EM-financial
30.12.2004, 18:56 |
Vom Pfaffen Lehmann der da sagt"Kinderarmut ist eine Schande"???! Thread gesperrt |
-->Liebe Forumgemeinde,
vermutlich ist dies mein letzter Beitrag in diesem Jahr. Aber was ich an Weihnachten vernommen habe, dass möchte ich nicht unkommentiert stehen lassen.
So berichtete (http://www.abendblatt.de/daten/2004/12/27/380590.html):"Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, plädierte dafür, endlich zu einer kinderfreundlichen Gesellschaft zu werden. Er forderte eine"neue Offensive für das Kind". Es sei"eine Schande in unserer Gesellschaft, wie viele Kinder an den Grenzen der Armut oder darunter leben".
Nun, wenn Armut in Deutschland"eine Schande" sein soll, dann sollte ich dieses Land vermutlich bald verlassen, denn ich möchte ja nicht zu den"geschändeten" gehören.
Nun frage ich mich was dieser Kardinal wohl mit diesem undifferenzierten und völlig undurchdachten Ausspruch gemeint haben könnte?
Meint er damit, dass es in unserer Gesellschaft immer noch arme Kinder ohne Handy, Nike Schuhe und Märklin Eisenbahn gibt? Welche Schande [img][/img]
Also die Kinderlosigkeit damit zu verknüpfen, dass es"arme Kinder" gibt, ist ja bereits grobe Fahrlässigkeit aber wie soll ich mich jetzt fühlen, der nach heutiger Definition von Lehmann vor 20 Jahren bettelarm gewesen sein muss?
Als meine Familie 1984 aus der DDR in den"goldenen Westen" auswanderten hatten wir Nichts. Am Tag der Ankunft in der BRD besaßen meine Eltern keine Arbeit und wir hatten kein Dach über dem Kopf. Dankbar blicke ich auf Franz Josef Strauß zurück, der uns damals die Aus- und Einreise ermöglichte und uns für einige Wochen in seinen Durchganagslagern beherbergte, bis meine Eltern die notwendigen bürokratischen Schritte erledigen konnten und mein Vater eine einfache Arbeit in Baden Württemberg annehmen durfte. Deshalb kann ich aus meiner Perspektive absolut nicht nachvollziehen weshalb Herr Strauß so"schlimm" gewesen sein soll. Abgesehen von ein paar Korruptionsfällen hat er sich mit seinem Hass gegen die DDR und den Kommunismus doch als sehr weitsichtig und völlig korrekt verhalten. War es damals also für mich eine Schande, dass meine Familie nicht mit Geldgeschenken überhäuft wurde?
Kleidung wurde damals in meiner Familie nicht neu gekauft sondern wo immer möglich hat man diese aus dem Bestand von Verwandten und Bekannten weitergereicht, denn schließlich wachsen Kinder nunmal aus der Kleidung heraus. Spielsachen gab es in den Anfangsjahren bei mir allenfalls als Import aus der DDR (da meine Eltern noch ein paar Restbestände Ostmark von Verwandten"verwalten" ließen) und als meine Schulkameraden mit schicken neuen Fahrrädern mit Gangschaltung in die Schule kamen, gab es bei mir zum Geburtstag ein IFA Fahrrad (ohne Schaltung). Heute machen sich Eltern Vorwürfe wenn sie ihr Kind ohne Handy in die Schule schicken müssen...
Die ganze Geschichte könnte ich jetzt endlos weiterführen.
Der Kern ist, dass ich mich NIEMALS als"Arm" gefühlt habe. Wohlbehütet bin ich in einer Familie aufgewachsen in der Armut keine Schande war und wo der Sparstrumpf das Allerheiligste war. Meine Eltern haben mich geliebt und ich liebe sie dafür heute noch. Deshalb war ich Reich und nicht Arm. Mit Sicherheit gab es früher noch ärmere Familien die tatsächlich hungerten und mein Vater betonte immer wieder, dass es in seiner Kindheit auch viele Abende gab in denen er zu Bett ging ohne etwas im Magen zu haben und dies wohlgemerkt in der ach so sozialen DDR...
Jetzt frage ich mich wie dieser Kardinal Armut definiert? Wenn es tatsächlich Familien gibt, die mit Lumpen am Leib herumlaufen müssen und deren Kinder nichts zu essen bekommen, dann möchte ich gerne erfahren wo diese Familien in meiner Umgebung sind, damit ich mit etwas Brot helfen kann.
Ansonsten schlage ich vor, dass der Kardinal lieber seine Kirchensteuereinnahmen dafür verwendet dieser"schändlichen" Situation ein Ende zu bereiten.
Vielleicht ist es ja auch nur eine Schande, dass es Pfaffen wie den Lehmann überhaupt in die Zeitungen und ins Fernsehen schaffen.
