-->ich stelle mal zwei Beobachtungen in den Raum. Schließlich handelt es sich bei der Frage wohin die Langfristzinsen sich entwickeln werden, um diw wahscheinlich wichtigste Frage überhaupt.
1.) In meine Umfeld beobachte ich, dass jeder kurz finanziert hat. 1-2 Jahre sehr oft auch in CHF. Obwohl man mit dieser Taktik in den letzten Jahren zugegebenermaßen (auch meine Familie gehörte dazu) gut gefahren ist, sehe ich in den Diskussionen völliges Desinteresse und ein schon fast resignierendes Verhalten und mitunter sogar aggressives Abstreiten von Tatsachen.
Hier mal ein paar Zitate (sinngemäß, die ich in den letzten Wochen zu hören bekommen habe):
"Mein Berater wird schon wissen was er sagt, er glaubt, dass man kurzfristig am besten finanzieren kann und dies auch auf absehbare Zeit so bleibt, ich glaube meinem Berater"..."Wie bitte die Zinsen sollen steigen? Sie sind doch am kurzen Ende schon um 0,X % gestiegen und ich kann die Belastungen heute schon kaum noch tragen"..."Wenn Du recht hast, dass es so schlecht um das Finanzsystem gestellt ist und die Zinsen bald einmal wieder ansteigen (könnten), dann kann ich mein Haus nicht mehr halten (Erschütterung/Resignation) DAS KANN NICHT SEIN DAS DARF NICHT SEIN".
Die bekannte Argumentationskette: Staat kann sich höhere Zinsen nicht leisten, Inflation ist tot, es wird schon alles gut werden... (alles bekannt)
2.) Was ich im Moment gar nicht so richtig einordnen kann sind die Aussagen von Sir Printalot:"Die Zinsen werden steigen und man solle sich langfristig refinanzieren und absichern". Ist dies eine der Schulbuchmeinungen, zur Untermauerung seiner Glaubwürdigkeit (alà Aktienmarkt ist in einer Bubble von 1996 - Timing phenomenal gut [img][/img] )
Oder ist da noch etwas anderes im Busch. Wenn Greenspan bereits heute von steigenden Langfristzinsen spricht, dann dauert es vielleicht wirklich noch drei bis vier Jahre, bis es tatsächlich zum Anstieg der Langfristzinsen kommt.
Es kann natürlich auch einfach so sein, dass Greenspan und nicht nur er, ein Problem mit der flachen Zinsstrukturkurve haben und dementsprechend versuchen den Markt ein wenig zu beeinflussen. Zurzeit läuft die Wirtschaft gut, die Kurzfristzinsen müssen rauf und am besten auch die Langfristzinsen und wenn es wieder mal eine Rezession gibt, dann kann ich wieder senken und die Psychologie der Anleger in meine Richtung bewegen.
Da das Zinshoch aber möglicherweise unter dem Zinshoch vergangener Jahre liegen würde, muss er dann signifikant stärker senken und in Richtung Japan tendieren.
Doch das wird das Weltfinanzsystem vermutlich nicht verkraften. Deshalb rechne ich eigentlich mit folgendem Szenario:
Zinsen werden sehr bald und sehr schnell steigen, ausgleichend wirkt ein dann ebenfalls etwas steigender Dollar. Damit sind kurzfristige Dollaranlagen ab Anfang 2005 stark gefragte Instrumente.
Dennoch werden wirtschaftliche Rückschläge zu erheblichen Zwischenerholungen führen. Die europäischen Bondmärkte dürfte dies zwar belasten tendentiell dürften diese aber ein wenig stabiler bleiben, als die US-amerikanischen. Auch eine Abkopplung scheint mir sehr gut möglich zu sein.
Europäer dürften dann möglicherweise einen kleinen Zeitgewinn erhalten.
In jedem Fall lautet die Maxime 2005 für mich US-Bonds Short zu gehen und am kurzen Ende (ausserhalb des Dollars und Euros) zu investieren, die Zinsdifferenz einzustecken und die Edelmetalle zu preferieren.
Mal sehen ob es gelingt. Ein Zinssturz auf 3 % im 10 year Treasury schließe ich bei aktueller Konstellation aus und deshalb halte ich Chance/Risiko für diesen Trade für relativ überschaubar.
Bei den Schulden sollte man tilgen oder wenn dies nicht möglich ist bzw. aus strategischen Gründen ungeschickt wäre, dann sollte man zumindest bei einem Teil die Zinsbindung verlängern. Wer zocken will kann ja vielleicht noch ein zwei Jahre warten, aber die oben gemachten Zitate stimmen mich doch sehr besorgt über den weiteren Verlauf. Oben genannte Gruppen werden den Absprung vermutlich nicht schaffen und es dürfte sich eine große Umverteilung von Immobilienvermögen ergeben.
Dem Mittelstand wird seine Immobilie genommen und der kapitalkräftige kann sie zu diktierten Preisen erwerben. Der Sozialhilfeempfänger bekommt ja noch die Zinsen bezahlt und die Tilgung wird gestundet. Also dürfte auch für viele Immobilienbesitzer der strategische Privatbankrott eine mögliche Form der (allerdings sehr kurzfristig gedachten) Rettung sein. Wenn ich mir anschaue, wie viele neue Luxusautos bei uns durch die Gegend fahren, wundert mich gar nichts mehr...
Grüße und eine arbeitsreiche Woche
|