EM-financial
19.05.2004, 11:39 |
Pflegeversicherung - steht vor dem Fiasko - Altenheime zu Spottpreisen Thread gesperrt |
-->Die Pflegeversicherung sollte ursprünglich mit dem Ziel eingeführt werden, die Zahl der sozialhilfebedürftigen unter den Pflegebedürftigen zu verringern. Nach ersten Erfolgen, die hauptsächlich durch die frühe Erheebung der Beiträge im Jahr 1995 und das verspätete Inkrafttreten erreicht wurden, scheint dieses ursprüngliche Ziel nicht mehr erreichbar zu sein.
2002 betrug das Defizit in der Pflegeversicherung schon 400 Mio. Euro jährlich. 2003 stieg es auf 700 Mio. Euro und steuert unaufhaltsam auf die Milliarde zu.
Natürlich hat die Regierung diesen Umstand erkannt und versucht über „Rürup“ gegenzusteuern. Doch weder Herr Rürup noch sonst jemand in dieser Kommission scheinen sich jemals mit dem Problem des hohen Alters befasst zu haben, oder bereits unter stark fortgeschrittener Demenz zu leiden. Denn der Vorschlag sieht vor, dass die monatlichen Pflegepauschalen der Pflegestufen 1 und 2 um 523 auf 400 Euro respektive 279 auf 1000 Euro pro Person gekürzt werden sollen. Dagegen würde die ambulante Pflege mit 68 und 116 Euro stärker gefördert. Dieser zunächst sehr pragmatisch anmutende Schritt lässt dabei unbeachtet, dass heute niemand ein stationäres Pflegeheim freiwillig aufsucht, selbst wenn es noch so schön und modern eingerichtet ist. So liegt die Zahl der Doppelzimmer beispielsweise bei 50 % und für spartanisch eingerichtete Einzelzimmer müssen erhebliche Mehrkosten aufgebracht werden, die in keinem Verhältnis mehr zum Standart der Unterbringung stehen. Wer einmal bei einer dieser Einstufungen zugegen war der weis, wie schwer es ist eine angemessene Pflegestufe zugeteilt zu bekommen. Denn die Kostenträger sind aufgrund der desolaten Finanzlage nicht willens eine realistische Einstufung vorzunehmen.
So dürfte die Zahl der Sozialhilfeempfänger nach Umsetzung von Rürup 2 wieder deulich zunehmen und bald über der Zahl von 1995 liegen.
Die Pflegeversicherung war also nichts weiter als ein riesiger bürokratischer Betrug, der was weis ich wieviel Verwaltungskosten verursacht hat und die Lohnnebenkosten nach oben trieb.
Der Zustand in deutschen Altenheimen ist heute schon in vielen Fällen absolut untragbar.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten:
1.) Die Beiträge zur PV werden massiv (100 %) angehoben. Aufgrund der schon jetzt am Anschlag befindlichen Lohnnebenkosten dürfte dies nicht möglich sein, oder nur auf Kosten von Arbeitsplätzen vonstatten gehen.
2.) Die Sozialkassen springen wieder ein und treiben damit das Staatsdefizit immer weiter nach oben bis zum großen Knall.
Um den Pflegezustand zu verbessern wäre es meines Erachtens notwendig die Pflegeangestellten komplett von der Sozialversicherungspflicht zu befreien. Mit entsprechenden Problemen auf der Einnahmenseite... --> Bumm
Wie man es auch dreht und wendet, es wird sich so schnell keine gangbare Lösung finden lassen. Ein radikaler Umbau wäre notwendig, doch der wird nicht kommen.
Alte Leute können sich nicht wehren und kein pflegebedürftiger wird lautstark auf die Straßen gehen. Also macht man das, was in jedem kommunistischen Staatssystem passiert, man schiebt sie aufs Abstellgleis.
Wohl dem, der selbst nicht pflegebedürftig wird. Früher dachte ich, dass das Heil in der privaten häuslichen Pflege durch Familienangehörige liegt. Doch in vielen Fällen ist dies einfach nicht mehr möglich. Jedenfalls nicht ohne eine Umschulung und unter Aufgabe des Jobs.
