Elmarion
06.11.2004, 21:32 |
Schuften um jeden Preis = positive Entwicklung, meint die SZ Thread gesperrt |
-->"Vielerorts ist es längst vorbei mit der Gemütlichkeit in den Betrieben, wird ähnlich wie im viel gepriesenen Amerika geschuftet um fast jeden Preis. So lassen sich den - unbestreitbaren - Problemen meist auch positive Entwicklungen gegenüberstellen."
<ul> ~ SZ: Deutschland im Umbruch</ul>
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offthspc
06.11.2004, 22:00
@ Elmarion
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und die positive Entwicklung lautet: |
-->Wer die positiven Signale anerkennt, handelt nicht nur redlich. Er gewinnt auch Lebensqualität. Denn es ist allemal gesünder, mit Hoffnung durchs Leben zu gehen als ohne.
Gesünder besonders für diejenigen die aus dem best. System den meisten Nutzen ziehen.
Wenn schon die Hoffnung auf irgendwelche Verbesserungen als Motivation verkauft (Systempresse) werden muß...
Fazit: Es ist redlich für wenige Euros ordentlich ranzuklotzen, denn schließlich besteht ja Hoffnung auf eine persönliche"vom Tellerwäscher zum..." Erfolgsgeschichte. Familie, Freizeit und ähnliche veraltete Ideal tragen nichts zur Lebensqualität bei....
Heh, wieso verordnen wir nicht gleich jedem Bürger einen"work force counter".
Für jede geleistete Arbeitsstunde gibt es einen Punkt, beim kommenden sozial-verträglichen Früh-Ableben darf die erreichte Punktezahl auf den Grabstein für die Nachwelt eingemeiselt werden.
Da sieht man dann auf einen Blick wer was"leistet", negative Ausreißer bekommen in bewährter Manier Anreize in Form"körperliche Tätigkeit unter Aufsicht bei kostenloser Stellung von Kost und Logis", Topscorer erhalten die"BIP-Ehrennadel" und dürfen mit dieser ihr Früh-Ableben noch vor erreichen der gesetzlichen Altersgrenze von 50 Jahren einleiten. Die Top-Motivation in einer Welt ohne..... siehe Zitat.
Die personifizierten Träger und Säulen unserer Demokratie und der Wirtschaft sind aus uns allen selbstverständlichen Gründen natürlich von dieser Regelung ausgenommen.
Wehe, wehe, wenn ich nur das Ende sehe...
mfG
offthspc
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Christian
06.11.2004, 22:54
@ offthspc
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Re: Die andere Sicht |
-->Wenn schon die Hoffnung auf irgendwelche Verbesserungen als Motivation verkauft (Systempresse) werden muß...
Vorweg: Ich kann dieses ewige Nachplappern des Wortes"Systempresse" ehrlich gesagt nicht mehr hören. Halte ich für hohles Geblubber.
Familie, Freizeit und ähnliche veraltete Ideal tragen nichts zur Lebensqualität bei....
Da wiederum kommt es mir tatsächlich hoch. Deshalb hier eine kurze und knappe Stellungnahme.
Familie, Freizeit und ähnliche veraltete Ideale - was wirfts du das alles in einen Topf?
Familie hat mir der 40-Stunden-Woche nix zu tun in einer Single-Gesellschaft. Familien werden - wenn sie gegründet werden - doch fast nur noch von denjenigen gegründet, die ohnehin keine Perspektive in Karriere und Erfolg sehen. Traurig aber wahr: Die Familie ist in D schon lange kein Ideal mehr, sondern ein Klotz am Bein.
Freizeit spielt in der Tat die größte Rolle für die meisten Bewohner von D. Noch eher als der Beruf. Es ist doch eher so, dass man heut zu Tage einen Beruf ausübt, um sich die Freizeit zu finanzieren. Und das Einfamilienhaus (ohne Familie), den (auf Pump finanzierten) Zweitwagen, das kostspielige Hobby (oder mehrere davon), den (auf Pump finanzierten) Flachbildfernseher, die (auf Pump finanzierte) neue Küche, den (auf Pump finanzierten) Zweit- und Dritturlaub.
Diejenigen, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt haben sowie die so genannte Nachkriegsgeneration haben in den 50ern, 60ern, 70ern, 80ern und auch noch in den 90ern in Saus und Braus gelebt. Und sie haben ihren Nachkommen vorgelebt, wie immer schöner das Leben mit immer weniger Arbeit (und gleichzeitig immer mehr Geld) sein kann. Damit ist nun Schluss. Und die Pille muss erst einmal geschluckt werden. Wohl dem, der nicht bis ans Limit verschuldet ist.
