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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 1. Juni 2004
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* Der Anschlag in Al Chobar - ein erster Schritt in eine
Weltwirtschaftskrise?
* US-Konjunkturdaten
* Ryanair: Konkurrenzkampf drückt auf den Gewinn
* Die Verbraucher ahnen es...
* Inflation versus Deflation
* Goldpreis Richtung 400 Dollar
* Aktien und Inflation
* Die"alten Regeln"
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Dienstag, 1. Juni 2004
Der Anschlag in Al Chobar - ein erster Schritt in eine
Weltwirtschaftskrise?
von Jochen Steffens
Der Anschlag in Al Chobar ist ein weiteres Indiz dafür, dass die
EL-Kaida ganz gezielt versucht, Saudi Arabien zu destabilisieren.
Etwas, dass unter keinen Umständen passieren darf, denn die Folgen
davon wären sicherlich katastrophal. Die Ã-lvorkommen in Saudi Arabien
gelten als die größten Vorkommen dieser Welt. Sollte dieses Ã-l, aus
welchen Gründen auch immer, nicht mehr dem Weltmarkt zur Verfügung
stehen, dann wird der Ã-lpreis in kaum auszumachende Höhen schnellen.
Die Weltwirtschaft würde in Folge in eine tiefe und nachhaltige
Rezession fallen.
In der Rückschau hat der Irak-Krieg die Situation im mittleren und
nahen Osten eigentlich nur noch wesentlich verschlimmert und die
Position der El-Kaida gleichzeitig maßgeblich gestärkt. Die ersten
Ansätze eine Destabilisierung in der Region sind klar zu erkennen. Die
Gefahr eines ausufernden Fundamentalismus ist nicht mehr zu leugnen.
Zwar ist es im Nachhinein immer leichter, eine Situation zu
beurteilen, aber offenbar hat die Bush-Administration ihre (zumindest
offiziellen) Ziele deutlich verfehlt. Lediglich aus strategischer
Sicht hat sich die Position der USA durch den Einmarsch in den Irak
verbessert. Aber das dürfte die negativen Aspekte kaum aufwiegen.
Die Sorgen vor weiteren Anschlägen und der Situation in Saudi Arabien
treiben heute den Ã-lpreis wieder in die Höhe. Höher Ã-lpreis gleich
fallende Märkte und so notiert der Dax erst einmal deutlich im Minus.
Der neuerliche Anstieg passt natürlich zu dem aktuell in Bonn
stattfindenden Weltkongresses zum Thema"Erneuerbare Energien".
Angesichts des hohen Ã-lpreises und der geopolitischen Unsicherheit hat
dieses Thema gerade jetzt eine besondere Brisanz. Man darf gespannt
sein, ob auf diesem Weltkongress vielleicht neue Weichen gestellt
werden.
Und genau das ist es, wovor die Ã-lmultis eigentlich Angst haben
sollten. Die hohen Ã-lpreise führen dazu, dass weltweit immer mehr über
Alternativen zum Ã-l nachgedacht wird. So rechne ich damit, dass die
Opec am Donnerstag deutliche Worte findet.
Wesentlich direkter wirkt sich der hohe Ã-lpreis auf den PKW-Bereich
aus. So sind schon jetzt umweltschonende Dieselfahrzeuge gefragter den
je. Da verwundert es nicht, wenn man bereits die Schlagzeilen lesen
konnte, wie: Der Benziner - vom Aussterben bedroht?
Doch was bleibt einem Familienvater, der vielleicht auch noch zur
Arbeit pendeln muss, anderes übrig, angesichts der hohen Benzinpreise
- er muss auf den Verbrauch achten. Etwas zeitversetzt wird die
Automobilindustrie auf diesen Bedarf reagieren. Eine Entwicklung, die
vielleicht etwas verschlafen wurde. Das hat natürlich den Hintergrund,
dass durch die Spanne von 22-28 Dollar, die die Opec festgelegt hatte,
der Ã-l und Benzinverbrauch in den letzten Jahren kein wirkliches Thema
mehr darstellte.
Dieser neuerlicher Ã-lpreisanstieg sollte uns warnen. Denn wenn
Chinas-Verbrauch weiter steigt, die geopolitischen Unsicherheiten
weiter bestehen bleiben oder sich sogar verschärfen (und danach sieht
es ja aus) dann sollten wir uns langfristig auf hohe Ã-lpreise
einstellen.