Osteuropäer? Sicher das ist eine Möglichkeit. Doch wer bildet diese Leute dann aus? Zudem sind die Löhne verglichen mit der Arbeit Netto wirklich nicht besonders hoch. Die Lage im Pflegebereich ist mindestens genauso dramatisch, wie im Bausektor. Zumal die Preisadministration durch Fallpauschalen und Pflegesätze noch wesentlich größer ist, als beim Bau.
Einsparungen müssen also auch auf Seiten der Verwaltung vorgenommen werden. Doch die immer stärker werdende Administration der Preise verhindert dies.
Womit wir beim nächsten Reinfall der Gesundheitspolitik (Fallpauschalen oder DRG's), doch dazu ein anderes mal.
Euklid dürfte es vielleicht interessieren, dass die öffentliche Hand ihre Immobiliensubventionierung (zinslose Kredite) nicht mehr tragen kann und deshalb massiv in Verkaufsnot von staatlichen und gemeinnützig organisierten Heimen steckt. Resultat sind Übernahmepreise von 10.000 Euro pro Bett. Ein Neubau würde 80.000 kosten. Also durchaus Chancen für Investoren mit genügend Eigenkapital.
Fremdkapitalfinanzierungen scheiden aufgrund der schwierigen operativen Situation leider aus. Im letzten Jahr gab es die Pleite von WKM und davor die der bekannten Refugium.
Da der öffentliche Sektor sowieso kein Geld mehr hat, wird der Privatsektor für die Neuinvestitionen sorgen müssen. Dies wird er allerdings nur dann tun, wnen die Profitaussichten größer werden und sich eine Investition rechnet. Der deutsche Klinikmarkt offeriert daher durchaus noch einiges an Möglichkeiten für den Anleger.
Leider nur für ganz große, denn die bislang börsennotierten AG's haben kaum Eigenkapitalquoten von über 25 % und eine ganze Reihe von ihnen stehen auf Messersschneide zum Bankrott...
|
Baldur der Ketzer
19.05.2004, 12:01
@ EM-financial
|
Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger |
-->Hallo,
nachdem ja von Ã-sterreich angedacht wurde, einen Knast in Rumänien zu bauen, könnte ich mir vorstellen, daß man irgendwann auch *Alte* **exportiert**.
Weil die Pflege und Betreuung in der Ukraine oder Bulgarien keine deutschen Lohnnebenkosten verursacht. Und per saldo auch billiger ist.
Wenn die Arbeitnehmer nicht zu den Jobs kommen können, kommt die Arbeit halt zu den Leistungswilligen in deren Heimatländer.
Krass? Klar. Aber immerhin eine Idee.
Viele alte haben keine eigene Familie (Versingelung), so daß das argument nicht zieht, man könne sie nicht von ihrer Familie wegnehmen.
Aus dem gewohnten Umfeld rausreißen ist auch nicht schön, aber nicht alles, was wünschenswert ist, ist auch machbar und finanzierbar.
Am schwarzen Meer haben sie Sonne, guten Wein, was will man mehr. 365 Tage Urlaub statt Hinterhofblick aus dem Zweibettzimmer mit mumienähnlicher Bettnachbarin im Zustand der Daueragonie.
Ich bin davon überzeugt, daß die Lösungen der Zukunft aus heutiger Sicht völlig unvorstellbar sind, weil unzumutbar und so weiter.
Bloß meldet sich ja auch niemand, der aufsteht, wenn die Frage kommt, wer dafür denn zahlen soll. Bekanntlich sind das immer die anderen.....
Und Tatsache ist, daß das ganze eingezahlte Geld eben nun mal nirgends ist, weil das immer sofort verfrühstückt wurde. Von wegen, wir haben ja auch einbezahlt......die Kohle iss wech....Kettenbrief...
Schon aus wirtschaftlichen Gründen (das klingt jetzt noch krasser) wird mit Sicherheit auch die Diskussion um aktive Sterbehilfe geführt werden müssen.
Voll im Ernst und Mißbrauchsmöglichkeit hin oder her.
Stellt Euch mal vor, ihr müßtet durch unglückliche Umstände auf RundumdieUhr-Pflege angewiesen, in einer durch steten Geldmangel geprägten *Unterkunft* dahinvegetieren, die Lebensqualität nahe null oder darunter, Aussichten düster und Besserung ausgeschlossen. Statt dessen Aussicht auf weiteren Verfall.
