Theo Stuss
12.03.2004, 21:01 |
Euskadi ta Akatasuna dementiert den Anschlag Thread gesperrt |
-->Bombenserie in Madrid
Eta bestreitet Beteiligung an Terroranschlag
Die baskische Untergrundorganisation Eta hat laut Medienberichten jede Verwicklung in die Bombenanschläge mit 200 Toten in Madrid bestritten. Sowohl bei einem baskischen Fernsehsender als auch bei einer Zeitung meldete sich ein anonymer Anrufer.
[img][/img] Madrid - Über das Dementi der Terror-Organisation berichtete am Freitagabend die baskische Zeitung"Gara", die den Separatisten nahe steht, in ihrer Internet-Ausgabe. Ein Anrufer habe demnach im Namen der Eta jede Verantwortung der Organisation für das Blutbad zurückgewiesen. Laut den Angaben der Zeitung habe sich der anonyme Anrufer gegen 18 Uhr bei der Redaktion gemeldet.
Wörtlich sagte der Anrufer:"Die Eta hat keine Verantwortung für die Attentate gestern". Nach Angaben von"Gara" sprach der Anrufer baskisch.
Fast gleichzeitig zu der"Gara"-Meldung berichtete auch der baskische Fernsehsender ETB, dass dort ein Anrufer jegliche Verantwortung der Eta für die Bomben in den Vorortzügen bestritten habe.
Bisher gibt es keine Bestätigung für die Echtheit der beiden Anrufe, doch schon in der Vergangenheit hatte sich die Eta regelmäßig über den Fernsehsender und die Zeitung zu Attacken bekannt.
Nach Angaben des baskischen Fernsehens ist der von dem Sender aufgezeichnete Anruf als authentisch einzustufen. Ein Stimmenvergleich habe ergeben, dass der Anrufer derselbe gewesen sei, der vor drei Wochen in einer Videobotschaft im Namen der Eta eine"Waffenpause" für die Region Katalonien verkündet habe.
Die spanische Polizei betrachtet die Eta dagegen weiter als Hauptverdächtige. Eine in der Nacht in einer Madrider Polizeiwache entdeckte und entschärfte Bombe habe aus einem in Spanien hergestellten Dynamit bestanden, wie es die Organisation früher schon benutzt habe, sagte Innenminister Angel Acebes. Islamistische Terroristen würden als Täter aber nicht ausgeschlossen. Es werde in alle Richtungen ermittelt.
<ul> ~ Spiegel</ul>
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JoBar
12.03.2004, 21:45
@ Theo Stuss
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Re:..dementiert -- Papier ist geduldig und Medien dankbar für jede(!) Nachricht |
-->Aber ob es der Realität entspricht????
Gruß
J
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Clarius
13.03.2004, 01:03
@ JoBar
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Papier ist geduldig und _LESER_ dankbar für jede(!) Nachricht! *huld* |
-->>Aber ob es der Realität entspricht????
>Gruß
>J
Gibt es schon ein Bekennerschreiben der Geheimdienste?
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JeFra
13.03.2004, 02:13
@ Theo Stuss
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Sprengstoff und Zünder sollen NICHT(!) dem von der ETA normalerweise verwendeten |
-->Siehe dazu den von mir hier sinngemäß übersetzten Text der (einzigen) baskischsprachigen Tageszeitung `Berria'. Angeblich benutzt die ETA normalerweise `titadine' (anscheinend eine Dynamit-Variante aus französischer Produktion, siehe hier: UNA CLASE DE DINAMITA FABRICADA EN FRANCIA), während am Donnerstag `Goma-2' aus spanischer Produktion verwendet wurde.
Daß die ETA normalerweise `Titadine' benutzt, war mir aus früheren Nachrichten über diese Organisation bekannt. Entweder unterschlägt Berria hier Teile der Bekanntmachung von Acebes (etwa, daß die ETA gelegentlich auch Goma-2 genommen hat), oder der Spiegel lügt wie gedruckt.
Auch die Zündhütchen sollen (wieder gemäß Berria, die sicher baskische Interessen vertritt) nicht der normalerweise von der ETA benutzte Typ sein: die ETA nimmt danach normalerweise ( immer?) Zündhütchen aus Aluminum, während am Donnerstag solche aus Kupfer zum Einsatz kamen.
