Popeye
14.09.2004, 06:20 |
Milchmädchenrechnung - Schwarzarbeit Thread gesperrt |
-->„Eichel verwies auf Expertenberechnungen, denen zufolge etwa 16 Prozent der gesamten volkswirtschaftlichen Leistung im Bereich der Schattenwirtschaft erbracht werde. Dies entspräche einem Volumen von rund 350 Milliarden Euro. Dadurch würden dem Staat und den Sozialversicherungssystemen jährlich über 100 Milliarden Euro an Steuern und Sozialbeiträgen verloren gehen.“ Quelle
Ein Handwerksgeselle verdient brutto derzeit durchschnittlich € 12,56. Ein Gewerbebetrieb muss etwa das dreifache dieser Summe an den Kunden verrechnen um seine Kosten zu decken - also rund € 38,-/Stunde.
Unterstellt man, dass Schwarzarbeit in etwa zu dem Brutto-Stundenlohn eines Gesellen erfolgt, also zu ca. € 12,-/Stunde (sicher als Durchschnitt viel zu hoch) - stellt sich die Frage: Wie viel (Schwarz-)Arbeit würde mengenmäßig (Stundenanzahl) tatsächlich nachgefragt, wenn dafür der durchschnittliche Verrechnungssatz eines Handwerksbetriebes (€ 38) bezahlt werden müsste?
Oder die umgekehrte Frage: Wie viel (Schwarz-)Arbeit würde tatsächlich angeboten, wenn von den unterstellten € 12,-/Stunde knapp 30 Prozent an Abgaben abgeführt werden müsste?
Schließlich das Wortungetüm „Schwarzarbeit“ - ein Staat, der nicht in der Lage ist, Rahmenbedingungen und Arbeitsmarktverhältnisse zu schaffen, in denen jeder Arbeitswillige eine bezahlte Arbeit finden kann, hat in meinen Augen das Recht verloren diesbezüglich moralische Ansprüche an seine Bürger zu stellen. Schließlich gilt immer noch - erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
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Baldur der Ketzer
14.09.2004, 07:32
@ Popeye
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Re: Schwarzarbeit als schändlichstes Verbrechen |
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>Schließlich das Wortungetüm „Schwarzarbeit“ - ein Staat, der nicht in der Lage ist, Rahmenbedingungen und Arbeitsmarktverhältnisse zu schaffen, in denen jeder Arbeitswillige eine bezahlte Arbeit finden kann, hat in meinen Augen das Recht verloren diesbezüglich moralische Ansprüche an seine Bürger zu stellen. Schließlich gilt immer noch - erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Hallo, Popeye,
sehr treffend formuliert.
Da beschwert sich die grünalternative Tierschutzbewegung irgendwie zurecht über die z.T. monatelange Abschiebehaft von geschnappten illegalen Einwanderern, weil sie ja immerhin keine verwerfliche Tat begangen hätten.
Beim Thema Schwarzarbeit scheinen die wegzusehen.
Was rechtfertigt denn bitteschön dieses martialische Gehabe mit Umstellen von Baustellen, Razzien und sonstigem PiPaPo, dieses alberne Inkriminieren von Putzfrauen und Pflegekräften?
In der Biologie heißt sowas, soweit ich mich erinnere, Übersprungsverhalten oder so ähnlich. Ein Huhn, das sich nicht zwischen zwei aufgaben entscheiden kann, oder nicht weiter weiß, pickt halt einfach nach Körnern, und wenn keine Körner da sind, tut es so, als würde es picken.
Dann isses erst mal beschäftigt. Und wartet auf Eingebungen, ob es nun dies oder das machen soll. Während es pickt. Oder so tut, als würde es picken.
Genauso kommt mir diese alberne Witzveranstaltung vor namens BRD.
Der von Rummsfeld als Adolf Schily bezeichnete Bundesinnenminister fand angeblich, lt. Tickerband auf NTV gestern, die Sperrmauer ganz in Ordnung, ganz im gegensatz zur restlichen offiziellen diplomatischen Welt außer den durchgedrehten Gringos.
