-->G U A N T Á N A M O
Blair muss sich warm anziehen
| 10.03.04 |
Fünf freigelassene britische Insassen des US-Terroristen-Lagers Guantánamo brennen darauf, brutale Details aus ihrem Knast-Leben auszuplaudern - das könnte den Premier erheblich schwächen.
"Mein Sohn wurde wie ein Tier behandelt" oder"Reise aus der Hölle" - diese Schlagzeilen gab es bereits am Mittwoch. Das würde den Eindruck vieler Briten verstärken, dass Tony Blair für die Gefangenen von Guantánamo viel zu wenig getan hat.
Schon Stunden nach ihrer Ankunft in Großbritannien erhob der ohne Auflagen freigelassene Jamal Udeen aus Manchester schwere Vorwürfe gegen die USA und Großbritannien. Sein Anwalt erklärte:"Er ist ein unschuldiger Mann. Er will wissen, warum er so lange in Haft gewesen ist." Nach eigener Darstellung wurde Udeen in Afghanistan als"Spion" von den Taliban inhaftiert und dann später von amerikanischen Soldaten aufgegriffen.
Es hatte lange gedauert, bis London Washington soweit hatte, einige der insgesamt neun inhaftierten britischen Staatsangehörigen in dem Lager auf Kuba freizulassen. US-Präsident George W. Bush kam seinem Freund in jener Hinsicht nur äußerst zögerlich entgegen."Die ganze Episode beweist einmal mehr die hoffnungslos ungleiche Machtverteilung zwischen unseren beiden Ländern", schrieb die Zeitung"Independent".
Blair stand unter großem Druck, dem Waffenbruder in Washington endlich ein Zugeständnis abzuringen. Nicht nur Menschenrechtsorganisationen und Politiker seiner Labour-Partei haben die"Rechtlosigkeit" von Guantánamo angeprangert, sondern auch einer der Lordrichter, der obersten Rechtsinstanz. Von Lord Johan Steyn war Blair aufgefordert worden, das"ungeheuerliche Versagen der (US-)Justiz" endlich"öffentlich und unzweideutig" zu verurteilen.
<ul> ~ Achtung Focus!</ul>
|