dottore
20.06.2004, 16:37 |
Zum (künftigen) Silberstandard - Mutmaßungen + Historie Thread gesperrt |
-->Hi,
würde zu Silber als STZM/GZ zurückgekehrt, geschähe dies nicht aus dem Nichts heraus, sondern in eine Parität zum derzeitigen STZM/GZ, wo immer sie liegen mag. Die bisherige currency in circulation würde durch Silbermünzen bzw. zu 100 % durch Silber gedeckte Noten ersetzt.
Aus dem Nichts heraus ist das nicht vorstellbar, da die Geld-Emittenten für die Einrichtung eines Silberstandards über Silber verfügen müssten, was ausweislich der sog."staatlichen" oder"strategischen" Bestände nicht oder kaum noch der Fall ist.
Also müsste in einem ersten Schritt ein entsprechender Silberschatz in öffentlicher Hand angesammelt werden, was den POS gemessen in aktuellen currencies entsprechend in die Höhe treiben würde. Hinzu käme, dass solche"Vorbereitungen" nicht unbemerkt über die Bühne gingen. Eine Silber-Hausse wäre die mutmaßliche Folge.
Dass sich alles Silber in der Hand der"Währungsbehörden" sammeln würde, ist ausgeschlossen. Denn diese würden ihre Aufkäufe nach Erreichen eines bestimmten, von ihnen als"Erstausstattung" avisierten Quantums einstellen und mit der Ausmünzung beginnen bzw. die Fabrikation der Barren, die dann als"Standard" in ihren Tresoren lagern müssten, starten."Intern" müsste jedenfalls irgendeine Parität zum Soll gesetzt werden.
Ob sich diese künftige Parität geheim halten lässt, ist eine weitere offene Frage.
Nun startet zum Tag X die neue Silberwährung, tunlichst weltweit. Nehmen wir als Parität z.B. zum Euro an: 1000 Euro = 1 Kilo Silber, dann würden zur 100-%-Deckung des Bargelds (ca. 450 Mrd Euro) 450.000 Tonnen Silber benötigt, was nach meiner Kenntnis des frei verfügbaren Silbers nicht darstellbar wäre. Der angebliche US-Silberschatz lag unter Bush noch bei ca. 22.000 Tonnen. Die Jahresförderung soll bei knapp unter 20.000 Tonnen liegen. Als Reserven im Boden werden 280.000 Tonnen geschätzt.
Eine Parität 10.000 Euro = 1 Kilo Silber erschiene schlüssiger. Das würde aber bedeuten, dass die ZBs, angenommen es sind die für den"big bang" zuständigen Währungsbehörden, (gerundet) weitere Mrd Euro usw. an Banknoten ausgeben müssten, um das Silber am Cash-Markt zu beschaffen. Wie diese gesamten Noten dann wiederum zu 100 % mit Silber gedeckt sein sollten, ist auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar. Bereits ausstehende Noten verwandeln sich nicht"von selbst" in Silber.
Vermutlich müssten die ZBs letztlich einen Silberschatz ansammeln, den sie teurer einkaufen müssten als dann die Parität sein würde. Oder anders: Man hat immer mehr Banknoten passiv als das Silber aktiv bewertet werden kann, sofern das Niederstwertprinzip eingehalten wird. Was sich aber ändern lässt, siehe die Bewertung der Goldposition, die aber grundsätzlich durch einen gleichhohe Passivposition"bilanzneutral" gehalten wird. Was sich auch ändern lässt.
Dies würde die ZBs in einer Verlustposition auf ihrer Aktivseite zwingen, die sich (formal) bilanziell nicht überstehen könnten. Was sich inedes auch erledigen ließe.
Entsprechendes gälte aber definitiv für den Markt, der am Niederstwertprinzip nicht vorbeikommt - es sei denn auch dies würde geändert und man ginge zu völlig freien Bewertung dann auch aller anderen Aktiva über. Die Silberhalter hätten (höchstwahrscheinlich) zunächst einen höheren Silberpreis in ihren Büchern als er dann - via neue Parität - realisierbar wäre. [Das Ganze sind fiktive Spielereien meinerseits, wobei mir die wirklichen oder möglichen Zahlen schlicht nicht geläufig sind sowie die Absichten, falls überhaupt vorhanden, der Gesetzgeber].
Diese Schwierigkeiten ließen sich ausräumen, indem die Staaten zur Zahlung an sie selbst wieder Silber zulassen (ohne überhaupt welches zu haben bzw. nur minimale Bestände), was wiederum nur zu einer ex ante festgelegten und ab dann geltenden Parität zum bisherigen STZM läge.
Diese Parität müsste attraktiv sein, also über jener (z.Zt. schwankenden) des Marktes liegen, um entsprechende Silbermengen in die öffentlichen Kassen zu ziehen, von wo aus sie dann zur hinfort festen Parität wieder verausgabt und wieder vereinnahmt würden, usw. usw..
Aber auch dieses Prozedere ist riskant. Denn niemand kann wissen, wieviel aus dem bestehenden Silber-Stock als hinfort dann kursresistentes Zahlungsmittel"monetarisiert" würde. Da große Mengen Silber - im Gegensatz zu Gold - außerhalb der staatlichen Schatz-Sphäre lagern (wieviel in etwa weiß niemand), kann sich das silberhaltende Publikum vermutlich sehr lange aus seinen Beständen bedienen, um Zahlungen zu leisten. Es greift also auf längst"erbrachte Leistungen" (R.Deutsch) zurück, ohne zeitgleich (oder geringer zeitlicher Verzögerung) selbst Leistungen erbringen zu müssen.
Der Silberhalter kann sich demnach leistungslos"verrenten", jedenfalls so lange, bis seine Vorräte aufgebraucht sind. Weitere Vorratshaltung (Hortung) würde keinen rechten Sinn machen, da man nun genau das hatte, was man wollte, nämlich wieder Silber als"Geld". Dieses kann man allerdings auch nur einmal ausgeben. [Der nächste hat dann nicht die von einem anderen erbrachte Leistung in Händen, sondern den"Gegenwert" seiner eigenen, usw.].
Dass sich dies auf die Preise auswirkt, die entsprechend steigen und den Silberhalter seinerseits relativ verarmen lassen, ist anzunehmen.
Dazu eine interessante historische Parallele aus dem Nahen Osten:
Silber diente zunächst als Herrschaftsmetall, wie Grabfunde in Ur (Südirak) und Berichte über (Tempel- und Palast-)Auschmückungen ab dem 4. Jt. BC belegen ("did not change hands" bei Kaufverträgen, Waren- und Dienstleistungen, vgl. Oppenheim 1964, Powell 1979 sowie Reiter 1997:"wird man bei der Eintreibung von Steuern, Zöllen und anderen Einkünften... lieber auf Silber als auf Naturalien zurückgegriffen haben").
Im mesopotamischen (a priori silberlosen) Kernland Babylon wurde es dann aber zum klassischen Abgabenmittel mit den bekannten Folgen: Silberleihe, um die Abgaben leisten zu können, wie Klengel 1999 anhand eines"Wucherers" zum Besten gibt, plus anschließender Überschuldungskrise und Niedergang.
