dottore
15.10.2004, 21:13 |
Staatsbankrott - jetzt ahnen schon die Dresdner Banker was... Thread gesperrt |
-->Hi,
inzwischen hat das mit der wunderschönen Bankrottformel sogar die Dresdner Bank geschnallt, wie hier zu lesen:
"Der Schuldenstand eines Landes, gemessen am BIP, steigt auch ohne Neuverschuldung schon dann, wenn die Zinslast schneller als die nominale Wirtschaftsleistung wächst.
Dies ist der Fall, wenn der Zinssatz auf die Staatsschuld höher liegt als die Wachstumsrate des nominalen BIP. Dieses Szenario war in Deutschland in den vergangenen rund zwanzig Jahren gegeben."
Zu lesen unter dem Titel"Volkswirte warnen vor einer Zeitbombe im Staatshaushalt" in einer noblen Adresse.
Leider wird nicht mitgeteilt, was unter"Zeitbombe" zu verstehen ist. Das Ticken hört man indes deutlich.
Dass die Dresdner Herrschaften sich dann zu aberwitzigen Wachstumsraten versteigen, die das Ganze wieder"in ordentliche Bahnen" oder gar"zurückführen" könnten, versteht sich von selbst.
Na ja und der arme Meister Weber (Buba): Jedes Wort ungehört verhallt ("Haushalt ausgleichen!").
Und on top aus der selben FAZ-Adresse:
"Amerikas Haushaltsdefizit klettert auf Rekordhöhe
15. Oktober 2004 Die amerikanische Regierung hat das vergangene Haushaltsjahr, das am 30. September endete, mit einem Defizit von 412,6 Milliarden Dollar abgeschlossen. Das ist dem Betrag nach ein Rekord und entspricht rund 3,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)."
Läuft halt wie es läuft (weil es so laufen muss) - und deshalb
Wunderschönen Abendgruß!
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dottore
15.10.2004, 21:25
@ dottore
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Re: Dazu nochmals Uwes feine Arbeit: |
-->Hi,
nämlich hier
So viel zum Thema, wie lange es wohl dauert, bis sich simple Selbstverständlichkeiten (alias Finanzmathematik) durchsetzen.
Ich hatte das schon in den 80ern im"Blick durch die Wirtschaft" der FAZ publiziert. Echo: Null.
Aber Trost: Nichts ist so mulmig, dass es nicht noch mulmiger werden könnte.
Gruß!
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Trithemius
15.10.2004, 21:44
@ dottore
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Re: Dazu nochmals Uwes feine Arbeit: |
-->Die Informationen, die aus dem/den Link(s) zu gewinnen sind, betrachte ich als höchst instruktiv.
Sie reichen viele Jahre zurück. Dennoch ist nichts geschehen, bzw. beginnt es den befugt-zuständigen Professionals erst allmählich zu dämmern.
Was lehrt uns das?
Der Mensch reagiert grundsätzlich zu langsam auf"Erkenntnisse".
Vermutlich, weil er geborener"Optimist" ist. Negatives nicht"wahr" haben will.
Er musste wohl so als Species geboren sein, um überhaupt eine Chance zum Überleben zu haben. Die hat jeder, der lebendig auf die Welt kommt.
Demnach wäre der Mensch mit seiner psychologisch-psychosomatischen Veranlagung bzw. Struktur ein Widerspruch in sich.
Warum hat er denn dann überlebt?
Vermutlich purer Zufall. Durch Kometeneinschläge, wie eben mitgeteilt (es lohnt wirklich, dieses Board regelmäßig aufzusuchen), wurde nicht er ausgerottet, sondern seine natürlichen Feinde.
MfG - Trit
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crosswind
15.10.2004, 22:08
@ dottore
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Dreh und Angelpunkt |
-->ist meines Erachtens das"Produktivitätsmärchen". Als nächste Masche erwarte ich ein Wiederbeleben von Deflationsbefürchtungen, trotz oder gerade wegen dieser phänomenalen Produktivität. Ein guter Grund, weiter grosszügig Geld zur Verfügung zu stellen. Ich weiss mittlerweile - der Bedarf muss auch da sein. Schau mer mal.
cw
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crosswind
15.10.2004, 22:15
@ Trithemius
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Tja, das ist |
-->ganz simpel wie bei einem Alkoholiker. Erst wenn er eine Leberzirrhose hat und von allen gänzlich abgeschrieben ist, merkt er, was Sache ist. Leider ist er zu diesem Zeitpunkt schon nahe dem Exitus.
