TheRaven
11.11.2004, 18:10 |
Im Würgegriff der Schulden Thread gesperrt |
-->Hallo meine Freunde,
meint Freund Walter Hirt hat eine neue Publikation herausgebracht, die unterm Konstanzer Kreis, Publikationen, Walter Hirt abrufbar ist.
Im Würgegriff der Schulden
Über das Ausmaß der Vertuschungsaktionen hinsichtlich der Verschuldung des amerikanischen Staates bzw. der gesamten Volkswirtschaft.
Viel Spaß beim Lesen und viele neue Erkenntnisse wünsch ich Euch.
Beste Grüße
F.T.
<ul> ~ http://www.konstanzer-kreis.de</ul>
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prinz_eisenherz
11.11.2004, 22:44
@ TheRaven
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Emil, der Kiesfahrer, versteht das alles nicht und braucht eine Antwort |
-->Hallo,
ich möchte unbedingt vorausschicken, dass ich von den tiefschürfenden Details des Geld- und Aktienhandels keinen blassen Schimmer habe und das, obwohl ich seit ca. drei Jahren hier im Forum mitlese und nur bei Themen, bei denen ich mich einigermaßen sicher fühle oder die mich in Wut versetzen, eine Beitrag verfasse.
Na gut zugegeben, es ist schon etwas besser geworden.
Seit dieser Zeit, und vermutlich auch schon vorher, folgen hier im Forum, gespeist aus verschiedenen Quellen, von kompetenten Teilnehmern, wellenartig, die Vorhersagen über den kurz bevorstehende Totalzusammenbruch, den Kollaps (bei Ostfriesen auch Crash genannt) der westlichen Wirtschaftsordnung.
Übereinstimmend sagen diese Propheten und auch von Emil dem Kiesfahrer leicht nachvollziehbar, brennt die Zündschnur in den USA.
Mit Nachdruck von vielen Seiten und ausgesprochen drastisch, wird dieses kurz bevorstehende Szenario u.a. von den Autoren des Konstanzer Kreises prognostiziert.
Hauptargument und Kern dieser Begründungen ist der exorbitante hohen Schuldenstand der USA, in Dollar, gegenüber vielen Gläubigern in der Welt, wobei das notwendige Vertauen in diese Währung, mangels irgend einer anderen Deckung, wie z.B. Gold, offensichtlich durch ihre z.Z. nicht zu kompensierende Militärmacht sichergestellt wird.
Mit dieser können sie eine Drohkulisse aufbauen oder bei Bedarf konkrete Vernichtungsschläge in andere Länder hineinbomben, manchmal augenscheinlich aus purer Abschreckung gegenüber einem potentiell Widerspenstigen, so dass jeder Schuldner davon ausgeht, dass die USA, so oder so, ihre Dollarschulden zurück bezahlen können und das man sich mit dem zurück gezahlten Geld notwendige andere Produkte oder teure Investitionen im eigenen Land leisten kann.
Kurz gesagt, die Gelddeckung der USA ist nicht Gold sondern ihre Bomben, ihre Raketen und ihre Soldaten.
Oft erinnert mich dieses System an die Schutzgelderpressung im Kneipen- und Erotikmilieu.
Soweit, so schlecht, so miserabel.
An dieser Stelle möchte ich mich in meiner grenzenlosen Naivität einmal in eine Person versetzen, die für die Planung und praktischen Umsetzung von Finanz- und Wirtschaftsweichenstellungen in den USA verantwortlich ist.
Aus dieser Annahme folgt, mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass ich zusammen mit meinen Beratern, mindesten genauso klug wie die Experten des Konstanzer Kreises, die oben genannte Fehlentwicklung analysieren kann und zu annähernd gleichen Schlussfolgerungen gelange.
Oder anders gesagt, durch meine selbstverschuldete Finanz- und Wirtschaftspolitik sehe ich, bei einer kritischen Betrachtung, meinen eigenen Untergang voraus.
Angenommen das ist so, dann ist es doch geradezu grotesk, wenn ich mit diesem falschen System fröhlich und munter weitermache.
Kurz, wie Emil der Kiesfahrer es sagen würde:" So bescheuert können die doch gar nicht sein".
Da muss ich dem Emil ausnahmsweise einmal recht geben.
Aus diesem Widerspruch folgt zwingend, dass das Wissen um das drohend, totale Scheitern und keinem erkennbaren Versuch umzusteuern, dass wir, die Entscheidungsträger in den USA, noch den Kreuz- und den Pikbuben im Ärmel haben.