Dies war indes nur der erste Durchlauf (sofern hier keine der üblichen Duplizierungen eines einzigen historischen Ablaufs vorliegt). Aus dem"Neu"-Babylonien des 1. Jt. BC haben wir nun lange Preisreihen, meines Wissens die ältesten überhaupt. Diese durchgehend für die sechs wichtigsten commodities (Gerste, Datteln, Ã-l, Senf, Sesam, Wolle), dazu auch partiell für Salz, Cardamon, Kupfer, Fisch u.ä. Die Preise wurden übrigens von Astronomen festgehalten, stehen dort neben Wetter- und Wasser-Beobachtungen, usw. Der gesamte Komplex wurde von Sachs/Hunger 1988-96 publiziert und von Slotsky 1997 als"Bourse of Babylon - Market Quotations" einer exzellenten Analyse unterzogen.
Laut dieser steigen die Preise in Silber ab dem -5. Jh. um durchschnittlich ca. 60 % an und erreichen kurz nach 200 BC ihr ATH. Als Grund dafür läßt sich nur der gewaltige Silberstrom aus dem Westen (griechische Silberminen wie Laureion) und dann die Behebung der thesaurierten Bestände durch Alexander und die danach dort herrschenden makedonischen Diadochen denken. Die Inflation (Silberentwertung) zieht sich über ca. 230 Jahre hin.
Gerade Letzteres wäre eine Vorschau auf das, was einen neu errichteten Silberstandard auch in der Gegenwart erwartet, wo möglicherweise immense Bestände aus"Hortungen" in die"monetäre Sphäre" fließen dürften.
Nach dem damaligen ATH der Preise kommt es freilich zum üblichen deflationären Kollaps, der die Preis-Hausse insgesamt korrigiert, allerdings in einem Zeitraum von ca. 80 Jahren (in geglätteter Darstellung). Die"Ausreißer" in den Slotsky-Kurven zeigen sogar Korrekturen des Preisniveaus um 30 % innerhalb von ca. 25 Jahren. Dass sich die deflationären"Korrekturen" im späten europäischen MA und der Neuzeit auch unter Edelmetallstandards noch schneller abspielen können, zeigen die hier des Ã-fteren diskutierten Grafiken ex Fischer"Great Wave".
Ob die Entwicklung vor 2500 Jahren Trost parat hält, ist schwer abzuschätzen. Jedenfalls ist ein Übergang, alias die Rückkehr zu einem Silberstandard keine Angelegenheit, die sich mal"eben so" erledigen lässt.
Beim Gold wird es noch verzwickter. Die Kassiten, die das altbabylonische Reich zuerst"unterwanderten", danach vernichteten (ca. 1500 BC) schafften den gerade erst entstandenen Silberstandard ab und gingen zum GS über, aus dem dann nach der Vertreibung der Kassiten wieder der (eben besprochene) Silberstandard wurde.
In den bisher gefundenen Quellen aus vorbiblischer Zeit finden sich nur Goldgeschenke (zwischen Herrschern, hier die Abforderung eines Hethiter-Königs gegenüber möglicherweise Tut-anch-Amun -"Gold ist wie Sand bei Dir" (o.ä.) - ein anderes Mal im herrschaftlichen Tausch gegen Hölzer zu Palastbau, ein weiteres Mal wird den Emissären des Palastes von Ugarit (Syrien) Gold mitgegeben, dazu erscheint es auch im Tausch gegen das für Bronzewaffen-Produktion unabdingbare Zinn, aus Mari (Euphrat), einem"Goldzentrum", falls man überhaupt von so etwas sprechen kann, wird es in Palasturkunden erwähnt, für Bestechungen bzw. Steuern.
Der Preisverfall des Goldes gegenüber dem Silber wiederum ist stupend: Reiter errechnet zwischen 1844 BC und 1758 BC eine Gold/Silber-Relation, die von 10: 1 auf sage und schreibe 3: 1 fällt.
Inwieweit dies aus"natürlichen" Gegebenheiten (Bergbau, Goldwäsche usw.) resultiert oder Ergebnis der Einführung des Silbers als STZM in der babylonischen Periode vor den Kassiten und dem daraus resultierenden Beschaffungszwang des Abgabenmittels ist, der sich auch in den unerhört hohen Zinssätzen - bis 30 % p.a.! - niederschlägt, muss einstweilen der interpolierenden Phantasie überlassen bleiben.
Der vorauseilenden Phantasie bleibt überlassen, sich einen Reim auf das derzeitige Verhältnis von 65: 1 zu machen. Falls man es überhaupt in so etwas wie ökonomische Erwartungs-Kategorien fassen möchte, läuft es mehr darauf hinaus, dass eher auf Gold denn auf Silber gesetzt wird - zu welchem Zweck auch immer.
Schönen Sonntag noch + Gruß!
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H.P.
20.06.2004, 17:28
@ dottore
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Re: Zum (künftigen) Silberstandard - Mutmaßungen + Historie |
-->Hallo dottore und Forumteilnehmer!
Sie beschreiben warum es zu keinen Siberstandard oder Goldstandard kommen kann.
Wie immer gibt es genügend Leute die anderer Ansicht sind z.B. Ferdinand Lips..
Ich schreibe das ganz ohne Wertung,für die eine oder andere Ansicht.
Mich würde eigentlich interessieren, wie Sie sich und auch alle Forumteilnehmer, das weitere Geschehen,im Bezug auf das Weltfinanzsystem vorstellen.
Wobei ja Einigkeit darüber besteht, das es dem Ende zimlich nahe ist, oder?
Zumindest wenn man diverse Zahlen über die Weltweite Verschuldungsorgie sieht, ist es für mich schwer vorstellbar, das dies so endlos weitergehen kann.
Aber was kommt dann, wie stellt sich jeder einzelne den Niedergang des Weltfinanzsystems (Crash) vor? Und wie könnte ein Neues aussehen? Oder geht
die Aufschuldung weiter bis zum Sakntnimmerleinstag?
Gruß
H.P.
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dottore
20.06.2004, 18:59
@ H.P.
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Re: Zum (künftigen) Silberstandard - Mutmaßungen + Historie |
-->>Hallo dottore und Forumteilnehmer!
>Sie beschreiben warum es zu keinen Siberstandard oder Goldstandard kommen kann.
Hi,
vielleicht ein Missverständnis, denn es kann durchaus. Allerdings nicht so ohne Weiteres aus dem gegenwärtigen Geldsystem"heraus". Bei Gold wäre es eher möglich, bei Silber halte ich es für ausgeschlossen. Ob und wie bei Gold?
Der Goldbestand im Eurosystem wird mit 130 Mrd, die Banknoten mit zuletzt 423 Mrd ausgewiesen. Damit wäre zunächst eine 30-%-Deckung zu etablieren. Oder unter Einrechnung der Ausgleichsposten (70 Mrd) eine solche von ca. 15 %.
