Elmarion
17.09.2004, 12:49 |
Timing bis zum Staatsbankrott Thread gesperrt |
-->Dass wir uns bereits auf dem Weg in die deflationäre Depression befinden ist die Meinung vieler User in diesem Forum. Für die Frage, wie man wann sein Geld oder Vermögen anlegt, nutzt einem diese Vorauschau nur dann etwas, wenn man beim timing einigermaßen richtig liegt.
Ich glaube, dass sich die EU und Deutschland noch 10-15 Jahre über Wasser halten, wenn nichts außergewöhnliches geschieht. Eine dramatische Dynamik wird sich vielleicht erst nach 2015 entwickeln. Weite Teile der Bevölkerung verfügen noch über eine dicke finanzielle Fettschicht, die langsam abgetragen wird (auch vom klammen Staat).
Wie seht ihr den Zeitablauf?
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Baldur der Ketzer
17.09.2004, 13:31
@ Elmarion
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Re: Timing bis zum Staatsbankrott |
-->Hallo, Elmarion,
gestern war Biedenkopf, Glotz, Gysi, Lambsdorff, Späth und Schorlemer bei Illner.
Späth sagte klar, und es blieb unwidersprochen, es kämen jetzt zehn Jahre harte Zeit auf Deutschland zu, HIV sei ja erst der Anfang.
Anderes zu erwarten, sei unrealistisch, und anderes zu sagen, sei unredlich.
Im restlichen Teil herrschte betretenes Schweigen.
Daß Schorlemer und Gysi in ihren wolken aus Wunschdenkenund Phrasen verharrten, verwunderte nicht, aber vor allem Peter Glotz war überraschend deutlich und offen, irgendwie gewendehalst ;-) - Kunststück, ist er nicht als Bock im Garten, äh, in der HSG Professor?
Also, Sturm und Riff voraus.
So, jetzt stelln mer uns wieder jianz domm, und fragen nach der Dampfmaschinn.
Die Abwanderung von Arbeitsplätzen ist ungebremst.
DIe Belastung des Haushalts durch Renten und Pensionen ist absehbar steigend.
Die Steuereinnahmen lassen sich nicht mehr wesentlich steigern.
Dies bedeutet, daß es wie HIV denächst ein Blüm 4 geben wird, daß Renten und Pensionen nur noch die kriegen, die nichts gespart haben.
Weil kein Geld mehr da ist.
Nachdem durch die Osterweiterung ab Januar volle Freizügigkeit für Sozialschmaro, äh, für Zuwanderer ohne eigene Finanzmittel besteht, die nicht arbeiten möchten, ist es ferner absehbar, daß Anreize gesenkt werden müssen - das bedeutet weitere Leistungskürzungen im Sozialbereich.
Ob es dann Unruhen und Randale gibt, wird sich zeigen.
Falls ja, wird es den Standort noch mehr belasten, für neue Schulden werden die Zinsen sicher nicht sinken (Rating).
Mein momentan erwarteter Fahrplan sieht so aus: bis 2012 ist es astrologisch gesehen, finanziell mies, egal, wer dran ist.
Nachdem HIV ohne größere Probleme durch ist, haben die Politiker den Einstieg in die Schrumpfung erfolgreich eingeleitet. Jetzt kommt es darauf an, ob sie die weiteren Schritte behutsam und für die große Masse unmerklich durchbringen.
Beim Adolf gabs ja auch keinen Aufstand, als man Nachbarn abholte, weil es jeweils immer nur einzelne traf, nie alle auf einmal.
So wird auch das hier sein: kommt zuviel auf einmal, chlöpfts. Kommt es langsam wie die Temperatur im Topf mit dem Frosch drin, funktioniert es.
Sollte es möglich sein, über diese Einheitssozialrente (die mir schon seit 25 Jahren vollkommen logisch erscheint und mich nicht überrascht) die Ausgaben nahezu zu halbieren, verschafft das dem Staatshaushalt enorm Luft.
Die Frage für mich ist, wie siehts auf den Einnahmeseiten aus, wenn immer mehr noch wohlhabende Leute merken, daß sie nichts mehr bekommen aus ihren vermeintlich angesparten Versicherungen (Rente etc.), aber immer mehr abgeben müssen (Steuern und Abgaben).
