Nasdaq
10.12.2000, 22:49 |
Von Ed Yardeni Thread gesperrt |
Ein jedes Jahrzehnt scheint ein Leitthema zu haben. Im Kinoklassiker"Die Reifeprüfung" von 1967 spielt Dustin Hoffman einen jungen Mann namens Benjamin. Er hat das College beendet und weiß nicht recht, was er mit seinem Leben anstellen soll. Mr. Robinson, der Vater seiner späteren Freundin, gibt ihm den Rat:"Plastik". Das war in den 60er Jahren der Weg zum Reichtum. In den 70er Jahren war es Ã-l, in den 80ern Heimcomputer, gefolgt vom Internet in den 90ern. Benjamin entscheidet sich nicht für Plastik. Er wählt lieber eine Affäre mit Frau Robinson.
Was beeinflusst uns in der kommenden Dekade am meisten? Die Antwort: das Adjektiv"drahtlos". Vor einigen Wochen kaufte ich mir ein Kabelmodem, um von meinem Heim-PC aus im Internet zu surfen. Es gefiel mir so gut, dass ich überlegte, ein zweites für die Kinder zu kaufen. Sie benutzen das Internet in der Schule ständig für ihre Hausaufgaben. Stattdessen werde ich ein Wireless-Fidelity-Netz (Wi-Fi) installieren. Lucent verkauft dieses System. Es ist ein drahtloses Netz, mit dem sich mehrere PCs einen einzigen High-Speed-Internetzugang teilen können. Junge Firmen wie Mobilstar und Wayport wetteifern darum, Flughäfen und Hotels mit drahtlosen Internetzugängen auszustatten. Dort können sich Nutzer von Wi-Fi-tauglichen Laptops, Handys und Organizern einschalten. United Airlines beauftragte Aerzone, diesen Service in 50 Flughäfen anzubieten.
Mobiltechnologie ist ein riesiger Markt. IBM schätzt, dass der Umsatz neuer drahtloser Systeme und Dienstleistungen in drei Jahren weltweit rund 50 Milliarden Dollar betragen wird. IBM bietet Produkte und Dienstleistungen an, um Firmen zu helfen, Mobilgeräte mit Webinhalten zu speisen. Sun Microsystems stößt mit Servern, die den hohen Leistungsansprüchen drahtloser Unternehmensnetze genügen, aggressiv auf den Markt. Auch die Logistikunternehmen United Parcel Service und Federal Express nutzen moderne Mobilnetze. Firmen und Privatkunden haben die Möglichkeit, per Mobilfunk den Versand ihrer Waren zu kontrollieren. Das Internet war die Killerapplikation in den 90er Jahren. Es trieb die erste Phase der High-Tech-Revolution voran, katapultierte Verkaufszahlen von PCs, Servern und Software in die Höhe. Mobiltechnologien bewerkstelligen das Gleiche in Phase zwei der Revolution, die sich im laufenden Jahrzehnt vollzieht.
Mit der drahtlosen Kommunikation wird sich das Management von Firmen auf einer Real-Time-Basis vollziehen. Das bedeutet, Unternehmen setzen Ressourcen noch effizienter ein, sparen dramatisch Kosten und steigern die Produktivität. Trotz der Kursstürze ist die Technologierevolution quicklebendig. Die Industrie wächst weiterhin am schnellsten und wird eine Hauptquelle des Produktivitätswachstums sein. Das US-Bruttoinlandsprodukt wird in dieser Dekade im Schnitt vier Prozent pro Jahr zulegen, die Produktivität sogar noch 2,5 Prozent stärker wachsen - beides mindestens ein Prozentpunkt höher als die historische Norm.
Das könnte selbst 2001 gelten. Solange Notenbankchef Alan Greenspan am Steuer ist, halte ich eine Rezession für unwahrscheinlich. Auch er ist heute zutiefst von der Technologierevolution überzeugt und erkennt, dass sie zugleich das Produktivitätswachstum anfacht und die Inflation dämpft. Wenn nötig, wird er die Zinsen im Frühjahr senken, um für Emittenten von Anleihen und Aktien ein Gegengewicht zur Belastung durch höhere Energiekosten und knappe Kapitalmärkte zu schaffen.
High-Tech-Aktien, in die Anfang des Jahres ewig währendes Wachstum eingepreist war, fallen schnell. Das legt nahe, dass auch die Überzeugtesten ihren Glauben an die Technologierevolution verlieren. Viele Aktien stiegen 1999 und Anfang 2000 zu schnell, zu hoch. Jetzt sind sie abgestürzt und können noch weiter fallen.