Begebe mich auf die Äste im Baumwipfel - gesellschaftlich gesehen maligne Kredititis. Hoffentlich wirds kein Unwort des Jahres.
cw
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bernor
15.10.2004, 22:34
@ dottore
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Re: Dazu nochmals Uwes feine Arbeit: |
-->Hi dottore,
So viel zum Thema, wie lange es wohl dauert, bis sich simple Selbstverständlichkeiten (alias Finanzmathematik) durchsetzen.
Ich hatte das schon in den 80ern im"Blick durch die Wirtschaft" der FAZ publiziert. Echo: Null.
Weil die Formel viel zu einfach war - irgendein Ernstnehmen derselben durch einen der Wiwi-"Experten" hätte die ganze professorale Innung blamiert.
Daß sich Eure Formel scheinbar doch noch"durchsetzt", spricht eher für den desolaten Zustand der heutigen lehrmeinenden Zunft (etwa nach G. Clemenceau: Alles ist richtig, nichts ist richtig - dies ist der Weisheit letzter Schluß).
Kleine Anmerkung noch zur Formel (für"Neulinge", mit oder ohne Professur), zu den Größen w und z:
Nimmt man als Zinssatz das, was man im Regelfall darunter versteht, nämlich einen nominalen Wert (z. B. die sog. Umlaufrendite öffentlicher Anleihen), gilt natürlich auch für die Wachstumsrate der nominale und nicht der üblicherweise genannte (wie auch immer berechnete)"reale" Wert.
Gruß bernor
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monopoly
15.10.2004, 23:08
@ dottore
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Re: Mal ne Frage zur Abwicklung bisheriger Staatsbankrotte und Nachfolgesysteme |
-->wurden dann eigentlich überwiegend die erworbenen Ansprüche gegen den vorherigen Staat vom Nachfolgesystem annerkant. Was sagt uns da die Geschichte? d.h. lohnt es jetzt es noch Ansprüche gegen das BRD bzw. (Nachfolgerechtssystem ) zu erarbeiten? Wie hoch ist die historische Warscheinlichkeit was zu bekommen?
Wenn ich mir so den Demkratiehass auf einigen Demos ansehe uiuiui
>Hi,
>inzwischen hat das mit der wunderschönen Bankrottformel sogar die Dresdner Bank geschnallt, wie hier zu lesen:
>"Der Schuldenstand eines Landes, gemessen am BIP, steigt auch ohne Neuverschuldung schon dann, wenn die Zinslast schneller als die nominale Wirtschaftsleistung wächst.
>Dies ist der Fall, wenn der Zinssatz auf die Staatsschuld höher liegt als die Wachstumsrate des nominalen BIP. Dieses Szenario war in Deutschland in den vergangenen rund zwanzig Jahren gegeben."
>Zu lesen unter dem Titel"Volkswirte warnen vor einer Zeitbombe im Staatshaushalt" in einer noblen Adresse.
>Leider wird nicht mitgeteilt, was unter"Zeitbombe" zu verstehen ist. Das Ticken hört man indes deutlich.
>Dass die Dresdner Herrschaften sich dann zu aberwitzigen Wachstumsraten versteigen, die das Ganze wieder"in ordentliche Bahnen" oder gar"zurückführen" könnten, versteht sich von selbst.
>Na ja und der arme Meister Weber (Buba): Jedes Wort ungehört verhallt ("Haushalt ausgleichen!").
>Und on top aus der selben FAZ-Adresse:
>"Amerikas Haushaltsdefizit klettert auf Rekordhöhe
>15. Oktober 2004 Die amerikanische Regierung hat das vergangene Haushaltsjahr, das am 30. September endete, mit einem Defizit von 412,6 Milliarden Dollar abgeschlossen. Das ist dem Betrag nach ein Rekord und entspricht rund 3,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)."
>Läuft halt wie es läuft (weil es so laufen muss) - und deshalb
>Wunderschönen Abendgruß!