Wenn die auswandern, bricht die Einnahmeseite weg. Jeder, der geht, besucht keine Restaurants mehr, tankt nicht mehr in der BRD, kauft am neuen Wohnort ein, etc., das summiert sich ja.
Deswegen meine Erwartung zum aktuellen Zeitpunkt:
Schröder und Furchgesicht schaffen es bis 2006, dann übernehmen Schreckfrisur und Spaßguido.
Die können dann bei der EU nochmal betteln, weil sie jetzt ja aaaaahhhles besser machen werden, das schafft Luft bis 2007-2008.
Das sind vier Jahre, oder 150 Milliarden Neuverschuldung obendrauf. Bis dahin sind nochmal 2 Millionen Arbeitsplätze aus der BRD abgezogen worden, gestern in der Runde wurde deutlich, daß die Steuerlast des Bürgers auf absehbare Zeit gar nicht gesenkt werden kann, also, woher sollen die Anreize kommen, daß es sich dreht?
Bis dahin kann ich mir auch ein höheres Zinsniveau vorstellen, so daß die Einnahmen-/Ausgabenschere weiter aufgehen wird.
Clemets Notstandsgesetze haben die Abfederung des Staatsbankrotts schon im Visier, also wird es nicht bis 2025 dauern.
Gefühlsmäßig wird es für mich wohl 2007-2008 heftig.
Meine Anlageentscheidungen sind davon aber nicht betroffen - ich hatte noch nie, und ich werde auch nie Obligationen haben. Ich habe keine geschäftliche Basis in Deutschland, und mein dortiger Kundenkreis geht gerade nacheinander über die Wupper, so daß ich meinen geschäftlichen Ausblick auf andere Länder richten muß und werde.
Ich habe keinerlei Rentenanwartschaften aus deutschen Kassen, also ist mir rein persönlich auch diese Entwicklung nicht allzu nah. Meine Eltern sind ja bereits vorzeitig sozialverträglich abgelebt und können keine Rente mehr beziehen.
Der Staatsbankrott der BRD gefährdet in erster Linie dort befindliches Vermögen und dort befindliche Leute. Weniger das Ausland und Leute dort. Weil damit zu rechnen ist, daß der große Staatsmoloch noch heftig um sich schägt im Todeskampf und nur die rasieren kann, die vor der Schlange stehen geblieben und in Starre verfallen sind.
Nix gwiaß aber woaß mer net.
Beste Grüße vom Baldur
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ufi
17.09.2004, 13:53
@ Baldur der Ketzer
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Leider, leider.... |
-->wirst Du Recht behalten, Baldur!
Viele Grüsse
ufi
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MattB
17.09.2004, 13:54
@ Elmarion
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Re: Timing bis zum Staatsbankrott [Just my 2 Cents] |
-->Hi Elmarion,
>Wie seht ihr den Zeitablauf?
Für D alleine könnten die 10-15 Jahre (und mehr!) hinhauen.
An D hängts aber IMHO nicht, sondern and USA, Terror, PeakOil,
"Weltwirtschaft", dem grossen Game eben.
Und geht's dort rund, gehts als Folge davon auch in D rund.
Just my 2 Cents.
Gruss
MattB
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Sorrento
17.09.2004, 14:21
@ Elmarion
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Paul Volcker meint was anderes: |
-->Herr Peterson, Sie bezeichnen sich als überzeugten Republikaner.
....
Was ist, wenn weder die einen noch die anderen mitmachen?
Demokratien sind tatsächlich kaum in der Lage, mit schleichenden Krisen umzugehen. Deshalb befürchtet der ehemalige amerikanische Notenbankchef Paul Volcker auch, dass es mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent in den nächsten 5 Jahren zu einer Weltwirtschaftskrise kommt.
<ul> ~ weiter gehts hier</ul>
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offthspc
17.09.2004, 14:33
@ Elmarion
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Wenn es nur der Staatsbankrott wäre... |
-->Demographie
Pisa
Ghettobildung
religiöse Konflikte
Rohstoffabhängigkeit
Lebensmittelabhängigkeit
Heute is ja alles mit allem vernetzt.
Welcher Betrieb stellt den noch vom Rohstoff bis zum Endprodukt selber her?
Man erinnere sich an das 10.000km Joghurt.