Hinzu kommen Aspekte wie mangelndes Bewusstsein, was Bildung und Fortbildung angeht. Keinerlei Motivation auf breiter Front erkennbar (erschreckenderweise bei den wirklich jungen Menschen).
Wehe, wehe, wenn ich nur das Ende sehe...
Genau! Wenn die gegenwärtige Entwicklung nicht endlich verinnerlicht wird, dann sehe ich für die konsumgeile, freizeitsüchtige und arbeitsaverse Masse tatsächlich große Probleme.
Gruß, Christian
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offthspc
07.11.2004, 07:17
@ Christian
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Re: Die andere Sicht |
-->>Wenn schon die Hoffnung auf irgendwelche Verbesserungen als Motivation verkauft (Systempresse) werden muß...
>Vorweg: Ich kann dieses ewige Nachplappern des Wortes"Systempresse" ehrlich gesagt nicht mehr hören. Halte ich für hohles Geblubber.
Och, gegen ein zünftiges Mittagsessen mit Gemahlin gibt es einen sehr positiven Bericht im regionalem Käseblatt.
Das nenne ich mal Meinungsmache, ohne irgendeinen politischen Hintergrund.
Da aber meinen Vermutung lautet"Im Kleinen wie im Großen"....
>
>Familie hat mir der 40-Stunden-Woche nix zu tun in einer Single-Gesellschaft. Familien werden - wenn sie gegründet werden - doch fast nur noch von denjenigen gegründet, die ohnehin keine Perspektive in Karriere und Erfolg sehen. Traurig aber wahr: Die Familie ist in D schon lange kein Ideal mehr, sondern ein Klotz am Bein.
Exakt; und wer mehr als 2 Kinder hat gilt mittlerweile als asozial.
Bin selbst kinderlos, die Gründe lauten:
1: keine Zeit
2: der Überraschungsei-Effekt; du weißt nicht was du kriegst
3: In einer Welt in der immer mehr einfache Tätigkeiten ins Ausland ausgelagert werden, was wenn der/die Sohn/Tochter nicht gerade qualifiziert ist? Dann hat man wohl einen Langzeitarbeitslosen produziert.
4: Wenn das Finanzamt Steuerzahler braucht, sollen sie sich halt welche klonen.
>Freizeit spielt in der Tat die größte Rolle für die meisten Bewohner von D. Noch eher als der Beruf. Es ist doch eher so, dass man heut zu Tage einen Beruf ausübt, um sich die Freizeit zu finanzieren. Und das Einfamilienhaus (ohne Familie), den (auf Pump finanzierten) Zweitwagen, das kostspielige Hobby (oder mehrere davon), den (auf Pump finanzierten) Flachbildfernseher, die (auf Pump finanzierte) neue Küche, den (auf Pump finanzierten) Zweit- und Dritturlaub.
Meine Vermutung, die meisten Jobs sind mittlerweile einfach nur Sche...
Da sollen immer weniger Leute mit immer weniger Zeitaufwand immer mehr, immer komplexer werdendes leisten, und zeitgleich stecken 8 Millionen zupackender Hände aus Rentabilitätsgründen in den Hosentaschen.
Immer mehr Druck aus den Geschäftsetagen, der Staat nimmt den Durchschnittsverdienern auf Umwegen 70% des Brutto wieder ab, etc. etc.
Bei soviel Verarsche, tja, dann zieht man halt am Morgen seine Karte durch, biegt die Stunden runter und freut sich auf das abendliche Bierchen beim RTL Tittengucken.
Wenn keiner mehr für seinen Lebensunterhalt arbeiten müßte, dann wären wohl die meisten Betriebsstätten ziemlich verödet und mancher kleingeistige Ausbeuter (is zwar ein linksbelastetes Wort, aber die gibt es oder wie dürfte man das Zitat anläßlich einer Werkseröffnung im billigen Ausland"Auf die müssen wir aufpassen, das sind unsere Sklaven" sonst sehen) würde ein langes Gesicht machen.
>Diejenigen, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt haben sowie die so genannte Nachkriegsgeneration haben in den 50ern, 60ern, 70ern, 80ern und auch noch in den 90ern in Saus und Braus gelebt. Und sie haben ihren Nachkommen vorgelebt, wie immer schöner das Leben mit immer weniger Arbeit (und gleichzeitig immer mehr Geld) sein kann. Damit ist nun Schluss. Und die Pille muss erst einmal geschluckt werden. Wohl dem, der nicht bis ans Limit verschuldet ist.