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Aristoteles
15.10.2004, 23:32
@ dottore
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Re: Dazu nochmals Uwes feine Arbeit: |
-->Danke für den FAZ-Hinweis, damit hat der Debitismus wohl
den"Mainstream erreicht.
Wie heißt es so schön:
Neue Ideen werden zuerst belächelt,
dann bekämpft,
schließlich als Selbstverständlichkeit hingenommen.
Dank ebenfalls für die vielen anderen interessanten Beiträge
von Ihnen.
Gruß
Aristoteles
>So viel zum Thema, wie lange es wohl dauert, bis sich simple Selbstverständlichkeiten (alias Finanzmathematik) durchsetzen.
>Ich hatte das schon in den 80ern im"Blick durch die Wirtschaft" der FAZ publiziert. Echo: Null.
>Aber Trost: Nichts ist so mulmig, dass es nicht noch mulmiger werden könnte.
>Gruß!
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crosswind
15.10.2004, 23:42
@ dottore
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@dottore: Reingefallen? |
-->trifft es zu dass der"Produktivitätszauber" bei der Bankrottformel absolut keine direkte Rolle spielt, da er sich ja früher oder später im BIP niederschlagen würde?
gruss cw
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zucchero
16.10.2004, 00:55
@ dottore
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Nicht ganz richtig |
-->>Hi,
>inzwischen hat das mit der wunderschönen Bankrottformel sogar die Dresdner Bank geschnallt, wie hier zu lesen:
>"Der Schuldenstand eines Landes, gemessen am BIP, steigt auch ohne Neuverschuldung schon dann, wenn die Zinslast schneller als die nominale Wirtschaftsleistung wächst.
Dieser Aussage kann nicht widersprochen werden.
>Dies ist der Fall, wenn der Zinssatz auf die Staatsschuld höher liegt als die Wachstumsrate des nominalen BIP. Dieses Szenario war in Deutschland in den vergangenen rund zwanzig Jahren gegeben."
Käse! Es ist völlig unerheblich, ob der Zinssatz auf die Staatsschuld höher ist als die Wachstumsrate. Erst wenn die Verschuldungsquote berücksichtigt wird, macht die Aussage Sinn.
Einfaches Beispiel:
BIP = 100
zins = 10%
Staatsschuld = 30
Wachstum = 2%
Wie man sieht, reichen 3% Steueren auf das BIP aus, um den Schuldenberg nicht weiter steigen zu lassen. Damit kann man sehr lange sehr gut leben. Deshalb waren die angesprochenen letzten 20 Jahre auch nicht"dramatisch".
Es war wohl nur redaktionelle Nachlässigkeit...
Vermutlich haben wir gerade den kritischen Punkt übersprungen, an dem es nicht mehr möglich ist, aus dem Zinsstrudel zu entkommen.
DEie Rechenmodelle der Dresdner sind sicher ausgefeilter als meine einfachen Überlegungen im excel-Format. Dort habe ich mal die Staatsverschuldung mit verschiedenen Zinssätzen und Wachstumsraten/Steuerquoten durchgespielt. Das Ergebnis war düster. Mit der derzeitigen Haushaltsplanung könnten wir uns noch ca. 20 Jahre durchwursteln. Dann müsste jeder Erwerbstätige aber 500 EUR/pa. mehr zahlen und die Mwst läge bei 20%.
Aber wehe der Marktzins für Staatskredite steigt auf 6, 8 oder 10 Prozent! Dann ist in relativ kurzer Zeit Schicht im Schacht. Da bei solchen Szenarien dynamische Faktoren eine enorm große Rolle spielen, könnten schon in 10 Jahren der finanzwirtschaftliche exitus drohen.
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Valerie
16.10.2004, 06:31
@ Trithemius
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Ricjhtig - aber dennoch falsch! Es war Dichter Nebel? ;-) |
-->Da wird auch kein"übertriebener" Optimismus helfen!
(Das sprüht ja schon fast, wie eine Wunderkerze - aber auch die verglüht irgend wann.) ;-)
Sag Mal den Walen oder den kurz vor der Ausrottung stehenden Arten, sie bräuchten nur etwas mehr Optimismus. Vielleicht hören die darauf?
