise der Erinnerung" zwischen Katholiken und Protestanten, da es letzteren - zum Teil unter Androhung der Strafe des Einzugs des Vermögens - untersagt war, etwas für die Altvorderen zu tun (inkl. Beten).
Tote können sich nicht wehren, Lebende dagegen durchaus, wir denken an den unaufhaltsam marschierenden"Konflikt der Generationen" (mit massenhafter Literatur dazu).
Max Weber hat bekanntlich den Protestantismus als einen Quell des Kapitalismus genannt, m.E. ist er aber nicht auf den Kern (Erinnerungskrise) gekommen, wenn auch das Ergebnis (in der Literatur umstritten) in Teilen hinhaut.
Wenn wir nun den Gedanken säkularisieren (die schaffende Generation ist nicht mehr in einer Pflicht an die Nichtschaffende zu"denken") - was passiert dann?
Die Einzahlungen in die Rentenkassen können nicht mehr als"Ablass" bzw. FF-Loskauf-Versuch interpretiert werden, sondern es muss dazu das Hilfskonstrukt des"Generationenvertrages" her.
Die Forderungen der (lebenden) Altvorderen sind auf Dauer ebenso wenig zu bedienen wie damals die der (toten) Altvorderen. Nur jetzt wie die Altvorderen ökonomisch als Geldempfangsberechtigte (aufgrund welcher Ideologie spielt keine Rolle) ausschalten wie man damals Kirchen und Klöster ausschalten konnte?
Eine Änderung der Erbschaftsteuer kann umgangen werden und bringt auch im Ernst nicht viel, sofern nicht Totalenteignung stattfindet, was aber auch zu skurrilen Ergebnissen führen sollte, da ein Konsumrausch der über 70jährigen kaum vorstellbar ist (Kreuzfahrten hin oder her).
Wie diese gigantische ökonomische Schieflage zu beseitigen ist, erschließt sich mir nicht, zumal sich das Problem von Generation zu Generation immer höher türmt.
Möglicherweise hatte die FF-Idee doch einiges für sich gehabt. Nicht weil sie"als solche" akzeptiert werden sollte, sondern weil sie nach ihrer Beseitigung einen Neu-Start ermöglichte, der sich ziemlich parallel zu dem entwickelt hat, was dann unter"Kapitalismus" und"Industrialisierung" gelaufen ist.
Aber heute?
Ideen willkommen + Gruß!
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ufi
01.03.2004, 17:54
@ dottore
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Ist die Höllen nun endo- oder exotherm? |
-->Nachfolgend eine Prüfungsfrage aus der aktuellen Zwischenprüfung im Fach Chemie an der Universität von Washington.
Die Antwort eines Teilnehmers war"so profund", dass der Professor sie via Internet mit Kollegen in der ganzen Welt teilen wollte. Und darum haben auch wir die Freude, daran teilhaben zu dürfen.
Bonus-Frage:
Ist die Hölle exotherm (Wärme abgebend) oder endotherm (Wärme aufnehmend)?
Die meisten Studenten untermauerten Ihre Antwort, indem Sie das Boyle-Mariotte-Gesetz heranzogen ("Das Volumen und der Druck eines geschlossenen Systems sind voneinander abhängig", d.h. Gas kühlt sich ab, wenn es sich ausdehnt und erwärmt sich bei Kompression).
Einer aber schrieb folgendes:
Zuerst müssen wir feststellen, wie sich die Masse der Hölle über die Zeit ändert. Dazu benötigen wir die Rate der Seelen, die"zur Hölle fahren" und die Rate derjenigen, die sie verlassen. Ich denke, wir sind darüber einig, dass eine Seele, einmal in der Hölle, diese nicht wieder verlässt.
Wir stellen also fest:
Es gibt keine Seelen, die die Hölle verlassen.
Um festzustellen, wie viele Seelen hinzu kommen, sehen wir uns doch mal die verschiedenen Religionen auf der Welt heute an. Einige dieser Religionen sagen, dass, wenn man nicht dieser Religion angehört, man in die Hölle kommt. Da es auf der Welt mehr als eine Religion mit dieser Überzeugung gibt, und da niemand mehr als einer Religion angehört, kommen wir zu dem Schluss, dass alle Seelen in der Hölle enden. Auf der Basis der weltweiten Geburten- und Sterberaten können wir davon ausgehen, dass die Anzahl der Seelen in der Hölle exponentiell ansteigt.