Eine kleine Rechnung dazu: Für den Verbraucher macht es keinen
Unterschied, ob ein Auto früher 10 Liter für 50 Cent oder heute 4
Liter für 1,20 Euro verbraucht.
Zum Markt:
Der Dax hat bisher den nachhaltigen Bruch der 3925er Marke nicht
geschafft. Deutlich konnte man erkennen, dass sich der Dax an dieser
Marke festgebissen hatte. Nun startet die Konsolidierung. Bedenken
sollte man, dass politische Börsen kurze Börsen sind, dieser Anschlag
könnte also schnell vergessen werden. Die Opec-Konferenz wird bald die
neue Richtung für den Ã-lpreis vorgeben.
Kaum hat der Markt mittlerweile verinnerlicht, dass außer dem Ã-lpreis
alle anderen börsenbeeinflussenden Faktoren zweitrangig sind, da
belehrt der Markt uns eines Besseren. Dazu mehr bei den
"US-Konjunkturdaten".
Dienstag, 1. Juni 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Der ISM Index notiert bei 62,8. Erwartet wurde der Index bei 61,5 bis
64,5 nach zuvor 62,4.
Der Beschäftigungsindex legte auf 61,9 Punkte zu nach 57,8 Punkten im
April. Das deutet auf einen beschleunigten Stellenzuwachs hin.Das ist
zudem der höchste Beschäftigungsindexstand seit April 1973(!).
Nur die Neuaufträge enttäuschten. Der Teil-Index weist mit 62,8 nach
65,0 Punkten auf einen Rückgang hin.
Zunächst führte die Veröffentlichung des ISM Index zu einem Plus bei
den amerikanischen Indizes, dann brachen die Kurse jedoch schnell
wieder ein: Die Zinserhöhungsangst grassiert wieder, nachdem die
letzten Konjunkturdaten die Märkte etwas beruhigt hatten.
Ich bin mehr als gespannt darauf, was der Markt aus diesen Vorgaben
macht. Die nun wieder gestiegene Zinserhöhungsangst in Verbindung mit
dem hohen Ã-lpreis sollte die amerikanischen Indizes tief ins Minus
schicken.
Aber, eventuell macht der Markt heute auch das genaue Gegenteil und
steigt - so unvernünftig das auch scheinen mag. Ganz abwegig ist das
nicht. Es ist nun alles fast schon wieder zu"negativ". Darauf traden
würde ich jedoch nicht!
Die Bauausgaben sind um 1,3 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um
0,4 bis 0,5 % nach zuvor 2,4 % (revidiert von +1,5 %). Hier waren die
Erwartungen bereits deutlich gesunken. Diese Zahl dürfte die Ängste im
Immobiliensektor wieder etwas beruhigen.
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Dienstag, 1. Juni 2004
Ryanair: Konkurrenzkampf drückt auf den Gewinn
von Jochen Steffens
Europas größte Billigfluglinie Ryanair hat im zum 31. März
abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rückgang beim bereinigten Nettogewinn
um 5 % auf 226,6 Mio. Euro hinnehmen müssen. Analysten hatten jedoch
mit einem noch schlechteren Ergebnis gerechnet. Ryanair selbst hatte
noch im Januar mit einem Gewinneinbruch von bis zu 10 % gerechnet.
Begründet wurde das schlechtere Ergebnis mit niedrigeren
Ticketpreisen, aufgrund des hohen Konkurrenzkampfes. So erwartet das
Unternehmen, dass es in diesem Winter ein"Blutbad" unter den
Billiganbietern geben wird. Rynair sieht sich für diesen Kampf
gewappnet und glaubt, dass das Unternehmen den Konkurrenzkampf
überleben wird.
Angesichts dieser Problematik bleibt Ryanair beim Ausblick auf das
laufende Geschäftsjahr vorsichtig, rechnet aber mit einem Anstieg der
Passagierzahlen um 20 %.
Vielleicht sollte man die billigen Ticketpreise nutzen, solange die
Spritpreise noch so hoch sind. So kann man wenigsten einen Teil der
Mehrkosten ausgleichen. Spannend wird sein, wer zum Schluss von den
Billigfluglinien übrigbleiben wird.
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Dienstag, 1. Juni 2004
Die Verbraucher ahnen es...
von Martin Weiss
Die Verbraucher ahnen es...
