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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 4. Juni 2004
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* Zwischen US-Zinsenerhöhung und sinkendem Ã-lpreis
* US-Konjunkturdaten
* Intel verzeichnet unerwarteten Nachfrageboom
* Metro bekräftigt trotz schlechter Voraussetzungen Prognosen
* Arme Dummköpfe!
* Es gibt viele Wege, Geld zu verlieren
* Das Konzept von Politik
* Mitten in den Spekulationsblasen
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Freitag, 4. Juni 2004
Zwischen US-Zinsenerhöhung und sinkendem Ã-lpreis
von Jochen Steffens
Ratlosigkeit. Mit einem Wort kann man den Ausdruck der Gesichter
mehrer Börsenkommentatoren in den abendlichen TV-Medien beschreiben.
Warum und wieso fielen die Märkte, obwohl der Ã-lpreis seit Dienstag
stark sinkt, obwohl die US-Konjunkturdaten etwas schlechter waren und
damit die Zinserhöhungsangst ein wenig gedämpft wurde. War es
lediglich die Angst vor dem Midquarter Update von Intel oder doch nur
ein Sell the good News Effekt? Rückt jetzt, nachdem die Opec Sitzung
vorbei ist, die Zinssitzung der amerikanischen Notenbank Ende Juni in
den Focus der Anleger? Oder spielte gestern bereits die Angst vor den
heutigen US-Konjunkturdaten, respektive den neu geschaffenen Stellen
in den USA, eine entscheidende Rolle? Offensichtlich war es von allem
etwas. Fakt bleibt, die US-Märkte sind gestern deutlich gefallen.
Ein Ã-lhändler sagte zu der Entscheidung der Opec, dass seiner Meinung
nach die Signale der Opec nicht klar genug waren. Ich weiß nicht, was
dieser Händler erwartet hat, die Strategie der Opec ist eigentlich
perfekt. Die zweistufige Anhebung lässt noch einen Spielraum, wie man
weiß, ein psychologisch wichtiges Instrument an der Börse. Ohne diesen
(zwar wirklich kleinen Spielraum) hätten Spekulanten wahrscheinlich
schnell argumentiert, dass die Opec nun ihr Pulver verschossen hat und
deswegen könne nun nichts mehr einen weiteren Anstieg des Ã-lpreises
verhindern. Das hätte dann zu weiteren Kurssteigerungen geführt.
Natürlich sind das alles nur"psychologische Spielereien". Schätzungen
gehen davon aus, dass die Opec"inoffiziell" bereits jetzt mehr als
25,5 Mio. Barrel je Tag fördert und damit an der Grenze ihrer
Kapazitäten arbeitet.
Aauch die Bestätigung der angestrebten Preisspanne zwischen 22 und 28
Dollar ist ein lediglich psychologischer Effekt, angesichts von
Ã-lpreisen um die 40 Dollar Marke. Damit wurden aber immerhin
Befürchtungen beseitigt, die Opec könne diese Spanne erhöhen. Mehr
konnte die Opec also nicht tun, meiner Meinung nach.
Die Opec weist zudem darauf hin, dass der Ã-lpreis auch durch
Spekulanten getrieben wird. Dieser"Spekulationseffekt" soll über 5
Dollar des aktuellen Ã-lpreises ausmachen.
Der heute fallende Ã-lpreis wird allerdings mit einer anderen Nachricht
in Verbindung gebracht: Die US-Lagerbestände an Ã-l und Benzin sind
überraschenderweise höher als erwartet. Das ist mehr als seltsam, denn
das bedeutet, dass auch zu Höchstpreisen verstärkt gekauft wurde.
Marktwirtschaftlich scheint mir dies ein seltsames, fast unsinniges
Unterfangen. Es sei denn, man geht davon aus, dass die US-Ã-lindustrie
ein Interesse an der Wiederwahl von Bush hat. Hohe Lagerbestände
ermöglichen einen deutlichen Einbruch des Ã-lpreises vor der Wahl. Das
ist vielleicht auch der Grund, warum die Opec die Sorge äußert, dass
die Gefahr einer kurzfristigen Ã-lschwemme besteht, die bisher
lediglich durch den hohen Ã-lpreis verdeckt wird.