Nein, das könne man nicht mit der Berliner Mauer vergleichen, weil sie nicht dazu bestimmt sei, Menschen zu trennen. Nein, sie soll statt dessen den Schutz gewährleisten.
Au Backe, hieß die Mauer nicht Teil des antiimperialistischen Schutzwalls? Diente sie nicht den Verlautbarungen zufolge der Abwehr von einströmenden Agenten des Westens?
Da hat der eigene Regierungschef Angst vor einem Bürgerkrieg in der Krisenregion der Welt schlechthin, aber die deutschen Saubermänner liefern wieder zwei U-Boote, die atomar bestückt werden sollen. Und kein Gericht unterbindet das und sperrt die Typen weg. Verrückte Welt.
Aber Schwarzarbeiter gleichsam Terroristen gleichsetzen, das könnense.
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Einen angenehmen Tag wünscht Baldur
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Sascha
14.09.2004, 08:07
@ Popeye
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Re: Milchmädchenrechnung - Schwarzarbeit |
-->Hallo Popey!
Teilweise stimme ich deiner Meinung zu. Teilweise aber auch nicht. Ich finde es beispielsweise eben nicht korrekt wenn Leute schwarz nebenher arbeiten die zwei Einkommen und keine Kinder haben. Dieses Beispiel kenne ich mehrfach aus der Realität. Hier werden dann mit der Schwarzarbeit letztendlich zahlreiche Urlaube finanziert während die Eigentumswohnung und zwei große Autos schon längst vorhanden ist. Man kann darüber streiten inwiefern die Arbeit gar nicht nachgefragt würde wenn sie das Dreifache kosten würde aber die Schwarzarbeit nimmt vielen Menschen auch eine ordentlich bezahlte legale Arbeitsmöglichkeit. Beispiel: Auto. Hier wird extrem viel schwarz gemacht. Ich bin nicht der Meinung, daß die Reparaturen für die Werktstätten die sauber arbeiten zurückgehen würden. Ganz im Gegenteil würde ich von meinem Gefühl her sagen, daß zwar insgesamt weniger Arbeit da ist aber die legal ausgeführte Arbeit dennoch zunimmt. Die Leute würden anfangen sich mal zu überlegen ob man wirklich jedes Wochenende einen Wochenentrip mit mehreren 100 km machen muß?
Ich finde das Problem liegt in Deutschland an der Anspruchshaltung. Auf der einen Seite fahre zigtausende Leute zweimal im Monat am Wochenende weg und gleichzeitig beschweren sie sich, daß das Benzin so teuer ist. Ich behaupte: So lange noch der Joghurt aus Italien hier her gekarrt werden kann ist das Autofahren noch viel zu billig. Der Transportkostenanteil bei der größten Zahl der Lebensmittel sind verschwindend gering. In Deutschland gibt es m.E. im Volk selbst schon viele widersprüchliche Meinungen. Beispiel: Bürokratie. Überall wird ein Bürokratieabbau gefordert und über diese gejammert und wenn dann mal einer kommt und sagt: 16%, 26% und 36% und fertig dann meldet sich wieder jeder und fragt"Wie wird mein 3. Pflegekind oder meine 20 % Schwerbehinderung berücksichtigt". D.h. alle fordern den Bürokratieabbau aber wollen gleichzeitig für Ihren Einzelfall die berühmten Sonderregelungen in den Gesetzen womit wir wieder bei der Bürokratie wären. Nächstes Beispiel aus der Realität. Manche gehen zum Arzt und lassen sich weil es"gut tut" und nicht weil es notwendig ist Massagen vom Arzt verschreiben und klagen über die hohen KV-Beiträge. Nächstes Beispiel (auch aus der Realität). Da erhalten manche 95 % und noch mehr Weihnachtsgeld und hauen es zu 70% auf den Kopf für Kleidung, High-Tech-Wohnungsaustattung von der Digicam bis zum Camcorder und drei Monate später wird wieder geklagt, daß der Benzinpreis um einen ganzen Cent höher steht. Um wieviel muß der Benzinpreis denn steigen damit das ganze Weihnachtsgeld weg ist? Beispiel: Arbeitnehmer mit Nachtschicht bei der BASF. Weihnachtsgeld etwa 1700 bis 1800 Euro netto. Ohne Aktienpaket und ohne betriebliche Sonderzulage und ohne Urlaubsgeld usw. Unser Musterfahrer fährt täglich 20 km zur Arbeit und 20 km zurück. Macht 40 km x 5 Tage x etwa 4 Wochen x 12 Monate = 9600 km. Sagen wir mit den privaten Kilometern die noch verfahren werden sind es 12000 km Jahresfahrleistung. Das Auto braucht 8 Liter/100 km im Schnitt. --> Literverbrauch im Jahr: 960 Liter.