Ich zitiere mal vom NDR:
1. Die Erdbeeren für den Joghurt kommen aus Polen. Von dort werden sie zur Weiterverarbeitung in das 800 Kilometer entfernte Aachen transportiert. Nach Stuttgart sind es von dort aus noch einmal 446 Kilometer. Insgesamt: 1.246 Kilometer.
2. Die Milch kommt von Bauernhöfen aus der Stuttgarter Umgebung. 44 Tanklastwagen karren jeden Morgen rund 400.000 Liter in das Landliebe-Werk. Durchschnittliche Distanz: 36 Kilometer.
3. Die Joghurt-Rohbakterien liefert ein Züchter aus Niebüll, unweit der dänischen Grenze. Bis nach Stuttgart legen sie 917 Kilometer zurück.
4. Der Zucker wird aus Rüben gewonnen, die in der Region um das süddeutsche Heilbronn herum geerntet werden. Weiter geht es zum Raffinieren nach Offenau. Von dort kommt der fertige Zucker zur Südmilch-Zentrale in Stuttgart: 107 Kilometer.
5. Das Glas wird im bayerischen Neuburg hergestellt. Die Altglasscherben kommen aus der Region, dazu wird Quarzsand und Kalk aus dem Ruhrgebiet gemischt. Macht zusammen 806 Kilometer.
6. Die Aluminium-Deckel werden im Rheinland und in Franken produziert. Das schlägt in der Bilanz mit weiteren 864 Kilometern zu Buche.
7. Die Etiketten liefert eine Firma aus Kulmbach, die ihr Papier und den Leim aus Niedersachsen, Holland und Belgien transportiert. Macht zusammen 1.587 Kilometer.
8. Die Verpackung aus Steigen, Leim und Kunststofffolie kommt aus Bad Rappenau, Lüneburg und Frankreich: 2.884 Kilometer.
9. Von der Landliebe-Zentrale in Stuttgart bis zu einem Hamburger-Supermarkt sind es 668 Kilometer. Bei einem durchschnittlichen Weg der Verbraucher nach Hause von 5 Kilometer macht das insgesamt rund 10.000 Kilometer.
Quelle und mehr hier: http://www.ndr.de/tv/markt/archiv/20030901_3.html
Man stelle sich vor in dieser"Maschine" funktioniert ein Rädchen nicht.
Keiner stellt sich größere Produktionsanlagen auf die Wiese nur um den Ausfall (aus welchen Gründen auch immer) eines Mitbewerbers für die Kunden"schonend" zu überbrücken.
Da kann es schnell leer werden in der Kühlvitrine.
Und das war der Produktionsweg eines dämlichen Joghurts.....
Is wie in der CAN vernetzten S-Klasse.
Unheimlich effizent und Ressourcen sparend da halt viel teure Verkabelung entfällt.
Aber..
Braucht nur ein Teil den Datenbus blockieren und schon steht die ganze Kiste.
Und deswegen wird es einen richtig langen dauernden Abstieg der Wirtschaft nicht geben.
Es fehlen dank Globalisierung und den damit verbundenen Bündelungen der Produktion schlichtweg die Ausweichalternativen falls auch nur einer der Anbieter vom Markt verschwindet.
Extrembeispiel CPUs... Intel oder AMD (gibt es Cyrix noch?)
TEL oder Rockwool
Klar, die verbliebenen Mittelständler wird es zuerst erwischen.
Dann kommt Massenarbeitslosigkeit, Rückfall der Sozialsysteme in viktorianische Zeiten (kein Geld), rascher Wechsel von Regierungen und politische Erdbeben aller Art, Versorgungsengpässe....
Dann kommt das Sterben der global-players.
Und es wird grausam werden, für alle Beteiligten und viele Regionen.
Schlußendlich wird auch die letzte verbliebene Bubble platzen.
Und die Industrieländer wird es am härtesten treffen.
Nicht den Mongolen mit seinem Schlitten und der kleinen Renntierherde.
Ich verbleibe mal mit diesen Aussichten, woher der tolle Aufschwung kommen soll erschließt sich mir bedauerlicherweise nicht.
mfG
offthspc
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Baldur der Ketzer
17.09.2004, 14:46
@ offthspc
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Re: Wenn es nur der Staatsbankrott wäre... |
-->Hallo, offthspc,
vielen Dank für den interessanten Beitrag.
Angenommen, die schon so oft zitierten Prophezeiungen sollten Recht haben, dann schwappt der vorhergesagte Bürgerkrieg in Deutschland östlich des Rheins von Italien und Frankreich heran.
