-->SPIEGEL ONLINE - 11. März 2004, 18:49
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US-Arbeitsmarkt
Greenspan kritisiert Kerry
US-Notenbankchef Alan Greenspan hat sich in den US-Wahlkampf eingeschaltet. Er brandmarkte die Vorschläge des demokratischen Präsidentschaftsbewerbers John Kerry als Gefahr für die US-Wirtschaft.
AFP
Notenbanker Greenspan:"Wie die Geschichte zeigt..."
Washington - Gemeiner hätte es Präsident George W. Bush auch nicht formulieren können."Diese angeblichen Heilmittel könnten die Lage eher verschlechtern als verbessern", sagte Greenspan in einer Rede vor dem Repräsentantenhaus, und jedem seiner Zuhörer war klar, welchen selbsternannten Wunderheiler er damit meinte. Die Attacke richtete sich - auch wenn Greenspan natürlich keine Namen nannte - klar gegen den Demokraten Kerry, der bei seinen Wahlkampfauftritten derzeit nicht müde wird zu betonen, dass er notfalls Schutzzölle und Gesetze für den Erhalt amerikanischer Arbeitsplätze einsetzen wird.
Und der US-Notenbankpräsident legte noch nach. Neue Handelsschranken und die Bewahrung des Arbeitsmarktes vor internationalen Einflüssen würden vielleicht kurzfristig, nicht aber langfristig helfen."Unser Lebensstandard würde in der Folge bald zu stagnieren beginnen und vielleicht sogar zurückgehen", sagte Greenspan. Und dann erteilte er Kerry auch noch eine Lehrstunde:"Wie die Geschichte zeigt, ist unserer Wirtschaft am besten mit vollem und energischen Engagement in der globalen Wirtschaft gedient."
Greenspan widersprach auch der von Kerry genährten Angst, der US-Arbeitsmarkt würde sich in naher Zukunft nicht erholen."Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sich das Wachstum der Beschäftigung in Kürze beschleunigen, weil die Produktion weiter anzieht", sagte der Chef der Federal Reserve. Es gebe Grund zu der Annahme, dass neue Jobs den Abbau alter Stellen ersetzen könnten.
Die Hoffnung auf einen kräftigen Stellenzuwachs in den USA war erst vorige Woche mit der Bekanntgabe neuer Arbeitsmarktdaten erneut enttäuscht worden: Der Beschäftigungszuwachs außerhalb der Landwirtschaft fiel im Februar mit 21.000 deutlich schwächer als erwartet aus. Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einem wesentlich deutlicheren Anstieg um 129.000 gerechnet. In der Industrie gingen erneut 3000 Arbeitsplätze verloren.
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