So nun das Ergebnis: Wenn der Literpreis nun um 100 Cent steigt dann wäre das für unseren Mustermann eine Mehrbelastung von rund 960 Euro im Jahr. Dann hätte er immer noch 800 Euro im Jahr vom Weihnachtsgeld.
Das sind echte Beispiele aus der Realität und ich muß sagen, daß ich es zum Teil lächerlich finde wie man sich am Benzinpreis aufhängt der mal für vier Tage um 6 Cent steigt wenn man jedes Jahr 1800 Euro vom Weihnachtsgeld gerade mal so verpulvert für alles andere als lebensnotwendige Konsumartikel.
Natürlich ist es nicht gerade eine gute Nachricht wenn unser Mustermann dadurch in Zukunft die Hälfte seines Weihnachtsgeldes nicht mehr für einen Konsum der Art"nicht unbedingt notwendig" ausgeben kann. Aber vielmehr sollte wir uns doch die Frage stellen. Ist die Ansicht überhaupt realistisch, daß wir immer unser Weihnachtsgeld nur für uns und nur für irgendwelchen"nicht notwendigen Konsum" zur Vefügung haben oder ist nicht das eigentlich schon eine Wunschvorstellung die wir die letzten Jahre über aufgebaut haben und die sich jetzt als Utopie erweist?
Um nochmal auf die Schwarzarbeit zu kommen. Ich kann einen Familienvater verstehen der nebenher schwarz arbeitet weil er es trotz 50 Stunden-Woche nicht schafft auf den durchnschnittlichen Lebensstandard der Gesellschaft zu kommen. Ich kann aber Schwarzarbeit nicht deswegen verharmlosen nur weil sie finanziell für den Staat vielleicht gar keine Belastung darstellt. Es mag sein, daß vieles gar nicht mehr nachgefragt wäre wenn es nicht mehr schwarz gemacht werden könnte aber für Gerechtigkeit innerhalb der Bevölkerung wäre es vorteilhaft. Es kann ja nicht angehen, daß durch irgendwelche lockeren Nebentätigkeiten am Ende ein Stundenlohn herausspringt der so hoch ist wie in vielen Angestelltenverhältnissen. Wenn ich sehe wieviel man bereit verdient wenn man schwarz in ner Kneipe kellnert und das dann in Ordnung findet geht mir persönlich leider - sorry wenn ich es so sagen muß - die Galle hoch. DIe Leute sind ja wirklich freundlich aber sie setzen sich zu einem an den Tisch und erzählen die, daß sie 6,50 die Stunde verdienen und am Ende der Schicht 20 bis 30 Euro Trinkgeld und Umsatzprovision nochmal zusätzlich haben. Hallo: Wo leben wir eigentlich? Macht dann bei ner 6-Stunden-Schicht nach meiner Berechnung rund 55 bis 60 Euro am Abend. Mit 20 Arbeitstagen sind das 1200 Euro netto! Ich kenne viele Berufe da verdient man NACH EINER AUSBILDUNG nicht mehr und hat ne größere Verantwortung zu tragen, d.h. man kann nicht nur ein Glas Cola runterschmeißen. Vor allem muß man in diesem Beispiel mal den Stundeneinsatz sehen. Das war nämlich jetzt die 30 Stunden-Woche. Und andere haben 35, 38 und 40 für ihre 1200 Euro zu bringen. Da diese schwarzen Jobs dann häufig noch um die Ecke liegen und man weder Arbeitszeugnis noch grßen Bewerbungsstreß mitmachen muß wundert es mich auch gar nicht mehr warum soviele jungen Leute beispielsweise offen sagen, daß sie lieber jobben als das sie jetzt gleich ne Ausbildung anfangen.