Um zu Überleben braucht es keinen Optimismus, wie es uns die Tierwelt überzeugend vorlebt. Ich meine, es ist besser, auf dem Boden der Erkenntnis zu bleiben, die diese Spezies sich mühsam erarbeitet hat:
Zum Einen gibt es die Menschen erst einen Wimpernschlag im Leben unseres Sonnensystems. Da kann man noch lange nicht vom"Überleben" frohlockt werden.
Zum Anderen werden wir selbst mit unserer unerbittlichen Gier dafür sorgen, dass wir uns selbst ausplündern und bis auf wenige (dann wohl debile) Ausnahmen vollends beseitigen.
Unser Gehirn hat leider seit der Steinzeit nicht die Fähigkeit erlangt, seine Windungen innerhalb kurzer Zeit auf grundsätzlich geänderte Erfordernisse umzustellen. Die kurzfristige Vermehrung des eigenen Reichtums erscheint immer noch mit größerer Relevanz behaftet, als gemeinschaftlich und in die Zukunft gerichtet zu denken und zu handeln. Immer mehr Intellektuelle sind weder Willens noch in der Lage - trotz allen brillanten Fortschritts - etwas an unserem benebelten Zustand zu ändern.
Die Menschheit rast auf der Autobahn dahin, mit 200 Sachen, bei dichtem Nebel mit süßlich zugekifftem Innenraum, mit Kaviar-vollgekleckerten Harz-IV Formularen auf dem Rücksitz und den neuesten Nachrichten in voller Lautstärke.
Wenn es dann fürchterlich rummst und es Opfer gibt... ja, dann wird man sagen:
"Tja - das war ja voraussehbar!"
Wir alle werden sterben. Mitnehmen lässt sich da nichts Bedeutsames.
Außer vielleicht der Erkenntnis, dass man anders hätte leben können und sollen.
In diesem Sinne wünscht Valerie"innere Einkehr" (lieber nicht beim Wirt), Vorsicht beim Nebel und ein schönes Wochenende!
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dottore
17.10.2004, 14:29
@ zucchero
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Re: Nicht ganz richtig |
-->>>Hi,
>>inzwischen hat das mit der wunderschönen Bankrottformel sogar die Dresdner Bank geschnallt, wie hier zu lesen:
>>"Der Schuldenstand eines Landes, gemessen am BIP, steigt auch ohne Neuverschuldung schon dann, wenn die Zinslast schneller als die nominale Wirtschaftsleistung wächst.
>Dieser Aussage kann nicht widersprochen werden.
>>Dies ist der Fall, wenn der Zinssatz auf die Staatsschuld höher liegt als die Wachstumsrate des nominalen BIP. Dieses Szenario war in Deutschland in den vergangenen rund zwanzig Jahren gegeben."
Hi,
>Käse! Es ist völlig unerheblich, ob der Zinssatz auf die Staatsschuld höher ist als die Wachstumsrate. Erst wenn die Verschuldungsquote berücksichtigt wird, macht die Aussage Sinn.
>Einfaches Beispiel:
>BIP = 100
>zins = 10%
>Staatsschuld = 30
>Wachstum = 2%
>Wie man sieht, reichen 3% Steueren auf das BIP aus, um den Schuldenberg nicht weiter steigen zu lassen. Damit kann man sehr lange sehr gut leben. Deshalb waren die angesprochenen letzten 20 Jahre auch nicht"dramatisch".
>Es war wohl nur redaktionelle Nachlässigkeit...
Na schaumermal. BIP (Verwendungsrechnung) = Konsumausgaben private + Konsumausgaben des Staates + Bruttoinvestitionen + (Ex-Imp).
Wenn die Steuern erhöht werden und in gleicher Höhe den Konsumausgaben privat nicht mehr zur Verfügung stehen, dann wirkt die Steuererhöhung wie?
Werden die Steuern erhöht und werden damit die Konsumausgaben des Staates erhöht und bleiben die Konsumausgaben privat gleich (= höhere Verschuldung der Konsument = Käufe auf Kredit), dann wirkt die Steuererhöhung wie?
Gewiss muss die Staatsverschuldung mit einem Betrag x beginnen, da sie sonst nicht auf diesen Betrag bezogen prozentual steigen könnte.