Aber womit wäre der Rest der Noten"gedeckt"? Im wesentlichen durch gekaufte und lombardierte Staatstitel oder Forderungen gegen Banken, die ihrerseits Staatstitel als Pfand einreichen müssen oder aus Forderungen in Fremdwährungen, also"Devisenreserven", vor allem auf US-Dollar lautend. Also US-Staatstitel.
Angenommen die Deckungsgrenze wird nun auf 30 oder 15 % festgelegt (wie hoch die Deckungsgrenze ist, spielt keine Rolle). Es muss nur eine Grenze sein. Und das Einhalten dieser Grenze müsste mit Hilfe entsprechender Sanktionen gesichert sein (kann von Haftstrafe für die ZB-Leute bis zur Entrichtung einer Strafzahlung reichen). Zum Tag der Fälligkeit der ganzen Titel-Arie müssen beim jeweiligen Halter Banknoten erscheinen - ohne Wenn und Aber. Woher kommen sie?
- Entweder durch massive Steuerabforderungen, was ganz unvorstellbar wäre. Der konjunkturelle Kollaps wäre sehenswert.
- Oder durch Einreichen weiterer Titel bei der ZB, womit dort jedoch automatisch die Deckungsgrenze unterschritten wäre.
Die ZB müsste dann entweder die Herausgabe weiterer Noten verweigern (was die Geldmarktsätze explodieren ließe) oder die Sanktion in Kauf nehmen, was - wenn nicht jeweils die ZB-Direktorien in Haft gingen - auf die erwähnten Strafzahlungen hinausliefe - und damit über kurz oder lang auf den Bankrott der ZB.
- Oder durch Zahlung von Gold an die ZB, was bedeuten würde, dass die Staaten entweder die Bergwerke an sich ziehen oder Gold am freien Markt erwerben müssten, allerdings mit Zahlung auf Termin, was wiederum die Bergwerke ruinieren würde, da sie ihrerseits nicht mehr über ready cash at hand in entsprechender Höhe verfügen könnten.
- Oder durch Abgabe aus Goldbeständen, die in Staats- (nicht ZB!)-Eigentum sich befinden. Das wäre bei den USA der Fall, die sehr schnell ihren verbliebenen 8000-Tonnen-Goldschatz los wäre.
>Wie immer gibt es genügend Leute die anderer Ansicht sind z.B. Ferdinand Lips..
Herrn Lips erläutert das Prozedere des Übergangs bzw. der Rückkehr zum GS leider nicht. Es ist eine Sache, vom GS zu träumen, eine ganz andere, ihn einzuführen.
>Ich schreibe das ganz ohne Wertung,für die eine oder andere Ansicht.
>Mich würde eigentlich interessieren, wie Sie sich und auch alle Forumteilnehmer, das weitere Geschehen,im Bezug auf das Weltfinanzsystem vorstellen.
Das Weltfinanzsystem ist ganz einfach auf das Weltstaatsfinanzsystem zu reduzieren. Es gibt nur einen Nettoschuldner weltweit: die Staaten. Diese könnten zwar in ihre Rolle als Gläubiger (gegenüber den Steuerbürgern) zurückkehren, da sie jedoch bereits summenmäßig die Steuereinzahlungen mehrerer Jahre abgetreten haben (D: die von ca. 3 Jahren) können sie - ohne den Sofortkollaps zu riskieren (siehe Steuerabforderungen eben) - nur immer weitere Steuereinnahmen abtreten und dies solange bis die noch erzielbaren Steuereinzahlungen unter den nicht weiter zu senkenden Staatsauszahlungen liegen.
Die (noch) zu senkenden Staatsauszahlungen werden bereits geflissentlich gesenkt (Stichwort"Reformpolitik","Sparpolitik"). Wann die Schmerzgrenze (offener Widerstand der Bevölkerung) ereicht wird, ist Tatsachenfrage (TV immer laufen lassen), irgendwann wird auch der dümmste Wähler merken, dass es weder die jeweilige Regierung noch die Opposition, sofern sie die dann folgende Regierung wird,"schaffen" und sein Heil in"Extremen" suchen oder resignieren. Definitiv ist die Grenze erreicht, wenn die nicht zu senkenden Staatsauszahlungen über den zeitgleich eintreffenden Steuereinzahlungen liegen.
>Wobei ja Einigkeit darüber besteht, das es dem Ende zimlich nahe ist, oder?
Wie bei jedem Bankrott gibt es eine zeitlich nicht definierbare"Zwischenzone". Da das"Urvertrauen" der Bevölkerung in den Staatsversuch"Demokratie" noch weitgehend intakt ist, kann sich der verbleibende Zeitraum noch länger dehnen. Es kann aber auch zu einem plötzlichen"Aha-Effekt" kommen. Da es sich hier um massenpsychologische Phänomene handelt, ist jegliche Herangehensweise an das Problem mit Hilfe des Verstandes müßig.
>Zumindest wenn man diverse Zahlen über die Weltweite Verschuldungsorgie sieht, ist es für mich schwer vorstellbar, das dies so endlos weitergehen kann.
Endlos sicher nicht. End-Vorstellungen an etwelchen"Terminen" festzumachen (außer dem eben beschriebenen"letztmöglichen") ist zwecklos.
>Aber was kommt dann, wie stellt sich jeder einzelne den Niedergang des Weltfinanzsystems (Crash) vor?
Der sog."Niedergang" besteht aus unübersehbaren Symptomen wie Dauerarbeitslosigkeit, Rentenkrisen, Prolongationen aller Art, rasant sich verschlechternde Vermögens- und/oder Einkommensverteilung, Steuersatzerhöhungen und derlei mehr. Ein"Crash", sozusagen als Einmal-Diskontierung des Niedergangs, ist möglich, aber aufgrund der Tatsache, dass die Gegen-Seite (Staat) unermüdlich auf der Lauer liegt, dies mit allen Mitteln bis zum letztmöglichen Zeitpunkt zu verhindern, in traditionellem Hergang unwahrscheinlich. Der Kaiser kann noch so nackt daherkommen, es werden sich immer wieder Leute finden, die ihn als in vollen Regalien daher stolzierend bewundern.
>Und wie könnte ein Neues aussehen? Oder geht
>die Aufschuldung weiter bis zum Sakntnimmerleinstag?
"Neues" wird eine Variante des"Alten" sein. Die staatliche Aufschuldung und damit das Einbuchen von anderstaatlichen oder privaten Uneinbringlichkeiten lässt sich lange stretchen, da der Staat als Waffenmonopolist keine"Angst" haben muss (Mandatsträger schon). Die private Aufschuldung endet früher (ab wann schlafen die Schuldner schlecht, ab wann die Gläubiger?), kann aber durch Übertragung der Solls auf das"große Ganze" (Staat) ebenfalls gestrecht werden. Wird das Aufschulden allerdings zum Massenphänomen (siehe Konsum- und Immobilienmärkte in den bekannten Adressen) wird es schwierig.
Aus einem Privatbrief eines Schuldners vor 3700 Jahren (Babylon):
"Vor Elend kann ich mich nicht aufrichten, habe nicht genug Brot zu essen. Ich habe kein hübsches eigenes Gewand, mit Ã-l kann ich meinen Körper nicht pflegen..."
