-->Das Imperium schlägt zurück
Von Jörg Thomann
21. März 2004 Am Freitag morgen, einem seiner letzten Arbeitstage in Brüssel, erhielt Hans-Martin Tillack, der seit 1999 für den"Stern" über die Europäische Union berichtet, noch einmal Besuch. Es waren sechs Männer, und sie kamen unangemeldet: Morgens um zehn nach sieben überraschten sie Tillack in seiner Privatwohnung. Ihr Gastgeschenk war ein Durchsuchungsbefehl, und ihrerseits bedienten sie, die Beamte der belgischen Bundespolizei waren, sich reichlich: Tillacks Computer, Handys und seine Kontoauszüge wurden beschlagnahmt, aus seinem Büro im internationalen Pressezentrum, in das sie den Journalisten gegen zehn Uhr brachten, nahmen sie siebzehn Kisten mit Unterlagen sowie einen verschlossenen Rollschrank mit.
Zuvor war Tillack stundenlang vernommen worden. Einem Kollegen, dem er morgens im Flur begegnete, rief er zu, er solle seine Frau, die Hamburger Chefredaktion und die Nachrichtenagenturen informieren; kurze Zeit später drängten sich Kamerateams und Fotografen vor der verschlossenen Bürotür. Zweimal durfte Tillack, den Augenzeugen als sichtlich mitgenommen beschrieben, den Raum kurz verlassen; er wisse nicht, was man ihm vorwerfe, ließ er die Kollegen im Vorübergehen wissen, und sei"vollkommen schockiert".
Betrügereien innerhalb der Brüsseler Administration
Anrufen durfte er niemanden, einer Anwältin, die mit ihm reden wollte, wurde der Zutritt verweigert. Nach einem mehrstündigen Verhör wurde Tillack in den Brüsseler Justizpalast gebracht und noch einmal vernommen. Erst gegen 17 Uhr, nach mehr als zehn Stunden, ließ man ihn frei. Zu diesem Zeitpunkt war ihm wie der"Stern"-Redaktion endlich auch bekannt, was ihm vorgehalten wurde: Der Korrespondent wird verdächtigt, einen EU-Beamten bestochen oder dies zumindest versucht zu haben. Tillack weist den Vorwurf zurück.
Der Anlaß liegt gut zwei Jahre zurück. Am 28. Februar 2002 enthüllte der"Stern" Details aus einem vertraulichen Bericht des niederländischen EU-Kommissionsbeamten Paul van Buitenen, der auf 234 Seiten Betrügereien und Unregelmäßigkeiten innerhalb der Brüsseler Administration anprangerte. Angefertigt hatte van Buitenen den Bericht im Auftrag des"Olaf" genannten EU-Amts für Betrugsbekämpfung. Dort gab man am 27. März bekannt, eine interne Ermittlung einzuleiten, weil"ein Journalist" in den Besitz vertraulicher Dokumente gelangt sei; hierbei werde man auch dem Vorwurf nachgehen,"daß diese Dokumente durch die Bezahlung eines Beamten erhalten wurden".
Der"Stern" reagierte tags darauf auf die"unterschwelligen Verdächtigungen" mit der Erklärung, es seien im Rahmen der Recherchen über van Buitenens Bericht"zu keinem Zeitpunkt Gelder an EU-Beamte gezahlt" worden.
"Kritische Berichterstatter mundtot machen"
Tillack selbst beschwerte sich bei Nikiforos Diamandouros, dem Europäischen Bürgerbeauftragten, der"Olaf" im November vergangenen Jahres für die Weigerung kritisierte, die Bestechungsvorwürfe zurückzunehmen. Statt dessen hatte die Behörde lediglich erklärt,"bisher" nicht genügend Beweise gefunden zu haben. Diese Beweise hat man offensichtlich am Freitag gesucht - und wieder nicht gefunden, wie Tillack dieser Zeitung am Samstag sagte:"Sonst wäre ich nicht frei."
Gegen das, was der Brüsseler"Stern"-Korrespondent am Freitag erlebte, erscheint die seinen Kollegen versperrte Tür zum Dienstflugzeug eines Bundeskanzlers geradezu läppisch. Thomas Osterkorn, der"Stern"-Chefredakteur, spricht vom Versuch,"kritische Berichterstatter mundtot zu machen", und einem"massiven Anschlag auf die Pressefreiheit".
Auch ein innerdeutscher Konflikt
In seiner Selbstbeschreibung gelobt"Olaf":"Alle Maßnahmen des Amts werden ehrenhaft, unparteiisch und professionell, unter Wahrung der persönlichen Rechte und Freiheiten sowie in völliger Übereinstimmung mit den Rechtsvorschriften durchgeführt." Unangenehm für Tillack, daß die Rechtsvorschriften in Belgien, mit dessen Beamten er es zu tun bekam, für Journalisten wenig vorteilhaft sind; hier darf man einem Verdächtigten vierundzwanzig Stunden lang verweigern, seinen Anwalt oder seine Familie zu kontaktieren, und wer sich - wie Tillack - weigert, seine Quellen zu nennen, kann schlimmstenfalls im Gefängnis landen.