Diese Trümpfen müssen folgerichtig, aus der Sicht der Denker und Lenker in den USA, einen so starken Durchgriff auf die oben genannte Problematik haben, dass wir uns, ohne das der Blutdruck steigt, das Aufpumpen der Weltwirtschaft mit Geld, welches eine völlig andere Art des Vertauensschutzes als Farbe trägt, nämlich Angst, Drohung, Erpressung, Krieg und Zerstörung, weiter ungehemmt leisten können.
Wenn ich völlig daneben liege, dann bitte ich um eine kurze Belehrung.
Wenn ich jedoch annähernd auf der Spur bin, möchte ich von den Experten bitte die Frage beantwortet haben, welche Trümpfe, in der Hand der USA, zu guter letzt stechen werden?
Danke im voraus.
bis denne
prinz_eisenherz
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chiron
11.11.2004, 23:53
@ prinz_eisenherz
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Konsequentes Nachdenken und Handeln kann unerträglich sein |
-->Hallo Prinz Eisenherz
Wahrscheinlich ist es der grösste Trugschluss zu glauben, dass die, welche es besser wissen müssten auch wirklich wissen wollen. Der Mensch ist nirgends so stark wie in der Selbsttäuschung, um den Tatsachen nicht in die Augen blicken zu müssen. Wenn du dich an die Bankenübernahmen erinnerst, welche zu Höchstpreisen Ende der 90er über die Bühne gingen, dann ist das nur eines der möglichen Beispiele. Experten sehen oft vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr und dies vorallem, weil das konsequente Nachdenken nicht erträglich ist. Ob Politiker, Anlageberater oder Versicherungsvertreter, bei vielen von ihnen werden oft falsche Motive vermutet, bei den meisten ist aber nach meiner Meinung und auch persönlicher Beobachtung mehr die Blindheit das Problem, weil der Blick in den Abgrund die Sicht verstellt.
Gruss chiron
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Sorrento
12.11.2004, 00:10
@ prinz_eisenherz
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Die Erhaltung des Status der USA als Hypermacht: Ich versuchs mal |
-->Hallo Prinz,
>ich möchte unbedingt vorausschicken, dass ich von den tiefschürfenden Details des Geld- und Aktienhandels keinen blassen Schimmer habe und das, obwohl ich seit ca. drei Jahren hier im Forum mitlese und nur bei Themen, bei denen ich mich einigermaßen sicher fühle oder die mich in Wut versetzen, eine Beitrag verfasse.
>Na gut zugegeben, es ist schon etwas besser geworden.
wenn es dich tröstet, mir geht es genauso und ich bin auf identische Weise ins Forum gestolpet
>Soweit, so schlecht, so miserabel.
>An dieser Stelle möchte ich mich in meiner grenzenlosen Naivität einmal in eine Person versetzen, die für die Planung und praktischen Umsetzung von Finanz- und Wirtschaftsweichenstellungen in den USA verantwortlich ist.
>Aus dieser Annahme folgt, mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass ich zusammen mit meinen Beratern, mindesten genauso klug wie die Experten des Konstanzer Kreises, die oben genannte Fehlentwicklung analysieren kann und zu annähernd gleichen Schlussfolgerungen gelange.
>Oder anders gesagt, durch meine selbstverschuldete Finanz- und Wirtschaftspolitik sehe ich, bei einer kritischen Betrachtung, meinen eigenen Untergang voraus.
>Angenommen das ist so, dann ist es doch geradezu grotesk, wenn ich mit diesem falschen System fröhlich und munter weitermache.
>Kurz, wie Emil der Kiesfahrer es sagen würde:" So bescheuert können die doch gar nicht sein".
>Da muss ich dem Emil ausnahmsweise einmal recht geben.
>Aus diesem Widerspruch folgt zwingend, dass das Wissen um das drohend, totale Scheitern und keinem erkennbaren Versuch umzusteuern, dass wir, die Entscheidungsträger in den USA, noch den Kreuz- und den Pikbuben im Ärmel haben.
>Diese Trümpfen müssen folgerichtig, aus der Sicht der Denker und Lenker in den USA, einen so starken Durchgriff auf die oben genannte Problematik haben, dass wir uns, ohne das der Blutdruck steigt, das Aufpumpen der Weltwirtschaft mit Geld, welches eine völlig andere Art des Vertauensschutzes als Farbe trägt, nämlich Angst, Drohung, Erpressung, Krieg und Zerstörung, weiter ungehemmt leisten können.
>Wenn ich völlig daneben liege, dann bitte ich um eine kurze Belehrung.
