Nachtigel
21.06.2004, 21:36 |
Ahnungslos hereingeschlittert? Thread gesperrt |
-->Mozart im Bordell
Eklat in der Komischen Oper
Berlin - Splitternackte Sänger, schwüle Duschszenen, Leichenschändungen und viel Blut: Mit seiner Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts «Entführung aus dem Serail» hat der spanische Starregisseur Calixto Bieito an der Komischen Oper in Berlin einen Eklat ausgelöst.
Erzürnte Zuschauer verließen noch während der Premiere am Sonntagabend den Saal. Buhrufe übertönten die Musik, von den Rängen wurde gegen den Kulturverfall in Deutschland gewettert.
http://www.sz-online.de/nachrichten/fotos.asp?artikel=616837
und der Rest hier:
<ul> ~ Mozart im Bordell</ul>
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YooBee
21.06.2004, 22:25
@ Nachtigel
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Ist eben 'ne komische Oper. |
-->Nee, im Ernst, die sind krank, die Typen. Jetzt kopieren sie billigsten Kinotrash auf die klassische Bühne... Wer braucht sowas? Und wer zahlt dafür?
Brech...
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sensortimecom
21.06.2004, 22:33
@ Nachtigel
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Boykottieren. Leute sind selber schuld wenn sie Geld dafür zahlen. (o.Text) |
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LeCoquinus
21.06.2004, 22:38
@ Nachtigel
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Also dieses Bild erregt schon meinen... äääääh...Ärger! |
-->Wo kann man sich denn Karten reservieren?
Schlieslich muß ich ja wissen, wo man nicht hinzugegen hat.
Also dieser Sittenverfall.... tststststs!
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BillyGoatGruff
21.06.2004, 22:57
@ Nachtigel
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Theater ist Theater. Niemand muss hingehen. mkT |
-->Es ist verbürgt, dass Mozart an lasziven Dingen seine Freude hatte. Ob er an sadistischem Zeugs auch Freude gehabt hätte, bezweifle ich allerdings. Theater muss ein Freiraum sein für 'künstlerischen Ausdruck', wie auch immer. Es darf grotesk sein und übertreiben. Risiko Totaldurchfall. Niemand muss hingehen. Schon viele, viele Stücke, seit es Theater gibt, sind beim Publikum halt durchgefallen.
Gruss!
(bin zu weit weg, um hinzugehen)
BGG
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rocca
21.06.2004, 23:26
@ Nachtigel
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Jo mei, isses nicht schön? Das ist doch wieder so richtig was um sich aus der |
-->Provinz wieder zu empören. Als ob dort die ganzen Ausziehvideos und ruf-mich-an Bumsnummern nicht zu sehen wären.
Ist aber schon bezeichnend dass sich nur die Provinzblätter empören.
Übrigens: wer jemals in der Komischen Oper war der wird wissen dass die wahrscheinlich händeringend nach sowas gesucht haben. Ich würde ja glatt hingehen wenn (falls es die Stammbesatzung ist) die Darsteller nicht auch noch singen würden. Ich war 2x dort und hab mich gewundert dass dort teilweise der 3. Hieb singt.
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Tempranillo
22.06.2004, 00:24
@ rocca
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Re: Schmarotzende Krawallmacher, die sich an Mozart hinhängen |
-->Hallo rocca,
>Jo mei, isses nicht schön? Das ist doch wieder so richtig was um sich aus der Provinz wieder zu empören. Als ob dort die ganzen Ausziehvideos und ruf-mich-an Bumsnummern nicht zu sehen wären.
Ja, aber dann wenigstens ohne Mozarts Entführung. Die Frage ist doch, wie weit darf eine Aufführung das jeweilige Stück interpretieren, meinetwegen verhunzen? Gibt es noch so etwas wie den Respekt vor dem Willen des Autoren?
Warum fügen wir in die Neuauflage von Madame Bovary nicht einfach ein paar Kapitelchen aus der Josefine Mutzenbacher ein, rühren ein bißchen Erika Berger und Lilo Wanders drunter und verkaufen das Buch ohne den geringsten Hinweis auf eine entstellende Neubearbeitung unter dem gewohnten Titel?
Sollte man nicht auch die alten Schinken von Cranach und Dürer ein bißchen aufpeppen? Der modrige Rotz gehört auseinandergeschnitten, dann taugt das Zeug wenigstens zu einer flotten Collage.
Das wirklich Miese daran, aus Mozarts Entführung eine sadomasochistische Bumsnummer zu machen, ist, daß das nur deshalb geht, weil Mozarts Musik noch aus dem abartigsten Regie-Dreck ein Ereignis macht.
Wem´s zu viel wird, der kann notfalls immer noch die Augen schließen. Daß diese widerliche Schaumschlägerei, das Aufrühren sämtlicher Körpersekrete von der Musik gedeckt und getragen wird, nutzen die barbarischen Dummbeutel gnadenlos aus. In stockfinstrer Nacht müßten sie schamrot werden, weil sie ohne die von ihnen übelst zugerichteten Komponisten restlos aufgeschmissen wären.
Für mich ist das die übelste Form künstlerischen Schmarotzertums, sich an einen arrivierten Komponisten hinzuhängen und dessen Werk aus Daffke zu verunstalten, weil man andernfalls riskieren würde, seine Neurosen vor leeren Rängen zu präsentieren.
