-->Nein! Erst mal Krampus, Knecht Ruprecht
Weihnachten und Neujahr sind eine besinnliche Zeit, weil sie das Wesen des Menschen und das Wesentliche in dem, was man das Jahr über tut, anmahnen. Da Mangels befriedender Antworten die wenigsten dem noch nachsinnen wollen oder können, klingeln die Glocken immer süßer... Und das muß wohl so sein, damit man die wuchtigen Schritte der Nemesis nicht hört, die kommt, wenn dem Christkind der Zutritt verwehrt ist. Denn bezahlt werden muß - soweit jedenfalls scheint das menschliche Leben dem"Markt" zu folgen. Hier einige Schritte der Nemesis:
Ein Spatz-Leser hat uns auf interessante geschichtliche Parallelen hingewiesen, von denen ich hier einige wiedergeben möchte:
15.1.1929 Die Arbeitslosenzahlen übersteigen zum ersten Mal die 2 Millionen Grenze, am 28.2. sind es schon 3,2 Millionen.
12.5. Bei den Landtagswahlen im roten Sachsen gewinnen die Nationalsozialisten zunächst noch erschreckende 5 von 96 Sitzen.
26.9. Es kommt zur bisher größten Banken-Fusion in Deutschland zwischen Deutscher Bank und Disconto-Gesellschaft. Man spricht von Rationalisierungseffekten (heute Synergie-Effekte).
25.10 der Schwarze Freitag! Die Weltwirtschaftskrise setzte als Börsenkrach ein. Heiße Luft entweicht pfeifend aus hochspekulierten Aktien. Heute erleben wir die Finanzkrise eher als Schlammlawine. Die hochspekulierten Wertpapiere können dank staatlicher Unterstützung ihre Nominalwerte halten, saugen aber immer mehr Liquidität aus der produzierenden Wirtschaft und"zahlungsfähige Nachfrage" vom Markt.
14.12. Mit knapper Mehrheit verabschiedet die Regierung ein Sofortprogramm zur Beilegung der Finanzkrise. Es besteht in Steuererhöhungen und Anhebung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. Heute hält man sich für schlauer und verteuert statt dessen direkt und indirekt die Energie. Beides ist indes Abschöpfen von Kaufkraft.
27.3.1930 Die Koalitions-Regierung Müller (SPD) scheitert. Die DVP möchte die Leistungen der Arbeitslosenversicherung senken (das damalige Hartz IV), die SPD besteht auf Solidarzahlungen durch das Reich und fordert höheren Leistungen der Arbeitslosenversicherung, um die"Nachfrage anzukurbeln".
22.6. Bei Landtagswahlen in Sachsen wird die NSDAP mit 14 Sitzen zweitstärkste Partei hinter der SPD mit 33 Sitzen.
16.7. Der Reichstag lehnt mit den Stimmen der SPD, DNVP, KPD und NSDAP einen Sparhaushalt der Reichsregierung ab, durch den sie das Defizit abbauen möchte. Das Sparprogramm wird dann durch Notverordnung des Reichspräsidenten durchgesetzt.
1.9. Die Reichsregierung hebt die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung auf dem Weg einer"Reichshilfe zur finanziellen Sanierung der Arbeitslosenversicherung" an, die jeder Beschäftigte bezahlen muß und die 3,2% seines Lohnes beträgt. Gleichzeitig meldet das Statistische Reichsamt, daß die Spareinlagen der Deutschen mit rund 10 Milliarden Reichsmark wieder den Höchststand um kurz vor 1923 - allerdings nicht den Vorkriegsstand - erreicht und übertroffen haben.
29.12 Der Ruhrbergbau kündigt 295.000 Bergarbeitern zum 15. Januar 1931, zugleich wird die Zwangsabgabe zur Arbeitslosenversicherung von 2,5% auf 4,5% erhöht und die Selbstbeteiligung an den Arzneimittelkosten eingeführt.
10.1.1931 Die Schlichtungskommission im Tarifkonflikt des Ruhrbergbaus setzt eine 6% Lohnsenkung und dafür die Aufhebung der Kündigung durch,
12.3. Der Reichstag billigt eine neue KFZ-Steuer für Personenwagen von 12 RM pro 100 cm³ Hubraum.
15.3. Die Zahl der Arbeitslosen wird mit 5 Millionen angegeben. Nur die Hälfte von ihnen wird durch die Arbeitslosenversicherung abgesichert. 19% erhalten Mittel aus einer Krisenunterstützungskasse, der Rest ist auf die Wohlfahrt angewiesen.