>Wenn ich jedoch annähernd auf der Spur bin, möchte ich von den Experten bitte die Frage beantwortet haben, welche Trümpfe, in der Hand der USA, zu guter letzt stechen werden?
Genau das versuche ich auch die ganze Zeit herauszufinden. Schauen wir dazu mal in die Geschichte: Wie war es denn nach dem Ende von Bretton Woods? Wie haben es die denn die USA damals geschafft, nach dem Ende des Goldstandards genug Kapital aus dem Ausland anzulocken bzw. sich bei diesem zu verschulden.
Ich darf mal zitieren (teilweise auch sinngemäss und abgekürzt):
[US-Rezension 1969, die USA senkten dei Zinsen] Fallende Zinsraten sorgten dafür, dass spekulative Gelder die USA in Rekordhöh verliessen und in Europa und anderswo... kurzfristigere Anlagen suchten. Wieder wirkte sich dei Weigerung der Amerikaner, den Dollar auf seine tatsächliche Kaufkraft abzuwerten...verhängnisvoll aus. Die USA registrierten 1970 eine Kapitalflucht in Höhe von 6,5 Mrd Dollar. An der Rezession änderte sich nichts... Deshalb sanken die Zinsen auch 1971, das alles kurbelte nichts ausser der Kapitalflucht an. Sie erreichte 1971 die stolze Summe von 20 Mrd Dollar. Schon im Mai 1971 mussten die USA wieder ein HaBi-Defizit melden.. Das löste nun wieder eine Panik auf den intern. Märkten aus. Die Regierung geriet in eine verzweifelte Lage. Die Goldreserven schrumpften 1971 auf ein 1/4 ihrer Auslandsaschulden zusammen
Soweit so gut, so ähnlich könnte es der USA bereits im nächsten Jahr gehen. Interessant ist nun, wie es die USA laut dem zitierten W. Engdahl (Referenz siehe ganz unten) damals bewerkstelligten, weiterhin ausreichend Auslandskapital anzulocken, nachdem sie als nächstes den Goldstandard aufhoben.
Erst im Oktober 1973 wurde deutlich, welche Absichten Nixon mit der Abkopplung des Dollars vom Gold in Wirklichkeit verfolgt hatte. Inzwischen arbeiteten Fachleute an einem währungspolitischen Husarenstück...so dass seine Schöpfer von einem"Paradigmenwechsel" sprachen. [Bilderbergtreffen in Saltsjöbaden/Schweden].
Ein Amerikaner erörterte in diesem Kreis ein"Szenario", das von einem bevorstehenden Anstieg der Ã-leinnahmen der OPEC um 400 Prozent ausging... Im Gegenteil, es [das Treffen] bereitete den Ã-lpreisschock vor und erarbeitete Pläne, wie die erwartete Ã-ldollarflut am zweckmässigsten gehandhabt werden sollte. Henry Kissinger sprach.. vom"Petrodollar-Recycling". Auf diesem Treffen anwesend waren u.a. Lord Greenhill (BP), Sir Eric Roll (S.G. Warburg), George Ball (Lehman Brothers), David Rockefeller und Zbigniew Brzezinski, Gianni Agnelli... Oberster Ziel, die ins Wanken geratene Vormachtstellung der anglo-amerikanischen Finanzinteressen wieder zu festigen und ihnen die KOntrolle über die weltweiten Geldströme zurückzugeben. Ein globales Ã-lembargo sollte die Ã-lversorgung drastisch verknappen... Da die amerik. Ã-lgesellschaften den Weltmarkt fest in der Hand hatten, war es üblich geworden, die internat. Ã-lrechnungen in Dollar zu fakturieren.
Die steigende Dollarnachfrage würde den Druck vom Dollar nehmen und seinen Wert stützen. Sie würde natürlich auch die Position derer stärken, die Dollar drucken und liefern könnten.
Jetzt bringt Engdahl Kissinger ins Spiel, der mittels geschickter Diplomatie die Spannungen zwischen Israel und den arabischen Staaten dermassen anheizte, dass es zum Yom-Kippur-Krieg kam. Bonmot dabei: Willy Brandt wollte in dem Konflikt damals strikte Neutralität walten lassen und keiner Nutzung der amerik. Militärbasen in der BRD zwecks Lieferungen an Israel zustimmen (um einem Embargo zu entkommen)- was ihm Kissinger aber strikt verbat!