Solche Schicksale waren den Herrschenden damals wurscht. Heute sind es"Wähler"... Aber vielleicht auch nicht mehr lange.
Polybios, der große Menschen- und Staatenkenner, behauptet Mitte des 2. Jh. BC: Nach der Demokratie komme der Mob, danach die Tyrannis. Weitsichtig, jedenfalls, was die bisher bekannte Geschichte angeht.
Gruß!
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BillyGoatGruff
20.06.2004, 19:29
@ dottore
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Multi-Warenstandard: Mutmassung ohne Historie |
-->Hallo Dottore,
Staaten hielten und halten sog. strategische Reserven von z.B. Brennstoffen oder Metallen wie Silber oder Uran (letzteres als chemische Verbindung).
Währungsbehörden kauften zwar noch nie Deine sprichwörtlichen Boxershorts an, aber schon mehrfach (Hongkong, Japan) Aktien, die man wohl als"Sachwerte" gelten lassen kann. Wieso sollten sie nicht Baumwolle (Hanffaser, Seide, Wolle) aufkaufen und wieder verkaufen oder alle möglichen Metalle ebenfalls (gesamtes Edelmetallspektrum über"Industriemetalle" bis zu den"seltenen Erden" im Periodensystem der chemischen Elemente und so ganz oder teilweise die Funktion von Warenbörsen mit Lagerfazilitäten ausüben?
Ein"Multi-Warenstandard" liesse sich doch im Zeitalter der elektronischen Rechenmaschinen ohne unüberwindliche Schwierigkeiten rechnen und einhalten. Private könnten sich durch Einlieferung einer Standardware dann GZ beschaffen, und nicht nur wie heute die Geschäftsbanken, welche bei der ZB Girokonten halten dürfen und so das GZ monopolisieren. Es liesse sich doch einwandfrei kontraktieren, bilanzieren, terminieren, garantieren.
Ist das so realitätsfern? Ich bin nicht am träumen, und habe heute erst Kaffe getrunken!
Grüss,
die Bergziege
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Ecki1
20.06.2004, 20:18
@ H.P.
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Re: Zum (künftigen) Silberstandard - Mutmaßungen + Historie |
-->Wobei ja Einigkeit darüber besteht, das es dem Ende zimlich nahe ist, oder?
Nein. Ich glaube beispielsweise nicht an ein gesamthaftes"Ende des Finanzsystems". Stattdessen wird es an den verschiedensten Märkten zu starken Preisbewegungen einerseits und zu starken Veränderungen im Handelsvolumen andererseits kommen. Heute liquide Märkte werden illiquid und umgekehrt. Heute bedeutsame Währungen werden relativiert und heutige Nebenwährungen stärker gehandelt.
Zumindest wenn man diverse Zahlen über die Weltweite Verschuldungsorgie sieht, ist es für mich schwer vorstellbar, das dies so endlos weitergehen kann.
Doch, doch, das geht schon, war ja bisher auch schon so. Nur verändern sich die Preise der Verschuldungsorgien-Guthaben gegenüber anderen Preisen etwa von Gütern und Dienstleistungen oder dringend benötigten Rohstoffen, oder es ändern sich Wechselkurse. Auch die Zinskurven befinden sich in ständiger Bewegung. Es stellt sich lediglich die Frage, welcher Preis sich relativ zu anderen wie schnell und in welche Richtung bewegt, und welche Risikokosten womöglich zu berücksichtigen sind (Security, Handelbarkeit etc.)
Aber was kommt dann, wie stellt sich jeder einzelne den Niedergang des Weltfinanzsystems (Crash) vor?
Es gibt keinen gesamthaften Niedergang, aber bestimmte Investitionen mit guter und solche mit schlechter Performance. 1929 - 1932 war das Halten von USD-Bargeld eine gute Entscheidung, da sich die meisten USD-Preise ermässigten und sich angesichts von Bankenpleiten die Kontoguthaben verflüchtigten, allerdings musste man möglicherweise die Kosten für einen Tresor tragen. Viele Aktien oder Anleihen verbilligten sich auch und hatten folglich eine schlechte Performance. Eine gute Strategie war, Bargeld zu halten, und mit Beginn der neuen Hausse wieder an der Börse long zu gehen. Heute schaut`s deutlich anders aus. Bestimmte Small und Mid Caps laufen sehr gut (habe kürzlich Beispiele gepostet), natürlich gibt es auch Aktien, die derzeit fallen. Immobilien steigen (noch?), jedenfalls in guten Lagen, Spanien erscheint allerdings überhitzt, Osteuropa dagegen mitten im Aufschwung.
Und wie könnte ein Neues aussehen? Oder geht
die Aufschuldung weiter bis zum Sakntnimmerleinstag?
Ich glaube, das Karussell dreht sich weiter, allerdings ist auf mittlere Sicht (einige Jahre) mit einer Anleihen-Baisse in den Industrieländern zu rechnen. Ob dann Metalle oder Bargeld, Waffen, Ã-ltitel, Alkohol, Aktien staatsnaher Betriebe oder gute Beziehungen am besten performen, kann ich derzeit noch nicht mit Sicherheit sagen.
Viel Erfolg!Ecki[img][/img]
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Diogenes
20.06.2004, 20:36
@ dottore
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Widerruf der Machttheorie? |
-->Hi dottore
>Aus dem Nichts heraus ist das nicht vorstellbar, da die Geld-Emittenten für die Einrichtung eines Silberstandards über Silber verfügen müssten, was ausweislich der sog."staatlichen" oder"strategischen" Bestände nicht oder kaum noch der Fall ist.
"Aus dem Nichts heraus nicht vorstellber". Wie verträgt sich das mit der Machtteorie, die angeblich"Geld" per Dekret ex nihilo schafft?
>Also müsste in einem ersten Schritt ein entsprechender Silberschatz in öffentlicher Hand angesammelt werden, was den POS gemessen in aktuellen currencies entsprechend in die Höhe treiben würde.
Einen neuen Gold kann man auch paralell zum jetzigen FiatMoney einführen, ohne daß man"öffentliches Gold" hat.
- Die neuen Kontrakte werden ab Stichtag in Gold geschlossen.
- Die alten Fiat-money-Schulden werden einfach weiterhin in Fiat-Money bedient. Der Kurs Fiat zu Gold bleibt frei.
(Man könnte prüfen, ob die Fiat-Altschulden ab einem Stichtag nicht auch in Gold getilgt werden dürfen. Das könnt als Ersatz für verlorene Fiat-Noten dienen).
Am Ende sind die Fiat-Schulden bezahlt und das Fiat ist aus dem Umlauf.
Die ZB's werden abgetakelt und zugesperrt.
Gruß
Diogenes
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Elli (Boardmaster)--
20.06.2004, 23:17
@ dottore
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Re: Zum (künftigen) Silberstandard / drin in der Sammlung (o.Text) |
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fridolin
21.06.2004, 08:52
@ dottore
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Fragen in diesem Zusammenhang |
-->Hallo,
im größeren Zusammenhang dieses Sachverhalts hätte ich mal zwei Fragen bzw. wäre an Meinungen dazu interessiert.