Betrachten wir nun die Veränderung des Volumens der Hölle, da nach dem Boyle-Mariotte-Gesetz bei gleichbleibender Temperatur und Druck das Volumen proportional zur Anzahl der hinzukommenden Seelen ansteigen muss. Daraus ergeben sich zwei Möglichkeiten:
1. Expandiert die Hölle langsamer als die Anzahl der hinzukommenden Seelen, dann steigen Temperatur und Druck in der Hölle an, bis sie explodiert..
2. Expandiert die Hölle schneller als die Anzahl der hinzukommenden Seelen, dann sinken Temperatur und Druck in der Hölle, bis sie gefriert.
Zur Lösung führt uns der Ausspruch meiner Kommilitonin Teresa:"Eher friert die Hölle ein, bevor ich mit dir ins Bett gehe..."
Da ich bis heute nicht dieses Vergnügen mit Teresa hatte (und wohl auch nie haben werde), muss Aussage 2 falsch sein, was uns zur Lösung bringt:
Die Hölle ist exotherm und wird nie einfrieren.
Der Student bekam als einziger Prüfungsteilnehmer die volle Punktzahl.
[b]
:-) [img][/img]
Gruss
ufi
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zucchero
01.03.2004, 18:59
@ dottore
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Re: Ã-konomische Bedeutung des Fegefeuers |
-->Verlegen wir das Fegefeuer einfach vor den Zeitpunkt des Todes. Das entspricht auch mehr unserer aufgeklärten Welt. Die Philosophie ist einfach: wer nicht für sich selbst sorgt verarmt und wartet darauf, dass er vom Tod erlöst wird.
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dottore
01.03.2004, 18:59
@ ufi
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Re: Sehr hübsch, nur ist die Hölle leider leer (noch) |
-->Denn wer würde es wagen, dem Jüngsten Gericht vorzugreifen? Erst dann wird das Buch geöffnet - the"day of reckoning" (kennen wir sogar hier bestens).
Die Hölle jetzt schon zu befeuern, wäre Energieverschwendung. Luzifer & Cie. finden wohl auch so ein warmes Plätzchen.
Die Frage war also falsch gestellt und hätte lauten müssen: Wie wird das Fegefeuer beheizt?
Lt. LeGoff et al. durch die bewährte Erdwärme, die aus Spalten usw. tritt. Die Inhabitanten bruzzeln bei relativ konstanter, wenn auch - sub specie von Milliarden Jahren - abnehmender Temperatur.
Literatur-Tipp: Greenblatt, Hamlet in Purgatory - nur wer war Hamlet?
Und warum geht's auf dem Titel so paradiesisch zu?
[img][/img]
Gruß!
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dottore
01.03.2004, 19:12
@ zucchero
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Re: Ã-konomische Bedeutung des Fegefeuers |
-->>Verlegen wir das Fegefeuer einfach vor den Zeitpunkt des Todes. Das entspricht auch mehr unserer aufgeklärten Welt. Die Philosophie ist einfach: wer nicht für sich selbst sorgt verarmt und wartet darauf, dass er vom Tod erlöst wird.
Gut. Nur das Problem bleibt: WIE für sich selber sorgen - ohne das es als"gemeinschädlich" deklariert wird. Wer für sich selbst sorgt, entzieht anderen automatisch etwas, das SIE zum Leben brauchen (könnten).
Es ist eine neue Form der Umverteilung entstanden, die sich"Sozialstaat" nennt - das anonymisierte An-Andere-"Denken"-Müssen. Das mag man gern als"aufgeklärt" bezeichnen, ökonomisch aber geht es schief. Diesmal viel schiefer als es mit der"toten Hand" gelaufen war. Die gab zwar nichts mehr ab, sorgte aber für die Ihren und so manchen armen Teufel mit.
Der angehende Jurist Luther ging ja nicht ins Kloster, weil er so viel Freude am Glauben hatte, sondern weil sein Vater (Bergbau-Unternehmer) im Ruin steckte. Luthers Schriften gegen"Mammon","Wucher","Fuckerei" (Fugger),"Reiche" überhaupt bis hin zu den"Juden" (erfolgreichste Bevölkerungsgruppe in Wittenberg, hatte fast die Hälfte der Stadt im Griff) kommt nicht von ungefähr.
Gruß!