In der Woche vor dem Pfingstfest ging der deutsche Leitindex fester
aus dem Handel. Zum Wochenschluß konnte gar die 3900-Punkte-Marke
erfolgreich verteidigt werden. Sicherlich, nicht zuletzt auch
deswegen, da der Rückgang beim ifo-Geschäftsklimaindex von 96,3 auf
96,1 Punkte für den Mai recht moderat ausfiel und insofern
stabilisierende Wirkung entfalten konnte. Nicht unbeachtlich ist aber,
daß hinsichtlich der Einschätzung der aktuellen Lage sich ein
deutlichere Abnahme von 94,9 im April diesen Jahres auf 94,4 im Mai
ergab. Ebenfalls interessant ist aber die Tatsache, daß in einigen
Wirtschaftsbereichen deutliche Verschlechterungstendenzen sichtbar
sind. Zum Beispiel im Großhandel, wo der saisonbereinigte Wert von
-14,3 auf -18,1 Punkte sank.
Nichtsdestotrotz, langsam aber sicher scheinen die deutschen
Verbraucher zu ahnen, daß die"guten Zeiten" wohl endgültig der
Vergangenheit angehören. Dies zeigen die jüngst publizierten
Erhebungen der GFK deutlich auf. So schwindet bei den Bundesbürgern
mehr denn je die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung in
Deutschland, der sich auch nachhaltig positiv am Arbeitsmarkt
bemerkbar macht. Sehr bedenklich stimmt insofern, daß die
Anschaffungsneigung der Bundesbürger weiter zurückgeht. Ebenso sind
die Deutschen im Hinblick auf die Einkommenserwartung deutlich
skeptischer geworden.
Folglich ist es also mehr denn je sehr zweifelhaft, ob sich die
binnenwirtschaftliche Konsumnachfrage in Deutschland beleben kann. Im
Gegenteil, angesichts des"Reform-Chaos" und einer immer tiefer
gehenden Vertrauenskrise (laut einer jüngsten Studie schenken nurmehr
20 % der Deutschen den Eliten in Politik und Wirtschaft ihr Vertrauen)
ist eher ein weiterer Absturz mit allen damit einhergehenden negativen
Folgewirkungen zu befürchten. Insofern stehen die Ampeln für
Unternehmen, die den Großteil ihrer Umsatzerlöse in Deutschland
erwirtschaften, sicherlich nicht auf"grün".
Auch die amerikanischen Verbraucher scheinen wohl zu spüren, daß die
"goldenen 90er" des vergangenen Jahrhunderts vorbei sind und sich wohl
auch nicht so schnell wiederholen werden. Dies manifestiert sich nicht
zuletzt beim Verbrauchervertrauen, erhoben von der Universität
Michigan, welches auf ein sieben-Monats-Tief zurückfiel. Gewiß, vor
dem Hintergrund steigender Zinsen bzw. Spritpreise, zunehmender
Terrorgefahren und geopolitscher Instabilität sicherlich keine große
Überraschung.
Vieles hängt momentan am stetig steigenden Benzin- bzw. Ã-lpreis,
welcher auch in der letzten Woche nicht signifikant konsolidierte. Die
jüngsten terroristischen Ereignisse in Saudi Arabien unterstreichen
aber mehr denn je, daß die Ausgangslage beim"schwarzen Gold" für die
nächsten Jahre sehr kritisch bleibt. Insofern sind gerade mittel- und
langfristig weiter kräftig anziehende Ã-lpreise zu erwarten. Natürlich
ist evtl. schon in den nächsten Wochen vor dem Hintergrund des
jüngsten Anstiegs eine Konsolidierung zu erwarten, welche aber
letztlich nur eine Korrektur im absolut intakten Aufwärtstrend
darstellt! Sehr erfreulich entwickelte sich in der letzte Woche der
Preis für die Feinunze Gold. Der Widerstand bei 388-390 $ konnte
genommen werden, insofern hat sich auch die charttechnische
Ausgangslage weiter stabilisiert. Zumindest sollte der Weg bis in den
Bereich von 400 $"frei" sein.
Ob dies aber schon das endgültige Ende der aktuellen
Konsolidierungsphase darstellt, bleibt abzuwarten. Wie auch immer,
evtl. weitere Rückschläge beim Goldpreis sind nichts anders als
ausgezeichnete Kaufgelegenheiten!