Ja diese Beispiele sind Realität und alles andere als Einzelfälle. Ich verzichte hier jetzt darauf die mir bekannten Stundenlöhne und Tringelder von Tankstelljobs und Bedienungen in Kneipen aufzuzählen. Es gibt auch Stundenlöhne mit 6 Euro aber auch welche mit 7,50 Euro!
Ich denke jeder junge Mensch der ne Ausbildung macht muß sich doch da verarscht vorkommen!!!!. Leider sind das die Fakten. Mit ein wenig Freundlichkeit (wegen des Trinkgeldes) verdient man schwarz mit einem Job der gar keine Ausbildung erfordert problemlos soviel wie jemand der ne gewöhnliche Ausbildung gemacht hat an nem 8-Stunden-Tag. Das ist die Realität und kein Einzelfall. Vielmehr sollte man auch mal ausrechnen wieviele Arbeitnehmer wieder mehr Einsatz in ihrer richtigen Arbeit zeigen würden und was das volkswirtschaftlich ausmacht wenn man ihnen nicht die Motivation raubt indem man ihnen zeigt wie man ohne Ausbildung mit weniger Power das gleiche erhält. Schwarzarbeit ist nämlich anreizeverzerrend. Sie raubt denen die sie nicht machen nämlich die Arbeitsmotivation und senkt deren Engagement.
Viele Grüße,
Sascha
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Sascha
14.09.2004, 08:16
@ Sascha
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Ergänzung |
-->Nicht das man mich falsch versteht. Ich bin nicht dafür, daß man Menschen die aus Not heraus schwarz arbeiten in den"Knast" setzen sollte wie manche Politiker es tatsächlich fordern. Das ist Unfug in Vollendung.
Aber ich denke es kommt sehr häufig darauf an wer die Schwarzarbeit macht und aus welchen Motiven. Ist es jemand der aus Selbsthilfe handelt? Vielleicht weil man keinen richtigen Arbeitsplatz findet und als Familienvater eine Vorbildfunktion hat? Oder bekommt man einfach den Hals nicht voll? Man hat beispielsweise 5500 Euro brutto zu zweit und keine Kinder. Klar mehr als die Hälfte ist weg. Aber kann man mit rund 2500 Euro netto bei zwei Personen noch eine Schwarzarbeit rechtfertigen? Da hört halt bei mir das Verständnis dann auf auch wenn 2500 netto von 5500 weniger als 50% sind. Da sage ich einfach:"Man ihr arbeitet vielleicht 40, 45 Stunden oder laßt es 50 Stunden die Woche sein. Wißt ihr eigentlich wie gut es euch geht auch wenn die Abzüge > 50 % sind??????. Scheinbar nicht".
Und im Vergleich zur legalen Arbeit sehe ich die Schwarzarbeit problematisch. Denn es kann nicht sein, daß man daraus absichtlich seine Haupterwerbsquelle macht und sozusagen am Ende dan auf Kosten andere seine lockeren 30-Stunden-Wochen schiebt. Dann macht irgendwann bald keiner mehr ne Ausbildung und wir werden am besten dann alle Kellner & Co.
Und die
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T. Mai
14.09.2004, 08:53
@ Baldur der Ketzer
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Re: Schwarzarbeit als schändlichstes Verbrechen: ein Witz sagt der Ã-konom |
-->"Schärfere Kontrollen bringen wenig"
Ã-konom Schneider kritisiert Kampf gegen Schwarzarbeit
Der Experte verteidigt in seinem gestern erschienenen Buch die Schwarzarbeit.
