Citrus
30.09.2004, 22:00 |
@ Burning Heart Thread gesperrt |
-->und natürlich alle anderen:-)
Deine Bemerkungen zu Kreditzyklen und Kontratieff waren für mich erfrischend klar und angenehm zu lesen. Nun habe ich im Radio eine Meldung gehört, die ich leider in den einschlägigen Foren nirgends wiederfinden konnte. Ich versuch das mal so in etwa nachzuerzählen und würde mich ehrlich freuen, wenn Du (natürlich auch andere) dazu was schreiben könntest. Vielen Dank im voraus.
Die Meldung lief darauf hinaus, dass die Engländer in den nächsten 11 Jahren 100mio Pfund Sterling (natürlich kein echtes) an den IMF zahlen wollen, anstelle von braven Drittweldlandschuldnern.(Kann das jemand bestätigen?) Ein lächerlicher Betrag im Vergleich zur gesammten Drittweld-$-Schuld beim IMF. Es geht wohl ausdrücklich auch nicht darum Schulden zu tilgen, sondern nur darum Zinszahlungen an den IMF anstelle von zu tätigen.
Der Hintergrundbericht dazu erklärte, dass in den 60er und 70er Jahren die Schuld der 3.Welt sich verzwölftfach hat und die Amis dann unilateral die Zinsen massiv nach oben schraubten und so eine quasi untilgbare Schuld (Urschuld? LOL) aufbauten.
Das ist jetzt über eine Generation lang her und mich würde wirklich interessieren wie Du/Ihr euch in dieser Hinsicht einen Zyklus vorstellt.
Mit ehrlichem, freundlichen Gruss
Citrus
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crosswind
30.09.2004, 22:14
@ Citrus
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Passt doch |
-->wunderbar in den K-Winter. Die Schulden müssen abgeschrieben werden, da nicht mehr bedienbar. Übrigens wurde auch die CH-Regierung von der Linken aufgefordert, sich an diesem"Programm" zu beteiligen. Der berühmte Tropfen auf den heissen Stein, um argentinische Verhältnisse da und dort ein bisschen hinauszuzögern.
cw
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Sorrento
30.09.2004, 22:30
@ Citrus
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der IWF, der USD und die Schuldenkrise der 3.Welt |
-->Hallo Citrus,
>Ein lächerlicher Betrag im Vergleich zur gesammten Drittweld-$-Schuld beim IMF...
>Der Hintergrundbericht dazu erklärte, dass in den 60er und 70er Jahren die Schuld der 3.Welt sich verzwölftfach hat und die Amis dann unilateral die Zinsen massiv nach oben schraubten und so eine quasi untilgbare Schuld (Urschuld? LOL) aufbauten.
>Das ist jetzt über eine Generation lang her und mich würde wirklich interessieren wie Du/Ihr euch in dieser Hinsicht einen Zyklus vorstellt.
>Mit ehrlichem, freundlichen Gruss
>Citrus
zu dem Thema hat W. Engdahl einige IMHO sehr gute Beiträge geschrieben:
Der IWF wurde die treibende Kraft dessen, was später als «Globalisierung» bezeichnet wurde.
Lateinamerikanische Schuldenkrise
Nach dem ersten Anstieg des Ã-lpreises um 400% in den 70er Jahren nahmen viele Entwicklungsländer wie Brasilien, Argentinien und die meisten Länder in Afrika grosse Kredite auf, um die notwendigen Ã-limporte oder Handelsdefizite zu finanzieren. Sie tätigten Dollaranleihen bei grossen internationalen Banken, die im Londoner Eurodollarmarkt operierten. London war das tatsächliche Zentrum, über das das Recycling der grossen Summen von Petrodollars der arabischen OPEC-Länder in die USA und auf andere bedeutende Banken abgewickelt wurde.