Liegt aber Staatsverschuldung vor und steigt sie schneller als das BIP, das seinerseits bis maximal 100 % besteuert werden kann (davor haben wir den bekannten Taschengeldstaat, ab dann Vollsozialismus), passiert was, wenn die Zinsen auf die Verschuldung höher sind als die Steuern, die noch eingehen?
Interessanterweise haben sich die Steuereinnahmen so entwickelt (Mrd):
1999 = 453,1 - 2003 = 442,2 Mrd Euro (Buba 52*).
Und die Verschuldung:
1999 = 1.200 - 2003 = 1.360 (55*).
>Vermutlich haben wir gerade den kritischen Punkt übersprungen, an dem es nicht mehr möglich ist, aus dem Zinsstrudel zu entkommen.
Der Point of no return wird immer übersprungen. Grund: a) Das unlösbare Vorfinanzierungsproblem der öffentlichen Hände (sie müssen existieren - und finanziert werden - Stichwort Rechtssicherheit usw. - bevor rechtsbesichert gewirtschaftet werden kann), b) bei steigender Staatsverschuldung ist es sinnvoller in sicheren (AAA)-Papieren anzulegen als fällige Forderungen investiv (mit Risiko) einzusetzen.
Das Problem ist, wie schon des öfteren ausgeführt, nicht zu lösen.
>DEie Rechenmodelle der Dresdner sind sicher ausgefeilter als meine einfachen Überlegungen im excel-Format. Dort habe ich mal die Staatsverschuldung mit verschiedenen Zinssätzen und Wachstumsraten/Steuerquoten durchgespielt. Das Ergebnis war düster. Mit der derzeitigen Haushaltsplanung könnten wir uns noch ca. 20 Jahre durchwursteln. Dann müsste jeder Erwerbstätige aber 500 EUR/pa. mehr zahlen und die Mwst läge bei 20%.
Und das BIP würde steigen?
>Aber wehe der Marktzins für Staatskredite steigt auf 6, 8 oder 10 Prozent!
Den Marktzins als eine exogene Größe gibt es nicht. Der Zinssatz für neue Papiere richtet sich strikt nach dem Kurs (Rendite), ergo Angebot und Nachfrage der bereits laufenden. Bei 8 % KM-Rendite ist ein Sechsprozenter (bei gleicher Laufzeit) nur mit entsprechendem Disagio zu plazieren.
>Dann ist in relativ kurzer Zeit Schicht im Schacht. Da bei solchen Szenarien dynamische Faktoren eine enorm große Rolle spielen, könnten schon in 10 Jahren der finanzwirtschaftliche exitus drohen.
Wann auch immer: Er droht nicht, sondern er kommt.
Gruß!
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dottore
17.10.2004, 14:35
@ monopoly
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Re: Mal ne Frage zur Abwicklung bisheriger Staatsbankrotte und Nachfolgesysteme |
-->Hi,
>wurden dann eigentlich überwiegend die erworbenen Ansprüche gegen den vorherigen Staat vom Nachfolgesystem annerkant.
Ja, nach 1923 und 1948 - entsprechend abgewertet.
>Was sagt uns da die Geschichte? d.h. lohnt es jetzt es noch Ansprüche gegen das BRD bzw. (Nachfolgerechtssystem ) zu erarbeiten?
Die Ansprüche gehen gegen den Staat und dieser hat sie gegenüber den Steuerbürgern (letzteres weder erwähnt noch gar bilanziell aufbereitet).
>Wie hoch ist die historische Warscheinlichkeit was zu bekommen?
Diesmal gering.
>Wenn ich mir so den Demkratiehass auf einigen Demos ansehe uiuiui
Die"Nachfolger" in der"Souveränität" können die Staatsschulden repudiieren, siehe die Jakobiner (Abwicklung per Assignaten-Hyperinfla) bzw. Lenin. Die Zarenanleihen wurden nach dem SU-Exitus mit Mini-Quote abgefunden.
Gruß!