Also hat dort die Verelendung noch schneller zugeschlagen.
Was zum globalen oder zumindest überregionalen Auslöser passen würde.
Insofern heißt für mich die Suche nach dem rein persönlichen Ausweg die Suche nach einer Regionalisierung statt Globalisierung, die Beschäftigung mit einem Produkt, das lokal ständig nachgefragt wird, weil es ein regelmäßiges Verbrauchsgut ist.
Noch habe ich nichts gefunden, aber ich könnte mir vorstellen, vielleicht mal eine pleite gegangene Autovertreteung bzw. deren Gelände und Werkstatt zu kaufen, um eine multifunktionale Dienstleistungswerkstätte anzubieten, mit Drehmaschine, Fräsmaschine, Einzelfertigung, wie die gute alte Dorfschmiede anno dunnemal, aber auf aktuellem technischen Niveau.
Lohnen wird sich das derzeit sicher nicht, aber es wird einen Wert und ein laufendes Einkommen über jeden Kräsch hinweg retten.
Gilt sinngemäß auch für größere Fabrikgebäude, in denen man auch aqua- oder landwirtschaftliche Sonderkulturen betreiben kann.
Dann noch die ideale Gemeindegröße vor Ort mit ausreichend Nachfragern und nicht zu viel Konfliktpotential.......
Wie gesagt, gefunden hab ich das auch noch nicht, aber ich suche weiter.
In diesen gloablisierten Zeiten ist die Übernahme von Risiko in einer Handelskette mit eigenem Warenbestand potentiell umwerfend. Mir ist das zu gefährlich geworden.
Beste Grüße vom Baldur
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offthspc
17.09.2004, 15:58
@ Baldur der Ketzer
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Meine Überlegungen... |
-->>Hallo, offthspc,
>vielen Dank für den interessanten Beitrag.
>Angenommen, die schon so oft zitierten Prophezeiungen sollten Recht haben, dann schwappt der vorhergesagte Bürgerkrieg in Deutschland östlich des Rheins von Italien und Frankreich heran.
Halte auch ich für nicht ausgeschlossen. Wobei man bedenken sollte das deutsche und österreichische Sozialsysteme gerade wegen der Entstehung der hitlerschen Horden aus dem Arbeitslosenheer so sind wie sie sind. Zugegeben"overbloated".
Und im süditalienischem Temperament sowie im hohen Ausländeranteil Frankreichs liegt eine Menge potentiellen Zündstoffes.
>Also hat dort die Verelendung noch schneller zugeschlagen.
>Was zum globalen oder zumindest überregionalen Auslöser passen würde.
Der nächste Anschlag kommt bestimmt, und wallstreet ist nunmal der Nabel der Welt.
>Insofern heißt für mich die Suche nach dem rein persönlichen Ausweg die Suche nach einer Regionalisierung statt Globalisierung, die Beschäftigung mit einem Produkt, das lokal ständig nachgefragt wird, weil es ein regelmäßiges Verbrauchsgut ist.
Lebensmittel?
>Noch habe ich nichts gefunden, aber ich könnte mir vorstellen, vielleicht mal eine pleite gegangene Autovertreteung bzw. deren Gelände und Werkstatt zu kaufen, um eine multifunktionale Dienstleistungswerkstätte anzubieten, mit Drehmaschine, Fräsmaschine, Einzelfertigung, wie die gute alte Dorfschmiede anno dunnemal, aber auf aktuellem technischen Niveau.
Ich persönlich würde eher so in Richtung"Schrottverwertung" tendieren. Mit Wiederverkauf an vorbeikommende Laufkundschaften. Kenne einen kleinen Betrieb der schon heute ganz gut von Zwangsversteigerungen, Räumungen, Betriebsauflösungen etc. lebt,Brauchbares wird verkloppt (nur gegen Bares!) und Unbrauchbares wird sortiert und als Rohstoff (z.B. Eisenschrott) verkauft.
Und wenn ich mal einen günstigen Hydraulikzylinder, ne gebrauchte Gedore Stahlkiste oder ähnliches brauche (Spanngurte, Leuchtstoffröhren, Kugellager oder ein simples Riffelblech), mit etwas Stöbern läßt sich dort meist etwas passendes finden.