Vielleicht kann ja jemand mit Spanisch-Kenntnissen die Verlautbarung von Acebes vervorkramen und die relevanten Teile übersetzen.
MfG
JeFra
MfG
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JeFra
13.03.2004, 04:00
@ Theo Stuss
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Stimmen verglichen? - Nochmal Spiegel-Journalismus vom Feinsten |
-->Der Spiegel schreibt also:
Nach Angaben des baskischen Fernsehens ist der von dem Sender aufgezeichnete Anruf als authentisch einzustufen. Ein Stimmenvergleich habe ergeben, dass der Anrufer derselbe gewesen sei, der vor drei Wochen in einer Videobotschaft im Namen der Eta eine"Waffenpause" für die Region Katalonien verkündet habe.
In Wahrheit beschreibt das baskische Fernsehen den Vorgang wie folgt:
Esandakoa grabatzeko eskatu dio ETBri Euskadi Ta Askatasunaren izenean hitz egiten zuela egiaztatzeko. Baina arazo teknikoak direla eta, ezin izan dute halakorik egin. Dena den, deia benetakoa zela erakusteko, bere ahotsa otsailaren 18an Kataluniako su-etena aldarrikatzeko prentsaurrean agertu ziren ETAko bi kideetako batenarekin alderatzeko eskatu du.
Verdolmetscht, alles in [] ist ein Kommentar von mir:
Er [ der Anrufer] forderte von ETB [dem baskischen Fernsehen] das Gesprochene aufzuzeichnen um zu beweisen, daß er im Namen von Euskadi ta Askatasuna spreche. Aber es gab technische Probleme, und man war nicht in der Lage so zu verfahren. Jedenfalls hat er, um die Authentizität des Anrufes zu zeigen, verlangt, seine Stimme mit der eines der beiden ETA-Mitglieder zu vergleichen, die am 18. Februar zur Verkündung des Waffenstillstandes in Katalonian in einer Presseerklärung [per Videoband] erschienen sind.
Zum Vergleich nochmal dieselbe Stelle aus der spanischen Version der ETB-Netzseite:
El interlocutor anónimo ha pedido expresamente a ETB que grabara la comunicación como garantÃa de que hablaba en nombre de la organización armada. Ante la imposibilidad técnica de efectuar la grabación en ese momento, la persona ha indicado que su voz se corresponde con la de uno de los dos miembros de ETA que anunciaron la tregua de la banda armada en Catalunya el pasado 18 de febrero.
Auch hier ist nicht die Rede davon, daß ein Sprachvergleich wirklich durchgeführt wurde. Man sollte also allen Behauptungen des `Spiegel' in dieser Angelegenheit mit einer gewissen Portion Skepsis begegnen.
MfG
JeFra
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JeFra
13.03.2004, 07:45
@ JeFra
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übereinstimmen. Dasselbe nochmal auf Spanish. |
-->Siehe hier:
El explosivo y los detonadores de las bombas no son los usados habitualmente por ETA
Wenn Acebes, ebenfalls laut El Mundo sagt, daß die vorgestrigen Attentate"mucha relación con estas acciones criminales" mit drei vorherigen (hier, hier und hier) hat, so stimmt das nur teilweise. Der verwendete Sprengstoff scheint ein anderer zu sein, es ist bei den vorherigen ETA-Attentaten kein Schrapnell verwendet worden und es gab auch keine Hinweise darauf, daß mehrere zeitgleiche Anschläge geplant waren.
Eine google-Suche zeigt übrigens, daß die ETA in den 80iger Jahren sehr wohl Goma-2 verwendet hat, siehe hier. Bei den Verhaftungen in letzterer Zeit war aber, wenn die Sprengstoffsorte beschrieben wurde, stets von Titadine die Rede, so das baskische Fernsehen am 29. 3. 2004 (506 kilo kloratita, 30 kilo titadine) oder am 24. Dezember 2003 (50kg Titadine). Von Schrapnell war nie die Rede. Die Information, der am Donnerstag benutzte Sprengstoff sei schon von der ETA benutzt worden, ist also irreführend, aber nicht eigentlich falsch. In der ferneren Vergangenheit hat anscheinend auch Goma-2 Verwendung gefunden, aber nicht bei den neueren Anschlagsversuchen.
