--><font size="4">Terror bremst Kursaufschwung in Russland </font>
Fondsmanager setzen aber weiter auf wachsenden Wohlstand und anstehende Strukturreformen
Die Kurserholung an der russischen Börse hat sich nach den jüngsten Ereignissen im Land zunächst einmal verlangsamt. Investoren sind verunsichert.
Die Terrorakte würden natürlich auf die Stimmung drücken", sagte beispielsweise Jewgenij Stange, Händler des russischen Aktienhauses Trinfiko. Man könne nur hoffen, dass die Welle der Anschläge - erst zwei Flugzeuge, dann eine Bombe in Moskau, nun eine Geiselnahme in einer Schule - abebbe. Dann könnten die Aktienkurse weiter steigen. Immerhin - seit dem Tiefstand Ende Juli habe der RTS-Index rund zwölf Prozent zugelegt.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen w+rden dagegen unverändert stimmen. Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum lägenm bei rund sieben Prozent in diesem Jahr und sechs Prozent im nächsten. Präsident Putin käme seinem Ziel näher, bis 2010 das Bruttosozialprodukt zu verdoppeln, habe Andrea Szabo-Kelly, Fondsmanagerin des Deutschen Investment Trust geäussert, schreibt die Tagespresse.
Robert Kalin von der DWS verweise neben der starken Wirtschaft auf die unverändert große Liquidität im Markt. Diese beiden Fondsmanager setzten daher unter anderem auf heimische Telekommunikationswerte. Sie sollten von dem wachsenden Wohlstand des Landes besonders profitieren. Zu ihren Favoriten gehörten MTS und Vimpelcom.
Neben dem Terror drücke allerdings auch der Fall Yukos weiter auf die Kurse. Der Ã-lkonzern habe die Frist 31. August verstreichen lassen und nur 1,66 der 2,9 Mrd. Euro an Steuerschulden für 2000 bezahlt.
Nun drohe weiter der Ausverkauf von Konzernaktiva. Doch dies könne sich aber hinziehen. Nach Meinung von Sergej Suwerow, Analyst der Bank Zenit, warteten nun alle auf die Bewertung des größten Yukos-Vermögenswerts, Yuganskneftgaz. Die Zahl solle in vier Wochen vorliegen. Man denke noch immer, dass Yukos keine gute Zukunft habe.
Der Staat wolle den Haupteigner Menatep Group aus dem Geschäft drängen und ihm weniger lassen, als er brauchen würde, um die Gläubiger zu befriedigen, so Suwerow. Hinter der Menatep Group würden sich bekanntermasssen der inhaftierte Ex-Yukos-Chef Michail Chodorkowski und seine Mitstreiter verbergen. Suwerow hofft, dass der Kreml beim Vorgehen gegen Yukos den Anstand doch wahren wolle, um die internationale Geschäftswelt nicht gegen sich aufzubringen. Doch auch ohne die Wirren des Yukos-Falles seien Analysten bei den großen Ã-ltiteln des Landes derzeit vorsichtig. Wer angesichts der hohen Rohölpreise auf dem Weltmarkt die russischen Ã-laktien als die großen Gewinner sähe, dürfte enttäuscht werden, so Kalin. Denn ein Großteil der Mehreinnahmen gingen dank eines neuen Steuergesetzes direkt an den Staat.
Überflieger an der Börse sei zurzeit Mosenergo. Die Aktie hat seit Jahresanfang um rund 70 Prozent zugelegt. Der Moskauer Stromversorger profitiere davon, dass ein strategischer Investor Aktien aufkaufe. Inzwischen würde vermutet, dass der Erdgasmonopolist Gazprom, der rund 20 Prozent an Mosenergo halte, den größten russischen Stromkonzern übernehmen wolle. Gazprom-Chef Alexej Miller habe schon gesagt, daß der Konzern vermehrt am Stromgeschäft interessiert sei.
Der Boom bei Mosenergo habe auch mit der Umstrukturierung des Konzerns im Zuge der Reform der russischen Stromwirtschaft zu tun. Demnach sollten die Regionen die Herrschaft über die Stromnetze erhalten. Dazu soll bei Mosenergo eine zusätzliche Aktienemission vorgenommen werden - zu Gunsten der Stadt Moskau. Sie bezahle dafür mit Aktiva wie beispielsweise von ihr gebaute Stromleitungen.
Von dieser Idee der Zusatzemission sei vor allem Gazprom nicht begeistert. Der Konzern befürchte, dass sein Aktienpaket entwertet würde. Deshalb wolle er mit Aktienaufkäufen zumindest eine Sperrminorität erreichen, um ein Wörtchen bei der Strukturreform mitreden zu können. Am Ende sollten auf der Basis von Mosenergo insgesamt 13 neue Aktiengesellschaften entstehen. Mosenergo würde noch eine geraume Zeit für ausreichend Volatilität bei den russischen Aktienindizes sorgen, so vermute Analyst Pawel Suprunow von der Rosbank, schreibt die Tagespresse.
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