Der Rest ist Geschichte: Der Ã-lpreis stieg um 400% und parallel dazu natürlich die Dollarnachfrage. Engdahl beschreibt in seinem Buch als Indizien für diesen Verlauf u.a., dass kurz vor der Krise BP, Shell und amerik. Ã-lfirmen zig Millionen DOllar in die Erschliessung der Nordseefelder investierten, was bei dem damals noch niedrigen Ã-lpreis keinen wirtschaftlichen Sinn gehabt hätte. Siehe z.B. diesen Konferenz-Bericht
selbst die IEA verschleiert dies nur noch notdürftig
Aus Sicht der USA gibt es nur eine Möglichkeit, für sich als Nation (Eigenbedarf, schon jetzt müssen 65% durch Importe gedeckt werden) und als Hegemonialmacht (Verschuldungsmöglichkeit im Ausland in USD-->Externialisierung der Machtkosten) einigermassen unbeschadet davon zu kommen:
- Sicherung des physischen Zugriff aufs Ã-l:
Kanada, Nigeria, Venezuela, Said-Arabien sind die wichtigsten Importländer für die USA. Brot und Spiele dank hinreichend Ã-l für das Volk, um die eigene Machtbasis erhalten zu können. Konkurrierende, neu aufkommende Weltmächte wie China, die - zwecks eigenem"Platz an der Sonne"- ebenfalls ans immer knappere Ã-l wollen, sind dabei übrigens seeehr hinderlich...Momentan befinden sich beider Mächte ja in einer gegenseitigen Anhängigkeit (China von den amer. Importen, die USA an den Dollaraufkäufen)
- Sicherung der Dollarfakturierung von Ã-l:
Länder, die dem entgegenstehen, müssen mit allen Mitteln davon abgehalten werden: Irak ("mission accomplished" gilt ja nur für diesen Aspekt!)und mittlerweile auch der Iran, der ab nächstem Jahr der COMEX und NYMEX durch eine eigene Börse Konkurrenz machen will, die dann wohl kaum in USD fakturieren wird.[img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" />
Dies, um weiterhin das Geldmonopol der Eliten aufrecht erhalten zu können.
Lies unter all diesen Aspekten auch nochmal den PNAC, der ist hierbei auch sehr hilfreich!
Also, was hälst du von meiner Theorie?
Und inwieweit da jetzt eine potentielle Weltregierung reinspielen mag, mag jeder für sich selber weiterspinnen.
Gruss,
Sorrento
P.S:
mehr Lesefutter zu diesen Theorien gibt es hier:
-die Webseite (http://fromthewilderness.com/) und das neue Buch ("Crosssing the Rubicon-The Decline of the American Empire at the End of the Age of Oil")
von Michael Ruppert
- Zbigniew Brzezinski,"Die einzige Weltmacht"
- F. W. Engdahl,"Mit der Ã-lwaffe zur Weltmacht"
P.P.S: falls wir die Leute langweilen sollten, so können wir dies auch gerne im Peak Oil-Forum weiterdiskutieren: http://www.f27.parsimony.net/forum67590/
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gwg
12.11.2004, 01:44
@ prinz_eisenherz
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Keine Trümpfe, Expansionszwang |
-->>Wenn ich jedoch annähernd auf der Spur bin, möchte ich von den Experten bitte die Frage beantwortet haben, welche Trümpfe, in der Hand der USA, zu guter letzt stechen werden?
Hallo,
bin zwar kein Experte, habe aber eine Meinung.
Eine Erklärung bietet vermutlich die Eigendynamik des kapitalistischen Systems: Expansion oder Untergang. Die Herrschaften müssen sich entschulden, solange sie militärisch noch relativ stark sind. Volles Risiko, auch ohne Trümpfe im Ärmel, sonst geht die Runde an die Konkurrenz. Damals Deutschland, heute China? (siehe Zitat)
Ich füge ein Zitat an aus: Gustav Ruhland, System der politischen Oekonomie, Band 3, Seite 296 ff.; 1908
4. Das Friedensproblem
Die Friedensbewegung unserer Tage hat es zuwege gebracht, dass im Haag wiederholt Friedenskonferenzen der Staaten abgehalten wurden, zu welchen der russische Kaiser eingeladen. Es kamen Beschlüsse zustande über den Begriff kriegsgerechter Waffen, über die Begrenzung von Krieg und Frieden durch die Kriegserklärung, über die Sicherheit des Privateigentums im Kriege usw. Im weiteren zielten diese Besprechungen der staatlichen Delegierten sogar auf staatliche Schiedsgerichtsverträge und Abrüstungsverträge! Vom entwickelungsgeschichtlichen Standpunkt betrachtet, ist durch all das ausserordentlich viel erreicht worden. Wer hätte vor wenigen Jahren noch solche Konferenzen staatlicher Delegierter für möglich gehalten! Gegenüber der gewaltigen Grösse des Friedensproblems und gegenüber der unbestreitbaren Tatsache, dass mit der fortschreitenden Intensität des Weltverkehrs die Zahl der kriegerischen Konflikte unter den gegebenen Verhältnissen wachsen muss, bedeuten die Haager Beschlüsse freilich herzlich wenig. Man kann es deshalb begreifen, dass ein Münchener Witzblatt die Resultate der letzten Haager Abrüstungsreden in der Bemerkung zusammenfasste: „Wonderfull, John! Deine Seifenblase ist die grösste!“ Selbst die Schiedsgerichtsverträge, welche eine Reihe von Staaten gegenseitig abgeschlossen haben, behalten für die Fälle vitaler Interessen oder der Ehrenkränkung die Entscheidung des Streitfalles durch die Waffen vor. Alle Kolonialkriege und die Bürgerkriege verschiedenster Art bleiben von den internationalen Abmachungen der Staaten selbstverständlich ausgeschlossen. Also scheint der Krieg mit seinen Vorbereitungen auch nach dem offiziellen Friedensprogramm eine dauernde Einrichtung zu sein.