1) Was ist Deiner Meinung nach der Hintergrund der Silberkäufe von Buffet? Wieso legt sich jemand, der nachweislich - vorsichtig ausgedrückt - nicht gerade ein erfolgloser Investor ist, riesige Mengen (130 Mio oz oder 4000 to) Silber zu und läßt es sich physisch ausliefern? Die Sache ist mittlerweile schon fast 7 Jahre her, und sonderlich viel dürfte er (wenn er das Silber noch hat) damit bislang nicht verdient haben, zumal noch Lagerkosten etc. anfallen. Hat sich Buffet einfach verspekuliert, oder ist er langfristig schlauer als andere?
2) Was war der Hintergrund des letzten Preisanstiges für Silber (ca. November 2003 bis April 2004)? Erklärungen wie"spekulative Exzesse" greifen da ein bißchen kurz. Preise steigen nur dann, wenn jemand tatsächlich auch im großen Stil kauft. Waren das nur Spekulationen am Terminmarkt, oder hat sich jemand (analog zu 1997) physisch eingedeckt? Bislang habe ich dafür noch keine plausible Erklärung gefunden. Das Ausbleiben weiterer Nachfrage führte dann wieder rasch zum Rückgang auf das Normalniveau, wiederum analog zu 1997/98.
Schönen Gruß!
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Burning_Heart
21.06.2004, 11:34
@ dottore
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Goldstandard zum Schluß? |
-->Hi
Gab es das schon?
Normalerweise beginnt eine neue Macht mit einem Gs weil der Schrecken der vorherigen Ausbuchung noch in den Köpfen steckt und sowas niemals wieder passieren soll.
Unterwegs wird er dann wie immer abgeschafft, weil die Herren und Damen merken, daß eine Macht neben einem Gs nicht existieren kann.
Nur jetzt noch - und oben auf die riesen Schuldensumme?
Wenn man aber bedenkt, daß ein Gs eine Infla verhindern kann, müsste er doch auch eine Defla verhindern können!? Er tut ja nichts weiter als ein Preisniveau festsetzen.
Man nehme den heutigen Euro/Gold oder Währungskorb/Gold Ratio und tue daran den Gs festmachen.
So hätten wir ein stabiles hohes Preisniveau und die Defla fällt erstmals aus.
Der Haken an der Sache ist nur, daß das umlaufende Geld an dem der Gs verknüpft ist, nicht der gesamten Schuldenmenge entspricht. Taugt daher wohl auch nur zum"stretchen".
Gruß
P.S. Ich suche nach einer Liste von Wirtschaftsbankrotten um die zu analisieren. Am Besten alle aufgelistet oder auch die hundert grössten und was drumherum so passierte. Im Netz habe ich nichts gefunden. Gibt es ein Buch darüber?
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dottore
21.06.2004, 12:06
@ Diogenes
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Re: Nein |
-->>Hi dottore
>>Aus dem Nichts heraus ist das nicht vorstellbar, da die Geld-Emittenten für die Einrichtung eines Silberstandards über Silber verfügen müssten, was ausweislich der sog."staatlichen" oder"strategischen" Bestände nicht oder kaum noch der Fall ist.
>"Aus dem Nichts heraus nicht vorstellber". Wie verträgt sich das mit der Machtteorie, die angeblich"Geld" per Dekret ex nihilo schafft?
Hi Diogenes,
das sagt die Machttheorie nicht. Sie kann Schulden (Abgaben) ex nihilo schaffen. Das Abgabengut muss allerdings dazu vorab bekannt gemacht werden. Also das, worauf die Schulden lauten (="Geld").
Es ginge dabei notfalls auch so, wie gepostet:
"Diese Schwierigkeiten [siehe gleich] ließen sich ausräumen, indem die Staaten zur Zahlung an sie selbst wieder Silber zulassen (ohne überhaupt welches zu haben bzw. nur minimale Bestände), was wiederum nur zu einer ex ante festgelegten und ab dann geltenden Parität zum bisherigen STZM läge."
Die Schwierigkeit besteht darin, dass der Staat zwar Silber als Abgaben einfordern kann (kann auch Schweine, Hühner, usw. fordern), aber - da laufend auch staatliche Zahlungen zu leisten sind - die Chose nicht funktioniert, wenn die Bürger immer nur Silber abliefern, aber dieses nicht auch vom Staat selbst verausgabt würde. Das Mindeste ist, dass der Staat die Form (Feinheit, Gepräge, Gewichtseinheit usw.) des abzuliefernden Silber zumindest in konkreten"Exemplaren" zeigt, was wiederum voraussetzt, dass der Staat über bestimmte Silberbestände verfügen muss.
Er kann nicht zum Silberstandard übergehen (denn darum geht's in dem Posting) und sagen: Ich habe zwar keins und ich weiß auch nicht, in welcher Form es abgeliefert werden soll, aber es soll abgeliefert werden. Würde der Staat das abgelieferte Silber horten und selbst keine Anfangsbestände haben, macht die ganze Sache keinen Sinn. Genauso könnte der Staat Hosen einfordern - und verbrennen.
Der Staat muss ja selbst auch die Parität halten, sonst werden die Notenhalter sofort Silber abfordern (das der Staat nicht hat) und der Silberstandard, wie beschrieben (und gefordert), verschwände sofort wieder in der Tonne.
Jeder Standard setzt voraus, dass das, was vom Staat abgefordert wird, auch irgendwo erhältlich sein muss. Es gibt ja jede Menge Leute, die überhaupt kein Silber haben. Haben sie keine Möglichkeit, sich das Silber zur Parität bei einer staatlichen Institution zu beschaffen, sondern nur am freien Markt, geht dort der Silberpreis über die Parität. Damit ließe sich erst Recht kein Silberstandard einrichten (Silberumlaufswährung plus 100 % durch Silber gedeckte Noten im Beispiel ohne ZB).
Das haben wir x-mal in der Geschichte beobachtet, z.B. musste in den 1840er Jahren die Düsseldorfer Münze geschlossen werden, weil sie nirgends Silber auftreiben konnte, dessen Preis unter der Parität lag, es also nur mit Verlust zu vermünzen gewesen wäre. Ein Metallstandard kann nur funktionieren, wenn - durch zusätzliche Förderungen, Enthortungen usw. - der Preis für das Rohmaterial unter die Parität fallen kann. Ich bitte, die vielen Ausführungen über den"Goldmechanismus" auf den einschlägigen Seite nachzulesen.
Jeder Metallstandard ist genauso ein Macht-, alias Chartal-Standard wie jeder andere Geld-Standard auch.
>>Also müsste in einem ersten Schritt ein entsprechender Silberschatz in öffentlicher Hand angesammelt werden, was den POS gemessen in aktuellen currencies entsprechend in die Höhe treiben würde.
>Einen neuen Gold kann man auch paralell zum jetzigen FiatMoney einführen, ohne daß man"öffentliches Gold" hat.