Die schlechte Stimmung könnte sich bis Mitte 2001 fortsetzen, die Börse seitwärts gehen. Zur zweiten Jahreshälfte dürfte der Markt wieder Rekordzonen erreichen, angetrieben von Technologie-, Pharma- und Finanzwerten. Der Rückenwind für die Kurse im laufenden Jahrzehnt kommt wahrscheinlich vor allem vom Gewinnwachstum. Es wird acht bis zehn Prozent betragen. Ich bezweifle, dass die Kurs-Gewinn-Verhältnisse bis 2010 stark, wenn überhaupt steigen. Sie werden sich mit Sicherheit nicht wie in den 90er Jahren verdoppeln. Ich erwarte sowohl niedrigere Inflation (null bis zwei Prozent) als auch niedrigere Renditen bei zehnjährigen Staatsanleihen (5,0 Prozent 2001 und 4,5 Prozent 2002).
Am Ende von"Die Reifeprüfung" überwindet Benjamin seine Verwirrung. Er beendet seine Affäre mit Mrs. Robinson und brennt stattdessen mit der Tochter durch. Das Ende legt nahe, dass das Pärchen glücklich bis ans Ende seiner Tage lebt. Aber sicher ist das nicht. Ich schätze, dass Investoren ihre Verwirrung über die Wirtschaftsaussichten, die Börsenkurse und die High-Tech-Revolution bald ebenso glücklich überwinden. Aber sicher ist das nicht.
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Nasdaq
10.12.2000, 23:07
@ Nasdaq
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Goldpreis |
Der gute Herr Yardeni sieht das ganze ja wieder recht gelassen. Mal schauen was passiert. Irgendwo hat Herr Yardeni mal geschrieben (glaube in seinem letzten Newsletter), dass die meisten Marktteilnehmer bei Betrachtung der Aktienmärklte immer zu dem Schluss kommen, dass wir uns am Ender der Welle fünf befinden und es zwangsläufig zu einer globalen Finanzkriese mit steigendem Goldpreis kommen muß.
Meine Vorstellungen sind ein wenig anders. Zwar glaube ich an eine nahende Rezession mit tendenziell schwachen Aktienkursen, den Zusammenbruch sehe ich aber nicht.
Grund ist dass sich die Menschen in den letzten Jahrzehnten immer wieder neue Technologien und Wachstumsmöglichkeiten ausdachten, die das System voranbrachte. Schwierig ist es natürlich immer in den Emerging Markets wie es der US-Markt in den 20ern ja eigentlich war.
Japan unterscheidet sich fundamental auch stärker von den USA (Immobillienwahn etc.) Wenngleich ich ein Japan Szenario in abgeänderter Form für nicht ausgeschlossen halte.
Was mir zur Zeit allerdings überhaupt nicht so richtig in den Kopf will ist die Meinung mit dem steigenden Goldpreis. Gold ist nach meinen Erkenntnissen in genügender Menge vorhanden und wird auch weiterhin aus den Mienen gefördert. Ohne einen künstlichen Katalysator seitens der großen Regierungen wird es einen steigenden Goldpreis meiner Ansicht nach nicht geben. Gold in Form von Schmuck ist die häufigste Verwendung und industriell erfüllt es keinen signifikanten Nutzen, der nicht auch mit 2-3% der Fördermenge befriedigt werden könnte.
Eher könnte ich mir da schon einen Anstieg in anderen Rohstoffen vorstellen, wie bspw. Platin. Ohne politischen Impuls ist am Gold nichts zu drehen oder wie seht ihr dass?
Ein Short Squeeze wäre natürlich ein kleiner Impuls, der aber bei 400-500 US$ gegessen sein könnte. In der aktuellen Konstellation würden dann vermutlich viele Notenbanken animiert werden die hohen Preise zum Verkauf ihrer Reserven zu nutzen.
Bis dann
Andreas
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JüKü
10.12.2000, 23:21
@ Nasdaq
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Re: Goldpreis / Oh Gott.... |
Ich weiß ja, wer das schreibt ;-) - Vorteil des Forenmasters.
Ein brainwashed Berufsoptimist, der sich eine wirkliche baisse nicht vorstellen kann (WILL!), weil er dann keinen Job mehr hat.
Nix für ungut, aber meine Meinung ist eben anders. Und Yardeni war bis Anfang 2000 der Bär schlechthin; just zum Höchststand des Dow wurde er zum Bullen; Pech aber auch, dieses Timing. Hier mehr dazu: http://www.juekue.de/000203yardeni.htm
>Der gute Herr Yardeni sieht das ganze ja wieder recht gelassen. Mal schauen was passiert. Irgendwo hat Herr Yardeni mal geschrieben (glaube in seinem letzten Newsletter), dass die meisten Marktteilnehmer bei Betrachtung der Aktienmärklte immer zu dem Schluss kommen, dass wir uns am Ender der Welle fünf befinden und es zwangsläufig zu einer globalen Finanzkriese mit steigendem Goldpreis kommen muß.