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ufi
01.03.2004, 19:20
@ dottore
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ein echter"dottore":-) ***grins*** / Danke / Gruss (o.Text) |
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Zandow
01.03.2004, 19:54
@ dottore
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Christianisierung |
-->Hi dottore,
irgendwie versteh' ich Ihr posting nicht ganz. Die ganze Sache geht so oder so den Bach runter. Nix da mit Neuanfang, oder höchstens nach 100 Jahren vielleicht. Was mir so neulich auffiel, ist der Ruf nach einer eigenen EU-Steuer. Wenn diese kommt, folgen sodann Anleihen der EU. Somit wird sich der ganze Staatsbankrott noch 'ne Weile verzögern.
Wegen Fegefeuer hab' ich nu' gar keine Ahnung, alldieweil selbst kein Christ. Z.Z. wühle ich mich durch die Geschichte der Vikinger und der Besiedlung Islands. Auffällig ist die geradezu plötzliche Christianisierung ganz Europas im 10. Jahrhundert. Sehr merkwürdig das.
Dazu eine Frage: Was hat der Norwegische König Olaf I. von der Christianisierung Islands gehabt??? Es hätte ihm doch wurscht sein können, wenn so weit weg Heiden leben. Was hat ihn also angetrieben, den Glauben in Island durchzusetzen?
Da fällt mir grad noch ein: Steuern in Skandinavien
In der Bronzezeit: Kupfer, Zinn, Gold, Silber (das ist klar)
Eisenzeit: Wo hatten die Vikinger das Eisen her? Eigene Minen? Was genau war sonst noch Steuer?
Das ganze Internet ist voll mit mainstream. Es ist extrem schwierig, Genaueres zu bestimmten Fragen zu finden.
Herzliche Grüße, <font color=#008000>Zandow</font>
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dottore
01.03.2004, 20:40
@ Zandow
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Re: Christianisierung |
-->>Hi dottore,
>
>irgendwie versteh' ich Ihr posting nicht ganz. Die ganze Sache geht so oder so den Bach runter. Nix da mit Neuanfang, oder höchstens nach 100 Jahren vielleicht.
Das nach Abschaffung des FF ermöglichte einen Neuanfang, da es Kirchen und Klöstern die Existenzgrundlage entzog. Klosterruinen (England!) gibt's zu Hunderten. Das waren nicht nur die"Bauern".
>Was mir so neulich auffiel, ist der Ruf nach einer eigenen EU-Steuer.
Ja, daran arbeiten sie. Enthält die EU-"Verfassung" ein Besteuerungsrecht?
>Wenn diese kommt, folgen sodann Anleihen der EU.
Logisch gedacht, aber es wird nix damit.
>Somit wird sich der ganze Staatsbankrott noch 'ne Weile verzögern.
Irgendwie arbeiten alle mit Hochdruck daran.
>Wegen Fegefeuer hab' ich nu' gar keine Ahnung, alldieweil selbst kein Christ.
Eine der größten Errungenschaften der Finanzgeschichte.
>Z.Z. wühle ich mich durch die Geschichte der Vikinger und der Besiedlung Islands. Auffällig ist die geradezu plötzliche Christianisierung ganz Europas im 10. Jahrhundert. Sehr merkwürdig das.
In der Tat. Schafft - nebenbei - riesige Chronologie-Probleme und Legalisierungsprobleme obendrein.
>Dazu eine Frage: Was hat der Norwegische König Olaf I. von der Christianisierung Islands gehabt???
Gute Frage. Vielleicht weist der"Zehnte" den richtigen Weg. Daher kamen flugs auch"Bischöfe" daher, in Island gleich zwei.
>Es hätte ihm doch wurscht sein können, wenn so weit weg Heiden leben. Was hat ihn also angetrieben, den Glauben in Island durchzusetzen?
Geld.
>Da fällt mir grad noch ein: Steuern in Skandinavien
>In der Bronzezeit: Kupfer, Zinn, Gold, Silber (das ist klar)
>Eisenzeit: Wo hatten die Vikinger das Eisen her? Eigene Minen?
Zunächst Rasenerz - ganz Dänemark war voll davon, große archäometallurgische Untersuchungen, bitte ergoogeln. Dann die Gruben von Falun.
>Was genau war sonst noch Steuer?
Die üblichen Grundabgaben, die in natura zu leisten waren.
>Das ganze Internet ist voll mit mainstream. Es ist extrem schwierig, Genaueres zu bestimmten Fragen zu finden.
Über Geld wird nicht gesprochen, das ist alles. Ergo auch nicht über Steuern von denen, die als Lebenszeitbeamte davon leben.