Mich würde interessieren, welches hysterische Geschrei durch das Land gellen würde, wenn es mal jemand wagen würde, andere Kulturgüter, die in einem gewissen Zusammenhang mit jüngsten Berliner Baumaßnahmen stehen, ähnlich exkremental zu besudeln. Ich hätte einige Regieeinfälle in petto, wie man mit der szenischen Verwendung gewisser Bücher knackige Skandale provozieren könnte. Die Tatsache, daß die Texte vielfach in gerollter Form vorliegen, könnte einen Hinweis geben, in welche Richtung sich meine Phantasie bewegt.
Aber ich bin nicht Calixto Bieito und auch nicht Hans Neuenfels. Natürlich kann man Mozarts Entführung und Johann Strauß´ Fledermaus für mißlungene Werke halten, meinetwegen sogar für den letzten Dreck. Aber muß man dann wirklich etwas inszenieren, für das man nur Haß und Verachtung übrig hat, und was man nur auf die Bühne bringt, um es öffentlich hinzurichten?
Tempranillo
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Baldur der Ketzer
22.06.2004, 00:46
@ Tempranillo
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..........der Kommentar.......meisterhaft........allerersterKlasse.....danke!... (o.Text) |
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bonjour
22.06.2004, 01:07
@ Tempranillo
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Re: Hervorragend- treffend- große Klasse, der Kommentar - auch danke (owt) |
-->>Hallo rocca,
>>Jo mei, isses nicht schön? Das ist doch wieder so richtig was um sich aus der Provinz wieder zu empören. Als ob dort die ganzen Ausziehvideos und ruf-mich-an Bumsnummern nicht zu sehen wären.
>Ja, aber dann wenigstens ohne Mozarts Entführung. Die Frage ist doch, wie weit darf eine Aufführung das jeweilige Stück interpretieren, meinetwegen verhunzen? Gibt es noch so etwas wie den Respekt vor dem Willen des Autoren?
>Warum fügen wir in die Neuauflage von Madame Bovary nicht einfach ein paar Kapitelchen aus der Josefine Mutzenbacher ein, rühren ein bißchen Erika Berger und Lilo Wanders drunter und verkaufen das Buch ohne den geringsten Hinweis auf eine entstellende Neubearbeitung unter dem gewohnten Titel?
>Sollte man nicht auch die alten Schinken von Cranach und Dürer ein bißchen aufpeppen? Der modrige Rotz gehört auseinandergeschnitten, dann taugt das Zeug wenigstens zu einer flotten Collage.
>Das wirklich Miese daran, aus Mozarts Entführung eine sadomasochistische Bumsnummer zu machen, ist, daß das nur deshalb geht, weil Mozarts Musik noch aus dem abartigsten Regie-Dreck ein Ereignis macht.
>Wem´s zu viel wird, der kann notfalls immer noch die Augen schließen. Daß diese widerliche Schaumschlägerei, das Aufrühren sämtlicher Körpersekrete von der Musik gedeckt und getragen wird, nutzen die barbarischen Dummbeutel gnadenlos aus. In stockfinstrer Nacht müßten sie schamrot werden, weil sie ohne die von ihnen übelst zugerichteten Komponisten restlos aufgeschmissen wären.
>Für mich ist das die übelste Form künstlerischen Schmarotzertums, sich an einen arrivierten Komponisten hinzuhängen und dessen Werk aus Daffke zu verunstalten, weil man andernfalls riskieren würde, seine Neurosen vor leeren Rängen zu präsentieren.
>Mich würde interessieren, welches hysterische Geschrei durch das Land gellen würde, wenn es mal jemand wagen würde, andere Kulturgüter, die in einem gewissen Zusammenhang mit jüngsten Berliner Baumaßnahmen stehen, ähnlich exkremental zu besudeln. Ich hätte einige Regieeinfälle in petto, wie man mit der szenischen Verwendung gewisser Bücher knackige Skandale provozieren könnte. Die Tatsache, daß die Texte vielfach in gerollter Form vorliegen, könnte einen Hinweis geben, in welche Richtung sich meine Phantasie bewegt.
>Aber ich bin nicht Calixto Bieito und auch nicht Hans Neuenfels. Natürlich kann man Mozarts Entführung und Johann Strauß´ Fledermaus für mißlungene Werke halten, meinetwegen sogar für den letzten Dreck. Aber muß man dann wirklich etwas inszenieren, für das man nur Haß und Verachtung übrig hat, und was man nur auf die Bühne bringt, um es öffentlich hinzurichten?
>Tempranillo
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Digedag
22.06.2004, 13:35
@ sensortimecom
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Re: Selbstgeißelung? - WIR zahlen alle dafür, ob wir wollen oder nicht! |
-->... auch die komische"Komische Oper" gehört zu den hochsubventionierten"Kultur"-Betrieben.
Wenn sie sich selbst finanzieren würden, könnte man es ja als bekanntlich sinnlosen Streit über Geschmack bzw. Geschmacklosigkeit abtun.
Aber sie kassieren Subventionen, die in Deutschland angeblich nötig sind, um die Pflege der klassischen Theater- und Musikkultur zu gewährleisten.
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