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dottore
17.10.2004, 14:40
@ crosswind
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Re: Dreh und Angelpunkt |
-->>ist meines Erachtens das"Produktivitätsmärchen". Als nächste Masche erwarte ich ein Wiederbeleben von Deflationsbefürchtungen, trotz oder gerade wegen dieser phänomenalen Produktivität. Ein guter Grund, weiter grosszügig Geld zur Verfügung zu stellen. Ich weiss mittlerweile - der Bedarf muss auch da sein. Schau mer mal.
>cw
Hi,
"Bedarf" ist immer da. Um ihn in Käufe umzusetzen, bedarf es einer gesamtwirtschaftlichen Nettoneuverschuldung ("fresh money").
Derzeit bedeutet"mehr Produktivität" Kostenkürzungen. Da Kosten ihrerseits Einkommen sind (und als"Kaufkraft" zur Verfügung stünden), fehlt da was.
Gruß!
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dottore
17.10.2004, 14:47
@ crosswind
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Re: @dottore: Reingefallen? |
-->>trifft es zu dass der"Produktivitätszauber" bei der Bankrottformel absolut keine direkte Rolle spielt, da er sich ja früher oder später im BIP niederschlagen würde?
>gruss cw
Hi,
nein. Das BIP wird nominell berechnet z.B. Verteilungsseite:
Arbeitnehmereinkommen + Unternehmens- und Vermögenseinkommen + Produktions- und E-USt.-Abgaben an den Staat - Subventionen + Abschreibungen - übrige Welt.
Die Arbeitnehmereinkommen sind der mit Abstand größte Block. Fallen sie, kann sich jeder die BIP-Entwicklung entsprechend ausrechnen.
Gruß!
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zucchero
18.10.2004, 11:50
@ dottore
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Re: Nicht ganz richtig |
-->Hi,
mir ging es darum zu zeigen, dass daß eine geringe Staatsverschuldung nicht zwingend zum finanzwirtschaftlichen Zusammenbruch führen muß.
Steuern für"alte" Staatsschulden müssen nur dann erhöht werden, wenn die Zinsen nicht bezahlt werden können. Das BIP muss sich nicht zwangsläufig vermindern. Durch entsprechend hohe Exporte, kann auch der Rückgang im privaten Konsum ausgeglichen werden.
Was die Unvermeidbarkeit des Zusammenbruchs im Euroraum betrifft stimme ich Ihnen zu. Die Frage ist nur wann. Da die Lüftel/Martin-Formel nur 3 Faktoren berücksichtigt (Wachstum, Zins, Verschuldungsquote, kann diese nur einen groben Anhaltspunkt geben, wann der Ofen aus ist.
Interessanter wäre die Antwort auf die Frage, welche Steuerbelastung als gerade noch erträglich empfunden wird.
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dottore
18.10.2004, 14:50
@ zucchero
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Re: Nicht ganz richtig |
-->>Hi,
>mir ging es darum zu zeigen, dass daß eine geringe Staatsverschuldung nicht zwingend zum finanzwirtschaftlichen Zusammenbruch führen muß.
Das nicht. Aber eine"geringe" Staatsverschuldung wird automatisch immer größer. Nur ein Beweis (schon des öfteren gebracht):
Staat verschuldet sich (= tritt künftige Steuern ab), um damit"Investitionen" zu finanzieren (vgl. GG Art 115). Die Investitionssumme sei 100 Mio. Die Investitionen müssen nach 10 Jahren wiederholt werden (Straße abgefahren usw.). Der Staat müsste also 10 Jahre lang jeweils 10 Mio. Steuereinnahmen"auf die Seite legen", um nach 10 Jahren dieselbe Straße wieder im selben (urspünglichen) Zustand zu haben.
In der Privatwirtschaft, die bilanziert, sind das die"Abschreibungen" (Wertberichtigungen). Da der Staat nicht bilanziert entfällt also diese"Erneuerungsreserve". Er mag zwar im Folgejahr mehr Steuern einnehmen, thesauriert diese aber nicht - eben als"Reserve", sondern gibt sie zeitgleich aus. Er bedient zwar die Zinsen auf die 100 Mio. (egal jetzt, ob über höhere Steuereinnahmen oder zusätzliche Verschuldung), also angenommen 10 Mio (falls die 100 Mio zu 10 % beschafft wurden).
Und wo sind die zusätzlichen 10 Mio., die er für die Erneuerung der Investition"zurücklegen" müsste? Nirgends.