Herzliche Grüße zurück.
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Zandow
01.03.2004, 21:06
@ dottore
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Der Zehnte |
-->Hi dottore,
kleine, wichtige Nachfrage noch:
Der Zehnte (tith) ist mir bekannt (ich glaube in Island ab 1097, das Geld wurde schön aufgeteilt).
>>Dazu eine Frage: Was hat der Norwegische König Olaf I. von der Christianisierung Islands gehabt???
>Gute Frage. Vielleicht weist der"Zehnte" den richtigen Weg. Daher kamen flugs auch"Bischöfe" daher, in Island gleich zwei.
>>Es hätte ihm doch wurscht sein können, wenn so weit weg Heiden leben. Was hat ihn also angetrieben, den Glauben in Island durchzusetzen?
>Geld.
Geld! Heißt das, daß ein Teil des Zehnten zum König Olaf I. nach Norwegen floß??
Extrem wichtige Frage dies. Denn: Wenn Ja, kann ich meine Materialsammlung zum Thema zumachen, dann hab' ich alles, was ich für meine Argumentationen brauche.
Und: Falls Ja, gibt es irgendwelche Belege dafür (Sagas o.ä.?)
Noch dies:
>Zunächst Rasenerz - ganz Dänemark war voll davon, große archäometallurgische Untersuchungen,
Yoo, bin letzte Woche beim Stichwort 'blacksmith' darauf gestoßen. Konnte es nicht glauben: Eisen aus dem Moor, ichmiramkopfkratz. Werde weiter suchen.
Riesen Dank und eine schöne Woche, <font color=#008000>Zandow</font>
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Loki
01.03.2004, 21:23
@ dottore
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Re: Christianisierung |
-->>>Hi dottore,
>>Z.Z. wühle ich mich durch die Geschichte der Vikinger und der Besiedlung Islands. Auffällig ist die geradezu plötzliche Christianisierung ganz Europas im 10. Jahrhundert. Sehr merkwürdig das.
>In der Tat. Schafft - nebenbei - riesige Chronologie-Probleme und Legalisierungsprobleme obendrein.
Hmm das Island sicherlich schon früher entdeckt und Christianisiert wurde liegt hier ja förmlich auf der Hand. Immerhin wäre es die optimale ausgangsbasis für eine größere Reise richtung Vinland aka Amerika. Außerdem ist das auch eine strategisch wichtige Basis für Angriffe richtung England. Inwieweit stimmt Platos Hyperborea beschreibung mit Island überein bzw. ist bewiesen das Plato bereits Island als Insel kannte? Das wäre z.b. ebenfalls ein guter Anhaltspunkt für ene weitaus frühere Besiedlung Islands und dementsprechend eine missioniereung über zwangsläufige Handeslreisende (ob nun Wikinger Phönizier Hanse ect). Sollte den Griechen damals die Lage Islands wirklich bekannt gewesen sein sollte wieso sollten sie dann diese Insel nicht als Basis genutzt haben. Oder die Römer? Oder was schließt versuche amerikanischer Volksstämme aus Richtung Osten zu reisen?
Ich fände es nett wenn sie wenigstens einen Teil der Fragen beantworten könnten:)
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Loki
01.03.2004, 21:26
@ Zandow
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Re: Der Zehnte |
-->>Hi dottore,
>
>kleine, wichtige Nachfrage noch:
>Der Zehnte (tith) ist mir bekannt (ich glaube in Island ab 1097, das Geld wurde schön aufgeteilt).
>>>Dazu eine Frage: Was hat der Norwegische König Olaf I. von der Christianisierung Islands gehabt???
>>Gute Frage. Vielleicht weist der"Zehnte" den richtigen Weg. Daher kamen flugs auch"Bischöfe" daher, in Island gleich zwei.
>>>Es hätte ihm doch wurscht sein können, wenn so weit weg Heiden leben. Was hat ihn also angetrieben, den Glauben in Island durchzusetzen?
>>Geld.
>Geld! Heißt das, daß ein Teil des Zehnten zum König Olaf I. nach Norwegen floß??
>Extrem wichtige Frage dies. Denn: Wenn Ja, kann ich meine Materialsammlung zum Thema zumachen, dann hab' ich alles, was ich für meine Argumentationen brauche.
>Und: Falls Ja, gibt es irgendwelche Belege dafür (Sagas o.ä.?)