Preise sind topp, wer will kriegt auch eine Quittung für seinen Einkauf
>Dann noch die ideale Gemeindegröße vor Ort mit ausreichend Nachfragern und nicht zu viel Konfliktpotential.......
>Wie gesagt, gefunden hab ich das auch noch nicht, aber ich suche weiter.
Und ich lasse meine 2 Oldie Trecker die notfalls auch gefiltertes Spindelöl schlucken weiterhin im funktionsfähigem Zustand garagiert. Keine Elektronik und zur Not lassen sich die Teile noch klassisch per Handkurbel anwerfen....
Grund und Boden habe ich ja (wenn auch immer kurzfristig verpachtet).
Reichlich Obstbäume und etwas Kleinvieh in nem großem Gehege sowieso.
Notfalls kann ich auch wieder klassisches Nutzvieh einquartieren (ehemalige Landwirtschaft).
>In diesen gloablisierten Zeiten ist die Übernahme von Risiko in einer Handelskette mit eigenem Warenbestand potentiell umwerfend. Mir ist das zu gefährlich geworden.
Yepp, Lagerbestände sind mittlerweile Selbstmord.
Noch!
mfG
offthspc
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Ventura
17.09.2004, 17:50
@ offthspc
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was ist Spindelöl? (o.Text) |
-->
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Valerie
18.09.2004, 00:38
@ offthspc
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Und du glaubst allen Ernstes... |
-->... das du dich deines beglückemdem Besitzes über die gesamte Notzeit hin sicher sein kannst? Da wird es viele Neider geben, die dich - wenn du schläfst - in deinen Ansichten tief erschüttern werden. Die wollen nämlich auch überleben.
Nun erzähl aber nicht, dass du in der Hängematte in deiner Obstplantage liegend, im besten Fall mit einer Schreckschusspistole bewaffnet, deine so sicher geglaubten Pfründe verteidigen willst. ;-)
Im Ernst: Wie willst du das alles gegen eine Horde"das-gehört-jetzt-uns" verteidigen? Der Mob und die mit den"stärkeren Argumenten" werden siegen.
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offthspc
18.09.2004, 08:44
@ Valerie
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low profile ;) |
-->Tja, kommt darauf an was kommt.
Meine Erwartung geht ja eher Richtung"totalitärer Staatenbund".
Da braucht man auch keinen"Führer" dazu.
Das schaffen unsere gewählten Demokraten auch so.
Die Angst der Politiker vor dem Pöbel wird es richten.
Und die Angst der Menschen vor ähhh... Terror.
Ach ja, o.a. ist kein persönliches Wunschdenken.
Sollte tatsächlich alles massiv den Bach runter gehen.
Dann gibt es einen kleinen Hund *das war jetzt understatement*, und etliches Defensivmaterial, alles natürlich, wie es einem ordentlichem Staatsbürger geziemt, brav in der WBK eingetragen.
Und da ich auch ein Bastler vor dem Herren bin ließe sich im Ernstfall so manche Sauerei aus sag mal einem Holzbrett, einer Schrotpatrone und einem Nagel organisieren.
Vor allem.
Dies entspricht dem Recht auf Notwehr.
Bei mir in Ã-sterreich lautet es ja,"mit notwendiger Gewalt" dürfen Gefahren abgewehrt werden.
Vom"mit angemessener Gewalt" steht da nichts im Gesetzbuch.
Dieser Einschub war jetzt für alle"rechtschaffenden" Bürger die niemals die Existenz oder Funktionsfähigkeit unseres Staates in Zweifel ziehen würden.
Ansonsten:
Sollte man sich erstens selber nicht zu wichtig nehmen.
Die Parabel mit dem Misthaufen und den 6 Milliarden Fliegen ist weiterhin aktuell.
Das die"crowd" bubble platzen wird ist absehbar.
Hauptmotivation bleibt allerdings:
Ich habe mir den Arsch aufgerissen für das was ich jetzt habe.
Ich bin ein freigiebiger Mensch und ich habe noch das meiste was ich jemandem gegeben habe mit reichlich (unverlangten)"Zinsen" wieder zurückbekommen.
Selbst von Leuten von denen ich es nicht erwartet hätte.
Aber wenn jemand glaubt er kann sich an meinem Eigentum vergreifen.
Dann kann ich auch gaaaanz andere Seiten aufziehen.
