Denker
28.08.2004, 13:26 |
Ein Herz für Brüning Thread gesperrt |
-->Ein Herz für Brüning
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Andere Volkswirte haben sich derweil offenbar vorgenommen, dem Begriff"Deflation" den Schrecken zu nehmen. Sollte es durch unbezahlte Mehrarbeit und den dadurch folgenden sinkenden Stundenlöhnen zum Preisverfall kommen, so sei dies eine"positive Deflation", so etwa der Präsident des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther. Auch der Europa-Chefvolkswirt der Bank of America, Holger Schmieding, differenziert mittlerweile zwischen"guter" und"schlechter Deflation". Nur wenn Deflation durch einen Mangel an Nachfrage ausgelöst werde, sei dies schlecht. Würden die Preise dagegen durch Produktivitätssteigerungen oder niedrigere Stundenlöhne fallen, sei dies eine"gute Deflation".
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Derzeit geht es darum, allgemeine Lohnsenkungen durchzusetzen. Wenn aber nach anerkannter historischer Lesart so etwas geradewegs in die Krise führt und womöglich Gefahren für die Demokratie birgt, sind politische Widerstände nicht nur von der Linken programmiert. Und gegen eine kreditfinanzierte Finanzpolitik lässt sich schwerer argumentieren, wenn ein solcher Kurs historisch anerkannt einmal Erfolge brachte. http://www.ftd.de/pw/de/1093076503161.html?nv=skyx
Meiner Meinung nach wird dieser Artikel in der Nachschau einer der wichtigsten des Jahres 2004 sein.
Die Ein-Euro-Jobber werden sich jedenfalls über die positive Deflation freuen [img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" />
Unglaublich, wie die Bevölkerung für dumm verkauft wird. [img][/img]
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EM-financial
28.08.2004, 17:07
@ Denker
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Re: Ein Herz für Brüning |
-->Man kann Brüning vielleicht viel vorwerfen, aber nicht, dass er eine falsche Politik gemacht hätte. Es blieb ihm schlicht keine andere Wahl.
Fakt ist doch, dass die Deflation wesentlich stärker als die Lohnkürzungen war und die Deflation nicht das Resultat der Lohnkürzungen war sondern umgekehrt, die Lohnsenkungen erst nach Beginn der Deflation begannen.
Wer sich heute auf den Punkt stellt, dass wir mit einer Stabilisierung oder gar Anhebung der Löhne, die Probleme lösen könnten, hat aus der Geschichte ebenso wenig gelernt, wie jene die das Heil in Staatsausgabenerhöhungen sehen. Lohnsenkungen nach dem Vorbild Japans und eine kaufkrafterhöhende Deflation sowie Nullzinsen könnten den Zusammenbruch sicher etwas hinausschieben. Doch wie Du bereits richtig geschrieben hast, werden sie das langfristige Problem der Überschuldung damit nicht lösen.
Ferner haben wir es bei Inflation und Deflation mit einem gleichzeitig aufkommenden Phänomen zu tun.
Siehe Rohstoffpreise und rohstoffnahe Güter, die dem Volk Kaufkraft entziehen. Deflation an den Kapitalmärkten einschließlich Immobilien sowie den nicht notwendigen langlebigen Konsumgütern. Dagegen Inflation bei lebensnotwendigen Gütern einschließlich Treibstoffen. Alles in allem düstere Aussichten, die von linken Genossen sicherlich zu massivem Aufruf für Lohnanhebungen genutzt werden dürften. Der Staat geht ja mit der Angleichung der Ost/Westlöhne mit"gutem" Beispiel voran.
Letztendlich führt uns eine Lohnanpassung nach oben aber nur umso schneller in den Bankrott. Das großkapitalisierte Unternehmen die Gunst der Stunde nutzen und Lohnsenkungen durchsetzen, obwohl sie selbst im Geld schwimmen und gleichzeitig Milliarden an Investitionsmitteln im Reich der Mitte verpulvern ist Schicksal. Hat aber mit den Realitäten (wieviel Prozent der Bevölkerung arbeiten bei den Multis) nichts zu tun.
Die Multis werden es später umso schwerer haben, wenn ihnen die Kredite um die Ohren fliegen und die China-Abschreibungen kommen. Das wäre dann sozusagen ausgleichende Gerechtigkeit.
Auf der anderen Seite kann sich ein Mitarbeiter bei den Multis oder im öffentlichen Dienst wohl kaum über unterdurchschnittliche Bezahlung beschweren.
Viele Grüße
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