Dienstag, 1. Juni 2004
Inflation versus Deflation
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
In den USA weiß jeder, dass die Inflation steigt... und jeder weiß,
dass die Zinsen steigen. Aber niemand weiß, was er damit anfangen
soll.
Bei mir ist das anders. Ich denke nicht, dass die Inflation und die
Zinsen in den USA weiter steigen werden... noch nicht. Und ich weiß
genau, was ich damit anfangen soll.
Ich räume ein, dass ich für diese Einschätzung keine wirklichen
Beweise vorlegen kann. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind
in den USA im April um fast 3 % gefallen. Die Verkäufe von neuen
Häusern sind in den USA im April um über 11 % gefallen... das ist der
größte Rückgang seit 10 Jahren. Und der Bestand an unverkauften
Häusern hat den höchsten Wert seit fast einem Vierteljahrhundert
erreicht.
"Bis jetzt gibt es nur wenige Zeichen für ein Wiederauferstehen der
Inflation", schreibt mein alter Freund Martin Spring."In den USA lag
der jüngste Zuwachs bei der 'Kernrate' der Inflation auf
Verbraucherpreisebene (ohne die volatilen Energie- und
Lebensmittelpreise) bei einer Jahresrate von nur 2,2 %. In Japan, der
zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, fallen die Einzelhandelspreise
immer noch - in den 12 Monaten bis März betrug das Minus 0,2 %; sie
sind fast kontinuierlich seit 1995 gefallen. In Deutschland, der
drittgrößten Volkswirtschaft der Welt, sind die Konsumentenpreise im
letzten Jahr um relativ geringe 1,6 % gestiegen."
Diese Fakten sind für jeden verfügbar... selbst für die, die die
exakt gegenteilige Schlussfolgerung gezogen haben. Ich teile meine
Einschätzung mit Ihnen, liebe(r) Leser(in), im gegenseitigen
Einverständnis, dass Sie bitte nicht denken, dass dies mehr als einen
Cent mehr wert ist, als das, was Sie dafür bezahlt haben. Ok?
Die Arbeitskraft ist die größte Komponente der Preise. Und
Arbeitskraft befindet sich dank der Vorteile der Globalisierung in
einer sehr langfristigen Deflation. Real gesehen wird die Arbeitskraft
weltweit billiger.
Greenspan wird alles versuchen, um eine Inflation zu kreieren. Das ist
der Grund, warum er ernannt worden ist - er soll versuchen, die
Wirtschaft vor den Präsidentschaftswahlen anzuheizen. Deshalb ist z.B.
die Geldmenge (M3) zuletzt um 48 Milliarden Dollar in einer Woche
gewachsen (zuletzt verfügbare Zahlen). Die Fed würde am liebsten
sehen, dass sich dieses Geld in Gehälter verwandeln würde. Aber das
ist nicht der Fall. Die Arbeitgeber sehen keinen Grund dafür, die
Gehälter zu erhöhen; denn sie können immer Arbeitsplätze nach Indien
verlagern!
Leute, die nicht mehr Geld verdienen, können nur mehr ausgeben, wenn
sie ihre Ersparnisse anfassen oder sich verschulden. Das ist in den
USA passiert. Solche Ausgaben produzieren einen temporären Boom; denn
anders als höhere Löhne sind diese Quellen nicht gleichzeitig eine
Ausgabe für jemanden. Aber irgendwann erreichen die Leute den Punkt,
an dem ihre Ersparnisse aufgebraucht sind und sie sich nicht weiter
verschulden können. Dann fallen ihre Ausgaben wieder auf das Niveau
zurück, das sie mit ihrem Einkommen finanzieren können... und dann
fällt es darunter, weil ein Teil des Lohns für den Schuldendienst
aufgewendet werden muss.
Ja, aber die chinesische und die indische Volkswirtschaft boomen. Sie
verbrauchen immer mehr Ã-l... immer mehr Rohstoffe... ganz bestimmt
wird das die Rohstoffpreise für alle steigen lassen.
Jetzt zu Addison mit mehr News:
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Dienstag, 1. Juni 2004
Goldpreis Richtung 400 Dollar
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Baltimore
Der Goldpreis steigt wieder... jetzt ist schon wieder die Marke von
400 Dollar in Reichweite. Das war seit den späten 1980ern ein
unüberwindbarer Widerstand... könnten wir jetzt die letzte
Möglichkeit sehen, Gold für unter 400 Dollar einkaufen zu können? Der
Markt hält bei diesem Pokerspiel seine Karten eng an sich gepresst...