>Hinzu kommen Aspekte wie mangelndes Bewusstsein, was Bildung und Fortbildung angeht. Keinerlei Motivation auf breiter Front erkennbar (erschreckenderweise bei den wirklich jungen Menschen).
Tja, wozu auch.
Mal überlegen, Berufseinstieg mit 18, unvermittelbar ab 45.
Wegen der paar läppischen Jahre auch noch auf eigene Kosten sich weiterbilden.
Wobei sich der finanzielle Erfolg einer Weiterbildung sich meistens nur einstellt wenn man im Anschluß auch noch den Arbeitgeber wechselt.
Ich verstehe Leute die sich sagen:"Sch.. drauf"
>Wehe, wehe, wenn ich nur das Ende sehe...
>Genau! Wenn die gegenwärtige Entwicklung nicht endlich verinnerlicht wird, dann sehe ich für die konsumgeile, freizeitsüchtige und arbeitsaverse Masse tatsächlich große Probleme.
Bestellt, geliefert.
Man wollte ja den konsumgeilen (Umsatz) freizeitsüchtigen (Umsatz) Konsumenten.
Das diesen mittlerweile ihre Freizeit wichtiger ist als Arbeit.
Hmm... Hat doch jahrzehntelang blendend funktioniert.
Es wurde immer mehr produziert und die Masse konnte aufgrund dieser Produktivitätssteigerungen immer mehr konsumieren.
Heute scheint wohl das Ziel zu sein:
Mehr produzieren um im Ausland billiger verkaufen zu können.
Die Kaufkraft im eigenem Land ist egal, Hauptsache"Export Weltmeister".
Und da ist es dann Egal ob die Masse Geld für Freizeit hat.
Billich müssen sie sein, flexibel und billich.
Wir verdienen das Geld schließlich im Export und nicht in Hinterbergingen am Kaffbach.
Naja, schön wenn man zusehen kann wie sich das"beste wirtschaftliche System aller Zeiten" gerade sein eigenes Grab schaufelt.
langfristig short
mfG
offthspc
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Euklid
07.11.2004, 09:41
@ Christian
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Dann sei mal schön froh |
-->daß Du selbst nicht in den 50ern in Saus und Braus leben mußtest.
Der Saus und Braus bestand aus Ruinen.
Der Saus und Braus in den 50ern bestand anfänglich aus Trockenmilch,aus Chester-Käse - Dosen,in der Kindheit nach der Schule aus Rüben verziehen per Hand und auf Knien entlang der 500m Streifen auf dem Feld.
Der Saus und Braus bestand auch aus Arbeit beim Bauern (Mist mit der Schaufel wegschaffen)
In den 50ern gab es noch in jedem Ort mehrere Bauern die den Acker mit Pferden bewirtschaftet haben.Da gabs auch noch Pferdeäpfel in Massen auf den Straßen.
Ich empfehle mal der heutigen Schreiberling-Generation die 50er nachzuerleben die in Saus und Braus bestand.
Der Unterschied zu heute war wohl daß diejenigen die die 50er als Kinder und Jugendliche verbracht haben nicht so weinerlich war.
Du hast da erheblich was verwechselt in deinem Zeitablauf.
Oder meinst Du daß die Runinen (die teilweise noch in den Anfangs 60ern standen) von den Heinzelmännchen aufgebaut wurden?
Mach Dir mal klar daß der Arbeitsalltag in den 50ern in der 44h Woche bestand,und trotzdem noch nebenher bei Karls,Fritz und Ottos Haus am Wochenende geschuftet wurde.
Mein Gott wie hat man doch in den 50ern in Saus und Braus gelebt als man mit dem alten reparierten Fahrrad 20km bis zum Betrieb geradelt ist.
Die heutigen Idioten zahlen dafür noch im Fitness-Studio;-))
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Baldur der Ketzer
07.11.2004, 13:58
@ Euklid
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Re: Kriegsschäden sind gleichzeitig das Rezept, den Unmut abzuwürgen |
-->Hallo, Euklid,
super beschrieben.
Und aus genau diesem von Dir geschilderten Effekt (es gab für die Betroffenen keinen Schuldigen konkret zu fassen, es half auch niemand, man mußte durch, ohne jemanden zuvor zur Rechenschaft ziehen oder eine Forderung gegen den Staat anzumelden) wird manwohl die aktuelle Blase durch einen weiteren Krieg *abfedern*.
Beste Grüße vom Baldur
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