Lohnt sich dennoch der Kampf gegen die Schwarzarbeit? Zwar kann sie durch eine Senkung der direkten wie der indirekten Steuerlast wie auch durch eine erhebliche Ausweitung der Kontrollmaßnahmen mit den entsprechenden Kosten erheblich reduziert werden. Zudem käme es durch Steuersenkungen teilweise zu einem Wachstum der offiziellen Wirtschaft. Jedoch würden die Wohlstandsgewinne nicht die Nachfrageverluste durch die sinkende Schwarzarbeit, vor allem aber die Steuerausfälle für die Staatskasse nicht ausgleichen.
mehr über dies neue Buch mit diesem link - bitte:
http://www.wams.de/data/2004/09/12/331394.html?search=schwarzarbeit&searchHILI=1
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André
14.09.2004, 10:10
@ Sascha
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Re: Ein Lob der Schwarzarbeit - Die schiefe Sicht der Bürokraten |
-->Schwarzarbeit ist eine Arbeit die den Bürokraten noch mehr verhaßt ist als jede Art von Eigenleistung, Selbstversorgung, Eigenwirtschaft,
(s. die jahrzehntelange Versteuerung der kalkulatorischen Miete in der eigenen Wohnung sowie noch existierende Behinderungen) wobei letzterer Wirtscháfts- und Arbeitsform durch die Obrigkeit so schlecht beizukommen ist.
Schwarzarbeit verringert nämlich die Macht und Umverteilungskompetenz der Bürokratie und Herrschaft. Allein deshalb wird sie bekämpft.
Das öffentliche Herausstellen der Frage nach der"Gerechtigkeit" dient ausschließlich der Vernebelungstaktik für die"doofen" Bürger.
Schließlich sind Schwarzarbeiter auch so etwas wie Revolutionäre, die dazu beitragen, dass der Behörden- und Politmoloch etwas schneller zusammenbricht.
Aber dazu sind sie bekanntlich keinesfalls zwingend notwendig, das schaffen die Politiker und Behörden ganz alleine.
Es erscheint eine schlimme, in Deutschland weitverbreitete Untugend, dass Einjeder und insbesondere jedwede politische Parteie mit Neid und der Aktivierung von Neidkomplexen recht erfolgreich manipulieren=arbeiten kann.
Wer endlich selbständig denken gelernt hat, läßt sich hierdurch nicht mehr beeinflussen.
MfG
A.
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nereus
14.09.2004, 10:57
@ André
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Re: Ein Lob der Schwarzarbeit - Die schiefe Sicht der Bürokraten - André |
-->Hallo André!
Du schreibst: Schwarzarbeit verringert nämlich die Macht und Umverteilungskompetenz der Bürokratie und Herrschaft. Allein deshalb wird sie bekämpft. Das öffentliche Herausstellen der Frage nach der"Gerechtigkeit" dient ausschließlich der Vernebelungstaktik für die"doofen" Bürger. Schließlich sind Schwarzarbeiter auch so etwas wie Revolutionäre, die dazu beitragen, dass der Behörden- und Politmoloch etwas schneller zusammenbricht...
Es erscheint eine schlimme, in Deutschland weitverbreitete Untugend, dass Einjeder und insbesondere jedwede politische Parteie mit Neid und der Aktivierung von Neidkomplexen recht erfolgreich manipulieren=arbeiten kann.
Das klingt alles verständlich und birgt sicherlich auch einen rationalen Kern.
Doch so ganz kann ich mich für Deine Thesen auch wieder nicht erwärmen.
Ich weiß von mehreren Leuten, die entweder seit Jahren Sozialhilfe beziehen bzw. für einen max. Zeitraum Arbeitslosenstütze erhielten/erhalten und nach Herzenslust schwarz gearbeitet haben.
In einer feucht-fröhlichen Runde haben sie mal die Hosen runter gelassen.
Die hatten z.T. deutlich mehr NETTO als die doof-dreinblickenden Partygäste und rühmten sich dieser Glanzleistungen auch noch.
Der Einspruch einer Verkäuferin (Ganztagskraft):"Ihr solltet Euch eigentlich was schämen, denn wir finanzieren Euch per Steuerumlage mit" wurde mit einem breiten Grinsen abserviert.
Das hat mit Bürokratie und Staatsverdrossenheit zunächst einmal überhaupt nichts zu tun.