Pfui Teufel (entschuldige Erwin)
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JoBar
30.12.2004, 19:39
@ EM-financial
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Re: Lehmann hat doch recht! Er weiß bloß nicht in welchem Bereich |
-->>So berichtete (http://www.abendblatt.de/daten/2004/12/27/380590.html):"Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, plädierte dafür, endlich zu einer kinderfreundlichen Gesellschaft zu werden. Er forderte eine"neue Offensive für das Kind". Es sei"eine Schande in unserer Gesellschaft, wie viele Kinder an den Grenzen der Armut oder darunter leben".
Ich habe heute beim Stadtbummel zufällig nach längerer Zeit eine Freudin getroffen die seit drei Jahren in Singen Berufschul- und...-Lehrerin ist.
Neben haarsträubenden Internas über die"aufopferungsvollen Einsatz" der Lehrer-Kollegen, fielen in unserem Plauch auch einige Bemerkungen zum Berufschul-Alltag:
-... die meiste Zeit muß ich Erziehungsarbeit nachholen...
-... ich komme mit meinen Schülern gut aus, aber ich frage mich, ob die [ mit ihren Sprachproblemen, mangelnden sozialen Fähigkeiten, weiteren Defiziten ] überhaupt eine Chance in der Gesellschaft haben? Was soll aus all diesen Menschen werden?...
-... es kommen Jahr für Jahr mehr nach. Ich glaube die werden hier nur für zwei, drei Jahre zwischengeparkt...
-... viele Eltern sind vollkommen uninteressiert. Wenn es hoch kommt, dann höre ich"Hauen Sie dem doch eine runter"
...
Klang alles nicht sehr gut:(
Lehmann hat schon irgendwie recht: Die Kinder sind arm dran - aber ich meine, daß es ist nicht das Geld an dem es ihnen mangelt
J
PS Singen hat nunmehr bereits Sozialhilfe-Empfänger in der vierten Generation
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Dieter
30.12.2004, 20:13
@ JoBar
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es wäre alles sehr einfach |
-->die Zahl der Kinder in Deutschland zu erhöhen.
Eigentlich brauchte man nur stur die größte Wahrscheinlichkeit behaupten, nämlich daß es in 30 Jahren keine staatliche Unterstützung gibt. Dann wären alle auf sich und ihr soziales Umfeld angewiesen.
Ich wette, der Egoismus der Menschen würde dazu führen, mehr Kinder zu zeugen und natürlich auch so zu erziehen, daß diese Kinder im Stande und willens sind, die älteren dann zu versorgen.
Die Probleme wären also gelöst, wenn man sofort seitens der Regierung beschließen würde jegliche Altersversorgung ersatzlos in 30 Jahren zu stoppen.
Gruß Dieter
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crosswind
30.12.2004, 20:23
@ Dieter
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Auf den Gedanken |
-->noch nicht gekommen. Einleuchtend - die Rentenstreichung kommt sukzessive von selbst und dieses Problem hat sich erledigt. Ein Blick auf die 3.Welt hätte eigentlich genügt - hatte wohl einen blinden Fleck.
gruss cw
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JoBar
30.12.2004, 20:46
@ Dieter
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Re:"Es gibt schon Unterschiede zwischen Quantität und Qualität" oder |
-->>die Zahl der Kinder in Deutschland zu erhöhen.
der alte Bauernspruch"Viel hilft viel" stimmt leider, leider nicht!
J
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Kasi
31.12.2004, 01:25
@ JoBar
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Damals war alles besser, die schlimmste Jugend aller Zeiten |
-->Dieses ganze ewige Schuldzuweisen ist doch langsam nicht mehr zu ertragen. Ich durfte gerade zu Weihnachten von meiner Schwester erfahren, wie in diesem Land Eltern-Engagement von Lehrerseite behandelt wird. Passt ganz gut zum Thema Arbeitnehmer-Demotivation vor ein paar Tagen hier. Da sah es genau umgekehrt aus... die Eltern müssen Lehrarbeit übernehmen bzw. nachholen. Ohne Kohle für Nachhilfe scheint das alles keinen Sinn mehr zu machen.
Die Eltern kamen zwar auch nicht besonders gut weg und das allgemeine Thema Sprach/Schreibprobleme kam auch beängstigend durch."Hauen Sie dem doch eine runter" scheint da aber eher weniger angesagt zu sein als pseudo-pädagogisch"Das arme Kind" zu faseln. Das klingt alles nicht gut, aber es sollte doch wohl jedem klar sein, daß die Schuld hier ganz klar auf allen Schultern gleichmässig verteilt ist... von heissluft-absondernden PISA-Aktivismus Politikern, Lehrern die Fliessbandarbeit leisten und Eltern die den Fernseher als Ersatzpappi benutzen. Da wird Kohle verbraten daß die Schwarte kracht, neue Schulen auf Moor gebaut, die nach 3 Jahren schon verfallen und von Anfang an mit billigem Klebstoff vergiftet sind. Hauptsache die Kollegen machen sich die Taschen voll, man kann dann ja an Lehrmitteln sparen und PISA-Worthülsen in die Medien plappern. Das ist doch alles krank.