Die Grossbanken nahmen die neuen Ã-ldollars und verliehen sie mit einem hübschen Profit sofort wieder an Länder wie Argentinien oder Ägypten. Vor den 70er Jahren war Argentiniens Wirtschaft schnell gewachsen und hatte eine moderne Industrie und Landwirtschaft entwickelt, die seiner Bevölkerung einen steigenden Lebensstandard brachten. Es hatte beinahe keine Auslandsschulden. Zehn Jahre später befand sich das Land unter der Kontrolle des IWF und ausländischer Banken. Die USA veränderten die Regeln und schufen dadurch die Schuldenkrise.
Der «Volcker-Zins-Schock»
Im Oktober 1979 erlebten die verschuldeten Länder einen dramatischen Schock. Über Nacht kosteten ihre billigen Dollaranleihen 300% mehr Zinsen. Paul Volcker von der US-Notenbank (FED) veränderte unilateral die Zinspolitik, um den Dollar gegenüber anderen Währungen aufzuwerten. Als Folge wurden die US-Zinsraten um 300%, diejenigen der Londoner Banken gar noch massiver erhöht. Die Bankkredite an Argentinien und andere Länder waren mit «floatenden», das heisst frei schwankenden Zinssätzen vereinbart worden. War der internationale Referenzzinssatz am Londoner Bankenmarkt, Libor (London Interbank Offered Rate, Londoner Interbanken-Angebotssatz), niedrig, zahlte Argentinien einen niedrigen Zinssatz auf seine Schulden. Als dieser aber zwischen 1979 und 1980 plötzlich um 300% stieg, waren viele Länder auf einmal mit einer Zahlungskrise konfrontiert.
1982 erreichte sie das Niveau der Zahlungsunfähigkeit. An diesem Punkt verlangte Washington, dass der IWF eingeschaltet werde, um einen Prozess der Schuldeneintreibung bei den sich zu Schuldnern entwickelnden Ländern zu beaufsichtigen. Daraus entstand das, was dann als Schuldenkrise der dritten Welt bezeichnet wurde. Dabei wurde der Eindruck erweckt, als ob Länder wie Argentinien diese durch eigenes Missmanagement verschuldet hätten. In Wirklichkeit war - wie gross das Ausmass an politischer Korruption in den Schuldnerländern auch immer gewesen sein mag - die Korruption des IWF-Systems und des Petrodollar-Recycling bei weitem grösser. Der Volcker-Zinssatz-Schock vervollständigte das Bündel der Zerstörung des Lebensstandards durch die Dollarschulden.
Wie agierte nun der IWF während der Schuldenkrise der dritten Welt? Es ist dieser Ablauf, der deutlich macht, dass die Rolle des IWF darin bestand, die Dollarhegemonie der USA zu unterstützen, und nicht darin, armen Ländern beim Überwinden einer vorübergehenden Schuldenkrise zu helfen.
IWF als überstaatliche Organisation
Der IWF wird ab und zu als Werkzeug des Neo-Kolonialismus bezeichnet. Das ist jedoch zu harmlos ausgedrückt, denn der britische oder europäische Kolonialismus des 19. Jahrhunderts - so rücksichtslos er auch war - brachte niemals ein derartiges Ausmass an Abbau und Zerstörung des Gesundheits- und Lebensstandards zustande wie der IWF seit den 70er Jahren.
Der IWF operiert als eine überstaatliche Organisation mit dem Ziel, hilflose Schuldnerstaaten zu kontrollieren und ihnen eine Wirtschaftspolitik aufzudrängen, die die Länder noch mehr in ihre Schuldenkrise hineintreibt, während er deren Märkte gleichzeitig für die Ausbeutung durch ausländisches, oft US-amerikanisches Kapital und globale Konzerne öffnet. Dass die Schuldnerstaaten nie aus ihren Dollarschulden herauskommen, sondern immer tiefer hineingeraten, ist so gewollt. Die Politik des IWF stellt das in der Tat sicher. Die Dollarverschuldung ist einer der Hauptstützen des Dollarsystems und der internationalen Privatbanken. Würden die Schulden zurückgezahlt, verlören die Banken ihren Einfluss und ihre Kreditverträge. Solange die Schulden zunehmen, wachsen auch die Kreditgeschäfte, das Paradox des modernen Bankwesens.
