JoBar
22.09.2004, 13:44 |
Für die Christianisierungs-Forscher: Team-Playing zwischen Juden und Christen? Thread gesperrt |
-->[.. einige schneidige Kommentare verkniffen..
Ich kenne mich da zu wenig aus, aber ich könnte mir vorstellen, daß der zweite und dritte Abschnitt dieses Artikels einigen Forschern hier neue Aspekte bringt]
Mutter? Schwester? Tochter?
Von Dr. Matthias Morgenstern
Ohne das Judentum läßt sich das heutige Christentum nicht denken. Jesus war Jude, und das Christentum entstand innerhalb des Judentums. Läßt sich das heutige Judentum ohne das Christentum denken? Eine provozierende Frage. Die Antwort ist unter Religionswissenschaftlern keineswegs ausgemacht.
Die Frage, was früher oder später gewesen sei, wird schon im Alltag selten ohne deutende Interessen gestellt. Das gilt um so mehr, wo die geschichtliche Einordnung von Zivilisationen oder gar Weltreligionen auf dem Spiel steht. Welche Dynamik eine Vorrangvermutung entfalten kann, zeigt die abendländische Tradition, in der wir seit der Reformation gewohnt sind, zu den Quellen zurückzugehen. Die Renaissance lehrte, nach den Ursprüngen von Kräften zu fragen, die in der Geschichte wirksam wurden. Die Romantik suggerierte, daß die"Anfänge" jeweils das Wahre und Echte gewesen seien, das dann im Laufe der Geschichte meist abgeschwächt oder gar verfälscht wurde. Die Aufklärung hingegen machte gegen das"Alte" Front und bezog Position für das"Neue".
Diese Spannung zwischen gegensätzlichen Bewertungen von Alt und Neu ist auch in religions- und kulturpolitischen Debatten über das Verhältnis von Judentum und Christentum gegenwärtig, etwa in Darstellungen des Ursprungs des Christentums oder Mel Gibsons Passionsfilm.
(Rest gelöscht von Elli)
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.09.2004, Nr. 221 / Seite 8
<hr>
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Elli (Boardmaster)--
22.09.2004, 16:06
@ JoBar
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@JoBar |
-->Bitte beachten:
http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/264198.htm
Gerade die FAZ ist pingelig.
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JoBar
22.09.2004, 16:11
@ Elli (Boardmaster)--
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Re: Gerade die FAZ ist pingelig. - Das ist jetzt aber ausgesprochen dumm:( |
-->>Bitte beachten:
Denn ausgerechnet bei diesem Artikel habe ich mal eine Ausnahme vom Beachten gemacht [img][/img]
J
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- Elli -
22.09.2004, 16:18
@ JoBar
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Re: Gerade die FAZ ist pingelig. - Das ist jetzt aber ausgesprochen dumm:( |
-->>>Bitte beachten:
>Denn ausgerechnet bei diesem Artikel habe ich mal eine Ausnahme vom Beachten gemacht [img][/img]
>J
Zitat: Ich kenne mich da zu wenig aus, aber ich könnte mir vorstellen, daß der zweite und dritte Abschnitt dieses Artikels einigen Forschern hier neue Aspekte bringt
Der zweite und dritte Absatz ist doch noch da...
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Turon
22.09.2004, 18:26
@ JoBar
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Also wenn Du mich fragst |
-->Die Völker Europas die auf irgendeine Art und Weise christlich sind, müssen sich von Judentum trennen, sonst werden sie immer hintergangen und gegeneinander gebracht.
Zunächst einmal - wir hassen das Judentum nicht, es ergibt sich vollkommen umgekehrt. Ja Jesus war Jude das ist korrekt - aber er hat sich von Judentum so weit wie möglich distanziert - und genau das fand Nachahmer und Anhänger.
Und - meiner Meinung nach resultieren europäische Feindschaften und auch europäische Religionspaltung eben aus dem Grund, weil Juden seit einer Ewigkeit irgendwo in Europa lebten und geschätzt wurden.
Man möge es nur bedenken: Juden waren zum Beispiel die polnischen Münzpräger zu Jagiellonenzeiten, aber auch sehr weit geschätzte Diplomatenberater damaliger Zeit. Die Folge davon ist bekannt. Polen ist ein einziges Land wohl gewesen, der nie Juden vertrieben hat. Während der heiliger Inquisition wurden in Polen
Andersdenkende nicht verbrannt - sondern nur Bücher. Juden mußten Spanien zum Beispiel verlassen, es ist ebenfalls bekannt, daß die Deutschen um die erste Jahrtausendwende nicht zimperlich waren.