Währenddessen fällt der Euro wieder. Der Euro steht wieder bei gut
1,22, einem neuen 8-Wochen-Hoch. Gegenüber anderen Währungen hat der
Dollar sogar noch stärker eingebüßt. Gegenüber dem Schweizer Franken
verlor er 2,2 % auf ein neues 3-Monats-Tief. Und auch der japanische
Yen konnte deutlich zulegen. Ich lese in der Financial Times als
Erklärung:
"Der jüngste Rückgang des Dollarkurses hat Befürchtungen verstärkt,
dass der Markt amerikanische Zinserhöhungen zu schnell und zu stark
eingepreist hat." Offensichtlich fiel die Revision des
US-Bruttoinlandsproduktes (viertes Quartal) schwächer als erwartet
aus, während die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf
Arbeitslosenhilfe enttäuschte. Immerhin ist das US-BIP im vierten
Quartal gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert laut offiziellen
Zahlen um 4,4 % gewachsen.
Vielleicht hat der Markt auch bemerkt, dass die Limousine von
Greenspan öfter als normal vor dem Weißen Haus parkt. Vielleicht hat
der Markt plötzlich gesehen, wie gut die Angst vor einer Deflation und
die Zinserhöhungs-Geschichten auf die Agenda der Fed passen. Natürlich
wird das Mainstream-Denken davon ausgehen, dass eine mögliche
Inflation kein Risiko sei. Seht Euch den Anleihenmarkt an, werden Sie
sagen, die Anleihenhändler können nicht falsch liegen. Und
währenddessen sind die Tore für neue Kredite weit geöffnet.
"Greenspan & Co. werden die Zinsen nach oben reden, mit Hilfe der
willigen Medien, aber sie werden die Leitzinsen nicht sehr stark oder
sehr schnell wirklich erhöhen", prognostiziert Kenneth Thomas,
Professor in Pennsylvania im"Christian Science Monitor". Prof. Thomas
hat ein Gesetz, den"Freedom of Information Act", genutzt, um
Informationen über Greenspans persönlichen Kalender zu erhalten. Dabei
fand er heraus, dass sich die Besuche Greenspans im Weißen Haus
vervierfacht haben, seit Präsident Bill Clinton durch Bush ersetzt
wurde.
Prof. Thomas nennt Greenspan"sozialen Schmetterling". Seine Besuche
führen zu zwei Fragen:"Wie involviert ist der Fed-Vorsitzende, wenn
es um die Politik des Weißen Hauses geht? Und ändern diese
Freundschaften auf höchster Ebene das, was Greenspan mit den Zinsen
tut?"
Die Fed ist offensichtlich immer noch widerwillig, wenn es um eine
Leitzinserhöhung geht. Sie wissen, dass die mit Schulden überladene
Wirtschaft mit steigenden Zinsen Probleme haben wird - und sie wissen,
dass sie das Schneeballsystem weiter mit Liquidität füttern müssen.
Die besten News sind... und Goldhändler wissen das... ist: Was immer
auch passieren wird - ein Goldpreis unter 400 Dollar sieht wie ein
Schnäppchen aus!
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Dienstag, 1. Juni 2004
Aktien und Inflation
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
***"Die Zentralbanker haben Spekulationsblasen mit Luft gefüllt", so
Martin Spring weiter (siehe mein Beitrag oben)."Weil die Flut von
leichtem, billigem Geld erheblich größer war als das, was zur
Finanzierung des Wirtschaftswachstums notwendig gewesen wäre, ist das
überschüssige Geld in alle Anlageklassen geflossen. An vielen Märkten
haben sich Spekulationsblasen gebildet - nicht nur am sehr wichtigen
und politisch sensitiven Markt für private Immobilien, sondern auch an
anderen Märkten, wie bei Aktien, Anleihen und Rohstoffen."
"Die Zentralbanker würden bei diesen Spekulationsblasen gerne ohne
Knall etwas Luft herauslassen. Aber jetzt wissen sie, dass
signifikante Zinserhöhungen das nicht bezwecken würden - denn sie
würden sie platzen lassen. Mit gefährlichen Konsequenzen für die
Volkswirtschaften, die politischen Systeme und sogar die politische
Stabilität. Die Risiken sind groß. Deshalb bin ich sicher, dass die
Zentralbanker extrem vorsichtig sein werden, wenn es um Zinserhöhungen
geht."