Die sollten dann wenigsten den Mumm auf bringen und auf die Staatsknete verzichten.
Aber dann wären sie ja wiederum blöd und wer will das schon sein.
Du geißelst immer zu recht den Niedergang der Sprachkultur.
Diese Art des Kulturabsturzes, das unverschämte Leben auf Kosten anderer Leute, darf allerdings auch mal erwähnt werden.
mfG
nereus
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manolo
14.09.2004, 12:32
@ nereus
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Re: Ein Lob der Schwarzarbeit - Die schiefe Sicht der Bürokraten - André |
-->
>Diese Art des Kulturabsturzes, das unverschämte Leben auf Kosten anderer Leute, darf allerdings auch mal erwähnt werden.
>mfG
>nereus
[b]guten Tag,
....ausufernder, überbordender Egoismus - wie ich schon anmerkte!
man
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Baldur der Ketzer
14.09.2004, 12:36
@ nereus
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Re: LeistungsUNgerechtigkeit und Staatsverdruß |
-->Hallo, nereus,
wer war zuerst da, die Henne oder das Ei?
Nachdem man doch Jahr um Jahr gesehen hat, wie hemmungslos und schwachsinnig die Milliarden Steuergelder mit Preßluft aus dem Fenster raus und allen Ländern der Welt oder deren Despoten oder sonstigen Anhängseln in den Hintern rein geblasen wurden, während beim Bürger selber schon immer geknausert wurde - ergibt sich halt bei jedem, beim einen früher, beim anderen später, die Erkenntnis, daß er vom Staat ganz schwer beschissen wird.
Jede Form von Notwehr dagegen ist dann ethisch geradezu ein Muß. Mehr als legitim.
Wo recht zu Unrecht wird, soll doch Widerstand zur Pflicht werden. Und wie soll der kleine Mann schon Widerstand leisten, wenn nicht durch Obstruktion und Schwarzarbeit?
Immerhin wird doch auch Desertation heute nicht nur rehabilitiert, sondern posthum noch vergütet. Aber nur, wenns bei den Altvorderen war. Wenn Du das mit der Bundeswehr machst, kommst Du freilich ins Loch. Da könnt ja dann jeder kommen. Heut isses ja anders. Ganz anders sogar.
wirklich?
Es zieht nicht mehr als Abschreckung, daß die restlichen Dummen die Nutznießer mit über Wasser halten, wenn die Anzahl der Nutznießer stets größer und ungehemmter wurde/wird.
Vielmehr steht jemand, der noch in das Faß ohne Boden was einzahlt, wie ein Volldepp da.
Es ist auch nicht so, daß es weniger Schulden gäbe und geringere Steuern, wenn alle gleichmäßig abgeschröpft würden. Vielmehr würde in diesem Fall nur noch mehr Schwachsinn gemacht. Und noch mehr Geld verpulvert. Man hats doch.
Es sieht doch keiner mehr die getrennten Töpfe, eben weil sie nicht mehr getrennt sind. Du zahlst Mineralölsteuer für die Straßen, und wofür wird das Geld genommen? Für die Verteidigung von Peterles Schnauzbarts am Horn von Affrika. Für U-Boote an Sharon. Für Assühlfolgelasten und Steuerverschwendung.
Es gibt keinen Zusammenhang mehr zwischen Einzahlung hier und Leistungsanspruch da.
Es ist alles nur noch ein großer schleimiger Moloch, der dem Bürger das Geld aus der Tasche saugt und ihm als Dank dafür einen Tritt ins Gesicht versetzt.
Würden mehr Leute dem obstruktiven Beispiel folgen, wäre schon längst das Licht aus in dieser Affenveranstaltung.
Beste Grüße und nix für ungut vom Baldur
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nereus
14.09.2004, 13:11
@ Baldur der Ketzer
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Re: LeistungsUNgerechtigkeit und Staatsverdruß - Baldur |
-->Hallo Baldur!
Ja doch, das stimmt auch alles was Du sagst.
Nur sehe ich dafür noch lange keinen Freibrief für jedermann sich nach Herzenslust aus dem großen Steuertopf zu bedienen.
