dottore
27.07.2004, 17:04 |
Nicht mal zur Flat Tax reicht's wohl Thread gesperrt |
-->Hi,
ein Vorschlage des Wissenschaftlichen Beirats beim BFM (Auszüge):
- Radikaler Umbau der Einkommensteuer!
- Ziel: durch einen einheitlichen Steuertarif in Höhe von 30 Prozent zu einer wesentlichen Vereinfachung des Systems zu kommen, so der Vorsitzende des Beirats, Heinz Grossekettler (Uni Münster)
- Im Gegenzug sollten alle Subventionen abgebaut werden
- Reform dringend notwendig, weil sonst immer mehr Unternehmen aus steuerlichen Gründen ins Ausland getrieben würden.
Und was hören wir zu diesem sensationell guten Vorschlag:
Finanz-Staatssekretärin Barbara Hendricks (Dame hier ja schon bestens bekannt)
!
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zucchero
27.07.2004, 17:25
@ dottore
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bravo! |
-->Genau das ist es, was wir brauchen:
weg von der Progression - gleiche Steuern für gleiche Bürger!
Auf die Subventionen kann ich dann gut verzichten. Was für meine persönliche Situation gerecht erscheint, könnte für Bauern und Kumpel aber existenzbedrohend sein.
Aber wir brauchen ja keine Revolution des Steuerwesens. Eine Evolution in die vorgeschlagene Richtung wäre auch schon was. Leider wird daraus nichts werden, weil:
1. Minderung der Steuern auf Einkommen vermutlich durch indirekte Besteuerung ad absurdum geführt wird
2. Die Ausgaben des Staates nicht aus einem Topf finanziert werden. Statt Steuen würden dann eben die Sozialversicherungsträger zur Kasse gebeten.
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rocca
27.07.2004, 18:31
@ zucchero
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und warum bravo? |
-->>Genau das ist es, was wir brauchen:
>weg von der Progression - gleiche Steuern für gleiche Bürger!
>Auf die Subventionen kann ich dann gut verzichten. Was für meine persönliche Situation gerecht erscheint, könnte für Bauern und Kumpel aber existenzbedrohend sein.
>Aber wir brauchen ja keine Revolution des Steuerwesens. Eine Evolution in die vorgeschlagene Richtung wäre auch schon was. Leider wird daraus nichts werden, weil:
>1. Minderung der Steuern auf Einkommen vermutlich durch indirekte Besteuerung ad absurdum geführt wird
>2. Die Ausgaben des Staates nicht aus einem Topf finanziert werden. Statt Steuen würden dann eben die Sozialversicherungsträger zur Kasse gebeten.
Ist halt wie immer. Bedenkenträger an die Front. Was überall funktioniert ist bei uns natürlich sozial unverträglich
Oder sind es die Bedenken um die schönen steuerbefreiten Subventionen? Die haben immer nur denen genützt die die Kohle hatten dort zu investieren, waren volkswirtschaftlich aber immer Unsinn!
Und was ist dagegen einzuwenden pro Haushalt pro Person 10.000 € steuerfrei? ist doch teuer genug Kinder großzuziehen.
Warum müssen eigentlich die Kumpels noch mit exorbitanten Summen subventioniert werden? Wegen Autarkie?
Und bei der Landwirtschaft läuft doch sowieso schon so gut wie alles (was jetzt noch nicht ist wird schon noch)über Brüssel
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Baldur der Ketzer
27.07.2004, 20:07
@ dottore
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Re: die Lunte brennt..... |
-->Hallo, dottore,
bisher hat es nur die renitenten Querulanten wie unsereiner rausgetrieben, die ertragreichen Firmen, die Großkonzerne, die Höchstverdiener.
Jetzt muß sich doch jeder Arbeitnehmer fragen, wozu er michelbrav immer schön einbezahlt hat, und er im Falle des Falles nix mehr rausbekommt (Hartz), währenddessen das soziale Füllhorn für mittellose Neuzuziehende, verweigernde Habenichtse und andere Sozialzuwanderer unverändert ausgießt.
Was zwischen unter die Stühle und zwischen das Räderwerk gerät, ist wirtschaftlich der breite Mittelstand und arbeitsmarktmäßig der typische fleißige Arbeitnehmer.
Krieg keine Rente mehr, obwohl er einzahlen muß.
Kriegt kein Alo2 mehr.
Fliegt irgendwann kpmplett aus dem System, weil er ja noch was hat, von dem er zehren kann.
Im Unterschied zu landfahrenden Sozialberechtigten aus anderen EUmelmitgliedsländern. Die nix haben und deswegen brauchen, und kriegen.
Also: wer als Arbeitnehmer für die von ihm abgepreßten Abzüge auch einen Gegenwert sehen will, wer Arbeitslosenunterstützung bekommen möchte, weil er ja einzahlte, und wer mal Rente kriegen möchte, auch der muß auswandern.
Schon allein um dieser Sicherheit willen.
Es wäre mal sehr interessant, zu vergleichen, wie das mit den etwas länger Arbeitslosen in anderen Ländern läuft (Holland, Schweiz, Norwegen).