Unsere und jüdische Religion sind so weit voneinander entfernt, daß die Entfernung zwischen Christentum und Molslimen kaum größer werden kann.
Auch unsere Mentalität ist völlig anders - die Europäer verzeihen sich die Sünden, die Juden scheinen aber nie zu verzeihen.
Polen hat jedenfalls am Ende in großem Ausmaß den jüdisch-zionistischen Beratern zu verdanken, daß es 123 Jahre lang unter fremder Herrschaft lebten.
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Allerdings ist Religion für mich kaum der Maßstab für derartige Meinung.
Man muß sich anschauen, wo Juden ausschlaggebende Kraft gewesen waren, (direkt an der Spitze) und was mit den untergebenen passierte.
Rußland war die Höhe, Polen noch nicht so weit, aber man war nahe dran.
Und was passiert in USA? Oder Deutschland, daß ebenfalls von zionistischen
Imperialisten von unten gesteuert wird?
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Ich bin mir moch nicht sicher, ob wir die eine Weltregierung bekommen. Aber wenn, dann ist es ganz sicher, daß es wieder mal jüdischer Kommunismus sein wird. Ich brauche das gar nicht aufzuzählen, aber dennoch: die genetischen Manipulationen an Saatgut - ist nichts Anderes als Kontrolle über Nahrungsvorräte. Juristisch ist es ganz klar, daß daß der Bauer eines Tages
sich direkt in die Hände eines Monopolisten bewegt. Das gleicht in etwa der russischer Kollektivierungssucht zu Zeiten der Machtübernahme durch die
Kommunisten. Wer stand hinter den Kommunisten? Wer steht heute hinter der einziger Weltmacht?
Die Stasi wurde nahezu komplett durch modernen Lauschangriff mehr als ersetzt.
Freiheiten werden massivst eingeschränkt - wegen der Sicherheit.
In Rußland gab es einen Witz:
- Na Wania, warum sitzt Du in Gulag?
- Ich kam zu spät.
- Wie?
- Na ja - wir haben mit meinen Kollegen mal Wodka getrunken und
uns politische Witze erzählt. Ich war sturzbetrunken, so daß mein
Kollege bei der Berichterstattung über mich mir zuvorkam.
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Das erinnert mich doch schon mal willkürlich an die vielen Abhörmöglichkeiten
von heute. Und hier wieder wer veranlaßt es, und auf wen hört die Regierung?
Hier ein Krieg mit Irak, da Lieferung von kostenlosen Ubooten? Und kritisiert bloß nicht, was die Juden mit Palästinensern machen. Dürft ihr nicht.
Daher: wenn die eine Welt Regierung kommt, kommt unmittelbar danach die volle
Ausprägung zu einem kollektivierten Kommunistenstaat, wo nur treue Anhänger
dieser Regierung bevorzugt beim Wettbewerb begünstigt werden.
Und Kirche? Na ja - die wird nicht direkt verboten. Diese verbieten wir uns doch schließlich schon mal selbst und bewerten Glaubensbekenntnis an Christus
als soziale Rückständigkeit. Alles was Du als Gegenargumente hörst: die Kirche hat selbst Morde und Greueltaten veranlaßt, sie ist nicht innovativ genug.
Ich halte diese Anschuldigung nach reifer Überlegung für puren Unsinn.
Erstens wissen wir nicht wirklich was Sache gewesen ist - polnische Bibel
zum Beispiel darf nur einer drucken - und wer ist es? natürlich ein polnischer
Illuminati. Er hat das Monopol darauf. Ebenfalls ist die Wahrheit, daß die Priester des Christentums in diese Jahrhundert viel schlimmer verfolgt wurden
als Priester irgendeiner anderer Religion. Und wir sind nur Mittäter.
Dabei ist das Christentum das einzige was uns noch wirklich miteinander halbwegs verbündet. Es trennen uns Nationalitäten, Angehörigkeiten zu Bevölkerungsschichten, es trennen uns Geschlechterdifferenzen, und sexuelle
Ausrichtung. Es trennen uns untereinander unsere Verhältnisse, unserer Beschäftigungsstatus usw. Und obendrein sind wir noch in ultralinks, links, gemäßigt, halbrechts, rechts, ultrarechts und Nazis und Ausländer aufgeteilt.
Wie daraus eine Einheit entstehen, kann, die dem Biest von ganz oben sagt, mit uns liebe Leute nicht - ist mir wahrhlich ein Rätsel.
Gruß von T.
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JoBar
22.09.2004, 19:34
@ JoBar
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Re: Für die Christianisierungs-Forscher: Es ging mir nur um die hist. Aspekte |
-->und zwar vor allem um die Entwicklungen in diesem Zeitraum.
Neu, einflußreich, bedrohlich.