5.6. Eine weitere Notverordnung"Zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen" verhängt weitere"Sparmaßnahmen".
13.7. Die Darmstädter Nationalbank (DANAT) geht bankrott, weil man ihr die Kredite kündigt.
3.8. Reichsarbeitsminister Adam Stegerwald wandelt den"freiwilligen Arbeitsdienst" in eine öffentliche Einrichtung um. Arbeitslose können nun zu gemeinnützigen Arbeiten herangezogen werden (heute 1 Euro-Job).
1.10. Die Höchstdauer der Arbeitslosenunterstützung wird von 26 auf 20 Wochen verkürzt, eine weitere Notverordnung zur"Sicherung von Wirtschaft und Finanzen" senkt die Rentenbezüge. Es werden 5,6 Millionen Arbeitslose gezählt.
27.1.1932 Adolf Hitler erklärt vor dem Düsseldorfer Industrieclub. Die Wirtschaftskrise lasse sich mit dem parlamentarischen System nicht lösen.
15.2. Die amtliche Zahl der Arbeitslosen überschreitet die 6-Millionengrenze.
Im Juli wendet die Reichsregierung 55 Millionen Reichsmark für den"freiwilligen Arbeitsdienst" auf. 66.000 Arbeitslose werden für durchschnittlich 2 RM pro Tag beschäftigt. Dagegen beläuft sich die Arbeitslosenunterstützung für Langzeitarbeitslose auf 1,80 RM pro Tag.
Wer die Geschichte nicht begreift, sondern sie sich nach eigenem Geschmack oder dem anderer zurechtlügt, ist gezwungen sie zu wiederholen, bis er zum Lernen bereit ist. Daß die Geschichtserzählung über Drittes Reich und Bundesrepublik die der Siegermächte ist, bedeutet nicht, daß ihre Propagandisten und Gläubigen (weil das Glauben das Leben in der Nachkriegszeit erleichterte) auf Seiten der Sieger stehen, sondern nur, daß sie auf die Wiederholung ihrer Geschichte abonniert sind.
Die Probleme waren damals und heute die gleichen: Unternehmen können nicht mehr lebenshaltungsgerechte Löhne bezahlen, während sie auf dem Markt keine kostendeckenden Preise realisieren können. Gegenüber früher hat sich nur die Produktivität erhöht. War es früher vielleicht noch nicht ganz möglich, alle Menschen materiell ausreichend zu versorgen, wäre das heute sogar auf einem sehr hohen Niveau sehr leicht möglich - wenn man das wollte. Es geschieht aber nicht. Im Gegenteil, wir haben heute weltweit mehr Hungertote und in Unterernährung dahinsiechende Menschen als damals. Von diesem ärgerlichen Umstand lenkten damals wie heute die üblichen Hetzer ab. Die einen rufen, weil sie es bezahlt bekommen: Löhne senken, damit wir mehr Leute beschäftigen können, die anderen, um an besser bezahlte Posten zu gelangen: Löhne anheben, damit die steigende zahlungsfähige Nachfrage höhere Preise erlaubt. Das alte Spiel Lohn/Preis oder Preis/Lohnspirale - und keine Lösung in Sicht. Die allgemein wachsende Verschuldung blockiert alles.
Ausgangspunkt der Überlegungen sollte der Umstand sein, daß Lohnkosten und preisbildende zahlungsfähige Nachfrage nahezu identisch sind. Denn wir kaufen mit dem Geld, das wir verdient haben. Mehr geht auf Dauer nicht (Bei Pump verschenken wir nur noch die Zinsen). Was wir verdient haben, schlägt aber irgendwo als Kosten zu Buche - selbst für grüne Lehrer und Politikern gilt das, weil Steuern, wenn sie nicht einfach vom Lohnabgezogen werden, bei den Unternehmen als Kosten erscheinen.