Wie wäre es mit Reperationen oder eine Art anderer Tribut der Kirche an die Vikinger? wäre wirklich interesannt das zu erfahren das würde immerhin einiges Lich in die damaligen Diplomatischen Beziehungen bringen:)
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sensortimecom
01.03.2004, 22:29
@ dottore
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Ein wenig Beschleunigung könnte nicht schaden.... |
-->>Denn wer würde es wagen, dem Jüngsten Gericht vorzugreifen? Erst dann wird das Buch geöffnet - the"day of reckoning" (kennen wir sogar hier bestens).
[b]Hallo.
Da sich der Tag des Jüngsten Gerichts nicht und nicht einstellen will, hielte ich es für angebracht, die Ã-ffnung der Bücher (s. Offenbarung) ein wenig zu beschleunigen;-)
... Und den Herrschaften, die diese Ã-ffnung vorsätzlich verschlampen und auf die lange Bank schieben, tunlichst mit dem Rohrstaberl ein paar auf die Pfötchen zu hauen;-)
mfg Erich B.
<ul> ~ http://www.sensortime.com</ul>
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dottore
02.03.2004, 10:22
@ Loki
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Re: Christianisierung |
-->>>>Hi dottore,
>>>Z.Z. wühle ich mich durch die Geschichte der Vikinger und der Besiedlung Islands. Auffällig ist die geradezu plötzliche Christianisierung ganz Europas im 10. Jahrhundert. Sehr merkwürdig das.
>>In der Tat. Schafft - nebenbei - riesige Chronologie-Probleme und Legalisierungsprobleme obendrein.
>
>Hmm das Island sicherlich schon früher entdeckt und Christianisiert wurde liegt hier ja förmlich auf der Hand. Immerhin wäre es die optimale ausgangsbasis für eine größere Reise richtung Vinland aka Amerika.
Die erfolgte. Weinland und Grünland gingen wg. Temperaturproblemen später ein. Die Siedlungen in Amerika sind nachgewiesen.
>Außerdem ist das auch eine strategisch wichtige Basis für Angriffe richtung England.
Nein, das hatte man schon einkassiert, in Form der Normannen 1066.
>Inwieweit stimmt Platos Hyperborea beschreibung mit Island überein bzw. ist bewiesen das Plato bereits Island als Insel kannte?
Möglich.
>Das wäre z.b. ebenfalls ein guter Anhaltspunkt für ene weitaus frühere Besiedlung Islands
Keinerlei Funde, Quellen, usw.
>und dementsprechend eine missioniereung über zwangsläufige Handeslreisende (ob nun Wikinger Phönizier Hanse ect).
Der Viking war Beutejäger, der Phönizier Händler, die Hanse entsteht erst, nachdem das Ostseegebiet sich mit den Silberschätzen ex Solddiensten vollgesogen hatte (siehe früheres Posting).
>Sollte den Griechen damals die Lage Islands wirklich bekannt gewesen sein sollte wieso sollten sie dann diese Insel nicht als Basis genutzt haben. Oder die Römer?
Keinerlei Anhaltspunkte aufgrund von Ausgrabungen. Aber vielleicht findet man ja noch was?
>Oder was schließt versuche amerikanischer Volksstämme aus Richtung Osten zu reisen?
Die Ameriklaner zogen Nord-Süd, das ist deren Achse, die Eurasier Ost-West.
Gruß!
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dottore
02.03.2004, 12:24
@ Zandow
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Re: Die Taufe schafft flugs den nächsten Steuerzahler... |
-->>Hi dottore,
>
>kleine, wichtige Nachfrage noch:
>Der Zehnte (tith) ist mir bekannt (ich glaube in Island ab 1097, das Geld wurde schön aufgeteilt).
Es muss früher sein. Die Kirche als Ergebnis der"Christianisierung" lebte ja nicht von Muscheln am Strand, vgl. dazu:
früheres Posting
>Geld! Heißt das, daß ein Teil des Zehnten zum König Olaf I. nach Norwegen floß??
Also. Was ist der Sinn von Missionierung und Kovertierung? Es sind zweifellos Aktionen"von oben", also werden die Gläubigen gewzungen, irgendetwas abzulegen. Olaf I kommt ja aus England, wo er konvertiert war. Dieses Inkasso-Modell hat er dann auf Norwegen ausgedehnt. Olaf II. folgte dieser Politik. Was heißt eigentlich, er habe eine"Nationalkirche" eingerichtet? Das heißt doch, dass die Kohle nicht nach Rom weiter gereicht werden musste.