Also muss er für die Ersatzinvestition zusätzliche Schulden in Höhe dieser machen.
Auch die Vorstellung, dass der Staat"irgendwann" mal mit Plusminusnull dagestanden haben könnte, ist irrig. Da es den Staat geben muss, damit rechtssicher gewirtschaftet werden kann, aber erst nach dem rechtssicheren Wirtschaften an Steuerzahlungen zu denken ist (die"modernen" Steuersysteme sind im wesentlichen ertrags- bzw. umsatzabhängig), hat der Staat ein unlösbares Vorfinanzierungs- = Verschuldungsproblem.
Du kannst es drehen und wenden wie Du möchtest, an zunehmender Staatsverschuldung führt weltweit und auf Dauer kein Weg vorbei.
Nimmt die Staatsverschuldung also zu, erscheint der bekannte Verrentungseffekt: Es ist"sicherer" (risikoloser), in Staatspapieren zu investieren als sich in riskanten unternehmerischen Aktivitäten zu versuchen. Da ber Steuern letztlich nur generiert werden können, nachdem unternehmerischen Aktivitäten entfaltet wurden, bedeutet deren Nichtvornahme bzw. schließlich Rückgang eine entsprechende Stagnation (und schließlich ebenfalls Rückgang) der Steuereinnahmen.
>Steuern für"alte" Staatsschulden müssen nur dann erhöht werden, wenn die Zinsen nicht bezahlt werden können.
Falsch. Die Zinsen sind das Mindeste. Aber es fehlt - siehe oben - die Steuererhöhung (bzw. thesaurierte Steuer(mehr)einnahme), um die Abschreibungen auf die mit den Staatsschulden finanzierten Investitionen hereinzuholen.
>Das BIP muss sich nicht zwangsläufig vermindern.
Es mindert sich ab dem Punkt, da der Staat seine Investitionsausgaben herunterfahren muss ("kein Geld für Straßen, Schulgebäudesanierung" usw., usw.). Die öffentlichen Investitionen/BIP lagen vor 10 Jahren noch bei ca. 2,5 %, inzwischen sind sie negativ, d.h. der Staat desinvestiert. Ich hatte die Zahlen (ex Buba) hier schon mal präsentiert.
>Durch entsprechend hohe Exporte, kann auch der Rückgang im privaten Konsum ausgeglichen werden.
Klar, rechnerisch im BIP. Aber im Gegensatz zum privaten Konsum bringen Exporte keine MWSt.-Einnahmen. Die lagen 2000 bei 141 und 2003 nur noch bei 137 Mrd. Euro.
Man sieht: Es gibt keine Korrelation zwischen BIP und Steuereinnahmen.
>Was die Unvermeidbarkeit des Zusammenbruchs im Euroraum betrifft stimme ich Ihnen zu. Die Frage ist nur wann. Da die Lüftel/Martin-Formel nur 3 Faktoren berücksichtigt (Wachstum, Zins, Verschuldungsquote, kann diese nur einen groben Anhaltspunkt geben, wann der Ofen aus ist.
>Interessanter wäre die Antwort auf die Frage, welche Steuerbelastung als gerade noch erträglich empfunden wird.
Weniger auf die Empfindung als vielmehr auf die Reaktion kommt's an, siehe Tabaksteuer. Bei Kopf- oder Substanzsteuern (Grund) würde entweder ausgewichen ("nichts wie weg" - siehe auch Erbschaftsteuer-Flucht) oder der Kessel beginnt zu dampfen, vgl. die kalifornische"Steuerrevolte" ("proposition 13" 1978). Dafür steckt nun Kalifornien (state) in einer saftigen Überschuldungskrise.
Eine Steuererhöhung zur Deckung des deutschen Staatsdefizits (inkl. Sozialversicherungen usw.) liegt außerhalb jeglicher Denkbarkeit. Also? Also geht's so weiter - schön entlang der bekannten Linien. Die Grundaussage lautet: Steigen Schulden schneller als das, woraus sie bedient werden können, komt es in berechenbar endlicher Zeit zum Exitus.
Beim Tante-Emma-Laden ist"das, woraus..." der Umsatz. Beim Staat sind es die Steuern (= sein Umsatz).
Gruß!
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