-->Dienstag, 30. November 2004
Die Last der Familie
Kofi Annan, Generalsekretär der Vereinten Nationen, gerät in Bedrängnis. Seinem Sohn Kojo wird Betrug in einem UN-Projekt vorgeworfen - und dem Vater, dass er zu lange schwieg
Roland Heine
BERLIN, 29. November. Selbst fĂźr Kofi Annans Begleiter kam die Entscheidung Ăźberraschend. Die Afrika-Reise des UN-Generalsekretärs war seit längerem geplant, und zunächst deutete nichts darauf hin, dass Annan vorzeitig nach New York zurĂźckfliegen wĂźrde. Doch am Donnerstag wurden die Nachrichten aus den UN-Hauptquartier immer beunruhigender, eine amerikanische Zeitung hatte neue Details Ăźber Annans Sohn Kojo und dessen angebliche Verwicklung in einen groĂen UN-Korruptionsskandal berichtet. Kurz entschlossen flog Annan zurĂźck - wegen der Lage im Irak, wie es zunächst hieĂ.
Einen Tag später wurde klar, worum es wirklich ging. Vor der Presse in New York gab der Sprecher des UN-Generalsekretärs eine beispiellose Erklärung ab: Ja, Kojo Annan habe entgegen bisheriger Darstellungen bis Februar 2004 Zahlungen von einer Schweizer Firma erhalten, die durch die UN mit der Teilabwicklung des milliardenschweren"Ă-l fĂźr Lebensmittel"-Programms fĂźr den Irak beauftragt worden war.
Es ist nicht das erste Mal, dass Kojo Annan seinen Vater in eine unangenehme Situation bringt. Der 30-jährige Ghanaer gilt als zwielichtiger Geschäftsmann, der bereits in zahlreichen Ländern versucht haben soll, aus seinem Familiennamen Kapital zu schlagen - als Firmenberater, Präsident eines FuĂballvereins oder als Sportrechtehändler. Dabei macht Kojo - anders als sein stets elegant wirkender Vater - einen eher hemdsärmeligen Eindruck. 1999 kaufte er sich in den Schweizer FuĂballverein FC Vevey-Sports ein und Ăźbernahm das Präsidentenamt. Im Club selbst trat er jedoch so gut wie nie in Erscheinung, was ihm bald den Beinamen"Der Unsichtbare" eintrug."Seine Grundidee war vor allem, Präsident zu sein", erinnert sich ein Spielervermittler. Ob das wirklich alles war, ist jedoch umstritten. Auf jeden Fall war ein Vertrauter Annans bei Vevey-Sports im Jahr 2002 in eine clubinterne Unterschlagungsaffäre verwickelt - es ging um mindestens 100 000 Franken.
Bislang musste sich Kofi Annan jedoch nur als Vater fßr die Unternehmungen seines Sohnes interessieren, nicht als UN-Generalsekretär. Diesmal liegt die Sache anders, und im UN-Hauptquartier stellt dieser oder jener Journalist bereits die Frage, wie lange Kofi Annan noch im Amt bleiben werde.
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< Boardmasters cut >
Vielleich haben die Erzkonservativen in den USA doch recht?
J
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