Nein. Denn sofort würde bisheriges GZ in Gold an der Stelle abgefordert, welche die Parität festsetzt. Parität heißt ja: An- und Verkauf unbeschränkt zu einem Nominal X für y Gramm. Falls keines abgefordert wird, kann man sich die Übung ohnehin sparen.
>- Die neuen Kontrakte werden ab Stichtag in Gold geschlossen.
Gilt eben auch für den Staat. Stichtag heute. Am 1. Juli werden die Beamtengehälter fällig, von anderen fälligen Rechnungen, die der Staat auf dem Schreibtisch hat, zu schweigen. Und wie dann bezahlen, wenn kein Gold in der Staatskasse liegt? Es kommt nicht auf einen nebulösen"Stichtag" an, sondern der Stichtag kann nur ein Termin sein, ab dem dann in Gold zu zahlen ist.
Du kannst natürlich sagen: Ab heute kann nur noch in Gold gezahlt werden und nicht mehr in bisherigem GZ. Damit wäre alles GZ wertlos (könnte keine Schulden, inkl. Abgaben mehr tilgen) und die Märkte würden sämtlich geschlossen. Auch der Goldmarkt, da es nichts mehr gäbe, in dem es auszupreisen wäre.
Dann wäre der"Anfang" die Stunde Null und eine Sekunde danach begänne der Volksaufstand.
>- Die alten Fiat-money-Schulden werden einfach weiterhin in Fiat-Money bedient.
Dann werden die Beamten bis zum Lebensende mit bisherigem GZ bedient? Die Rentner genauso? Alle Finanzmarkt-Fälligkeiten (bis zum Auslaufen der Titel dort) auch?
>Der Kurs Fiat zu Gold bleibt frei.
Das geht schon gar nicht. Erhält Gold ein Aufgeld gegen bisheriges GZ, wird jeder bisheriges GZ in Gold tauschen.
Das Problem ist auch in Metallstandards (ohne ZB) bestens bekannt: Man konnte mit abgegegriffenen und weniger metallhaltigen Münzen sowohl zum aufgeprägten Kurs bezahlen als auch sofort damit neu geprägte Münzen kaufen. Die Klagen der Regierungen, dass immer sofort die neuen Münzen wieder verschwänden (logisch!) füllen Bibliotheken. Die Arbitrage alte/neue Münzen (weniger Metall kann mehr Metall kaufen) war eines der sichersten Geschäfte überhaupt.
>(Man könnte prüfen, ob die Fiat-Altschulden ab einem Stichtag nicht auch in Gold getilgt werden dürfen. Das könnt als Ersatz für verlorene Fiat-Noten dienen).
"Dürfen" geht nicht. Dann steckst Du mitten im Problem der Doppelwährung, denn jeder tilgt dann mit dem Billigeren, da auf beiden ja dasselbe Nominal steht, z.B. 100. Doppelwährungen haben nie funktioniert, siehe Dt. Reich.
Du bist 100 schuldig, anders ist es nicht vorstellbar. Dann kaufst Du mit dem, was in den 100 auf 90 steht, die 100 und hast 11 Prozent für Dich.
>Am Ende sind die Fiat-Schulden bezahlt und das Fiat ist aus dem Umlauf.
Angenommen das bisherige GZ fällt auf 90, ist aber, da 100 drauf steht, 100 wert. Dann holt sich jeder für GZ 90 alles Gold, auf dem auch 100 steht, kauft sich mit dem Gold 100 wieder 110 GZ, usw. usw. - und schwupps ist der GS wieder verschwunden: alles Gold außerhalb der Staats- oder ZB-Kassen. Staat muss Auszahlungen leisten, kann dies nur in weiterem bisherigen GZ und die ZB hat gar kein Gold mehr. Damit ist der"versuchte" Übergang (und nur um den geht's hier) zum Metallstandard beendet.
>Die ZB's werden abgetakelt und zugesperrt.
Das erledigt der Konkursverwalter automatisch. Die ZB hat kein Gramm Gold mehr aktiv und in Höhe des einst vorhandenen Goldes Verlust. Gold aller Euro-ZBs = 130 (dann Verlust, da die ZB keine Banknoten aktiv verbuchen kann), Kapital und Rücklagen = 62. Und Ende!
Gruß!
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dottore
21.06.2004, 13:28
@ BillyGoatGruff
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Re: Multi-Warenstandard: Mutmassung ohne Historie |
-->>Hallo Dottore,
>Staaten hielten und halten sog. strategische Reserven von z.B. Brennstoffen oder Metallen wie Silber oder Uran (letzteres als chemische Verbindung).
Ja. Werden aber nicht verbucht, da der Staat nicht bilanziert.
>Währungsbehörden kauften zwar noch nie Deine sprichwörtlichen Boxershorts an, aber schon mehrfach (Hongkong, Japan) Aktien, die man wohl als"Sachwerte" gelten lassen kann.
Ja. Die ZB könnte auch alle Aktien und sämtlichen Grund und Boden kaufen (= Vollsozialismus).
>Wieso sollten sie nicht Baumwolle (Hanffaser, Seide, Wolle) aufkaufen und wieder verkaufen
Gegen was? Gekauft hat sie gegen ZB-GZ. Das ist"draußen". Dann verkauft sie wieder gegen ZB-GZ zum Marktpreis? Angenommen, Hanf, Seide, Wolle sind im Preis gefallen: ZB kaputt.
Du kannst natürlich bei storable goods einen Festpreis setzen. Dann muss die ZB jede Menge zu dem Festpreis aufnehmen, da es sonst kein Festpreis wäre. Was macht die Wirtschaft? Sie produziert die Festpreis-Waren bis zum Anschlag und die ZB kann flächendeckende warehouses einrichten.
Nun gibt es auch private Nachfrager nach den warehouse-Gütern. Die kriegen das zusätzliche Geld (ex ZB bei deren Ankauf) in die Finger. Stufe II: Die warehouse-Güter steigen über den Festpreis. Die ZB kann nun abgeben, um am Markt wieder auf den warehouse-Preis zu drücken. Damit erhält sie ZB-GZ zurück, das sie nicht aktiv verbuchen kann (im Gegensatz zu den Gütern), also Totalverlust in Höhe der warehouse-Bestände.
Dieses Modell hat den Nachteil, dass die ZB nicht selbst produziert. Produziert sie selbst, muss sie alle Produktionsbetriebe zunächst an sich ziehen, siehe eben. Resultat: Vollsozialismus plus anschließender Zuteilung der Güter.
>oder alle möglichen Metalle ebenfalls (gesamtes Edelmetallspektrum über"Industriemetalle" bis zu den"seltenen Erden" im Periodensystem der chemischen Elemente und so ganz oder teilweise die Funktion von Warenbörsen mit Lagerfazilitäten ausüben?
