Toby0909
30.08.2004, 11:20 |
EZB: Autos fahren auch mit Kartoffeln.... Thread gesperrt |
-->MOrgen.
Habe gerade den Monatsbericht August der EZB erhalten.
Hier schreiben die auf Seite 37 unter Punkt 3.4 (Aussichten für die Inflationsentwicklung)
"Die jüngsten Ã-lpreiserhöhungen werden in den kommenden Monaten weiterhin einen gewissen Aufwärtsdruck auf die Preise ausüben. Dieser dürfte jedoch durch eine Gegenbewegung der Preise für unverarbeitete Nahrungsmittel abgemildert werden."
Was soll das heissen??
Fahren wir jetzt mit Kartoffelsuppe?
Haben die auch übersehen, daß unverarbeitete Nahrungsmittel in den Jahren 2001 und 2002 um knapp 9 % gestiegen sind (so zumindest deren Grafik) und daß die Preise für verarbeitete Nahrungsmittel irgendwo um die 4 % steigen (ebenfalls eine Grafik). Und woher nehmen die die Logik, daß die Preise für unverarbeitete Nahrungsmittel weiterhin nicht so stark steigen (sie fallen ja schließlich nicht, sondern steigen nur weniger stark als vorher), weil sie seit rund 1,5 Jahren eine ABNEHMENDE DYNAMIK haben? Dazu schreiben die nichts. Kein Wort.
Zeig mir den Bauern der einen Solar-Bulldog hat und das Schiff, das von Walen gezogen wird und den LKW der immer nur bergab fährt....und dann noch den Händler der in den letzten Wochen nciht die Preise für Obst und Gemüse erhöht hat, wegen den hohen Ã-lpreisen.....
Sind die so dumm oder tun die nur so?
Toby
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JLL
30.08.2004, 12:47
@ Toby0909
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Re: Dumm sind sie nicht, aber sie halten die Leute für dumm. |
-->Und alle Erfahrung gibt ihnen damit recht.
>Haben die auch übersehen, daß unverarbeitete Nahrungsmittel in den Jahren 2001 und 2002 um knapp 9 % gestiegen sind (so zumindest deren Grafik)...
Das haben sie natürlich nicht übersehen, der Jahresausweis, also die Zerlegung in handliche Jahresraten ist einer der manipulativen Tricks, mit denen Preisstabilität vorgegaukelt wird, weil erstens die einzelne Rate von 1 bis 2 Prouzent dem Empfänger die Bewertung"niedrig" suggeriert und zweitens selbst schlimmste Preissteigerungen durch den Basiseffekt nach einem Jahr aus den propagierten Zahlen herausfallen. Wer macht sich denn schon die Mühe eine 5- oder 10-jährige Geldentwertung aus den Statistischen Heften herauszuholen?! (Im vergleich dazu wird beim DAX ja gerne von der tollen 10-Jahres-Performance geschwärmt - interessengeleitete Statistik auch dort) Ein wesentlich sinnvolleres Maß für die Geldwertstabilität wäre die kumulierte Entwicklung seit Einführung einer Währung (ähnlich der Schuldenuhr:"Ihre DM ist heute noch 12 Pfennige wert").
Dass dann bei der Veröffentlichung Preissteigerungen grundsätzlich relativiert oder wegerklärt werden, dass Raten ohne diese Steigerungen (ex Ã-l, ex Nahrung, ex am Leben bleiben,...) berechnet werden, um die ach so niedrige"Kernrate" auszuweisen, oder der Blick gezielt auf Bereiche monatlicher Preisstabilität gelenkt wird, hat ebenfalls wenig mit Aufklärung und viel mit Verschleierung zu tun. Daneben gibt es noch zahlreiche andere Methoden, die Preissteigerung systematisch nach unten zu drücken, die hier ja auch schon ausgiebigst diskutiert wurden (Zusammensetzung der Warenkörbe, vollkommen subjektive und ergo willkürliche Berücksichtigung von Qualitätsverbesserungen, etc.).
Solange unter dem Titel"Versicherungen" im Warenkorb nicht die qualitätsbereinigten Sozialversicherungsbeiträge enthalten sind, ist der ganze Preisindex ohnehin nur eine vollkommen wertlose statistische Selbstbefriedigung und hat mit der Lebenswirklichkeit eines privaten Haushalts Nullkommanichts zu tun - er ist Propagandainstrument, um Zielerreichung vorzugaukeln, wo sie nicht gegeben ist.
Dass das alles nicht von ungefähr kommt, dürfte wohl auch jedem klar sein, denn der Hauptprofiteur der Inflation ist derjenige, der nominale Schulden hat und nominale Steuern erhebt - der Staat. Umso größer ist natürlich sein Interesse, einen möglichst großen Teil dieser kalten Enteignungsgewinne dem Volk als"Wachstum" zu verkaufen und die Preissteigerung zu verstecken.