Statt 5 Stationspflegern nur noch zwei, dafür doppelte Belegung. Und so weiter. Was bedeutet, daß die Windeln nur einmal täglich gewechselt werden. Und so weiter.
Da würde man sich doch nach einer Exit-Spritze reißen, oder?
Nicht umsonst ist ja der Freitod eine ziemlich häufige Todesursache bei Hochbetagten, die dazu noch in der Lage waren.
Soll aber hier nicht das Thema sein.
Ich denke, der staatliche Bedarfsdeckungsgrundsatz aus rosaroten sozialistischen Volksheim-Hirnfürzen wird notgedrungen einer betriebswirtschaftlichen Machbarkeiterwägung weichen müssen.
Wünschenswert ist das freilich nicht, es ist zutiefst unsozial, es ist unmenschlich, und es ist ein Armutszeugnis. Aber es entspricht nun mal der Realität, wie sie im Lauf der Jahre entstanden ist.
Fürchtet der Baldur und grüßt bestens
.
|
Easy
19.05.2004, 12:21
@ Baldur der Ketzer
|
Alte exportiern - nix neues. Vorschlag tauchte vor ca. 3 Jahren in Japan auf. (o.Text) |
-->
|
Tierfreund
19.05.2004, 12:54
@ Baldur der Ketzer
|
Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger |
-->Hallo Baldur,
wie immer bringst Du die Situation genau auf den Punkt. Es traut sich nur niemand auszusprechen: Euthanasie auf Verlangen und das Problem der Schwerstpflegebedürftigen wäre zu einem hohen Prozentsatz gelöst.
Statt dessen erleben wir momentan eine unfassbare Kostenexplosion.
Als bestellter Betreuer meiner Tante fallen mir folgende Zahlen ein:
Pflegesatz pro Monat ca. 3200.00 € ( Einzelzimmer mit Bad )
Jährliche Pflegesatzerhöhung zwischen 2,6 % und 3,2 %.
Einführung einer Pflegeausbildungsplatzumlage - ca.8.00 € pro Monat.
Voller Umsatzsteuersatz auf flüssige Ernährung, Einstufung durch die Eichel Truppe als Getränk - ca. 22.00 € Mehrkosten pro Monat.
Praxisgebühr ( Peanuts! ) aber nicht verschreibungspflichtige Medikamente aus eigener Tasche zahlen - ca. 130.00 € pro Monat.
Plus volle Sozialversicherungsbeiträge auf Pension bzw. Betriebsrente und als Krönung im nächsten Jahr die Zwangsversicherung für Zahnersatz.
Erinnert mich irgendwie an die Zwangshochwasserversicherung für Zugspitzplattbewohner.
Auf jeden Fall kostet das Warten auf Erlösung jeden Monat knapp 4000.00 €.
Grüße
Tierfreund
|
Euklid
19.05.2004, 13:01
@ Tierfreund
|
Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger |
-->Hallo Tierfreund
da die Zahnlücken zunehmen ist eine Zahnzwangsversicherung bei Felgenkauern genau das was der Staat zur Sanierung braucht
Gruß EUKLID
|
Tierfreund
19.05.2004, 13:15
@ Euklid
|
Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger |
-->Hallo Euklid,
es geht doch immer noch doller, Stoiber & Konsorten planen jetzt die einkommensbezogene Kopfpauschale mit € 200.00 plus 3 % vom Einkommen.
Deckelung ala Beitragsbemessungsgrenze? Anscheinend Fehlanzeige.
Und plötzlich wird eine teure Allianz PKV zum Sonderangebot. [img][/img]
Netten Gruss
Tierfreund
|
Baldur der Ketzer
19.05.2004, 13:20
@ Tierfreund
|
Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger |
-->>Hallo Baldur,
>wie immer bringst Du die Situation genau auf den Punkt. Es traut sich nur niemand auszusprechen: Euthanasie auf Verlangen und das Problem der Schwerstpflegebedürftigen wäre zu einem hohen Prozentsatz gelöst.
Hallo, Tierfreund,
es ist ein Tabuthema, aber ich sehe nicht so recht ein, wieso.