Gleichwohl ist zu fragen, ob die Rede von einem"postchristlichen" Judentum auch historisch sinnvoll ist. Jacob Neusner hat seine grundlegende Forschung, die es möglich macht, vom Judentum auch als einer Tochterreligion des Christentums zu sprechen, 1991 unter dem Titel"Judaism in the Matrix of Christianity" vorgestellt. Ihm zufolge fand im vierten nachchristlichen Jahrhundert erstmals eine wirkliche jüdisch-christliche Begegnung statt. Damals nämlich wurde das zu politischer Bedeutung gelangte Christentum von den Rabbinern als einflußreiches, freilich zugleich bedrohliches Phänomen ernst genommen. Diese Wahrnehmung beeinflußte den weiteren Weg des Judentums in der bis etwa 600 n. Chr. reichenden Periode, in der sich das rabbinische Judentum ausprägte.
Über die Epochen davor bemerkt Neusner, daß das aus der Katastrophe des Jahres 70 n. Chr. hervorgegangene Judentum in eine Welt hineinwuchs, in der die Christen noch keine entscheidende Rolle spielten. So hielten die rabbinischen Weisen es in ihren ersten schriftlichen Dokumenten nicht für erforderlich, eine Lehre von der Autorität der Heiligen Schrift zu entwickeln. Die etwa 200 n. Chr. in Palästina redigierte Mischna, der erste Teil des Talmud, erwähnt und zitiert die hebräische Bibel gelegentlich mit auffallend beiläufigem Ton und steht der biblischen Literatur formal wie inhaltlich isoliert gegenüber. Die Mischna ist auch ein Text, in dem die Geschichte nicht den im alten Israel dominierenden Rahmen bildet. Die Messiasfrage spielt nicht nur keine beherrschende Rolle, sie wird überhaupt ganz an den Rand gedrängt. Dieses Gründungsdokument des rabbinischen Judentums enthält keinen Traktat über die Zerstörung Jerusalems durch die Römer, keine Informationen über den Aufstieg und Fall Bar Kochbas (132 bis 135 n. Chr.), die Mischna ist denkbar uninteressiert an biographischen Angaben über die in ihr redenden rabbinischen Gestalten. Wichtig sind demgegenüber kultische und rituelle Regeln und Gesetzmäßigkeiten, die von den Autoren mit großer Sorgfalt zusammengestellt werden. Allen geschichtsphilosophischen Spekulationen gegenüber geben sie sich uninteressiert.
Erst das konstantinische Christentum mit seiner Christologie und einem eigenen Anspruch auf das Alte Testament, so Neusner, habe eine jüdische Antwort erforderlich gemacht und sie in der Lehre von der zweifachen, der schriftlichen und der mündlichen Tora (dem Talmud) gefunden. In dieser Situation war es die Aufgabe der nun einsetzenden Midraschim, die mangelhafte oder gar fehlende Verbindung zur hebräischen Bibel herzustellen. Nach etwa 200 Jahren der Vernachlässigung der biblischen Stoffe im Judentum entsteht im vierten und fünften Jahrhundert somit ein neuer Typ von Kommentarliteratur. Er verdankt sich vor allem dem Bemühen, der konkurrierenden christlichen Exegese eine eigene Schriftinterpretation entgegenzusetzen.
Umstürzend neu in dieser Zeit - der Plan zum Neubau des Jerusalemer Tempels unter dem römischen Kaiser Julianus"Apostata" (361 bis 363) war gescheitert - war die rapide Depaganisierung des römischen Reiches und die Majorisierung Palästinas durch das Christentum. Im babylonischen Talmud (Traktat Sanhedrin 97a) werden die Ereignisse zusammengefaßt:"Die Herrschaft (Malkhut) ist zur Häresie geworden (Minut)." Zugleich wird die Stadt Rom in der talmudischen Literatur von einer bloßen Ortsbezeichnung zu einem negativ aufgeladenen Begriff, zur heilsgeschichtlichen Konkurrentin der Stadt Jerusalem; ihr Anspruch auf das Erstgeburtsrecht muß abgewiesen werden. Dies geschieht durch die Einordnung"Roms" in das genealogische Schema der biblischen Erzvätergeschichte, wonach die Linie des enterbten Sohnes Esau-Edom auf das Christentum zuläuft.
...
<hr>
J
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JoBar
22.09.2004, 19:37
@ JoBar
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Re: Re: Für die Christianisierungs-Forscher: und um die vielleicht auch?:) |
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Talmud, Weiser, Tora.
