-->hat ein Professor der Uni-Klinik ZĂĽrich (psychiat. Abteilung) herausgefunden, zusammen mit den Verhaltens-Oekonomen: Ernst Fehr,Urs Fischbacher.
Durch Messungen von Hirnströmen und ähnlichem hat der Hirnforscher Dominque de
Quervain nachgewiesen, dass wer Rache nehmend ist, sich dadurch eine Belohnung zuteilt!
"Stockender Kollonen-Verkehr vor dem Milchbuck-Tunnel in Zürich. Sie fügen sich in ihr Schicksal, reihen sich ein, Stossstange an Stossstange. Ein schnittiges Cabriolet fährt die Kolonne entlang und möchte sich kurz vor dem Tunnelportal einreihen. Sie geben Gas, schliessen möglichst zum Vorderwagen auf. Das Cabrio lassen sie nicht rein und können sich ein Lächeln nicht verkneifen - Rache ist
sĂĽss.
Versuche mit Studenten haben ergeben, dass wir nicht aus Nächstenliebe zusammenarbeiten, sondern weil Trittbrettfahrer, die sich an andern schadlos halten, von ihren Mitmenschen bestraft werden. < Die Möglichkeit der Bestrafung hat eine wichtige Rolle gespiel bei der Evolution der Kooperation > erklärt Fehr.
Warum wir uns als Freizeitpolizisten aufspielen und dabei einen Auffahr-Unfall risikieren, ist aber noch weit gehend ungeklärt. Frühere Experimente legen nahe, dass wir jemanden bestrafen, weil wir uns über dessen Fehlverhalten ärgern.
Doch ist Aerger das einzige Motiv? Fehr und seine Kollegen gingen dieser Frage mit einem Versuch nach, in dem zwei Studenten, die sich weder sahen noch kannten, um einen kleinen Geldbetrag spielten. Beide Spieler bekamen zu Beginn des Versuchs zehn Geldeinheiten. Die Regeln sahen vor,dass sie ihren Geldbetrag erhöhnen konnten, falls Spieler A Spieler B vertraute und dieser das Vertrauen des andern nicht missbrauchte.
Spieler A machte den ersten Zug: Er konnte seinen Geldbetrag behalten oder aber seinem GegenĂĽber geben. Entschloss er sich zu Letzterem, vervierfachte der Versuchsleiter den Betrag. Spieler B besass nun 50 Geldeinheiten, Spieler A
nichts. Spieler B konnte nun seinerseits entweder das Geld behalten, oder aber fairerweise die Hälfte an A abtreten.
Rationales Verhalten.
Falls A mit dem erhaltenen Betrag nicht zufrieden war, konnte er Spieler B bestrafen, wobei dieser je nach Höhe der Strafe einen Teil seines Geldes an den Versuchsleiter abgeben musste. Die Bestrafung seines Gegenübers kostete Spieler A etwas. Er musste also abwägen, wie viel ihm die Bestrafung des anderen Wert ist. Während dieser kurzen Phase des Ueberlegens registrierten die Forscher seine Hirnaktivtät mittels eines Tomografen.
Wenn sich Spieler A unfair behandelt fühlte und sich zu einer Bestrafung entschloss, funkte es in seinen Schweifkernen, einer Struktur im Inneren des Gehirns. > Frühere Studien haben gezeigt, dass es sich dabei um ein Belohnungszentraum im Gehirn handelt<, erklärt de Quervain. Je sträker die Aktivität, desto grösser war die dabei erlebte Genugtuung, was sich in der Höhe
der Bestrafung wiederspiegelte. >Je grösser die erwartete Befriedigung, desto mehr liess sich Spiele A diese kosten>, erklärt Dominique de Quervain.
Neben dem Schweifkern waren auch Teile im Stirnhirn aktiv, was bedeutet, dass die Versuchspersonen zwischen Aufwand und Ertrag abwägten: Sie verhielten sich
rational, so Wirtschaftswissenschafter Fehr. Okönomisch gesprochen kaufen sie sich ein Gut, Und dieses Gut heisst Genugtuung.
Rache ist sĂĽss und der Beispiele gibt es genĂĽgend:
- Bush junior zieht in den Iraq-Krieg weil Saddam Hussein 1991 erklärt hatte, er werde Bush senior (damals US-Präsident) töten lassen.
- Die Gattin des Nobelpreisträgers sägt dessen Bonsai-Pflanzen boden-eben ab, weil er den Geburtstag ihren vergessen hat.
- Frau X verschenkt die Designer-Klamotten ihres Mannes an Clochards, weil dieser am Hochzeitstag betrunken blieb.
Alles wirtschaftsfördernde Genugtuungen und Belohnungen. Was wir eigentlich ja schon immer wussten, nur jetzt haben es auch noch die Hirn-Forscher herausgefunden.
(Wissenschafts-Magazin: Science, d. 305, S. 1254).
Emerald.
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