--><font size="4">Zürich will allein bleiben </font>
Schweizer Börse SWX lässt Deutsche Börse abblitzen
5 ganze Tage reservierte sich Werner Seifert für seine Tour durch die Schweiz. Anfang der vergangenen Woche besuchte der Chef der Deutschen Börse die Banken in Zürich. Dann düste er weiter zu den Bankiers in Genf. Bei jedem der 14 Verwaltungsräte der Schweizer Börse SWX schaute der Frankfurter Börsenmanager vorbei. Der Grund der Stippvisite war lange vorher bekannt: Seifert sucht Verbündete für sein Unternehmen, um zu wachsen und gegen die europäischen Börsenkonkurrenten in Paris und London auf Dauer zu bestehen. Die Schweizer Börse passte ihm da ziemlich gut in das Konzept.
Doch daraus wird nichts. Die Züricher Börsenmanager wollen selbstständig bleiben. Der SWX-Verwaltungsrat lehnte am Freitag Kooperationsgespräche mit der Deutschen Börse ab. Die SWX-Gruppe sei nicht zu verkaufen, auch eine vollständige Übernahme schließe man aus.
Seiferts Plan ging den Schweizern anscheinend zu weit. Laut einem SWX-Verwaltungsrat habe der Börsenchef den Eidgenossen vorgeschlagen, die Schweizer Börse als eigenständige Tochter zu übernehmen. Und der SWX ein Aktienpaket der Deutschen Börse im Wert von 400 bis 500 Millionen Euro plus Dividendenanspruch in Aussicht gestellt.
Die Schweizer lehnten ab. Vor allem deshalb, weil die SWX ein Verein mit 55 Mitgliedern ist."Unser Ziel ist es, einen kostengünstigen und schnellen Wertpapierhandel zu garantieren", sagt ein Verwaltungsratmitglied der SWX."Gewinnmaximierung auf Biegen und Brechen" wolle man nicht.
Die Kulturen der beiden Börsen seien sehr verschieden, hatten an den Verhandlungen beteiligte SWX-Vertreter mehrfach erklärt. Das erschwere Fusions- oder Übernahmeverhandlungen. Zwar habe Seifert den SWX-Verwaltungsraten versprochen, auf dem deutschen Xetra-System die Schweizer Aktien kostengünstiger zu handeln. Aber Chefhändler verschiedener Schweizer Banken wiesen den Frankfurter Börsenchef zurück. Das Angebot bedeute für die Eidgenossen teure Investitionen im EDV-Bereich.
Ganz vom Tisch scheint die Zusammenarbeit mit Frankfurt aber noch nicht. SWX-Präsident Reto Francioni, der für die Deutsche Börse den Neuen Markt aufgebaut hat und zuletzt Seiferts Stellvertreter war, hatte in der Vergangenheit mehrfach erklärt, dass er für Gespräche mit ausländischen Partnern offen sei. Zumindest dann, wenn dadurch die Effizienz des Schweizer Finanzplatzes gesteigert werden könne. Gespräche mit der Deutschen Börse seien auch künftig möglich, heißt es bei der SWX. Wenn überhaupt, rede man aber nur über Kooperation.
Börsenbeobachter gehen seit Jahren davon aus, dass sich weitere Börsen in Europa zusammenschließen. Zuletzt übten die zur Börse"Euronext" umbenannten Handelsplätze Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon den Schulterschluss. Gemeinsam mit der Londoner Börse LSE und der Deutschen Börse kontrollieren sie den größten Teil des europäischen Börsenmarkts.
"Wenn die Konditionen stimmen, wird das Thema sicher wieder auf unserer Agenda sein", sagt ein SWX-Vertreter. Der Druck, eine Lösung zu finden, steigt auch in der Schweiz. Die gemeinsam mit ausländischen Partnern in London gegründete Börsenplattform Virt-x erwies sich als Flop. Um den Umsatz der 27 gewichtigsten Aktien des Landes zu erhöhen, wurden die Titel ausschließlich an der neuen Virt-x-Plattform in London gehandelt. Doch die Handelsplattform wurde zu 95 Prozent mit den Schweizer Blue Chips gefüllt.
Inzwischen überlegt man deshalb, die Handelsplattform in die Schweiz zurückzuholen und Virt-x zu schließen. Deutsche-Börse-Chef Seifert hätte dann noch ein neues Argument.
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