>Meine Vorstellungen sind ein wenig anders. Zwar glaube ich an eine nahende Rezession mit tendenziell schwachen Aktienkursen, den Zusammenbruch sehe ich aber nicht.
>Grund ist dass sich die Menschen in den letzten Jahrzehnten immer wieder neue Technologien und Wachstumsmöglichkeiten ausdachten, die das System voranbrachte. Schwierig ist es natürlich immer in den Emerging Markets wie es der US-Markt in den 20ern ja eigentlich war.
>Japan unterscheidet sich fundamental auch stärker von den USA (Immobillienwahn etc.) Wenngleich ich ein Japan Szenario in abgeänderter Form für nicht ausgeschlossen halte.
>Was mir zur Zeit allerdings überhaupt nicht so richtig in den Kopf will ist die Meinung mit dem steigenden Goldpreis. Gold ist nach meinen Erkenntnissen in genügender Menge vorhanden und wird auch weiterhin aus den Mienen gefördert. Ohne einen künstlichen Katalysator seitens der großen Regierungen wird es einen steigenden Goldpreis meiner Ansicht nach nicht geben. Gold in Form von Schmuck ist die häufigste Verwendung und industriell erfüllt es keinen signifikanten Nutzen, der nicht auch mit 2-3% der Fördermenge befriedigt werden könnte.
>Eher könnte ich mir da schon einen Anstieg in anderen Rohstoffen vorstellen, wie bspw. Platin. Ohne politischen Impuls ist am Gold nichts zu drehen oder wie seht ihr dass?
>Ein Short Squeeze wäre natürlich ein kleiner Impuls, der aber bei 400-500 US$ gegessen sein könnte. In der aktuellen Konstellation würden dann vermutlich viele Notenbanken animiert werden die hohen Preise zum Verkauf ihrer Reserven zu nutzen.
>Bis dann
>Andreas
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BossCube
10.12.2000, 23:22
@ Nasdaq
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Du vergißt nur das wichtigste: Gold ist GELD |
>Der gute Herr Yardeni sieht das ganze ja wieder recht gelassen. Mal schauen was passiert. Irgendwo hat Herr Yardeni mal geschrieben (glaube in seinem letzten Newsletter), dass die meisten Marktteilnehmer bei Betrachtung der Aktienmärklte immer zu dem Schluss kommen, dass wir uns am Ender der Welle fünf befinden und es zwangsläufig zu einer globalen Finanzkriese mit steigendem Goldpreis kommen muß.
>Meine Vorstellungen sind ein wenig anders. Zwar glaube ich an eine nahende Rezession mit tendenziell schwachen Aktienkursen, den Zusammenbruch sehe ich aber nicht.
>Grund ist dass sich die Menschen in den letzten Jahrzehnten immer wieder neue Technologien und Wachstumsmöglichkeiten ausdachten, die das System voranbrachte. Schwierig ist es natürlich immer in den Emerging Markets wie es der US-Markt in den 20ern ja eigentlich war.
>Japan unterscheidet sich fundamental auch stärker von den USA (Immobillienwahn etc.) Wenngleich ich ein Japan Szenario in abgeänderter Form für nicht ausgeschlossen halte.
>Was mir zur Zeit allerdings überhaupt nicht so richtig in den Kopf will ist die Meinung mit dem steigenden Goldpreis. Gold ist nach meinen Erkenntnissen in genügender Menge vorhanden und wird auch weiterhin aus den Mienen gefördert. Ohne einen künstlichen Katalysator seitens der großen Regierungen wird es einen steigenden Goldpreis meiner Ansicht nach nicht geben. Gold in Form von Schmuck ist die häufigste Verwendung und industriell erfüllt es keinen signifikanten Nutzen, der nicht auch mit 2-3% der Fördermenge befriedigt werden könnte.
>Eher könnte ich mir da schon einen Anstieg in anderen Rohstoffen vorstellen, wie bspw. Platin. Ohne politischen Impuls ist am Gold nichts zu drehen oder wie seht ihr dass?
>Ein Short Squeeze wäre natürlich ein kleiner Impuls, der aber bei 400-500 US$ gegessen sein könnte. In der aktuellen Konstellation würden dann vermutlich viele Notenbanken animiert werden die hohen Preise zum Verkauf ihrer Reserven zu nutzen.