Egal was kommt, etwas understatement und"Klappe halten" haben noch nie geschadet.
mfG
offthspc
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offthspc
18.09.2004, 09:06
@ Ventura
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leichtes Schmieröl u.a. für Werkzeugmaschinen (owT) (o.Text) |
-->
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Zandow
18.09.2004, 16:12
@ Elmarion
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Timing |
-->Hallo Elmarion,
für das Timing stehen verschiedene Ansätze zur Verfügung:
Zunächst natürlich die allgemeine Situation. Dabei geht's nicht sosehr um die wachsende Armut, sondern um den materiellen Abstieg der Mittelschicht und der Beamtenschaft (man schaue das Wählerprofil 1933). Dafür gibt es viele Anzeichen: Z.B. die zunehmende Verbarrikadierung von Ämtern und Behörden (siehe den Mann mit einer Mine in einem Berliner Sozialgericht), Entstehung 'rechtsfreier' Räume (Berlin Kreuzberg/Neuköln, auch in schon verschärfter Form in Belgien und Niederlanden) usw.
Desweiteren einfach die Zinsbelastung der Staatsverschuldung. Trägt man die Steigerungsraten der Zinsbelastung und der Steuereinnahmen der letzten Jahrzehnte (Steigerungsraten von Jahr zu Jahr) in die Zukunft vor, so ergibt sich ein zukünftiger Schnittpunkt, der immer näher an die Gegenwart herankommt. Fällt der Schnittpunkt und die Gegenwart zusammen (z.Z. liegt dieser Punkt so etwa zwischen 2015 und 2025) ist der Staatsbankrott da. Doch der Zusammenbruch der Gesellschaft spielt sich in den Jahren davor ab.
Ausdruck dieses Zusammenbruchs ist auch die weitere Entwicklung der Verteilung der Einkommen (siehe dazu die von Popeye hier gezeigte Graphik, Link unten). Die Einkommen aus selbständiger und unselbständiger Arbeit (Steuerzahler!!)werden sinken, die Einkommen aus Transferzahlungen steigen, wobei die Steigerungsrate zunimmt. An dieser zunehmenden Steigerungsrate wird auch H IV nichts ändern. Bestenfallst trägt dies zu einer Verlangsamung bei. Eine Aufhaltung oder gar Umkehrung der Verhältnisse wird keinesfalls erreicht.
Zu H IV ist noch folgendes zu beachten:
Nach einer Arbeitlosigkeit von länger als einem Jahr erhält man erst bei Bedürftigkeit der Erwerbsgemeinschaft (nicht die einzelne Person, sondern der Haushalt!) eine Transferzahlung, d.h. erst nach Verbrauch allen Vermögens. Daraus ergibt sich folgende Konsequenz:
Eine radikale Polarisierung der Vermögensverhältnisse (einerseits ganz Arme, weil länger als ein Jahr ohne Arbeitseinkommen; andererseits jene, die noch Arbeit haben). Diese Polarisierung entsteht durch den Zwang des Aufbrauchs des eigenen Vermögens vor dem Beziehen von Transferzahlungen. Dieser Aufbrauch des Vermögens führt zu sinkenden Aktienpreisen (wegen Auflösung von Lebensversicherungen) und sinkenden Immobilienpreisen (wegen Verkauf von Immobilienvermögen).
Wir stehen also zunächst vor einem schleichenden Verfall der Preise. Dieser Verfall wird ab einem bestimmten (?) Niveau in einen Crash übergehen, sowohl bei Immobilien als auch bei Aktien (womit wir bei der Börse angekommen wären).
Dir ein schönes Wochenende wünschend, <font color=#008000>Zandow</font>
<ul> ~ 50% zahlen für 25%</ul>
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Baldur der Ketzer
18.09.2004, 16:57
@ Zandow
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Re: Timing und Trends |
-->>> Fällt der Schnittpunkt und die Gegenwart zusammen (z.Z. liegt dieser Punkt so etwa zwischen 2015 und 2025) ist der Staatsbankrott da. Doch der Zusammenbruch der Gesellschaft spielt sich in den Jahren davor ab.
Hallo, Zandow,
sehr wichtiger Punkt; danke!
NAchdem wir die Hysterie nach dem 11.9. 01 gesehen haben, würde ein vergleichbares Knallbonbon ebenfalls wieder heftige Auswirkungen haben, vielleicht noch stärker, weil jetzt die Panik ja schon latent angefacht ist.