In der Reaktion auf die neue Situation im vierten Jahrhundert verwandelt sich der Terminus"Tora" zugleich von einer Vokabel mit eindeutigem Objektbezug zum Symbol einer umfassenden Perspektive auf die Welt und einem dieser Perspektive entsprechenden Leben."Tora" bezeichnet nicht länger nur ein Buch und dessen wie auch immer wichtigen und für die Juden konstitutiven Inhalt."Tora" wird zu einer Chiffre für alles, was das rabbinische Judentum bedeutet und was es enthält: göttliche Offenbarung und Inhalt menschlichen Tuns. Tora bezeichnet auch eine bestimmte Qualität sozialer Beziehungen, Tora steht für einen spezifischen rechtlichen Status und differenzierte juridische Normen. Alles, was Israel in seinem Leben und seiner Geschichte ausmacht und was es für wichtig hält, läßt sich nunmehr in diesem Wort zusammenfassen, das in diesem Sinne auch für eine bestimmte Art von Menschen steht, eine abgegrenzte soziale Gruppe: Diejenigen, die sich mit der Überlieferung beschäftigen.
Im Mittelpunkt des Interesses steht das Idealbild des Weisen. Womit er sich beschäftigt, das hat mit"Tora" zu tun und gilt als offensichtlich - unabhängig davon, ob er Schriftworte zitiert und sich auf Biblisches stützen kann oder nicht. Daß der Weise es ist, der ein Wort sagt, macht das Wort zu einem Wort der"Tora". Zur Charakterisierung der jüdischen Reaktion auf die nun feindlicher werdende Umwelt spricht Neusner vom rabbinischen Weisen als"inkarnierter Tora".
Nun kehrt im Talmud auch die Überzeugung von der Bedeutung des geschichtlichen Geschehens für das Volk Israel zurück. In der neuen Situation kommt es darauf an, daß sich die Juden dem Willen Gottes unterordnen, wie er in der Tora zum Ausdruck kommt. So erfüllt das Volk Israel nach dem Talmud seine Bestimmung. Es hält den Schlüssel zu seiner Erlösung selbst in der Hand, wenn es sich in sein Exilschicksal fügt und auf jede Eigenmächtigkeit verzichtet. In dieser Leidenstheologie, die im 20. Jahrhundert der säkularjüdische Zionismus überwindet, sind die Juden dazu bestimmt, jeden Versuch aufzugeben, das Schicksal in eigene Hände zu nehmen. Im jüdischen Volk kommt zur Anschauung, so scheint der Talmud zu sagen, daß Schwäche die letzte Stärke ist."Mit-sich-geschehen-Lassen" ist die letzte Selbstbestimmung, Freiheit heißt Gehorchen, Passion ist die ultimative Aktion."Die Parallele" und das historisch-theologische Gegenbild, auf das die rabbinischen Weisen antworten, so Neusner,"ist der gekreuzigte Christus".
Für den amerikanischen Forscher und seine Schüler verdankt sich das rabbinische Judentum in seiner für Teile der Orthodoxie bis heute maßgeblichen Gestalt dem Sieg des Christentums. Wenn es aber zur Wirkungsgeschichte des Christentums gehört, mag es ratsam erscheinen, bei der Beschreibung des Verhältnisses von Christentum und Judentum auf die gängige Familienmetaphorik zu verzichten.
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Der Verfasser lehrt Religionswissenschaft und Judaistik am Institutum Judaicum der Universität Tübingen.
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Zitierte Häppchen sind hoffentlich OK ;)
J
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Zet
24.09.2004, 23:32
@ Turon
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Re: Ich frage niemanden... |
-->>Ebenfalls ist die Wahrheit, daß die Priester des Christentums in diese Jahrhundert viel schlimmer verfolgt wurden
als Priester irgendeiner anderer Religion. Und wir sind nur Mittäter.
Nein, nein und nochmals nein.
Schade, daß Sie mich anscheinend nicht begriffen haben,
wenigstens fasse ich Ihre Stellungnahme so auf.
Meiner Meinung nach sind Sie voreingenommen und akzeptieren
einfache Wahrheiten nicht, resp. wollen diese nicht akzeptieren.
>Dabei ist das Christentum das einzige was uns noch wirklich miteinander halbwegs verbündet.
Genau das Gegenteil ist doch der Fall, merken Sie das denn nicht?
Selbst dottore ist dabei, Ihren faulen Zahn zu ziehen und ich
will Ihnen eines weissagen (obwohl selbst Christ): es wird Ihnen
nichts, aber auch gar nichts mehr bleiben, außer der Erkenntnis,
Falschmeldungen aufgesessen zu sein. Ich würde Ihnen anraten, Ihren
Standpunkt einmal gründlich zu überdenken. Nicht alle Menschen sind doof
und lassen sich einlullen...
Gruß
Z
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