Offenbar ist auch der Krieg kein „Ding an sich“. Wir haben in einem vorausgehenden Abschnitt den Krieg bezeichnet als das akute Stadium einer Reihe von Erscheinungen, welche mit einander im engsten Kausalzusammenhange stehen und im Ganzen sich stets auf einen längeren Zeitraum erstrecken. Wer den Krieg in der Entwickelung der Jahrtausende tiefer erfasst, wird zu dem Schlusse kommen: Auch das Friedensproblem ist ein wirtschaftliches Problem. Schon Plato hat seine historischen Kenntnisse auf diesem Gebiete in den Satz zusammengefasst: „Entstehen uns doch alle Kriege um des Geldes Besitz!“ Wir glauben aus der neueren Geschichte der Kriege in einem früheren Abschnitt nachgewiesen zu haben: „Der Krieg ist eine Art des wirtschaftlichen Erwerbs und zwar in der Regel eine Erwerbsart der Reichen“. Selbst die seltenen Ausnahmen der sogenannten Entwickelungskriege stehen mit dem wirtschaftlichen Erwerbsleben des Volkes im engsten Zusammenhange.
Der heute herrschende Kapitalismus in der Gesellschaft bedeutet ewigen Krieg. Jeder echte Kapitalist strebt, wie einst Cäsar, nach der Weltherrschaft. Das liegt begrifflich schon in der Unersättlichkeit seiner Habgier. Aus der stetig wachsenden Zahl der Welteroberer ergibt sich eine quadratisch wachsende Zahl wirtschaftlicher Konflikte, zunächst schon innerhalb der Familie, wo sich die Geschwister und Verwandten schamlos gegenseitig übervorteilen, dann innerhalb der Gemeinde, wo der Nachbar den Nachbarn um sein Vermögen bringt, dann innerhalb der Provinz und innerhalb des Staates in den tausend Formen des unlauteren Wettbewerbs, der Verleumdung, der Spekulation aller Art, bis zu den Streiks der Lohnarbeiter, dem vergifteten Kampfe der politischen Parteien und dem immer kostspieligeren Ringen der Staatsgewalt mit der rasch wachsenden Zahl von Verbrechern aller Art. Das alles trägt den verruchten Stempel der Friedlosigkeit und muss nach und nach aus dem Stadium des latenten Bürgerkrieges zum offenen Bruderkriege ausarten. Wo die kapitalistischen Welteroberer im Auslande neue Millionen zu gewinnen trachten, wissen sie in der Regel sehr geschickt ihre Erwerbssucht mit der Ehre und dem Ansehen der Nation, der sie angehören, zu verflechten. Deshalb werden hier so leicht wirtschaftliche Konflikte mit den Welteroberern anderer Nationalitäten oder Konflikte mit den Opfern ihrer Ausbeutung zu staatlichen kriegerischen Konflikten. Aber es wäre irrig, die eigentliche Ursache der Kriege nur im Auslande zu suchen. Die Geschichte erzählt von einer langen Reihe von Kriegen, die dadurch entstanden sind, dass man die öffentliche Aufmerksamkeit von den wirtschaftlichen Konflikten im eigenen Lande ablenken musste oder doch wollte.
