-->Hallo,
um mal ein etwas differenzierteres Bild darzustellen, habe ich einige Beiträge aus der Newsgroup de.etc.beruf.selbstaendig kopiert. Dort schreiben naturgemäß Selbständige und Unternehmer - also die, die den größten Vorteil von den längeren Arbeitszeiten haben sollten. Von einem großen Hurra und"endlich gehts in die richtige Richtung" ist aber weit und breit nichts zu sehen. Aber, lest selber:
Grüsse,
Yak
--------
Nachdem ja meine Kunden derzeit dazu tendieren, mit der Zertifizierung nach ISO 9001 auch gleich die 14001 mitzumachen, möchte ich davon abraten: Wenn die Angestellten die Bude ein paar Stunden länger vollsitzen, muss diese auch länger gekühlt bzw. beheizt werden, außerdem entstehen mehr Entsorgungslasten etc. pp. Das Ganze für ein, wie festgestellt, nicht definiertes oder definierbares Mehr an Produktivität.
42-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich gern, sofern die Mitarbeiter dazu bereit sind, die Mehrstunden zuhause zuzubringen.
Jens Arne Maennig
-----
Nur: produktiver wird dadurch nichts, so wie ich das sehe. Jedenfalls nicht im Softwarebereich[1], aber ich glaube auch sonst nicht.
M.E. ist (und bleibt) es ein *wesentlicher* Unterschied als Selbständiger mehr (auch *viel* mehr!) zu arbeiten wenn es sich lohnt. Als Angestellter mehr zu arbeiten, wenn es sich nicht lohnt oder nicht zu lohnen scheint, ist, naja, irnkwie nicht so leicht einzusehen.
Stephan Kämper
-----
In den Entwicklungsabteilungen der kleinen und mittleren Firmen sitzen die Angestellten oft mindestens 10h am Tag. Die Mehrleistung ist durch das Gehalt abgegolten. Oft schieben die Mitarbeiter viele Überstunden vor sich her, die dann verfallen, weil der Unternehmer sonst Rücklagen für diese Überstunden bilden müßte. Insofern ist eine generelle Arbeitszeiterhöhung Blödsinn. Wir brauchen mehr Flexibilität. Das gilt auch für den Urlaub. Wenn die Angestellten ständig oder oft auf die Behörden rennen müssen, geht auch der eine oder andere Urlaubstag drauf. So blöd wie die Gewerkschaften, die ständig Arbeitszeitverkürzungen gefordert haben, sind nun die Unternehmerverbände, indem solcher Rotz wie die 50h-Woche gefordert wird.
Bernd Braeuer
-----
Die Frage ist doch: Was soll damit erreicht werden?"Ankurbelung der Wirtschaft"? Das ich nicht lache. Warum wohl wandern immer mehr auch kleinere Unternehmen ins osteuropäische Ausland (als Beispiel) ab? Weil die Deutschen zu wenig arbeiten? Da hat man, denke ich, etwas am Kern vorbei analysiert... Mir fällt jetzt aber kein Gesichtchen ein, das dazu passt.
Hans Peter Walther
-----
Und so eine Rechnung können wir ja auch machen: Mehr Stunden und weniger Arbeit bedeuten einen höheren Energieverbrauch und eine höhere Abnutzung der Maschinen. Das ergibt ja auch wieder Kosten. Also, wenn man schon so eine Rechnung macht, wie gerade einige Politiker, dann sollte man das auch noch einberechnen. ;-)
Eric Lorenz
Antwort von Peter Bruells:
Macht man. Maschinen sind dann am teuersten, wenn sie nicht arbeiten. Bestimmte Maschinen kann man auch nicht sinnvoll abschalten, etwa in der Chemie oder der Stahlindustrie - wo ja dann auch druchaus durchgearbeitet wird.)
----
Es lohnt sich nur, wenn im Durchschnitt die Lohnkosten insgesamt gesenkt werden, aber dann müssen auch die Preise im Inland gesenkt werden. Beispiel im Osten niedrigere Löhne und auch niedrigere Mieten, den gleichen Vergleich kann man IMHO auch in den alten Bundesländern machen. Aber auch das ist viel zu allgemein gedacht, man muss viel mehr Zusammenhänge herstellen als man sich vorstellen kann und unsere Politiker nehmen nur die die ihnen gerade in den Kram passen (ich manchmal auch).
Hans Peter Popowski
-----
Für die deutsche Wirtschaft kann Mehrleistung was bringen, muss es aber nicht. Ich finde es o.k., dass die Gewerkschaften so flexibel sind und bei einigen Firmen Ausnahmen zulassen. Das jetzt jeder Arbeitgeberverband nach 50 Std. schreit ist schon eher lächerlich. Die Hauptproblem ist die Innlandsnachfrage und obwohl in Deutschland hohe Renten gezahlt werden, das Sparvolumen spitze ist und auch das Volumen der Schwarzarbeit spitze ist. Es müssen bei uns endlich mal die"ollen" Strukturen geknackt und eine zielorientierte und stetige Wirtschaftspolitik verfolgt werden.
>... falls die Produkte auch abgesetzt werden können. Wer soll > das denn alles kaufen?
Na ja, anscheinend sieht Siemens ja seine Absatzmärkte. Nicht zu vergessen: Die Zahlen von Siemens stimmen. Die stehen nicht kurz vor der Pleite. Sie haben damit argumentiert das es in Ungarn (?) 30% günstiger ist zu produzieren. Das wars.
Oliver May
----
Der Export.
Grade in diesem bereich sind die hohen Personalkosten im vergleich zu anderen Ländern ein Nachteil.
Beim Verkauf im Inland eher nicht. Da drücken jedoch die Importe aus Ländern mit geringen Personalkosten.
Früher hatte noch der Vorteil der dortigen geringen Produktivität und geringen Ausbildung gegolten. Das zieht aber immer weniger, so daß die Personalkosten wichtiger werden.
Martin Hentrich
----
>Das zieht aber immer weniger, so daß die
>Personalkosten wichtiger werden.
Vergleich mal Lohnstückkosten. Die sind in D immer noch sehr niedrig.
Und Inlandsnachfrage? Wenn ich so durch die Läden gehe sehe ich eigentlich nichts, was ich unbedingt haben möchte oder brauche. Außer ab und zu ein Gerät oder Kleidungsstück als Ersatz für ein kaputtes (ich werfe nichts weg, was noch funktioniert), und natürlich Lebensmittel.
Was zum Geier soll ich denn kaufen um die Wirtschaft zu retten? Was?
..
Im Dienstleistungsbereich wäre evtl. noch Potenzial; anderer- seits, wenn alle 50 Stunden arbeiten sollen: Was bleibt dann an Freizeit? Dann dürften etliche Parks z.B. wieder dicht machen. Keine Kunden mehr. Nein: Jeglicher Konsum stößt irgend wann an seine Sättigungsgrenze. Wir sind jetzt angekommen.
Jochen Kriegerowski
----
Pierer, Ackermann, Pietschesrieder & Co moechten *Ihre* Interessen durchsetzen, was ihr gutes Recht ist. Wenn sich die Doofen nicht wehren haben sie eben Pech gehabt.
Edgar Warnecke
|