Was will denn jemand in einer toten Region machen, wenn dort einfach keine Arbeit mehr angeboten wird?
Wenn er abwandern muß, dann doch gleich richtig, in ein verläßliches System.
Deutschland geht kaputt - ich geh nicht mit.
Im Übrigen, 30 %, soll ich das toll finden? Wenn die Slowakei 19 anbietet? Und die Schweiz auch 30, aber auf viel höherem Niveau mit Sicherheit, und Lebensqualität und Fairness?
Manchmal tun mir Clement und Konsorten echt leid, denn begriffen haben es die schon lange, aber es sind ihnen die Hände gebunden, und so werden sie geschunden, ohne, daß sie sagen dürfen, was ihnen auf der Zunge liegt....
Na, ja, what shällz.
Es gibt doch so einen Schlager, am Tag, als der Regen kam, langersehnt, über die durstigen Felder.....das kann man demnächst umvertonen, am Tag als das Merkel kam, dummfrisiert, über die a-ha-rmen Deutschen.........und dann tschüss.
Beste Grüße vom Ketzer
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Diogenes
27.07.2004, 20:25
@ dottore
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Re: Nicht mal zur Flat Tax reicht's wohl |
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>- Ziel: durch einen einheitlichen Steuertarif in Höhe von 30 Prozent zu einer wesentlichen Vereinfachung des Systems zu kommen, so der Vorsitzende des Beirats, Heinz Grossekettler (Uni Münster)
Erinnert mich an Ã-. Da hatten wir ähnliche Vorschläge Mitte 90er. Ergebnis: Null-komma-Null-garnichts. Das wird in D nicht anderst laufen. Geben kann man jedem, aber nimm jemand mal was.
Selbst 30 %-Flat-Tax wären nur ein erster zaghafter Schritt in die richtige Richtung. Langfristig müßte man eine Staatsquote von 10 % anpeilen, - 10 % flat tax, alles andere wird gestrichen. Wenn ein Staat gut geführt ist, müssen 10 % langen.
Aber leider, leider, die Staatsmafia wird freiwillig keinen Cent aufgeben, eher werden die Steuern noch weiter erhöht. Bis es kracht.
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bernor
27.07.2004, 20:50
@ rocca
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Re: und warum bravo? |
-->Hi,
Und bei der Landwirtschaft läuft doch sowieso schon so gut wie alles (was jetzt noch nicht ist wird schon noch)über Brüssel
Und irgendwann ganz sicher auch - siehe heute schon die USt - die gesamte Steuerpolitik ("Steuerharmonisierung" - Eichel ff. dürfen dann nur noch"BMF-Schreiben" o. ä. loslassen)
Spätestens dann würden die Reformvorschläge von Kirchoff, Bierdeckel-Fuzzi und anderen irrelevant - rien ne va plus.
Also:
Wenn schon"Revolution", dann richtig: Auch das EU-Monster muß weg!
Aber wie?
Einfach der EU-Kommission sagen, et jibbet nix mehr?
Gruß bernor
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zucchero
28.07.2004, 00:02
@ rocca
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ich finde den vorschlag gut habe aber was gegen revolutionen |
-->Ich find den Vorschlag ja grundsätzlich gut, aber er braucht Zeit. Wenn eine Revolution stattfindet kommen nur andere an die Fleischtöpfe. Im Grunde ändert sich dann nichts.
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dottore
28.07.2004, 10:11
@ Baldur der Ketzer
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Re: die Schüsse fielen... |
-->Hi Baldur,
im Grunde kann ich Dir nicht widersprechen. Dennoch sind die 30 % für mein Gefühl nicht so schlecht, auch wenn sie im Vergleich zu Schweiz, Slowakei, Baltikum usw. nicht gerade das Gelbeste vom Ei wären.
Es ist ja ein einheitlicher Grenzsteuersatz, d.h. bei der berühmten vierköpfigen Familie würden bei 41.000 Euro Jahreseinkommen gerade 300 Euro Steuern anfallen, bei 50.000 Euro 3000, bei 100.000 Euro 18.000.
In Wegfall kämen Tausende von Stellen in Finanzämtern und deren Derivaten, der Steuerberaterzunft, was die gesamtwirtschaftliche Produktivität nicht mindern sollte. Was ist unproduktiver als Steuererklärungen, Steuerprozesse usw.?
Aber wenn man nicht mal damit anfangen kann, ist Hopfen & Malz ohnehin verloren.
Im 19. Jh. hat man sich in der Finanzwissenschaft noch lange den Kopf darüber zerbrochen, ob sich Steuern und falls ja, welche überhaupt"lohnen" - also, die damit verbundenen Erhebungs- und sonstigen Kosten decken.
Und die allerersten Steuersätze Ende des 19. Jh. (eingeführt in einigen Einzelstaaten des Reichs) lagen bei 2 bis 3 %. Den großen Schluck aus der Pulle hat dann Herr Erzberger (Zentrumspartei, unterzeichnete den Versailler Vertrag, Finanz"reform" 1919/20) genommen
[img][/img]
mit horrenden Sätzen weit über 50 %. 1921 wurde er im Schwarzwald von"Nationalisten" mit acht Kugeln erschossen.