Die Kriege sind Lösungsversuche wirtschaftlicher Fragen in kapitalistischem Sinne. Namentlich die griechische Geschichte ist angefüllt mit blutigen Kämpfen um neue Märkte und neue Absatzwege für Handel und Industrie. Alle Schlachten der niedergehenden römischen Republik wurden geschlagen auf Befehl kapitalistischer Welteroberer. Die blutigen Kolonialkriege des XVI. und XVII. Jahrhunderts sind naturgemäss aus dem Seeraub hervorgewachsen. Das Wesen unserer modernen Kolonialkriege wurde an anderer Stelle bereits dargelegt. Plato hat also immer noch Recht: „Es entstehen uns fast alle Kriege um des Geldes Besitz“!
Schauen wir in die Zukunft, so drohen vor allem die grossen Entscheidungsschlachten zwischen den führenden Welthandelsstaaten Deutschland und England auf der einen Seite, Nord-Amerika und Japan auf der anderen Seite des Meeres, denen aber auch Kriege zwischen Deutschland und Nord-Amerika, zwischen England und Japan zugerechnet werden müssen. Der nordamerikanische Schatzsekretär Shaw hat deshalb in einer Rede an die Harvardstudenten ganz zutreffend gesagt: „Das neue Jahrhundert wird Zeuge sein eines erbitterten und riesenhaften internationalen Handelskrieges zwischen England, Frankreich, Deutschland und den Vereinigten Staaten von Nordamerika um die Märkte der Welt. Gebe Gott, dass der Krieg unblutig bleibe. Aber er wird genau so heftig und unerbittlich geführt werden, wie nur irgend ein Krieg in früheren Zeiten“. Vorübergehende Bündnisse und Freundschaften ändern wenig an diesen Notwendigkeiten. Korinth war dauernd mit Athen befreundet, so lange noch gemeinsame dritte Konkurrenten zu vernichten waren, um dann erst den grossen Entscheidungskrieg über die Frage, ob Korinth oder Athen die Weltherrschaft haben solle? zu beginnen. Venedig und Genua waren immer einig in den Kriegen gegen gemeinsame Mitbewerber und doch blieb ihnen schliesslich der Kampf auf Leben und Tod um die Weltherrschaft nicht erspart. Der Reichtum von Portugal, Spanien und Frankreich hat sich der Reihe nach in Kämpfen um die Weltherrschaft verblutet. Sollte diese Entwickelung heute zu Ende sein, wenn der Geist des kapitalistischen Erwerbs, der all diese Kriege im Grunde geleitet hat, mehr denn je dominiert?
Die entscheidende Frage der Friedensbewegung lautet: Wird es gelingen, den heute herrschenden Kapitalismus aus der Gesellschaft zu beseitigen? Dann mag der Friede mit der Politik der offenen Türe zwischen den Staaten und Völkern herrschen; denn der Friede ist in diesem Falle von dem Einzelnen ausgehend, in der Familie, Gemeinde und Provinz, von unten auf sicher fundiert. Bleibt aber das kapitalistische Erwerbssystem herrschend, dann müssen die Zeiten der ewigen Kriege fortdauern trotz aller Friedenskonferenzen.
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prinz_eisenherz
12.11.2004, 08:03
@ prinz_eisenherz
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An alle, erst einmal Danke für die Mühe; das muss Emil erst einmal verdauen:)) (o.Text) |
-->
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le chat
12.11.2004, 08:45
@ prinz_eisenherz
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Re: Emil, der Kiesfahrer, versteht das alles nicht und braucht eine Antwort |
-->>Wenn ich jedoch annähernd auf der Spur bin, möchte ich von den Experten bitte die Frage beantwortet haben, welche Trümpfe, in der Hand der USA, zu guter letzt stechen werden?
Beim Pokern braucht man nicht zwingend ein Ass im Ärmel.
beste Grüße
le Chat
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Zandow
12.11.2004, 14:35
@ TheRaven
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Darf ich um eine Antwort bitten? |
-->Hallo Raven,
bekomme ich noch eine Antwort auf mein posting (siehe Link unten)?
Aber bitte nicht bei Reinhard abschrieben. Gold-Silber-Parität ist kein Argument, da sich diese Parität jederzeit ändern kann.
Grüße, <font color=#008000>Zandow</font>
<ul> ~ Der Wert des Goldes -></ul>
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R.Deutsch
12.11.2004, 14:50
@ Zandow
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Re: Darf ich um eine Antwort bitten? |
-->Lieber Zandow,
genau das ist die Folge eines subjektiven Wertes! Weshalb es auch so etwas wie eine"unveränderliche" Parität nicht geben kann - erst recht nicht ein vom Staat (etwa mittels Sanktionen) fesgelegter Wert.
