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Lage in der deutschen Investmentbranche hätte sich im September entspannt
Allerdings erstmals Rückgang bei Immobilienfonds berichtet C.Seibel in der Welt heute
Verschnaufpause für die deutsche Fondsindustrie: Die dramatischen Mittelabflüsse aus Aktienfonds hätten sich im September nicht fortgesetzt. Nach einem Minus von fast 1,9 Mrd. Euro im August, seien im September aus Aktienfonds lediglich noch 0,1 Mrd. Euro abgeflossen.
Das Minus für das Gesamtjahr läge nach den Zahlen des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI) nun bei knapp 3,8 Mrd. Euro. Für Interesse bei den Investoren hätten dagegen erneut eher konservative Produkte wie Rentenfonds mit neuen Mitteln in Höhe von mehr als einer Mrd. Euro gesorgt und Mischfonds. Dass die Lage sich allmählich entspanne, zeige sich neben den jüngsten Zahlen auch an der Tatsache, daß einige Anbieter bereits wieder Vertriebspersonal einstellten.
Dennoch bleibe das Jahr 2004 für die Branche schwierig. Zwischen Januar und September seien in Publikumsfonds bislang fast zwei Drittel weniger frische Gelder als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum geflossen. Dies gehe in erster Linie auf eine große Zurückhaltung der Anleger bei offenen Immobilienfonds zurück. Im September hätte die Branche im Zuge des Frankfurter Fondsskandals und der Diskussionen um die Entwicklung bei der Sparkassen-Finanzgruppe Deka erstmals in diesem Jahr mehr Geld auszahlen müssen als sie eingenommen hatte.
Das auf den ersten Blick erschreckende Minus bei Geldmarktfonds sei nicht mehr als ein vorübergehendes Phänomen, wie es bereits im Februar zu beobachten gewesen sei. Hintergrund sei der Wegfall der Zwischengewinnbesteuerung in diesem Jahr. Seitdem lohne es sich für Anleger, kurz vor der Zinsausschüttung den Fondsanteil zu verkaufen und danach wieder einzusteigen. So seien allein aus dem Activest Euro Geldmarkt Plus mit Zinstermin 30.September im Vormonat 1,25 Mrd. Euro geflossen. Bis Mitte Oktober seien nach Auskunft der Gesellschaft aber schon wieder 500 Mio. Euro zurückgekommen. Die Bundesregierung habe bereits reagiert. Ab 2005 sollen Zwischengewinne wieder besteuert werden.
"Schmerzhaft" für die Branche bleibe das Minus bei Aktienfonds. Schließlich dürfte nicht nur wegen der unverändert schwachen Entwicklung an den Aktienmärkten eine Trendwende weiter auf sich warten lassen. In dem Minus drücke sich auch die zunehmende Konkurrenz durch ausländische Gesellschaften wie Templeton und Fidelity sowie das wachsende Interesse der Anleger an Zertifikaten aus, meint Björn Drescher vom Fondsberater Drescher & Cie.
Allerdings ginge
ein Teil des Geldes, selbst wenn es aus Aktienfonds fließe, den deutschen Anbietern nicht verloren. Es würde unter anderem in die populärer werdende Gruppe der Total-/Absolut-Return-Produkte gesteckt, bei denen das Geld mit Blick auf eine positive Rendite in unterschiedliche Anlageklassen investiert werden dürfe.
Hoffnung für wieder wachsenden Optimismus an den Aktienmärkten und damit auch bei Aktienfonds biete die jüngste Fondsmanagerbefragung der Investmentbank Merrill Lynch. Demnach würden Investoren im Oktober ihren Aktienanteil im Portfolio bereits zum zweiten Mal in Folge erhöhen. Zwar bleibe die Bargeldquote hoch, doch das Geld fließe nun eher wieder in Aktien als in Anleihen. Es sei abzuwarten, ob sich der Optimismus bald auch in der Fondsstatistik niederschlage.
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