-->Die vertraute, zweite Heimat
Viele Polen arbeiten gern schwarz in Deutschland - legale Tätigkeiten in anderen EU-Ländern locken sie kaum
Von Eva Krafczyk
Die Gruppe gepflegt aussehender Polinnen mittleren Alters im Zug zwischen Berlin und Warschau wirkt, als kenne sie die Strecke im Schlaf. Ein Scherz mit dem Schaffner, ein Blick in die Frauenzeitschrift, zwischendurch ein wenig fachsimpeln über Möbelpolitur und das Problem, einen Putzjob mit gepflegten Fingernägeln zu verbinden. „Ja, natürlich arbeiten wir alle in Deutschland“, sagt eine der Frauen auf Nachfrage. „Wir machen das schon seit Jahren - man kennt sich und hilft sich“, ergänzt eine andere. Nur bei Namen und Arbeitgebern geben sie sich verschlossen. „Sie wissen ja, legal dürfen wir bei Ihnen nicht arbeiten.“
Für die polnischen Putzfrauen aus Berlin hat sich mit dem EU-Beitritt ihres Landes erst einmal nichts geändert - außer dem Wegfall der Zollkontrollen an der Oder. Zwar ist Polen Mitglied der Europäischen Union, die Arbeit im Nachbarland aber bleibt in den kommenden sieben Jahren verboten. Auf den Gedanken, legal in Großbritannien oder Irland einen Arbeitsplatz zu suchen, ist trotzdem keine von ihnen gekommen. „In Berlin kennen wir uns aus, wir haben die Sprache gelernt und haben sichere Arbeit. Warum sollten wir das aufgeben?“
Die Schwarzarbeit in Deutschland bleibt beliebt. Das bekommen vor allem die Arbeitsvermittler in der westpolnischen Grenzregion zu Deutschland zu spüren, berichtete kürzlich die „Gszeta Wyborcza“. Doch hunderte legaler Arbeitsplätze blieben mangels Nachfrage unbesetzt. „Wir suchen Personen im Alter von 20 bis 45 Jahren, Berufserfahrung ist nicht notwendig, aber Englischkenntnisse müssen die Bewerber haben“, sagt Grzegorz Gwodzianski von der polnisch-britischen Arbeitsvermittlungsfirma ITC im westpolnischen Zielona Gora (Grünberg). Derzeit sind fast 700 Stellen zu vergeben in 28 sehr verschiedenen Berufen.
Doch obwohl in der Region Lubuskie (Lebuser Land) 27 Prozent der Menschen ohne Arbeit sind, ist das Interesse verschwindend. „Für mich rechnet sich das nicht“, begründete ein 38 Jahre alter arbeitsloser Schlosser. „Zurzeit arbeite ich schwarz für drei Euro die Stunde bei einem deutschen Bauern, jedes Wochenende bin ich zu Hause in Zielona Gora. Und vom Herbst an renoviere ich schwarz eine Wohnung in Berlin.“
Das Finanzamt behelligt er mit seinen deutschen Einkünften nicht, die Familie kann er regelmäßig sehen - für den Schlosser ist ein legaler Arbeitsplatz im fernen England nicht attraktiv. „Wir können niemanden zur Ausreise zwingen“, meinte Edward Kraszewski, der stellvertretende Leiter des Arbeitsamts der Region Lubuskie.
Lieber schwarz in Berlin als legal in London jobben.
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<ul> ~ Statt mit einem regelmäßigen Einkommen in England </ul>
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