Ich weiß, offiziell wird der stark gestiegene Ã-lbedarf mit anderen
Argumenten begründet: Von der Driving Season in der USA wird geredet,
dann davon, dass die Anzahl der zugelassenen PKW's in den USA
Rekordmarken erreicht hat, auch die gestiegene Nachfrage in China wird
gerne genannt. Die anziehende Weltkonjunktur wirkt sich aus und
natürlich die Käufe aus den USA, 200.000 Barrel sollen jeden Tag in
die strategischen Ã-lreserven der USA fließen. Diese Argumente sind
keineswegs falsch und tragen sicherlich zu dem hohen Ã-lpreis bei. Aber
warten wir einfach ab. Wenn im September der Ã-lpreis dramatisch
einbricht, dann wissen wir mehr. Kerry versucht mittlerweile den
Ã-lpreis zum Wahlkampfthema zu erheben.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der durch die amerikanische
Ã-lindustrie ins Amt gehobene Präsident Bush, gerade durch den Ã-lpreis
gestürzt wird - auch wenn es manchem vielleicht nur gerecht erschiene.
Zum Dax: Der Dax hat heute die 3925er Marke eindeutig gebrochen und
steigt langsam weiter. Die nächste wichtige Widerstandslinie liegt im
Bereich der 4030er Marke.
Freitag, 4. Juni 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Um 14.30 Uhr wurde die Zahl der Beschäftigten ohne Landwirtschaft für
Mai 2004 bekannt gegeben.
Die Zahl der Beschäftigten ist um 248.000 gestiegen. Erwartet wurden
225.000 bis 250.000 neue Stellen nach zuvor 346.000 (revidiert von
288.000). Flüsterschätzungen waren von bis zu 300.000 neue Stellen
ausgegangen. Diese Zahlen sind also im Prinzip sogar leicht
enttäuschend. Da aber der revidierte Wert des Vormonats wesentlich
verbessert hat, dürfte sich dieser Effekt ausgleichen. Insgesamt sind
das natürlich starke Zahlen. Im zwei Monatsschnitt ergibt das ca.
300.000 neu geschaffene Stellen je Monat. Das macht eine Zinserhöhung
insofern wahrscheinlicher.
Die US-Arbeitslosenquote liegt erwartungsgemäß unverändert bei 5,6 %.
Damit wird sich der sinkende Ã-lpreis stützend und die
Arbeitsmarktdaten schwächend auf den Markt auswirken. Die Folge wird
wahrscheinlich ein sehr uneinheitlicher Verlauf sein. Aber das ist im
Moment nichts Neues.
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Freitag, 4. Juni 2004
Intel verzeichnet unerwarteten Nachfrageboom
von Jochen Steffens
Der weltgrößte Chiphersteller Intel hat seine Umsatzprognose für das
laufende Geschäftsquartal unerwartet erhöht. Der Konzern
prognostiziert nun einen Quartalumsatz in einer Spanne zwischen
8,0 Mrd. $ bis 8,2 Mrd. $, nach zuvor geschätzten 7,6 Mrd. $ bis
8,2 Mrd. $. Bei der Brutto-Gewinnmarge rechnet das Unternehmen mit 60
bis 61 %, nach 60 % zuvor.
Hintergrund für die bessere Prognose ist die erfreulich starke
Entwicklung des Flash-Speicherchip Bereich.
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Freitag, 4. Juni 2004
Metro bekräftigt trotz schlechter Voraussetzungen Prognosen
von Jochen Steffens
Der Metro-Konzern hat auf der Hauptversammlung seine Prognosen für das
laufende Geschäftsjahr bekräftigt. Der Konzernumsatz soll demnach
wechselkursbereinigt um mindestens 6 % und das Ergebnis je Aktie vor
Abschreibungen um 6 % bis 10 %. Nach Abschreibung entspricht das einem
Anstieg von bis zu 15 %.
Binnen Jahresfrist will Metro zum drittgrößten Handelskonzern der Welt
aufsteigen.
Freitag, 4. Juni 2004
Arme Dummköpfe!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Ich kenne einen, der eins von diesen armseligen Häusern beim Paterson
Park gekauft hat", begann ein Freund von mir letzten Mittwoch."Er
zahlte 87.000 Dollar. Und er hat dieses Haus für 140.000 Dollar an
jemanden weiter verkauft - unmittelbar nachdem der Kauf abgeschlossen
worden war."
Baltimore ist nicht Paris. Und der Paterson Park ist nicht der Jardin
de Luxembourg. Stattdessen ist es ein Ort, wo man früher Selbstmord
beging - dazu musste man noch nicht einmal eine Waffe kaufen oder sich
die Pulsadern aufschneiden. Man musste nur nach Sonnenuntergang in
diesem Park spazieren gehen; die Chancen standen gut, dass man niemals
wieder nach Hause kommen würde.
"Muss wieder ein Selbstmörder gewesen sein", sagten dann die
Polizisten."Niemand ist so dumm."