Auch eine festgelgte Gold- Silberparität, etwa 1:10 oder 1:15 kann nicht funktionieren. Der Wert von Gold und Silber schwankt ständig von Person zu Person und in der Zeit, wie der Wert von allem anderen auch.
Bei Gold und Silber schwankt es halt am geringsten:-)
Gruß
R.Deutsch
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dottore
12.11.2004, 17:40
@ R.Deutsch
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Re: Darf ich um eine Antwort bitten? |
-->>Lieber Zandow,
>genau das ist die Folge eines subjektiven Wertes!
Hi,
keineswegs. Wenn ich Montag 1000 Euro schuldig bin, ändert sich an den 1000 Euro Zahltag MO 00.00 bis 24.00 absolut nichts. Der Goldpreis kann in der selben Zeit jedoch alle möglich Ups & Downs erleben (wie bekannt).
Was lernen wir daraus: Der Termin entscheidet.
>Weshalb es auch so etwas wie eine"unveränderliche" Parität nicht geben kann - erst recht nicht ein vom Staat (etwa mittels Sanktionen) fesgelegter Wert.
Der Staat sagt nicht"ich sanktioniere, weiß aber noch nicht in was und wieviel". Sondern es steht ganz genau fest. Geht schon los mit Fristüberschreitung bei Zahlungen an ihn = ab 24.00 dieses Tages beginnen die Verzugszinsen - ebenfalls sich beziehend (wenn auch prozentual) auf GZ. Und sich bis ganz weit rechts vom Komma in GZ auszurechnen.
>Auch eine festgelgte Gold- Silberparität, etwa 1:10 oder 1:15 kann nicht funktionieren.
Auch unterm GS gab's einen Terminmarkt für Silber. Und genau der dabei in Gold festgelegte Preis für Terminsilber musste in Silber geliefert - oder eben das GZ Gold geliefert werden.
Genau wie beim heutigen Papier-GZ: Wenn ich jetzt SIX04 zu 7,47 kaufe, ist absolut klar, was die Parität zum Settlement ist. Nämlich 7,47 USD.
>Der Wert von Gold und Silber schwankt ständig von Person zu Person und in der Zeit, wie der Wert von allem anderen auch.
Alle Preise schwanken relativ zu allen anderen Preisen ständig. Eben von Termin zu Termin. Das ist also keine Aussage, die irgendetwas aussagt.
Preis und Termin sind leider untrennbar.
>Bei Gold und Silber schwankt es halt am geringsten:-)
Hatten wir nicht schon mal ein 1: 1 und jetzt haben wir ein 1: 58. Gegenüber ATH 1980 (damals ca. 1: 17) schon mal eine"Wertveränderung" mit Faktor 3,4?
Dagegen sind andere"Schwankungen" geradezu Gold wert gewesen, weil sie viel, viel niedriger waren und Verlust vermeiden halfen.
Nun warten wir geduldig auf die"Silberpreisexplosion" (copyright R.Deutsch) - dann kriegen wir hoffentlich wieder mal ein 1: 1 hin - oder?
Gruß!
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R.Deutsch
12.11.2004, 19:02
@ dottore
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Re: Darf ich um eine Antwort bitten? |
-->Hi,
Der Debitismus darf als widerlegt (falsifiziert) gelten, durch drei große Löcher welche diese Theorie imho nicht schließen (erklären) kann, nämlich:
Söldner, Außenhandel und Wert. Konzentrieren wir uns auf das hier klaffende Loch - den Wert. Dottore schreibt: (meine Antworten diesmal in fett)
>genau das ist die Folge eines subjektiven Wertes!
Hi,
keineswegs. Wenn ich Montag 1000 Euro schuldig bin, ändert sich an den 1000 Euro Zahltag MO 00.00 bis 24.00 absolut nichts. Der Goldpreis kann in der selben Zeit jedoch alle möglich Ups & Downs erleben (wie bekannt).
Was lernen wir daraus: Der Termin entscheidet.
doch es ändert sich was - nämlich der Wert der 1000 Euro. Wenn der Goldpreis steigt, wird der Euro (in Gold) weniger wert. Das ist wieder die Frage: „in was wird der Wert des Euro ausgedrückt?“
>Weshalb es auch so etwas wie eine"unveränderliche" Parität nicht geben kann - erst recht nicht ein vom Staat (etwa mittels Sanktionen) festgelegter Wert.