Es leuchtet nicht ein, anzunehmen, dass die Kirche zwar kassiert (siehe eben die extrem brillante Nummer mit dem Fegefeuer, der Zehnte lief da nebenher), aber"weltliche" Herrscher dann"aus tiefer Überzeugung" das Christentum einführen, ohne ein paralleles Inkasso-System aufzuziehen.
In diesem Zusammenhang muss erneut über die Taufe, die ja fast immer auf Zwangstaufen hinauslief, neu nachgedacht werden.
Vermutlich war die Taufe nichts anderes als die offiziell und vor Zeugen erfolgte Mitteilung, dass wieder ein Steuerzahler geschaffen wurde.
Nur Getaufte konnten legitime Erben sein, usw.
Über die Abgabenpraxis und die Letzberechtigten habe ich noch nichts gefunden. Es ist immer dasselbe: Jede lächerliche Schlacht wird endlos besungen, aber über Steuern, Höhe, Weg des Geldes, usw. findet man nix. Dabei waren dies doch die Summen, um die es wirklich gin - man denke nur an die Umstellung de Zehnten von natural auf monetär. Das waren doch ökonomische Revolutionen!
Oben hatte sich die Herrschaft in Metall verschuldet, konnte es via Macht nicht extern kassieren, also musste die"Untertanen" ran. Die meisten hatten doch vorher noch nie ein Geldstück gesehen. Dass damals"Geld" in Haushalten oder durch sie hindurch usw."kursierte" ist doch ein Märchen.
>Extrem wichtige Frage dies. Denn: Wenn Ja, kann ich meine Materialsammlung zum Thema zumachen, dann hab' ich alles, was ich für meine Argumentationen brauche.
>Und: Falls Ja, gibt es irgendwelche Belege dafür (Sagas o.ä.?)
In den Sagas findest Du nur Kloppereien, dann Sühneleistungen usw., also schon Geldstories.
>Noch dies: >
>>Zunächst Rasenerz - ganz Dänemark war voll davon, große archäometallurgische Untersuchungen,
>Yoo, bin letzte Woche beim Stichwort 'blacksmith' darauf gestoßen. Konnte es nicht glauben: Eisen aus dem Moor, ichmiramkopfkratz. Werde weiter suchen.
Du wirst riesige Vorkommen in ganz DK finden!
Gruß!
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Zandow
02.03.2004, 12:34
@ Loki
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Pytheas, 330 BC |
-->Hi Loki,
>Inwieweit stimmt Platos Hyperborea beschreibung mit Island überein bzw. ist
>bewiesen das Plato bereits Island als Insel kannte?
Die Legende berichtet von einem Forschungsreisenden namens Pytheas, der bereits 330 BC von Marseilles aus an der Britischen Insel vorbei nördlich gesegelt sein soll. Er wollte herausfinden, wie weit die Welt geht. Nach seiner Reise berichtete er von einer Insel, welche sechs Tage von Britannien entfernt sein soll und sich einen Tag vom Ende der Welt (Grönland?) befindet. Diese Insel nannte er Thule oder Ultima Thule und scheint Island zu meinen. Ob Pytheas die Insel wirklich selbst erreicht hat oder ob er davon nur aus Erzählungen gehört hat, ist nicht überliefert.
Der erste schriftliche Bericht stammt aus dem frühen 9. Jahrhundert vom Irischen Mönch Dicuil in seinem Buch"De mensura orbis terrae". Dieses Buch enthält Interviews mit Irischen Priestern (papas), welche in Thule von Februar bis August lebten. Dem Buch nach soll sich einen Tag nördlich von Thule die"gefrorene See" befinden, was eine Bestätigung der Berichte Pytheas' darstellt. Somit bestätigte Dicuil Thule als Island, welches den Irländern seit dem späten 8. Jahrhundert bekannt war. Ob die Irischen Mönche in Island blieben, als die Vikinger kamen, ist nicht geklärt.
Erst ca. 250 bis 300 Jahre später wurde das Landnamabok (wahrscheinlich so 1220/30) geschrieben.
>Oder die Römer?
Es ist m.M. nach sehr wahrscheinlich, daß die Römer Island erreicht haben. Leider gibt es keine Hinweise darauf. Keine Funde bisher und keine Berichte.
Beste Grüße, <font color=#008000>Zandow</font>
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