Gruß!
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dottore
28.07.2004, 10:15
@ Diogenes
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Re: Nicht mal zur Flat Tax reicht's wohl |
-->Hi,
>Selbst 30 %-Flat-Tax wären nur ein erster zaghafter Schritt in die richtige Richtung.
Ja, aber wenigstens mal ein Schritt.
>Langfristig müßte man eine Staatsquote von 10 % anpeilen, - 10 % flat tax, alles andere wird gestrichen. Wenn ein Staat gut geführt ist, müssen 10 % langen.
1850 = 5,6 % gesamte Abgabenlast, 1913: ca. 13 %. Damals Vollbeschäftigung, stabile Währung, und niemand ist tot umgefallen.
>Aber leider, leider, die Staatsmafia wird freiwillig keinen Cent aufgeben, eher werden die Steuern noch weiter erhöht. Bis es kracht.
So schaut's halt leider aus. Vielleicht hat's schon gekracht, aber noch hat's keiner gehört?
Gruß!
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YooBee
28.07.2004, 10:38
@ dottore
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Re: die Schüsse fielen... |
-->>1921 wurde er im Schwarzwald von"Nationalisten" mit acht Kugeln erschossen.
Wenn dies eine langfristige Lösung sein soll, müsste man ganz schon aufräumen und sauber halten... Aber wer soll"man" sein? Der Rat der 100 Weisen?
Du kennst doch die Geschichte am besten. Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Und dann baut man einen neuen.
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monopoly
28.07.2004, 10:45
@ dottore
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Re: Was heißt"Es hat schon gekracht genau?" |
-->>Hi,
>>Selbst 30 %-Flat-Tax wären nur ein erster zaghafter Schritt in die richtige Richtung.
>Ja, aber wenigstens mal ein Schritt.
>>Langfristig müßte man eine Staatsquote von 10 % anpeilen, - 10 % flat tax, alles andere wird gestrichen. Wenn ein Staat gut geführt ist, müssen 10 % langen.
>1850 = 5,6 % gesamte Abgabenlast, 1913: ca. 13 %. Damals Vollbeschäftigung, stabile Währung, und niemand ist tot umgefallen.
>>Aber leider, leider, die Staatsmafia wird freiwillig keinen Cent aufgeben, eher werden die Steuern noch weiter erhöht. Bis es kracht.
>So schaut's halt leider aus. Vielleicht hat's schon gekracht, aber noch hat's keiner gehört?
>Gruß!
Wenn man unsere Spitzenpolitiker zwischen den Zeilen zuhört (Schröder auf dem Sparkassentag" könnte man sicher dieser Ansicht sein, das einige Sachen irreparabel sind, aber welche genau jetzt schon.
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dottore
28.07.2004, 12:09
@ dottore
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Re: Korrektur: E. unterschrieb in Compiègne, nicht in Versailles |
-->Hi,
bei Erzberger ein Fehler: Er hat den Waffenstillstand im Salonwagen in Compiègne unterzeichnet, den bekanntlich Hitler nach dem Sieg über Frankreich ebenfalls benutzte; den Versailler Vertrag unterschrieben nach der Billigung durch den Reichstag (237 gegen 138 Stimmen) der damalige Außenminister Hermann Müller (SPD, später mehrmals Reichskanzler) und Verkehrsminister Johannes Bell (Zentrum), beide im Kabinett Bauer (SPD). Erzberger (Zentrum) war einer der wichtigsten Befürworter des Vertrages, was ihm von rechts Bezeichnungen wie"Novemberverbrecher" und"Volksverräter" einbrachte.
Der Erzberger'sche Höchststeuersatz lag übrigens bei 60 % - für Einkommen, umgerechnet in heutiger Kaufkraft, ab ca. 1 Mio Euro. Eingangssteuersatz: 10 %.
Bitte um Entschuldigung + Gruß!
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Diogenes
28.07.2004, 14:06
@ monopoly
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Re: Was heißt"Es hat schon gekracht genau?" |
-->Hi monopoly,
>Wenn man unsere Spitzenpolitiker zwischen den Zeilen zuhört (Schröder auf dem Sparkassentag" könnte man sicher dieser Ansicht sein, das einige Sachen irreparabel sind, aber welche genau jetzt schon.
Laß es mich so sagen:
- Ist ein Staat gut geführt, reicht eine Staatsquote von 10 % locker.
- ab 15 % wird es kritisch
- ab 20 % biegt man auf die Straße ohne Wiederkehr ab.
- auf dieser wandert man - ohne es direkt zu merken - umso länger und umso weiter, je stärker die Wirtschaft ist
- dafür wird der Sturz dann umso tiefer.
- wenn man merkt daß es zu"zwicken" beginnt, ist es bereits viel zu spät.
Aber ein positiver Ausblick bleibt: nichts ist irreparabel, alles richtet sich wieder ein, fragt sich nur wie. Gegen die natürlichen Gesetzmäßigkeiten wächst kein Kraut, die fahren über alles drüber, ohne Rücksicht auf Verluste.
Gruß
Diogenes
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