Der Staat sagt nicht"ich sanktioniere, weiß aber noch nicht in was und wie viel". Sondern es steht ganz genau fest. Geht schon los mit Fristüberschreitung bei Zahlungen an ihn = ab 24.00 dieses Tages beginnen die Verzugszinsen - ebenfalls sich beziehend (wenn auch prozentual) auf GZ. Und sich bis ganz weit rechts vom Komma in GZ auszurechnen.
Ja - es steht fest wie viel Zettel - aber nicht deren Wert. Wenn auf dem Zettel 100 steht, kannst Du zwar sagen OK dieser Zettel zu 100 ist fünf Zettel zu 20 wert aber Du kannst weder sagen, was ein Euro konkret ist, noch was er wert ist
>Auch eine festgelgte Gold- Silberparität, etwa 1:10 oder 1:15 kann nicht funktionieren.
Auch unterm GS gab's einen Terminmarkt für Silber. Und genau der dabei in Gold festgelegte Preis für Terminsilber musste in Silber geliefert - oder eben das GZ Gold geliefert werden.
Genau wie beim heutigen Papier-GZ: Wenn ich jetzt SIX04 zu 7,47 kaufe, ist absolut klar, was die Parität zum Settlement ist. Nämlich 7,47 USD.
>Der Wert von Gold und Silber schwankt ständig von Person zu Person und in der Zeit, wie der Wert von allem anderen auch.
Alle Preise schwanken relativ zu allen anderen Preisen ständig. Eben von Termin zu Termin. Das ist also keine Aussage, die irgendetwas aussagt.
Oh, oh - und dazwischen schwanken sie nicht - sondern nur von Steuertermin zu Steuertermin? Dollar, Euro, Gold, Weizen, Ã-l - alle Preise schwanken von Sekunde zu Sekunde - musst nur mal an die Börsen gucken.
Preis und Termin sind leider untrennbar.
Natürlich gehen auch Termine in die subjektive Wertbestimmung mit ein, aber das Sanktion und Termin nicht die alleinigen Bestimmungsfaktoren für Wert sein können (wie der Debitismus behauptet) geht schon aus der Tatsache hervor, dass auch Leute außerhalb der Landesgrenze (die also weder dem inländischen Termin, noch der inländischen Sanktion unterworfen sind) Wertvorstellungen entwickeln.
>Bei Gold und Silber schwankt es halt am geringsten:-)
Hatten wir nicht schon mal ein 1: 1 und jetzt haben wir ein 1: 58. Gegenüber ATH 1980 (damals ca. 1: 17) schon mal eine"Wertveränderung" mit Faktor 3,4?
Dagegen sind andere"Schwankungen" geradezu Gold wert gewesen, weil sie viel, viel niedriger waren und Verlust vermeiden halfen.
Ja - stimmt schon - weil Silber demonetisiert wurde
Nun warten wir geduldig auf die"Silberpreisexplosion" (copyright R.Deutsch) - dann kriegen wir hoffentlich wieder mal ein 1: 1 hin - oder?
kann schon sein - wenn jetzt Silber wieder remonetisiert wird:-)
Gruß
R.Deutsch
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crosswind
12.11.2004, 21:38
@ prinz_eisenherz
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Schulden sind nicht das Problem, |
-->rein theoretisch natürlich schon, aber PRAKTISCH nicht. Bedeutende neue Erkenntnis mE hier in Forum: Militärisches Potential als Aktivum verbuchen. Bravo. Das MUSS als Aktivum verbucht werden, vor allem wenn es praxisorientiert eingesetzt wird. Ihre Kriege sollten vielleicht einmal unter dem Aspekt"Investition in die Zukunft" angesehen werden.Empfehle den Artikel von MattB über peak oil. Die Amis wissen, was sie tun. Und es ist grandios inszeniert. Da kann ein entgleister Musterschüler wie der Joschka nicht mithalten. Sorry. Ist eben Sphärenbube, mehr nicht.
cw
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Burning_Heart
12.11.2004, 23:47
@ R.Deutsch
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Kleiner Zwischenwurf |
-->>Hi,
>Der Debitismus darf als widerlegt (falsifiziert) gelten, durch drei große Löcher welche diese Theorie imho nicht schließen (erklären) kann, nämlich: > Söldner, Außenhandel und Wert.
Debitismus bedeutet Schulden haben und deswegen gezwungen sein diese abzutragen.
Einfacher ausgedrückt - Hunger erzeugt Aktion.
Die drei Begriffe da oben kommen frühestens innerhalb einer Eigentumswirtschaft zum Vorschein und sind Debitismusderivate.
Der Debitismus war schon lange vorher da.
Gruß
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