Wie kann es dann überhaupt Geldgewinne geben? Jede technische Produktivitätssteigerung würde sich (nach kurzen Anfangsgewinnen) schnell in sinkende Preise auflösen. Die Unternehmen bekämen effizientere Produktionsstätten, die Lohnempfänger und deren Derivate (Dienstleister in allerlei Ämtern) erlebten sinkende Preise. Alle wären besser versorgt, wenn ein derart"freier" Markt das Sagen hätte (hat er wohl nicht). Für die Gesellschaft insgesamt wäre das ein Vorteil, nur für die"wirtschaftlich Denkenden" nicht! Die hätten genau so viel Geld wie vorher. Deshalb läuft es auch anders. Mit dem Modell"freier Markt" wird geworben (der Mensch muß/will an etwas glauben!), obwohl er offensichtlich ganz anders funktioniert. Der Schlüssel zum"ganz anderen" heißt"Geld". Auch hierzu finden sich flotte, glaubensstärkende Erklärungen: Schuld an der Misere sei, daß die einen Geld beiseite legen und die anderen dadurch ihren Arbeitsplatz verlieren (Geiz ist/ist nicht geil). Warum sollte man so etwas machen, Geld beiseite legen? (Das"Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not" - ist hier nicht gemeint).
Aus reiner Wirtschaftlichkeit: Man bekommt um so höhere Preise, je mehr Knappheit herrscht. Dafür rentiert es sich (für einige) Geld auf die Seite (der reinen Spekulation) zu legen. Denn Knappheit ist selbst im möglichen Überfluß herstellbar. Das ist der Grundstein moderner Wirtschaftlichkeit. Knappheit ist machbar, wenn man den Kredit kontrollieren, am Ã-lhahn (an der Energiesteuer) drehen und durch Vorschriften die Güterproduktion bremsen kann. Das geschieht und dafür, daß es geschieht, treten in diesem Land die vereinten rot-grün-gelb-schwarzen Kräfte ein, die die Bürger auf Anraten der notleidenden Kreditwirtschaft und ihrer Medien alle paar Jahre ganz freiheitlich wieder wählen.
Früher sorgten Kriege für Verknappung und die Großkreditgeber für die Kriege. Heute geht das freiheitlicher hinter vorgehaltenem, freiem Markt; und die Betroffenen ("Nazi","Faschisten","Sozi","Kommunisten" etc) geben sich gegenseitig die Schuld. Daß das ordentlich und nach Programm abläuft, dafür sorgen die richtigen Besatzungstruppen in gut 120 Staaten der Erde zur Verteidigung der Freiheit (was immer das sein soll). Diese muß nämlich militärisch verteidigt werden, weil die Menschen sonst vielleicht mehr Spaß hätten, bei besserer Versorgung aller mit anderen zusammenzuarbeiten und gemeinsam neue Abenteuer anzuzetteln, z.B. auf dem Mars Radieschen anzubauen und Ähnliches. Daß dergleichen nur unter guter und effektiver Führung möglich sein würde, wissen alle Beteiligte von selbst (wenn sie nicht durch antiautoritäre Gesamtschulen gegangen sind).
"Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern". Damit es dazu nicht kommt, muß Knappheit herrschen und die Angst, jemand anderes könnte einem das Brot vor der Nase wegschnappen und einen verhungern lassen. Die Botschaft aus Zeiten tatsächlicher und damit gefährlicher Knappheit ist gut 2000 Jahre alt, die der lukrativen Verknappung 200. Die eine wurde begierig aufgenommen, die andere theologisch verhohnepipelt (dt."veralbert"). Schon vor 2000 Jahren war dem Botschafter klar gewesen, daß sich auf die angegebene Weise die Angst und die materielle Not wirksam überwinden ließe und man - um es im bekannten Bild zu sagen - mit 2 Fischen und 10 Broten Tausende von Menschen ernähren könnte. Man muß nur die Verknapper (damals der Kaiser in Rom, das erklärte Gegenstücke zum damaligen Botschafter) und zwar die militärischen, ideologischen und die wirtschaftspolitischen überwinden. Nur? Daran arbeiten mißverstandene Idealisten seit über 2000 Jahren und werden belächelt, verleumdet oder verfolgt, manchmal sogar ins Irrenhaus gesteckt. Und doch, wir kommen der Sache allmählich näher. Das ist die Hoffnung, die Ihnen der Spatz zum Neuen Jahr aus dem Gebälk zuzwitschern will, mit den besten Wünschen für ein trotzdem oder gerade deshalb fröhliches Weihnachtsfest
Quelle. www.spatzseit.de
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