Der Zwist zwischen der EU-Behörde und dem Reporter ist auch ein innerdeutscher Konflikt: An der Spitze von"Olaf" steht seit März 2000 der Hesse Franz-Hermann Brüner. Der oberste Betrugsbekämpfer der Union, glaubt Tillack, habe in ihm, der sich auf Berichte über EU-Skandale spezialisiert hat, einen unliebsamen Konkurrenten gesehen:"Ich habe immer wieder für Ärger gesorgt und Brüner dadurch unter Druck gesetzt." Daher habe der"Olaf"- Chef eine"an Rufmord grenzende Kampagne" gegen ihn gestartet,"um seine eigene Haut zu retten". Bei"Olaf" verweist man auf Anfrage darauf, daß es sich um ein Verfahren der belgischen Justiz handele. Ansonsten:"Kein Kommentar."
Aneinanderreihung von Skandalen der"Eurokraten"
Allzu überrascht indes darf Tillack über das, was ihm nun widerfährt, eigentlich nicht sein. Seit er in Brüssel ist, beschreibt er die EU und ihre Institutionen als Horte von Vetternwirtschaft und Mißmanagement, als"Selbstbedienungsparadies" für Politiker und Beamte. Die Überschriften seiner jüngsten beiden"Stern"-Artikel sind programmatisch:"Wo die Gier regiert" und"Volle Taschen".
Mit einem Kollegen schrieb er das Buch"Raumschiff Brüssel - Wie die Demokratie in Europa scheitert", eine mehr als vierhundertseitige Aneinanderreihung von Skandalen der"Eurokraten", die ein"bizarres Eigenleben" führten. Naturgemäß hat sich Tillack damit zahlreiche Feinde gemacht in jenen Kreisen, die er das"etablierte Brüsseler Kartell" nennt.
Jagd nach Exklusivgeschichten
Dazu zählt er auch Journalisten: Die Mehrheit seiner Kollegen in Brüssel und Straßburg sind für ihn"Herolde der EU-Institutionen", deren Arbeit"nicht seriös" sei. Ein Prädikat, welches die Kritisierten ihm durchaus zurückgeben: Tillack gilt vielen als wenig pflegeleichter Kollege, der mit seinen ständigen Skandalberichten ein einseitig negatives Bild der EU zeichne und den Blick auf die so mühsame wie wichtige Arbeit der Behörden verstelle.
Durch den starken Konkurrenzdruck bei der Jagd nach Exklusivgeschichten ist die Atmosphäre am Ort, wo mehr als tausend Journalisten und fünfzehnmal so viele Lobbyisten agieren, in der jüngsten Zeit noch hitziger geworden; insofern gibt es hier fraglos Parallelen zu den jüngsten Aufgeregtheiten zwischen Politikern und Presse in Deutschland.
Kleine Rache an der großen EU
Ohne die genauen Umstände von Tillacks Recherchen in Sachen van Buitenen zu kennen, läßt sich doch feststellen, daß ein Reporter, der sich einmal den Ruf eines investigativen Streiters gegen Korruption erworben hat, es gemeinhin nicht nötig hat, für interne Papiere zu bezahlen; sie werden ihm von interessierten Personen auch so zugespielt.
Hans-Martin Tillack jedenfalls will nun seinerseits rechtliche Schritte einleiten. Praktisch seine gesamten Arbeitsunterlagen liegen derzeit in einem versiegelten Raum bei der Brüsseler Justizbehörde, und an die möchte er so schnell wie möglich ran: Schließlich muß er weiterarbeiten. Der"Stern" nämlich hat schon mal eine kleine Rache an der großen EU geübt und angekündigt, daß Tillack, der eigentlich vom April an in der Hamburger Zentrale tätig sein sollte, nun"bis auf weiteres" in Brüssel bleiben werde.
Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21.03.2004, Nr. 12 / Seite 35
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-->>Hallo,
>Dr.Bruno Bandulet thematisiert im aktuellen Deutschlandbrief,
Hallo,
noch ein paar schöne Sauereien:
Struck hat ja die Hollerbusch-Bundeswehr in eine quasi koloniale Truppe verwandelt, die unter fremden Kommando für fremde Interessen den Arsch hinhält - Kopf hat sie ja wohl kaum einen, weil sonst schon lange RatzfatzimKarton.
Bloß daheim ist nicht mal mehr ein verschlissenes Hemd überm Arsch:
1990 gab es noch 5.100 Kampfpanzer, heute noch angeblich 530.
Polen bekam davon einen Teil geschenkt und hat heute mehr schwere Waffen als die schwarz-rot-dödeligen glatzköpfig-schnauzertragenden Affen im Oberaffenland noch haben.
Affistan ist immer noch UNO-Feindstaat, aber größter Truppensteller der UNO und zweitgrößter Beitragszahler. Laut Abschiedsrede des Heeresinspekteurs, Generalleutnant Gert Gudera, am 3.3. in Bonn, die vom Verhöhnungsministerium nicht mehr an die Presse weitergegeben wird.
Und daheim gehen die Lichter aus.
Wir haben nicht zuwenig Steueraufkommen, nein, wir haben viel zu viel davon, denn sonst könnten die sich in unserem Namen diesen ganzen unglaublichen verbrecherischen Scheißdreck (pardon) gar nicht mehr leisten.
Wen interessiert denn, ob Omma Krause sich ihre dritten Beißer jetzt vom Oppa in der Heimwerkstatt machen lassen muß - Geld für den Hindukusch gibts ja genug.
Ein riesengroßer [img][/img] als bildlicher Kommentar, und ein oft in gespielten Witzen von Karl Valentin gebrauchter Ausdruck: Saubande, dreckerte!
Beste Grüße vom Baldur
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