Aber alles hat seine Zeit, wie ich hier beim Investor's Daily öfters
sage... und es gibt auch für alles Mögliche unter dem Himmel ein
passendes Verbrechen.
In Baltimore drehen derzeit alle durch. Immobilien - hier seit über
einem halben Jahrhundert ignoriert, vernachlässigt, vergessen - sind
plötzlich wieder in Mode gekommen. Die Leute bezahlen extravagante
Preise für sehr bescheidene Unterkünfte. Häuser, die jahrelang niemand
besitzen wollte, finden plötzlich mehrere Besitzer innerhalb eines
einzigen Jahres; sie werden jedes Mal renoviert und weiter verbessert,
bevor sie weiterverkauft werden.
Es ist wieder einmal Alan Greenspan, der auch hier eine
Spekulationsblase geschaffen hat... eine Spekulationsblase bei den
Immobilienpreisen.
"Gruppen von Investoren kommen aus Washington. Und da ist sogar eine
Gruppe aus Chicago. Sie kaufen ganze Blocks und renovieren sie. Selbst
Gegenden, in die man noch nicht einmal mit dem Auto durchfahren würde
- selbst wenn die Fenster oben und die Türen verschlossen wären -
werden jetzt ziemlich teuer."
Die örtlichen Reporter suchen nach Erklärungen dafür. Die Preise
steigen demnach in einer Gegend, weil sie"nah am Hafen" sei. In einer
anderen wegen ihres"altmodischen Charmes". In einer weiteren Gegend
steigen die Preise, weil sie"von der jungen und hippen Gesellschaft
der Stadt entdeckt worden ist."
Natürlich hätte man vor ein paar Jahren den Charme und die Nähe für
die Hälfte des Preises kaufen können. Niemand scheint sich um die
wirkliche Quelle dieser Blase zu kümmern.
"Die Geschichte ist nur eine Aufzählung von Verbrechen, Dummheiten und
Unglücksfällen der Menschheit", schrieb Edward Gribbon.
"Es ist unglaublich", so griff eine Freundin beim gemeinsamen
Mittagessen dieses Thema auf."Mein Mann und ich hatten uns dazu
entschieden, ein Haus zu kaufen. Wir gingen auf die Suche, aber die
Preise schienen uns zu hoch. Ich bin erst seit 2 Jahren hier, aber in
dieser Zeit scheinen sich die Preise von den Häusern, die uns
gefallen, verdoppelt zu haben. Jeder, den wir kennen, scheint jetzt
mit Häusern zu spekulieren. Sie treiben die Preise auf
schwindelerregende Höhen. Wir können kein Haus kaufen, weil wir nicht
spekulieren wollen; wir wollen nur einen Platz zum Leben. Ich schätze
mal, dass wir einfach warten müssen, bis dieser Wahnsinn vorbei ist."
Wann wird er vorbei sein?
Ich weiß es nicht. Aber ich schätze, ich weiß, wie: Schmerzhaft. In
den USA besitzen mehr Leute Häuser, als jemals Leute Aktien besessen
haben. Und sie haben ihre Häuser mit immer höheren Hypotheken gekauft,
zu flexiblen Zinssätzen. Die armen Dummköpfe.
Jetzt zu Eric mit mehr News...
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Freitag, 4. Juni 2004
Es gibt viele Wege, Geld zu verlieren
von unserem Korrespondenten Eric Fry, mitten in Manhattan...
Beim Erdölpreis haben wir einen deutlicheren Rückgang gesehen, was den
Weg für die Aktien freigemacht hat, wie eine Machete im Urwald. Der
wahrscheinliche Grund dafür war natürlich die OPEC-Entscheidung und
die Aussage von Scheich Ahmed Fahd al-Ahmad al-Sabah, des kuwaitischen
Ã-lministers, dass die OPEC"den Preis in den nächsten 2 Wochen um 6
bis 8 Dollar je Barrel fallen lassen will".
Diese präzise Prognose des kuwaitischen Erdölministers erwischte die
Ã-linvestoren auf dem falschen Fuß: Sie hatten Ã-l schließlich schneller
gekauft, als man"Scheich Ahmed Fahd al-Ahmad al-Sabah" sagen kann.
Vielleicht wird es sich zeigen, dass die Prognose des Scheichs korrekt
war, oder vielleicht wird der Ã-lpreis noch tiefer und schneller
fallen. Oder vielleicht - und wäre das nicht eine Überraschung für den
Scheich - wird der Ã-lpreis seine Rally fortsetzen.