Wenn es nämlich alle so machten, hätten wir Anarchie, einen chaotischen Zustand den sich wirklich keiner wünschen kann, in dem Selbstjustiz und marodierende Banden an der Tagesordnung wären.
Und wenn der Staat aus Machterhalt Menschen in den Tod schickt, eine Firma ungeklärte Abfälle in den Fluß gießt, kann man noch lange nicht für sich daraus ableiten, den Nachbarn zu erschießen oder mitten auf die Fußgängerzone zu scheißen.
Auch wenn die Steuergesetze mitunter fast zum Betrug auffordern, impliziert der berechtigte Staatsverdruß nicht automatisch das Verlassen ethischer Normen im großen Stil, auch wenn ich weiß, daß die Grenzen hier sehr fließend sein können.
Wo leben wir eigentlich?
mfG
nereus
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Baldur der Ketzer
14.09.2004, 13:22
@ nereus
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Re: LeistungsUNgerechtigkeit und Staatsverdruß - Baldur |
-->
>Wo leben wir eigentlich?
Hallo, nereus,
wir leben im Schlaraffia für alle, die eine freche Fresse haben, dreist sind, und bei denen nichts zu holen ist. Zumindest war dies bis vor nicht allzu langer Zeit eben so.
Du übersiehst folgendes: der Unterschied zwischen Bürger und Staat ist, daß der Staat dem Bürger kein Gnadenrecht gewährt, sondern ein einklagbares Recht (Anspruch auf Assühl z.B., ebenso Bedarfsdeckungsgrundsätze in der Sozialhilfe), sofern ein Sachverhalt dem Leistungsgesetz entspricht.
Auf die Motive kommt es nicht an.
Es kommt nicht darauf an, daß ein Stützeempfänger seine Stütze nicht für den vorgesehenen Zweck verwendet, sondern verpulvert - dann kriegt er solange, bis sein Bedarf gedeckt ist. Die maximal mögliche Sanktion ist eine vorübergehende Kürzung. Zumindest gewesen.
Genaues siehe: mein Recht auf Sozialhilfe, dtv-Taschenbuch.
Es ist nun eine Frage der kreativen Sachverhaltsgestaltung, die Anspruchsgrundlage im Leistungsgesetz zu erfüllen.
Die Motive spielen keinerlei Rolle. Ein Gesetz bemißt nur Formalitäten. Erfüllt oder nicht erfüllt.
Das führt(e) in unzähligen Fällen zu groteskem Unrecht, zur Verschwendung von Volksvermögen und Steuergeld, zu wahnwitzigen Entgleisungen.
Also ist es nur recht und billig, ein groteskes System für sich zu nutzen, wenn es geht.
Ob es ethisch ist, mag jeder für sich entscheiden. Millionen (bunter Fremdling, unwillkommner Gast....) zögerten keinen Moment. Und das über Jahrzehnte (Fremdrentenansprüche usw.).
Soooo dumm sind die Steuerzahler nun auch nicht, daß sie niemals lernen würden.
Man kann das nur im höchsten Maße zynisch sehen.
Wer in diesem Lammde der anständige Otto Normalno bleibt, wird von Amts wegen geteert und gefedert und für vollblöd erklärt.
ich weiß, daß diese Meinung von mir überspitzt klingt, aber nach meinen Erfahrungen wäre jede andere Einstellung wirklichkeitsfremd und würde den tatsächlichen Verhältnissen im Saustall nicht mehr gerecht. es wäre eine deplazierte Schwärmerei in Idealen aus dem 19. Jh., währenddessen die tägliche Realität mit einem deutschen Land kaum mehr etwas gemeinsam zu haben scheint.
Und so muß man halt mit der Zeit gehen und im Strom mitschwimmen. Jeder nach seiner Möglichkeit.....
Beste Grüße vom Baldur
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JüKü
14.09.2004, 13:33
@ nereus
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Re: LeistungsUNgerechtigkeit und Staatsverdruß - nereus |
-->>Auch wenn die Steuergesetze mitunter fast zum Betrug auffordern, impliziert der berechtigte Staatsverdruß nicht automatisch das Verlassen ethischer Normen im großen Stil, auch wenn ich weiß, daß die Grenzen hier sehr fließend sein können.