An den Warenbörsen wird mit ZB-GZ getradet. Nehmen wir die ZB weg, und belassen es beim Staat. Der kauft mit einer Ware, die er aber nicht mit einer anderen Ware kaufen kann, da er die nicht hat. Zwingt er sie qua Abgabe (Schuld der Bürger ex nihilo) herbei, muss er sie dann nehmen, um damit andere Waren oder Leistungen zu kaufen. Entweder er kauft alle (dann wieder Vollsozialismus, da er die Waren anschließend zuteilen muss) oder er kauft nur einzelne. Dann haben wir ein Abgabengut (muss in Quantität, Qualität usw. vorher festgelegt sein) und freie Warenmärkte (von den Waren kauft der Staat mit dem Abgabengut - womit sonst? - wiederum nur einzelne).
Um an das Abgabengut zu kommen, muss der Nichtstaatssektor etwas produzieren, womit er an das Abgabengut kommen kann. Die bekannte historische Entwicklung (Handel, Märkte, usw.).
Besteuert der Staat die Produktion (Etrag-, Umsatzsteuern usw.) kann er erst an das Abgabengut kommen, nachdem produziert wurde. Da er vorher Auszahlungen hat, diese aber noch nicht leisten kann, da noch nicht produziert wurde, wieder die bekannte historische Enwicklung: Vorgriff auf Abgaben (Staatsverschuldung usw.).
>Ein"Multi-Warenstandard" liesse sich doch im Zeitalter der elektronischen Rechenmaschinen ohne unüberwindliche Schwierigkeiten rechnen und einhalten.
Dann würde das jeweils Kostengünstigste produziert und abgeliefert. Falls der Staat davon"mehr" haben will, weil es relativ zu allen anderen Waren/Leistungen billiger geworden ist, ist die Veranstaltung zu Ende. Jeder im Nichtstaatssektor müsste einen Prozentsatz des Warenkorb (absolute Menge) abliefern, und dieser würde sich jede Minute ändern (relative Preise), da jede Minute Zahlungen an den Staat zu leisten sind.
Am Ende ändern sich keine Preise mehr (relativ) und wenn sich relativ kein Preis mehr ändert = Marktwirtschaft finito. Dann liefert jeder eine ihm vorab mitgeteilte Menge von Waren ab. Anschließend Redistribution (abzgl. dessen, was der Staat für sich einbehält) per Lebensmittelkarten bzw. Warenbezugsscheine.
>Private könnten sich durch Einlieferung einer Standardware dann GZ beschaffen,
Wozu eine Standardware? Die müsste eine feste Parität zum GZ haben. Im Metallstandard wird eben genau das GZ Metall als STZM abgeliefert. Das Metall ist die Standardware. Dies allerdings zum Nominal, das aufgeprägt ist. GZ ist immer ein Nominal, egal auf welchem Träger es marschiert.
>und nicht nur wie heute die Geschäftsbanken, welche bei der ZB Girokonten halten dürfen und so das GZ monopolisieren.
Auf den"Girokonten" bleibt nichts liegen. Sie lauten auf GZ und das verschwindet automatisch - es sei denn die GBs können weitere noch laufende Titel beleihen und diese Titel an die ZB weiterreichen, um GZ zu erhalten. Reichen die GBs nichts mehr ein, sind alle Girokonten (Mindestreserven usw.) nach spätestens 2 Jahren auf Null (Mindestreservebasis geht bis Schuldverschreibungen Restlaufzeit 2 Jahre)).
>Es liesse sich doch einwandfrei kontraktieren, bilanzieren, terminieren, garantieren.
Kontrahieren geht in allem, aber bei Nichterfüllung ist GZ zu leisten (Schadensersatz). Terminieren ist frei, aber nach dem Termin ohne Leistung muss in GZ geleistet werden, siehe eben. Garantieren geht, sofern Wandelung und Minderung ausgeschöpft sind, nur in GZ. Und bilanzieren geht nur in GZ, da jede Bilanz eine Passivseite hat und passiv niemals Waren, sondern nur auf GZ lautende Verbindlichkeiten verbucht werden können.
Selbst in der allerfrühesten Warenstandard-Bilanzen lauten die Passivseiten nicht auf x Gramm oder Kilo einer Ware, sondern immer auf Nominal, also Gulden, Taler usw.
>Ist das so realitätsfern? Ich bin nicht am träumen, und habe heute erst Kaffe getrunken!
Das unlösbare Problem liegt in der Passivseite. Die erscheint automatisch, sobald mit Termin gearbeitet wird. Wird ohne Termin gearbeitet (zeitgleicher Tausch), braucht niemand eine Bilanz, weil er unmöglich etwas schuldig sein kann.
Er kann zwar zur Garantie herangezogen werden, aber Garantien, Bürgschaften usw. werden nicht bilanziert. Wäre es anders, ergäbe sich:
Autofirma verkauft für 100 Mios Autos und alle Lieferantenrechnungen und Löhne sind bezahlt. Hat danach aktiv 20 Mios als Gewinn in der Kasse (als GZ). Aktiv 20
Kasse, passiv 20 Gewinn. Da nun aber für die 100 Mio verkauften Autos ein Garantieposten (100 Mio) passiviert werden müsste (die Autos könnten alle zurückgegeben werden), müssten aktiv 80 Verlust gebucht werden und die Firma müsste schließen.
Gruß in die Berge!
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dottore
21.06.2004, 14:25
@ fridolin
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Re: Fragen in diesem Zusammenhang |
-->Hi,
>1) Was ist Deiner Meinung nach der Hintergrund der Silberkäufe von Buffet? Wieso legt sich jemand, der nachweislich - vorsichtig ausgedrückt - nicht gerade ein erfolgloser Investor ist, riesige Mengen (130 Mio oz oder 4000 to) Silber zu und läßt es sich physisch ausliefern? Die Sache ist mittlerweile schon fast 7 Jahre her, und sonderlich viel dürfte er (wenn er das Silber noch hat) damit bislang nicht verdient haben, zumal noch Lagerkosten etc. anfallen.
Zunächst der Meister selbst (AR 97):
"Our second non-traditional commitment is in silver. Last year, we purchased 111.2 million ounces. Marked to market, that position produced a pre-tax gain of $97.4 million for us in 1997. In a way, this is a return to the past for me: Thirty years ago, I bought silver because I anticipated its demonetization by the U.S. Government. Ever since, I have followed the metal's fundamentals but not owned it. In recent years, bullion inventories have fallen materially, and last summer Charlie and I concluded that a higher price would be needed to establish equilibrium between supply and demand. Inflation expectations, it should be noted, play no part in our calculation of silver's value."
Fundamentals? Du kennst ja Elli's Meinung und die anderer dazu.
Zunächst zum Kurzfrist-Geschäft (netting angeblich ca. 70 Mio $):
[img][/img]
Danach verliert sich irgendwie die Spur (habe leider keine weiteren Anmerkungen in Berkshires AR gefunden, aber vielleicht findet sie jemand anderes?).
>Hat sich Buffet einfach verspekuliert, oder ist er langfristig schlauer als andere?
Die Position ist nicht so groß. Aber sicher ist er schlauer als andere.
>2) Was war der Hintergrund des letzten Preisanstiges für Silber (ca. November 2003 bis April 2004)?
Keine Ahnung. War halt so.
>Erklärungen wie"spekulative Exzesse" greifen da ein bißchen kurz.