Ich habe da ganz bestimmt kein Insider-Wissen, aber ich denke mir,
dass wir ganz bestimmt nicht das letzte Mal einen Ã-lpreis von über 40
Dollar je Barrel gesehen haben.
Heute wird Bill Bonner auf der"Gold Show" sprechen, und ich werde
hinfahren und versuchen, einen guten Platz zu ergattern und
mitzuschreiben. Wenn ich etwas Intelligentes vom Podium hören werde,
dann werde ich es pflichtbewusst aufschreiben und Ihnen berichten.
Wenn ich nichts Intelligentes höre, werde ich auch darüber berichten.
"Wohin geht der Aktienmarkt?" fragte ich vorgestern den Optionsprofi
Jay Shartsis.
"Der Markt tut das, was er will... oder nicht will", antwortete der
erfahrene Veteran."Und aktuell will er den steigenden Erdölpreisen
oder dem Irak oder Saudi Arabien oder den Terroristen einfach nicht
viel Aufmerksamkeit widmen. Ich erinnere mich an 1968, was sicher das
Jahr mit den meisten Tumulten nach dem Zweiten Weltkrieg war, und es
gab in großen amerikanischen Städten Krawalle. Teile von Washington
D.C. brannten, und der Markt entschied sich dazu, diese Gelegenheit
mit einer starken Rally zu feiern... deshalb ist die überraschend
positive Reaktion des Marktes auf die jüngsten unangenehmen Dinge
wahrscheinlich alles, was wir brauchen, um die bullische Stimmung
wahrzunehmen."
Nun ja, aktuell sind weder Dow Jones noch Nasdaq in einer"starken
Rally" - seit Jahresanfang haben sie per saldo verloren. Aber der
Markt scheint eine"bullische Stimmung" zu haben. Offensichtlich
könnten die Aktienkurse noch deutlich tiefer stehen, angesichts der
steigenden Zinsen und des explodierenden Ã-lpreises.
"Unter der ruhigen Oberfläche der Indizes gab es starke
Unterströmungen, die Investoren bei einzelnen Aktien viel Geld
verlieren ließen", so Michael Santoli vom Barron's Magazin."Analysten
von Smith Barney haben berechnet, dass die durchschnittliche Aktie des
S&P 500 seit dem Hoch des laufenden Jahres 16 % verloren hat. Der
durchschnittliche Verlust gegenüber ihrem 52-Wochen-Hoch lag bei
18 %."
Also gibt es viele Wege, sein Geld zu verlieren, selbst in einem
Markt, der"unverändert" notiert. Ich prognostiziere, dass es noch
viele Wege zum Geldverlieren geben wird, bevor das Jahr vorüber sein
wird.
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Freitag, 4. Juni 2004
Das Konzept von Politik
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Baltimore
*** Früher sagte man einmal, dass man den Aktienmarkt durch die Länge
der Röcke der Frauen voraussagen könnte. Je kürzer die Röcke, desto
heißer der Markt.
Jetzt haben wir einen verbesserten Indikator. AP hat uns über den
neuesten Liebling der Medien unterrichtet: Miss Bescheidenheit. Die
11-jährige Ella Gunderson hat einen Beschwerdebrief an einen
Kleiderproduzenten geschrieben, weil sie frustriert wegen all die
kurzen Röcke und tief ausgeschnittenen Topps in den Schaufenstern war.
Laut Ella Gunderson haben viele Jugendlichen von diesen gewagten
Klamotten genug:"Es gibt einfach eine Sinnesüberladung. Die Kinder
sagen bereits jetzt 'genug'", kommentierte jemand von Buzz Marketing.
"Der nächste große Trend, den ich sehe, ist, dass Kinder wie Mönche
rumrennen werden."
Investoren, aufgepasst.
*** Ein Kollege hat mir diesen Text mit ein bisschen politischem Humor
geschickt?
Ein kleiner Junge geht zu seinem Vater und fragt:"Was ist Politik?"
Der Vater antwortet:"Nun, Sohn, lass es mich so erklären: Ich bin das
Oberhaupt der Familie, also nenn mich 'Präsident'. Deine Mutter
kümmert sich ums Geld, deshalb nennen wir sie 'die Regierung'. Wir
sind da, um uns um Dich zu kümmern, also nennen wir Dich 'das Volk'.
Das Kindermädchen nennen wir die 'arbeitende Klasse', und Deinen
kleinen Bruder nennen wir 'die Zukunft'. Jetzt denk nach und schau, ob
das für Dich Sinn macht."