Muss mich mal einmischen ;-)
Aufforderung zum Betrug, wenn A den B bittet, für ihn was zu erledigen (z. B. tapezieren) und ihn dafür bezahlt?
Es wäre durchaus ethisch, wenn auf der anderen Seite nicht gegen die Mehrheit der Bürger der größte Teil wieder rausgeschmissen würde. An Beispielen gibt es doch eine Toll(e) Collect(ion).
Schwarzarbeit macht doch keiner, um damit Millionen zu machen, sondern um über die Runden zu kommen.
>Wo leben wir eigentlich?
Eben.
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kizkalesi
14.09.2004, 13:42
@ nereus
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Re: LeistungsUNgerechtigkeit und Staatsverdruß - Baldur |
-->>Wo leben wir eigentlich?
>mfG
>nereus
hallo
das fragst du noch??????
In Absurdistan doch, oder etwa nicht?
Altersdemens, waaa?
au weia.[img][/img]
aws.
kiz
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nereus
14.09.2004, 14:10
@ JüKü
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Re: LeistungsUNgerechtigkeit und Staatsverdruß - Jükü |
-->Hallo Jükü!
Muss mich mal einmischen
Tu das! Du bist der Eigentümer des Formus.. oder doch nur Besitzer?
Warum überhaupt noch bezahlen?
Gehen wir doch zukünftig kostenlos in's Kino und danach in die Pizzeria.
Die Supermärkte sind auch übervoll, da kann es nicht schaden mal ein paar Regale zu entleeren. Geld gibt's dafür aber nicht, die sollen froh sein, daß ich den Krempel freiwillig mitnehme.
Die Mühlheimer ALDI-Brüder sind x-fach milliardenschwer.
Daher schlage ich kommenden Freitag einen bundesweiten Aktionstag"Kostenloser Einkauf" in der Billigmarkt-Kette vor.
Die werden's schon überleben, die haben eh genug.
Schön, daß wir die Politiker haben.
Als Notnagel können wir sie wirklich in jede Wand schlagen.
mfG
nereus
.. der auch nicht gerne Steuern zahlt
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JüKü
14.09.2004, 14:17
@ nereus
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Re: LeistungsUNgerechtigkeit und Staatsverdruß - nereus, 2 |
-->>Tu das! Du bist der Eigentümer des Formus.. oder doch nur Besitzer? rausgelöscht hast ;-)
"Es wäre durchaus ethisch, wenn auf der anderen Seite nicht gegen die Mehrheit der Bürger der größte Teil wieder rausgeschmissen würde. An Beispielen gibt es doch eine Toll(e) Collect(ion)."
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Popeye
14.09.2004, 15:12
@ Sascha
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Re: Milchmädchenrechnung - Schwarzarbeit - @Sascha |
-->aber für Gerechtigkeit innerhalb der Bevölkerung wäre es vorteilhaft
Hallo, @Sascha,
natürlich sind Trittbrettfahrer zu Lasten der Gemeinschaft eine Ungerechtigkeit - wer wollte das bestreiten.
Aber ich bleibe dabei: Die größte Ungerechtigkeit ist, dass jene die arbeiten wollen keine Arbeit finden. Gemessen an allen anderen"Gerechtigkeitsproblemen" dieser Gesellschaft ist dieses in meinen Augen das größte. Heftig mit der Fahne der sog. Tarifhoheit schenkend sind wir leider drauf und dran dieses Problem als unlösbar zu akzeptieren...
Aber sollte dieses Problem jemals zu meinen Lebzeiten gelöst werden werde ich Seite an Seite mit Dir gegen"Schwarzarbeit" kämpfen. Versprochen!
Einsweilen hoffe ich, dass sie nicht erwischt werden...
Grüße
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nereus
14.09.2004, 15:37
@ JüKü
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Re:.. Jükü, das läßt sich nicht leugnen, ist aber nur ein Teil des Problems (o.Text) |
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