*** In einer Deflation werden die Aktienkurse natürlich fallen. Aber
was ist in einer Inflation?
Nochmal Martin Spring:
"Vor kurzem hat Barclays Capital eine Studie veröffentlicht. In dieser
Studie wurde untersucht, wie vier reale Anlageklassen - Aktien,
Immobilien, Rohstoffe und inflationsgesicherte Staatsanleihen -
langfristig ihre Besitzer vor Inflation geschützt haben. Einige der
Ergebnisse dieser Studie sind erstaunlich:"
"In den drei inflationsmäßig sehr unterschiedlichen Perioden des
letzten Jahrhunderts - der Deflation während der 1920/30, der hohen
Inflation der 1970er und der niedrigen/stabilen Inflation der letzten
Jahre - haben britische Aktien 'negative reale Renditen erzielt.'"
"Meist war es im letzten Jahrhundert so, dass die Performance der
Aktien litt, wenn die Inflationsrate stieg..."
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Dienstag, 1. Juni 2004
Die"alten Regeln"
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Oh, und hier ist wieder eine Kolumne von Thomas L. Friedman. Sie stand
letzten Freitag in der New York Times. Ich bin so glücklich, dass
diese Zeitung jeden Freitag seine Artikel bringt. Denn zum Wochenende
hin bin ich über Erheiterndes immer dankbar.
Friedman reist rund um den Globus, um den Leuten zu sagen, was sie tun
sollen. Aber wie bei fast allen Leuten, die anderen sagen, was sie zu
tun haben, so sind auch seine Ideen fast immer schwachsinnig.
"Die alten Regeln gelten noch", beginnt sein jüngster Artikel. So
weit, so gut. Aber von welchen"alten Regeln" könnte Friedman
sprechen? Wenn es um etwas geht, dem er zustimmt, dann scheint er auch
Lügen, Betrügen und Stehlen gut zu finden. Und ich habe noch keine
Idee gefunden, die so grandios und absurd war, dass Friedman für sie
nicht eingetreten wäre.
Als ich seinen Artikel zu Ende gelesen hatte, da wusste ich immer noch
nicht, was für"alte Regeln" dieser Mann meint. Stattdessen habe ich
viele neue Phrasen-Vorschläge gefunden. So schlägt er zum Beispiel
vor, eine neue Zweiparteien-Kommission zu gründen, die"nach vorne
schauen" soll. Er würde sie"Nationale Kommission für das
Richtigmachen" von Dingen nennen.
Ich frage mich, was der Sinn dieser Kommission wäre, denn wir haben
doch Friedman, der uns sagt, wie man Dinge richtig machen soll. Er
sagt, dass der richtige Weg zur Bekämpfung des Terrors"eine große
Expansion der Büchereien der US-Botschaften überall auf der Welt" sei.
Er will auch eine"große Zunahme der Stipendien für ausländische
Studenten, damit diese in den USA studieren können".
Der Sinn dieser Vorschläge soll wohl dieser sein: Wenn die Ausländer
uns (die Amerikaner) nur besser kennen würden, dann würden sie uns so
sehr lieben wie wir uns selbst lieben. Aber Friedman scheint völlig
entgangen zu sein, dass viele der Terroristen des 11. September 2001
eine Zeitlang vor dem Angriff in den USA gelebt hatten.
Friedman schlägt auch vor, dass alle Amerikaner eine neue Steuer
zahlen sollten - eine"Patriotensteuer" von 50 Cents je Gallone
Benzin. Das sollte genutzt werden, um seine anderen dämlichen Pläne zu
bezahlen... die darauf hinauslaufen, dass"immer mehr Leute
freiwillig unseren Wertvorstellungen zustimmen".
Es scheint Friedman niemals in den Sinn gekommen zu sein, dass andere
Leute ihre eigenen Werte haben... oder dass sie uns nicht mögen
könnten.
"Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu."
Diese"alte Regel" ist heute genauso wie vor 2000 Jahren immer noch
gültig. Ich würde mich nicht besonders über einen Iraker freuen, der
versuchen würde, mir seine Werte überzustülpen - besonders dann nicht,
wenn er dabei eine Pistole in der Hand haben würde. Und ich bezweifle,
dass das andersherum funktionieren wird.
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