Quelle: http://www.swg-hamburg.de/Im_Blickpunkt/Wie_der_IWF_das_Dollarsystem_s/body_wie_der_iwf_das_dollarsystem_s.html
Zu den genauen IWF-Praktiken steht dir vielleicht unser Bundespräservativ Rede und Antwort [img][/img]
Ebenfalls recht interessant in dem Zusammenhang finde ich (vom gleichen Autor):
"Der Irak und die heimlichen Euro-Dollar-Kriege"
http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_106a/T05.HTM
"Der Irak und die heimlichen Euro-Dollar-Kriege"
http://www.futures-trader.de/cgi-bin/webbbs50/archiv8.pl/noframes/read/58966
Gruss,
Sorrento
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Burning_Heart
30.09.2004, 23:40
@ Citrus
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Re: @ Burning Heart |
-->Hi
Die dritte Welt war nur ein Nebenschauplatz unseres Wirtschaftaufschwungs.
Ein Teil unseres Infla/Defla Zykluses.
Korrupte Polizei und ein Unterdrückungsstaat lassen dort für wirtschaftliche Entfaltung keinen Platz und deshalb hinken sie seit dem Start der Globalinflation uns hinterher und konnten uns auch nie einholen.
Wer die Infrastruktur nicht schüssig hat, das Volk nicht lesen/schreiben kann und keine Bibliotheken hat, dann ist und bleibt man der Loser.
Dann kann es passieren das man, schwach, wehrlos und weit weg von anderen, abkassiert wird.
Und wenn einer damit anfängt, dann kommen alle.
Die Kredite mit denen unsere Staaten sie beglücken wollten sind nun, wie voraus zu sehen war, nicht begleichbar und gehen deshalb auf unsere Kosten.
Verspekuliert im großen Stil könnte man sagen und die dort lebenden Leute dürfen unter den Folgen leiden.
Aber so weit ich weiß, will oder hat man schon reinen Tisch gemacht und die Schulden erlassen.
Genau wie immer und im Kleinen wie im Großen.
Einer mit spezieller Gesinnung lockt die Leute oder dumme Regierung in die Falle und wenn die Zinsen niemals mehr abgearbeitet werden können und die Sache aussichtslos wird, werden die Schulden erlassen.
Gruß
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Citrus
01.10.2004, 23:10
@ Burning_Heart
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Re: @ Burning Heart |
-->sorry, verstehe Dich nicht. Danke trotzdem
>Hi
>Die dritte Welt war nur ein Nebenschauplatz unseres Wirtschaftaufschwungs.
>Ein Teil unseres Infla/Defla Zykluses.
>Korrupte Polizei und ein Unterdrückungsstaat lassen dort für wirtschaftliche Entfaltung keinen Platz und deshalb hinken sie seit dem Start der Globalinflation uns hinterher und konnten uns auch nie einholen.
>Wer die Infrastruktur nicht schüssig hat, das Volk nicht lesen/schreiben kann und keine Bibliotheken hat, dann ist und bleibt man der Loser.
>Dann kann es passieren das man, schwach, wehrlos und weit weg von anderen, abkassiert wird.
>Und wenn einer damit anfängt, dann kommen alle.
>Die Kredite mit denen unsere Staaten sie beglücken wollten sind nun, wie voraus zu sehen war, nicht begleichbar und gehen deshalb auf unsere Kosten.
>Verspekuliert im großen Stil könnte man sagen und die dort lebenden Leute dürfen unter den Folgen leiden.
>Aber so weit ich weiß, will oder hat man schon reinen Tisch gemacht und die Schulden erlassen.
>Genau wie immer und im Kleinen wie im Großen.
>Einer mit spezieller Gesinnung lockt die Leute oder dumme Regierung in die Falle und wenn die Zinsen niemals mehr abgearbeitet werden können und die Sache aussichtslos wird, werden die Schulden erlassen.
>Gruß
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