Spikes gab's schon öfter. Relativ regelmäßig. Wie's diesmal weitergeht - wer weiß?
>Preise steigen nur dann, wenn jemand tatsächlich auch im großen Stil kauft. Waren das nur Spekulationen am Terminmarkt, oder hat sich jemand (analog zu 1997) physisch eingedeckt?
Alles am Terminmarkt ist Spekulation. Sonst gäb's je niemals Käufer oder Verkäufer - denn einer von beiden muss schiefliegen.
>Bislang habe ich dafür noch keine plausible Erklärung gefunden.
Märkte erklären - dafür gibt's Berufenere.
>Das Ausbleiben weiterer Nachfrage führte dann wieder rasch zum Rückgang auf das Normalniveau, wiederum analog zu 1997/98.
Derzeit ja. Wer weiß, was demnächst kommt?
That's all she wrote...
Gruß!
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thomas
21.06.2004, 16:02
@ dottore
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Silberstandard aus dem Nichts: Fragen dazu |
-->hallo dottore!
Du sagst, der Staat muss vorzeigen können, was er als Steuern eintreibt, und deshalb einen Mindestbestand Silber haben.
Warum? Es reicht doch, reines Silber als Abgabengut festzulegen (hier reicht der Verweis auf das Periodensystem der Elemente), und Steuerrechnungen lauten auf eine Gewichtseinheit (genauer: Masse-Einheit, also Gramm oder Unze oder...) reinen Silbers.
Viel wichtiger scheint mir, dass es Steuerforderungen auf Silber lautend geben muss, BEVOR der Staat versucht mit (nicht vorhandenem) Silber einzukaufen. Der Staat kauft sowieso immer auf Pump, und bei Silber=GZ heisst das einfach, Forderungen auf später eintreffendes Silber (hat der Staat) gegen jederzeit fällige Silberforderungen zu verkaufen (Abzinsung selbstverständlich).
Im Übrigen ist es zweifelhaft, ob sich die Euro-Gläubiger (Inhaber der derzeitigen Staatsanleihen) mit Silber abspeisen lassen. Der Staat wäre also auf lange Zeit darauf angewiesen, alle eintreffenden Steuerzahlungen am Markt gegen Euro zu verkaufen, um seine Altschulden zu tilgen. Ob das gutgeht?
Grüße, Thomas
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dottore
21.06.2004, 17:40
@ thomas
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Re: Silberstandard aus dem Nichts: Fragen dazu |
-->>hallo dottore!
>Du sagst, der Staat muss vorzeigen können, was er als Steuern eintreibt, und deshalb einen Mindestbestand Silber haben.
Hi Thomas,
sollte, muss nicht. Aber"beim Geld hört die Gemütlichkeit auf" (Hansemann, Bankier und preuß. FM im Landtag).
>Warum? Es reicht doch, reines Silber als Abgabengut festzulegen (hier reicht der Verweis auf das Periodensystem der Elemente), und Steuerrechnungen lauten auf eine Gewichtseinheit (genauer: Masse-Einheit, also Gramm oder Unze oder...) reinen Silbers.
Theoretisch reicht's.
>Viel wichtiger scheint mir, dass es Steuerforderungen auf Silber lautend geben muss, BEVOR der Staat versucht mit (nicht vorhandenem) Silber einzukaufen.
Genau!
>Der Staat kauft sowieso immer auf Pump, und bei Silber=GZ heisst das einfach, Forderungen auf später eintreffendes Silber (hat der Staat) gegen jederzeit fällige Silberforderungen zu verkaufen (Abzinsung selbstverständlich).
Ja, fällige sichere Forderungen bzw. Bestand.
>Im Übrigen ist es zweifelhaft, ob sich die Euro-Gläubiger (Inhaber der derzeitigen Staatsanleihen) mit Silber abspeisen lassen.
Das wird eben schwierig. Dazu muss Silber unbedingt GZ sein (also für alle usw. Zahlungen geltend, egal wann und an wen). Diese Metallstandards kamen ja nicht als Breitensport auf die Welt, sondern - wie oft genug gepostet - das Metall kursierte zuerst in einer kleinen Macht- oder Patrizierclique. Millionen sanken ins Grab - ohne je im Leben ein Gold- oder Silberstück gesehen zu haben, obwohl es bereits"oben" (anfangs Herrscher/Herrscher)"zirkulierte".
>Der Staat wäre also auf lange Zeit darauf angewiesen, alle eintreffenden Steuerzahlungen am Markt gegen Euro zu verkaufen, um seine Altschulden zu tilgen. Ob das gutgeht?
Just das ist die Crux bei Einführung eines anderen GZ. Von mir aus kann jeder seine Regiogelder oder e-golds handhaben wie er will. Ein für alle (inkl. Staat) geltendes GZ wird daraus nie und nimmer. Let's face it.
Gruß!
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thomas
21.06.2004, 19:28
@ dottore
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Danke für die - wie immer - ausführliche Klärung! (o.Text) |
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Diogenes
21.06.2004, 20:45
@ dottore
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Re: Nein |
-->Hi dottore,
>das sagt die Machttheorie nicht. Sie kann Schulden (Abgaben) ex nihilo schaffen.
Bei wem leiht die"Macht"?
>Das Abgabengut muss allerdings dazu vorab bekannt gemacht werden. Also das, worauf die Schulden lauten (="Geld").
Warum nicht gleich abkassieren anstatt leihen?
>>Einen neuen Gold kann man auch paralell zum jetzigen FiatMoney einführen, ohne daß man"öffentliches Gold" hat.
>Nein. Denn sofort würde bisheriges GZ in Gold an der Stelle abgefordert, welche die Parität festsetzt. Parität heißt ja: An- und Verkauf unbeschränkt zu einem Nominal X für y Gramm. Falls keines abgefordert wird, kann man sich die Übung ohnehin sparen.
Da hast du mich falsch verstanden. Keine Parität sonder Paralellwährung. Der Staat hat für sein (altes) GZ keine Einlöseverpflichtung in Gold.
>>Am Ende sind die Fiat-Schulden bezahlt und das Fiat ist aus dem Umlauf.
>Angenommen das bisherige GZ fällt auf 90, ist aber, da 100 drauf steht, 100 wert. Dann holt sich jeder für GZ 90 alles Gold, auf dem auch 100 steht, kauft sich mit dem Gold 100 wieder 110 GZ, usw. usw. - und schwupps ist der GS wieder verschwunden: alles Gold außerhalb der Staats- oder ZB-Kassen.
Eben diese Arbitrage würde dafür sorgen, daß das GZ von 90 Richtung 100 steigt.
>>Die ZB's werden abgetakelt und zugesperrt.
>Das erledigt der Konkursverwalter automatisch.
Es besteht also noch Hoffnung ;-)
Gruß
Diogenes
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BillyGoatGruff
21.06.2004, 23:03
@ dottore
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Danke. Die Nähe zum"Vollsozialismus" war mir auch bewusst. |
-->Man versucht halt immer wieder, zu denken, ob der 500ste Ablauf des fatalen Uhrwerks nicht noch auf irgend eine Weise zu stoppen wäre!
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