Schönen Tag
JLL
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sensortimecom
30.08.2004, 12:53
@ Toby0909
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Re: EZB: Autos fahren auch mit Kartoffeln.... |
-->>MOrgen.
>Habe gerade den Monatsbericht August der EZB erhalten.
>Hier schreiben die auf Seite 37 unter Punkt 3.4 (Aussichten für die Inflationsentwicklung)
>"Die jüngsten Ã-lpreiserhöhungen werden in den kommenden Monaten weiterhin einen gewissen Aufwärtsdruck auf die Preise ausüben. Dieser dürfte jedoch durch eine Gegenbewegung der Preise für unverarbeitete Nahrungsmittel abgemildert werden."
>
>Was soll das heissen??
>Fahren wir jetzt mit Kartoffelsuppe?
>Haben die auch übersehen, daß unverarbeitete Nahrungsmittel in den Jahren 2001 und 2002 um knapp 9 % gestiegen sind (so zumindest deren Grafik) und daß die Preise für verarbeitete Nahrungsmittel irgendwo um die 4 % steigen (ebenfalls eine Grafik). Und woher nehmen die die Logik, daß die Preise für unverarbeitete Nahrungsmittel weiterhin nicht so stark steigen (sie fallen ja schließlich nicht, sondern steigen nur weniger stark als vorher), weil sie seit rund 1,5 Jahren eine ABNEHMENDE DYNAMIK haben? Dazu schreiben die nichts. Kein Wort.
>Zeig mir den Bauern der einen Solar-Bulldog hat und das Schiff, das von Walen gezogen wird und den LKW der immer nur bergab fährt....und dann noch den Händler der in den letzten Wochen nciht die Preise für Obst und Gemüse erhöht hat, wegen den hohen Ã-lpreisen.....
>
>Sind die so dumm oder tun die nur so?
>Toby
[b]Hallo.
Die sind nicht dumm. Die wissen genau, dass sie die Preise für den lebenswichtigen Güterbereich nach Belieben manipulieren (bzw. dem freien Markt entziehen) können, um den"gewünschten Sollwert" beim offiziell ausgewiesenen Preisindex hinzukriegen...
80% Deflation plus 20% Hyper-Infla = erwünschter Index. Das Ergebnis ist dann die sog."DEHYPFLATION". Ham ma schon oft gepostet;-)
mfg Erich B.
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- Elli -
30.08.2004, 13:04
@ Toby0909
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Re: EZB: Autos fahren auch mit Kartoffeln..../ Dumm, dümmer, EZB.... |
-->>Sind die so dumm oder tun die nur so?
>Toby
Tja, man denke an das Zitat aus einem früheren Monatsbericht:
<font size="5">"Die schwache Kreditentwicklung in Deutschland ist weiterhin im Wesentlichen auf die geringe Kreditnachfrage zurückzuführen." </font>
http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/278266.htm
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Toni
30.08.2004, 13:36
@ JLL
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Re: sie halten die Leute für dumm / Verschleierung durch Transparenz |
-->Sehr schön, danke. [img][/img]
Dazu passt dies aus der heutigen Basler Zeitung, obwohl aus leicht anderem Zusammenhang (Veröffentlichung von Firmenzahlen und Corporate Governance):
"Wenn man schon Dinge offen legen muss,
dann tarnt man die relevanten
Dinge in einem Schwall irrelevanter
und verwirrender Einzelheiten,
damit der Empfänger keinen Informationsgewinn
hat. Man sollte sich also
nicht darüber wundern, wenn Berichte,
Stellungnahmen, Sitzungsunterlagen
etc. gelegentlich äusserst transparent,
aber nicht sonderlich informativ erscheinen.
Die Forderung nach Transparenz
stellt darum nicht eine Folge mangelnder
Information dar, sondern ist viel
eher das Krankheitssymptom der
Informationsgesellschaft, die
Informationsakkumulation
mit Wissen verwechselt.
Transparenz gewinnt man durch die
Verarbeitung von Informationen wie
Interpretation, Assoziation, Lernen
oder Erfahrungsaustausch."
(Prof. Heinz Zimmermann, Basel)
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Zardoz
30.08.2004, 13:57
@ Toby0909
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Re: Aber klar doch, mit Kartoffelschnaps... (o.Text) |
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Emerald
30.08.2004, 14:24
@ Toni
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Hat Prof. Zimmermann zuviel Erfahrungen gesammelt mit Bank-Performance-Ausweisen |
-->
welche seit Jahren eine verwirrende Vielfalt an Interpretationen ergeben,
dass der fond-geplagte Investor ein A nicht mehr von einem U unterscheiden
kann.
Die Verschleierungs-Mafia hat sich die IT zunutze gemacht um alles zu drehen und zu wenden bis es schlussendlich ins Kalkül der Finanz-Industrie passt.
Emerald.
PS:
Merke: bei Banken und Versicherungen;
wird alles und immer stets ausbedungen.
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