Für mich persönlich beanspruche ich auch das elementare Menschenrecht auf eigenverantwortliche Beantwortung der Frage, wann ich genug habe und gehen will, und zwar, möglichst ohne denen, die dann die Reste bergen müssen, zwangsläufig einen üblen Anblick bieten zu müssen.
Ich sehe nicht ein, wie sich jemand hinstellt und mir verbietet, einen schonenden, schmerzfreien Weg gehen zu dürfen, nur weil der- oder diejenige damit für sich irgendwelche Problemchen hat. Was geht das mich an, was gehe ich sie an?
Ich habe neulich eine Katze zum Einschläfern gebracht. Das war sehr friedlich, schnell, schmerzlos, und ich konnte nicht umhin, festzustellen, daß es eine ganz riesengroße Sauerei ist, daß uns das als Menschen versagt wird.
Mein Vater hing rund 10 Tage zwischen Leben und Tod, wobei klar war, es ist hoffnungslos und vorbei, meine Mutter volle fünf Wochen.
Ist das etwa Menschenwürde?
Meine Oma war mehr als 6 Jahre lang schwerstpflegebedürftig, und wenn sie mal klar war und rief, Herrgott, warum hast Du mich vergessen, dann war das markerschütternd.
Ein Zweibettzimmer, Monatskosten rund 3500 Euro, Medikamente extra. Und ein Leichnam, der ein paar Jahre lang nicht sterben konnte (natürlich auch altersdement).
Wenn man da zu Besuch war, brauchte man hinterher einen Schnaps oder auch zwei.
Wenn es stimmen sollte, daß demnächst mit einer Million heimpflichtigen Vollalzheimern zu rechnen sei, kann ich mir nicht vorstellen, wie das irgendwie gehandhabt werden soll - woher denn die ausgebildeten Betreuer nehmen, woher die Unterbringungen?
Das sind Panoptikas des Schreckens.
Ich bin echt gespannt, wie das laufen soll.
In der Schweiz fällt mir auf, daß Altersheime auch Räume für Veranstaltungen vermieten, damit da etwas zusätzliches in die Kasse kommt, ebenso Schwimmbäder etc.
Aber mehr als ein Zubrot ist das auch nicht.
Meine alte Erbgroßtante sagte immer, Kinder, das Alter ist so furchtbar grausam....und unser alter Nachbar meinte immer vor ein paar Jahren, so alt, wie er auf einmal war, dürfte man gar nicht werden.....er ist heute auch dement im Pflegeheim, Mitte neunzig.....scheiße...
Beste Grüße vom Baldur
|
Euklid
19.05.2004, 13:36
@ Tierfreund
|
Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger |
-->Hallo Tierfreund
vielleicht sollte man noch auf die Idee kommen die 3% auf den Umsatz eines Selbständigen zu erheben,anstatt auf das Bruttoeinkommen [img][/img]
Da würde es sich doch garantiert schneller sterben lassen,ganz ohne Sterbehilfe für mittelständische Unternehmer.
Und jetzt will die Hutkrempentusse aus Schleswig-Holstein auch noch die seit 1998 versprochene Steuersenkung für Besserverdiener (Höchststeuersatz) in Frage stellen.
Bin mal gespannt wann man ihr den Hut von der Birne haut;-))
Inzwischen bin ich der Auffassung daß die Unfähigkeit derart fortgeschritten ist
daß diese ReGIERenden sich jeden Tag freiwillig eine Watschen abholen müßten.
Die verzapfen soviel Unsinn daß ich sie in einem Betrieb noch nicht mal umsonst arbeiten lassen würde.
Ob wir eine Abhauprämie freiwillig durch das Volk spenden lassen sollten?
Man kann darüber nur noch lachen.
Vor 2 Jahren hat man eine Krankenkassenreform gestartet und noch immer wissen wir scheinbar nicht was da wirklich genau gespielt wird.
Am laufenden Band wird da scheinbar rumgedoktert.
Mir scheint das ist eine offene KV-Reform die andauernd Belastungen umverteilen soll bis zum Volksaufstand.
Dann braucht man das Reformende nicht mehr auszurufen.
Gruß EUKLID
|