Dann wackeln wieder die Fluggesellschaften, die Reiseanbieter, die Banken, die Versicherungen.
Was beim letzten Mal noch hingetri, äh, aufgefangen wurde, dürfte dann nicht nochmal gelingen (Bilanzfrisur).
Ein äußerer Auslöser kann die Sache also ziemlich beschleunigen, und der kann jederzeit eintreffen, ob Erbeben an der US-Westküste oder in Japan. Oder Ausfall der Gaslieferungen aus Rußland im winter. Was auch immer.
Jedes wäre ein zusätzlicher Sargnagel. Aber das ist nicht prognostizierbar.
Im günstigsten Fall kann man also von der Volcker-Linie und Spätz ausgehen, daß es jetzt zehn Jahre lang eine Dauerkrise gibt, mal etwas raus, mal wieder runter.
In solchen Zeiten in der Käufer- oder Verkäuferposition zu sein, ist übel; als vermittler mit Provisionsanspruch partizipiert man immerhin vom Umsatz, aber gerät nicht in die Haftungs- oder Wertschöpfungs/Vernichtungskette.
Die Zielgruppen zu bestimmen, wird immer schwieriger. Die Jugend, die heute noch Markenklamotten und Handyschnickschnack aufbringt, wird dies ggf. bei zunehmendem wirtschaftlichen druck nicht mehr können (Eltern und Großeltern als Transfergeber fallen aus, weil sie mehr selber für sich sorgen müssen).
Die Ruheständler sparen aus Angst vor der Einheitsrente, außerdem können die meisten Sozialrentner eh keine großen Sprünge machen.
Die Geneation zwischen den Schraubstöcken, die 28-50jährigen, ist noch ratloser, denk ich mal, und damit vorsichtiger, konsum- und investitionsunfreudiger.
Alle Branchen, die auf Zielgruppen mit erst künftiger Wertschöpfung setzen müssen (Pump), wird man wohl vergessen können.
Für mich macht es nur noch Sinn, mich in Branchen zu engagieren, die eine Zielgruppe mit bereits vorhandenen Mitteln ansprechen.
Der Bereich Gesundheit, Sicherheit, Häusliches Umfeld, Energietechnik, Pflegebedarf, scheinen mir dabei die aussichtsreichsten zu sein.
Wenn die Gesellschaft vereinsamt und altert, wird irgendwann einmal die Frage nach der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs anstehen, also quasi nicht Essen auf Rädern, sondern Liefern auf Bestellung. Es ist nur die Frage, ob das dann auch finanziert werden kann.
Ein paar Unwägbarkeiten gibt es noch dazu: eine prognose ging mal von einer Million Demenezkranken aus in den nächsten jahren, die es unterzubringen gälte. Es ist sicher nicht zu hoch gegriffen, den finanziellen Aufwand für einen solchen Pflegeplatz mit mindestens 40.000 Euro anzusetzen (meine Oma war *nur* altersdement, also ohne Zwansgmobilität etc., der letzte Satz waren 3.200 plus Extras im Monat).
Macht allein 40 Milliarden Euro. Das ist nicht mehr zu bewerkstelligen. Wohl deswegen jetzt auch der Durchgriff in die Vermögen der ganzen Familie. Was zu weiterer Verweigerung führen wird, sichtbares Vermögen zu schaffen.
Ich denke, die amtierenden Politiker dürften gar nicht intelligenter sein, denn wenn die jemals aufwachen würden, und die Lage erkennen, auweia, die müßten durchdrehen.....
Interessanterweise haben andere Länder auch ähnliche Herausforderungen, und manche schienen schon metertief versunken zu sein (Belgien, Italien). Von dort hört man aber keine gleichartigen Schwierigkeiten.....grübel...
Also doch ein Identitätsproblem des kranken Michels zwischen Rhein und Oder? Oder ein Sozialisationsschaden aufgrund der jahrzehntelangen Umerziehung?