JeFra
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Theo Stuss
13.03.2004, 13:47
@ JeFra
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Re: Cui bono? |
-->Botschafter sollten Eta verantwortlich machen
Lässt Regierungschef Aznar wegen der Wahl am Sonntag einseitig ermitteln? Laut"El Pais" will das Kabinett unbedingt die Eta für die Anschläge vom 11. März verantwortlich machen. Spaniens Botschafter seien angewiesen worden, die Eta-These zu verbreiten. Dabei sprechen immer mehr Details für eine islamistische Spur.
Hamburg - Die eingesetzten Zünder entsprächen nicht denen, die sonst von der baskischen Untergrundorganisation Eta benutzt werden, berichtete die spanische Presse heute. Die Zünder seien aus Kupfer gewesen, die Eta habe stets Zünder aus Aluminium bevorzugt. Zudem bestanden die Bomben aus einem Plastiksprengstoff, den die Eta seit Jahren nicht mehr benutzt habe, wie es weiter hieß.
Inzwischen stehe auch fest, dass der Stunden nach den Attentaten gefundene Lieferwagen zum Transport der Bomben benutzt worden sei. In dem Fahrzeug war ein Tonband in arabischer Sprache mit Koran-Versen sichergestellt worden. Innenminister Angel Acebes hält aber weiter daran fest, dass die Eta der Hauptverdächtige sei. Der anonyme Anruf, in dem ein Sprecher im Namen der Eta jede Verantwortung für das Blutbad bestritten hatte, sei völlig wertlos, hieß es."Wir glauben das nicht", sagte Acebes.
Die Regierung scheint ohnehin nicht sehr interessiert an Hinweisen, die auf andere Täter als die Eta hindeuten. Die Frage, wer hinter den Anschlägen steht, ist von großer Bedeutung für die Parlamentswahl am Sonntag, bei der die konservative Regierung als Favorit gilt.
"Sie sollten jede Möglichkeit nutzen, um die Verantwortung der Eta für diese brutalen Anschläge zu bestätigen, um dabei zu helfen, jede Art von Zweifel zu zerstreuen, die interessierte Parteien möglicherweise verbreiten wollen", zitierte die Zeitung"El Pais" am Samstag aus einem Vermerk der Außenministerin Ana Palacio. Von der Regierung gab es dazu zunächst keinen Kommentar.
Sie hatte unmittelbar nach den Anschlägen am Donnerstagmorgen, bei denen rund 200 Menschen getötet wurden, die separatistische Eta für die Tat verantwortlich gemacht. Sie schließt jedoch inzwischen auch islamische Extremisten wie die Qaida Osama Bin Ladens als Täter nicht aus.
Dem Blatt zufolge verschickte Palacio ihre Anweisung am Donnerstagnachmittag. Sie verweist darin auf Aussagen des Innenministers Angel Acebes."Der Innenminister hat die Verantwortung der Eta bestätigt. Dies ist durch die Art des Vorgehens ebenso bestätigt worden wie durch andere Informationen, die aus verständlichen Gründen bislang nicht veröffentlicht worden sind."
Die Zeitung steht den oppositionellen Sozialisten nahe, die vor der Wahl am Sonntag in Umfragen hinter der Volkspartei des Ministerpräsidenten Jose Maria Aznar zurückliegen. Politischen Experten zufolge könnte eine Täterschaft der Eta der Volkspartei Stimmen zuführen, da die Regierung einen harten Kurs gegen die Organisation geführt hat. Sollten jedoch Islamisten wie al-Qaida dahinter stehen, könnte dies als Reaktion für die Irakpolitik Aznars betrachtet werden. Gegen den Willen einer Mehrheit im Volke hatte sich Aznar an die Seite der USA gestellt und den Krieg gegen den Irak unterstützt.
Die Zahl der Opfer der verheerenden Bombenanschläge in Madrid ist inzwischen nach Berichten des staatlichen Rundfunks auf 200 gestiegen. Ein Mann mittleren Alters sei seinen Verletzungen erlegen, hieß es. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Bei den zeitgleichen Anschlägen am Donnerstag auf mehrere Züge waren in der spanischen Hauptstadt fast 1500 Menschen verletzt worden.
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