Also geht der Junge schlafen, und er denkt darüber nach, was der Vater
ihm gesagt hat. Später in der Nacht hört er seinen kleinen Bruder im
Babyalter schreien, deshalb steht er auf, um nach ihm zu sehen. Er
sieht, dass dessen Windeln voll sind.
Deshalb geht er ins Elternschlafzimmer, wo er seine Mutter tief
schlafend findet. Da er sie nicht wecken will, geht er ins Zimmer des
Kindermädchens. Da ihre Tür verschlossen ist, schaut er durchs
Schlüsselloch und sieht dort seinen Vater im Bett mit dem
Kindermädchen. Er geht zurück in sein Bett.
Am nächsten Morgen sagt der kleine Junge zu seinem Vater:"Ich denke,
ich verstehe jetzt das Konzept der Politik."
Der Vater sagt:"Gut, Sohn, also erzähl mir in Deinen eigenen Worten,
worum es bei der Politik geht."
Der kleine Junge antwortet:"Der Präsident f... die Arbeiterklasse,
während die Regierung tief schläft. Das Volk wird ignoriert, und die
Zukunft liegt in der Sch..."
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Freitag, 4. Juni 2004
Mitten in den Spekulationsblasen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Über Greenspan wird gesagt, dass er sich morgens mindestens eine
Stunde lang in die Badewanne legt. In seiner Seifenlauge hat der große
Mann dann ja wahrscheinlich genügend Zeit gehabt, über viele
verschiedene Dinge nachzudenken - nicht zuletzt vielleicht über seine
eigene, seltsame Karriere. Dort in der Wanne, 200 Jahre nach der
Erfindung der Geldpolitik, ließ der Meister sicherlich seine
Errungenschaften Revue passieren... mitten zwischen lauter
Seifenblasen.
Die US-Währung war dank seines Einsatzes zum beliebtesten Papiergeld
der Welt avanciert. So glaubte er zumindest. Er war es, der die
Inflation viele Jahre lang in Schach gehalten hatte. Und er war es,
der die US-Wirtschaft so erfolgreich gelenkt hatte, dass US$-Anlagen
von allen geliebt wurden.
Greenspans Erfolg war sogar noch größer, als sich das normale
Sterbliche vorstellen können. War er nicht der einzige Mann seit
Menschengedenken, der es geschafft hatte, mehr als zwei Jahrzehnte
lang den Wert von Papiergeld ohne Deckung gegenüber dem Gold
kontinuierlich zu erhöhen? 1980 hatte eine Unze Gold den stolzen Preis
von 850 US$ gekostet. Zweiundzwanzig Jahre später wechselte genau das
gleiche Gold zum Preis von 280 US$ pro Unze den Besitzer. Das muss dem
früheren Gold-Liebhaber, der inzwischen ein Liebhaber des Papiergeldes
geworden war, wohl gefallen haben.
1981, bei einem Treffen von Münzsammlern in New York, rekapitulierte
Greenspan noch einmal den noch frischen Erfolg, den die Zentralbanker
bei der Bekämpfung der Inflation gehabt hatten. Er stellte zur
Debatte, dass dies in Zukunft Raum für ein kontrolliertes
Währungsmanagement lassen würde. Die Münzsammler schätzten seine
Errungenschaften mehr als alle anderen. Genau wie John Law im Herbst
1719 hatte Alan Greenspan, der Meister, es geschafft, den Wert von
Papiergeld gegenüber realen Vermögenswerten zu steigern.
Er hatte Geld als"eine der großen Erfindungen der Menschheit"
gepriesen. Der wirkliche Durchbruch war, dass es sich um ungedecktes
Geld handelte, also Geld, das von der Regierung ohne Absicherung durch
Edelmetalle herausgegeben worden war. Papiergeld konnte von einer
Regierung ganz einfach mit einem Wert ausgestattet werden. Als
Werkzeug von Selbsttäuschung und Betrug konnte Papiergeld aber auch
plötzlich wertlos werden.
Greenspan war sich all dessen wohl bewusst. Aber gerade das machte
seine Errungenschaften so... nahezu unwirklich. Jeder Trottel konnte
Geld schöpfen, das etwas wert war. Aber um Papiergeld wertvoller als
Gold zu machen, dazu brauchte es wirklich echtes Talent.
Greenspan witzelte: Wenn Papiergeld noch jemals ein Schlag ins Wasser
würde, dann müssten wir wohl unsere Tauschgeschäfte wohl wieder mit
Muscheln und Rindvieh betreiben."Verlassen Sie sich darauf - für
diesen unwahrscheinlichen Fall wird die Federal Reserve Bank of New
York einen angemessenen Vorrat an Ochsen haben..."
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