Beste Grüße vom Baldur
P.S.: nur am Rande: wenn die PDS die einzige Partei zu sein scheint, die sich konkret Gedanken macht, wie man überhaupt irgendetwas anpacken könnte (Erfinderoffensive, 8-Punkte-Plan usw.), ist das bezeichnend
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Alana
19.09.2004, 12:20
@ offthspc
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Re: Meine Überlegungen... |
-->hallo
ich habe aber gerade an diesem board hier gelernt, dass sich alle die, die sich qwie du es jetzt vor hast, ab Ende der 70/Beginn der 80 Jahre ebenfalls in Trutzburgen zurückgezogen haben und auf Selbstversorgung etc. im Hinblick auf die schon damals immer wieder prognostizierten (dottore und Co.) bevorstehenden Totalzusammenbrüche gesetzt haben, sich im Laufe der folgenden prosperierenden Jahrzehnte alle"den Strick" nehmen konnten...
Ich hoffe, dir bleibt ein ähnliches Schicksal erspart.
Al.
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offthspc
19.09.2004, 13:36
@ Alana
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is ja nur die"real life" short option ;) |
-->Meinem Cheffe dienen, nebenbei etwas vermieten und verpachten sowie etwas zocken, mache ich ja weiterhin.
Expect the best, prepare for the worst!
Muuaahhh... stelle mir gerade vor wie ich einem meiner Kunden (langfristige Güter!) während des Verkaufsgespräches vom drohendem Ende erzähle
mfG
offthspc
P.S: Pessimismus bedeutet ja nicht keinen Reibach machen zu dürfen.
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Zandow
19.09.2004, 16:30
@ Baldur der Ketzer
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Ist es Zeit? (Nachdenkliches zum Sonntag) |
-->Hallo Baldur,
am Freitag habe ich meinen 40. und wenn ich so zurückblicke, sehe ich, weiß Gott, bessere Zeiten als die heutige. Natürlich macht man sich so seine Gedanken, was die Zukunft wohl bringen wird und ob das, was man gerade hat oder ist oder mit dem man sich so beschäftigt, das Wahre im Leben ist.
Vor einigen Tagen rief mich ein alter und sehr guter Schulfreund an und wollte meine alten AWO's samts der seltenen Ersatzteile für seinen Sohn haben. (AWO: altes DDR-Motorrad. Einzylinder. Viertakt. Kardan. Gebaut bis 64. KULT) Jener Freund, ein Kerl wie ein Baum und mit allen Wassern gewaschen, ist krank seit einem dreiviertel Jahr (Nebenhöhlenverätzung). Ein anderer sehr guter Freund hat schon ein Dutzend Knieoperationen hinter sich. Ein Ende ist nicht abzusehen.
Was ist wichtig im Leben?
Ich hab' zum Glück nix ausgelassen (außer harten Drogen, obwohl ich in meinen Berliner und gerade Frankfurter Zeiten oft genug die Gelegenheit dazu gehabt hätte) und so gibt es auch nix, was ich noch nachzuholen hätte. Und ein gefestigtes Weltbild bewahrt mich davor, andere Menschen mit Heilsideen zu beglücken, die letztenendes doch nur verschwendete Zeit sind.
Doch wie seine Zeit sinnvoll verbringen? Arbeiten ohne Ende und die Knete auf den Kopp kloppen? Oder gar sparen, für später? Mit all den damit verbundenen Risiken! Worauf kommt es morgen an? Und übermorgen? Und in zehn Jahren? In zwanzig?
Ich meine: Daß man nicht nur die Butter auf dem Brot hat, sondern erstmal das Brot unter der Butter. Und daß man es warm und trocken hat und in Ruhe schlafen kann. Mir kommen so Zweifel, ob ich dies alles für mich in zwanzig Jahren noch garantieren kann. Sagte mein alter Schulfreund am Telephon:"Weißt du, was hier los ist: Die Leute halten wieder Vieh."
Sowas mag i.M. aus der Not heraus entstanden sein, erscheint mit jedoch als Zukunftsinvestition besser als teure Bücher oder B&O. Darüber werd' ich mir die nächsten Monate erstmal Gedanken machen.
>Ein äußerer Auslöser kann die Sache also ziemlich beschleunigen, und der kann jederzeit eintreffen, ob Erbeben an der US-Westküste oder in Japan. Oder Ausfall der Gaslieferungen aus Rußland im winter. Was auch immer.
Tja, das isses ja. Mit einem timing so 15-20 Jahre ließe sich's noch ganz gut leben. Aber eben dieser unbekannte Auslöser.....
Naja, ich vertief' mich für den Rest des Tages in"Cho Hun-hyeon's Lectures on Go Techniques".
Herzliche Grüße und Alles Gute, <font color=#008000>Zandow</font>
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