>Bis dann
>Andreas
Leider haben das viele vergessen, bald werden sie sich aber wieder erinnern, wenn das Fiat-System zusammenbricht. Irgendwann rächt es sich, Geld aus dem Nichts in fast unbegrenzter Menge geschaffen zu haben.
Gruß
Jan
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JüKü
10.12.2000, 23:42
@ BossCube
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Re: Du vergißt nur das wichtigste: Gold ist GELD / Bitte nicht, Jan! |
>Leider haben das viele vergessen, bald werden sie sich aber wieder erinnern, wenn das Fiat-System zusammenbricht. Irgendwann rächt es sich, Geld aus dem Nichts in fast unbegrenzter Menge geschaffen zu haben.
>Gruß
>Jan
Jetzt fall' mir nicht in den Rücken, wo wir doch seit Monaten versuchen, dem Reinhard klar zu machen, dass man nicht"Geld aus dem Nichts" schaffen kann. Das Einzige, was so gut wie Nichts ist, sind Staatsschulden, weil sie nie getilgt, sondern immer nur erhöht werden.
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Nasdaq
11.12.2000, 00:25
@ JüKü
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Klarstellung |
>[b]Ich weiß ja, wer das schreibt ;-) - Vorteil des Forenmasters.
>Ein brainwashed Berufsoptimist, der sich eine wirkliche baisse nicht vorstellen kann (WILL!), weil er dann keinen Job mehr hat.
Entschuldigung aber so war das ganze ja nun wirklich nicht gemeint. Ich glaube deutlich zum Ausdruck gebracht zu haben, dass ich im allgemeinen pessimistisch bin was den Ausblick von Aktienkursen betrifft. Und zwar ganz einfach aus dem Grund, dass wir nach 20 Jahren Hausse eine Rezession bekommen werden, die uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurück bringen wird. Seit einigen Jahren versuche ich aber auch die Einflüsse, die den Goldpreis bestimmen zu verstehen und kahm bisher zu dem Schluss, dass es eine Aktienkriese auch ohne signifikanten Goldpreisanstieg (über 500 US$) geben kann.
Werde in den nächsten Wochen bestimmt noch einige Daten hier posten, die diese Theorie auch belegen könnten.
Wohin die Börse fallen wird vermag ich auch nicht so genau zu sagen, aber dafür gibt es ja sehr gute Charttechniker und Elliott-Wellen Analytiker, von denen ich in der nächsten Zeit bestimmt viel lernen kann. Das Board kommt mir hierbei zu Gute.
Möchte mich hier nur nicht gleich am Anfang als Optimisten ohne Gnade abstempeln lassen, denn der erste Eindruck zählt ja bekanntlich.
Bis dann
Nasdaq
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JüKü
11.12.2000, 09:25
@ Nasdaq
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Re: Klarstellung |
>>Ich weiß ja, wer das schreibt ;-) - Vorteil des Forenmasters.
>>Ein brainwashed Berufsoptimist, der sich eine wirkliche baisse nicht vorstellen kann (WILL!), weil er dann keinen Job mehr hat.
>Entschuldigung aber so war das ganze ja nun wirklich nicht gemeint. Ich glaube deutlich zum Ausdruck gebracht zu haben, dass ich im allgemeinen pessimistisch bin was den Ausblick von Aktienkursen betrifft. Und zwar ganz einfach aus dem Grund, dass wir nach 20 Jahren Hausse eine Rezession bekommen werden, die uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurück bringen wird. Seit einigen Jahren versuche ich aber auch die Einflüsse, die den Goldpreis bestimmen zu verstehen und kahm bisher zu dem Schluss, dass es eine Aktienkriese auch ohne signifikanten Goldpreisanstieg (über 500 US$) geben kann.
>Werde in den nächsten Wochen bestimmt noch einige Daten hier posten, die diese Theorie auch belegen könnten.
>Wohin die Börse fallen wird vermag ich auch nicht so genau zu sagen, aber dafür gibt es ja sehr gute Charttechniker und Elliott-Wellen Analytiker, von denen ich in der nächsten Zeit bestimmt viel lernen kann. Das Board kommt mir hierbei zu Gute.
>Möchte mich hier nur nicht gleich am Anfang als Optimisten ohne Gnade abstempeln lassen, denn der erste Eindruck zählt ja bekanntlich.
>Bis dann
>Nasdaq
Sorry, sollte kein Abstempeln sein. Aber ich sehe einen"Seitwärtsmarkt" bzw."leicht abwärts" als optimistisch.
Mit der Aussage"Aktienkrise auch ohne Goldpreisanstieg" stimme ich voll überein.
Jedenfalls freue ich mich auf weitere Postings, damit wir (oder jedenfalls ich) nicht zu pessimistisch werde(n).
Einen guten Wochenstart für die Runde!
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