Mir ist jedenfalls am Verhalten des Kleinen sehr deutlich geworden, daß ein wichtiges Problem die Medien und ihre Happenüberfrachtung sind. Ich bin froh, alles früher hinter mich gebracht zu haben und nicht heute da durch zu müssen, da können mich auch drei Handys und Playstations nicht neidisch machen. Alles wird in schnellen, kurzen sinnleeren Sätzen und Multicolor-Flashframes kommuniziert, soziale Verantwortung und Schultheorien werden jeden Tag konterkarriert, Kinder von der Industrie zu willkommenen umerziehbaren Zielgruppe degradiert, unerreichbare Plastik-Vorbilder aufgebaut (das perverseste, dekadendeste und asozialste davon scheint mir momentan das Paris Hilton Tohuwabohu zu sein, was bleibt von der ohne Kohle?). Es geht nur noch um Kohle, da können Popstar-Sendungen noch so sehr heucheln, die Kids zur Kreativität zu motivieren. Ihnen wird eben nicht die Kreativität und ein Hobby sondern schneller Reichtum als Wurst vor die Nase gehängt und im Endeffekt sollen sie nur die Scheiss-CDs und Fastfood-Merchandise kaufen und sich jetzt möglichst mit 14 schon Silikontitten oder Plastikärsche implantieren lassen um so zu sein wie die falsche Fernsehwelt.
Wer mir ernsthaft erzählen will, daß er meint er wäre in dieser Umgebung zum gleichen Mensch aufgewachsen, unterschätzt glaube ich die Kraft all dieser Einflüsse.
So viel Kritik berechtigt ist, so viel kommt mir oft sehr einseitig und unfair vor und ist wohl oft auch nichts als ein Versuch sich vor sich selbst zu rechtfertigen. Besonders von Seiten der Industrie wird mir von den Schuldzuweisungen zunehemend schlecht.
Kasi
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stocksorcerer
31.12.2004, 09:44
@ Kasi
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Re: Damals war tatsächlich alles besser..... |
-->Hallo Kasi, [img][/img]
Ich sehe das ganz genauso wie Du. Klasse Beitrag. Tatsächlich ist die Schuld am intellektuellen Zustand der Kinder bei allen zu suchen.
Bei den Politikern, die nach falschen Prioritäten Steuergelder zweckentfremden.
Bei den Eltern, die sich in unseren postmodernen Zeiten nur zu gern auf die Schulpflicht und damit die Lehrer und Politiker verlassen und sich nicht mehr genug Zeit nehmen.
Bei den Lehrern, die die Zügel haben schleifen lassen und zwar gleich doppelt. Zum ersten im normalen Umgang mit den Schülern und zum zweiten, indem sich gezeigt hat, daß viele Lehrkräfte sich außerstande sehen, sich selbst auf einen sich schnell verändernden Lehrplan einzustellen und zeitgemäßen Unterricht anzubieten.
Und am Ende auch ganz pauschal bei der Gesellschaft, die die Kinder durch das Zulassen der von Dir beschriebenen diversen Einflüsse dazu gebracht haben, daß jeglicher Respekt vor den Älteren auf der Strecke geblieben ist und die Vorbilder eher aus der Hip-Hop-Rap-Pop-Szene gesucht werden, statt aus dem"wahren Leben".
Ich frage mich, ob Kindern im allgemeinen heute überhaupt noch Werte vermittelt werden. Jedenfalls hoffe ich, daß ich persönlich für meinen Teil nicht scheitern werde und gebe mir jede nur erdenkliche Mühe, diverse Einflüsse zu minimieren.
winkääää
stocksorcerer
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Sascha
31.12.2004, 11:10
@ EM-financial
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Re: Vom Pfaffen Lehmann der da sagt"Kinderarmut ist eine Schande"???! |
--> > Meint er damit, dass es in unserer Gesellschaft immer noch arme Kinder > ohne Handy, Nike Schuhe und Märklin Eisenbahn gibt? Welche Schande
Hallo EM-Financial!
Das Problem ist nicht, daß es Kinder gibt die kein Handy oder keine Markenkleidung tragen. Das Problem ist aber, daß die Gesellschaft sich hier oft nicht richtig verhält. Oder sagen wir es anders: Ich erlebe es höchst selten, daß die Gesellschaft sich hier richtig verhält.
Selbst unter Erwachsenen wird ja oft geprollt mit den Urlauben die man gemacht hat, wo man schon überall war, was man eigentlich für einen Beruf hat, welches Auto man fährt und in welcher ach so schönen Gegend man lebt. Mitunter kann man sicherlich stolz sein wenn man was erreicht hat. Aber heute zunehmend problematisch sind diejenigen die einen auf"Ich hab alles. Was seid ihr denn?" machen und das Geld entweder geerbt haben oder durch krumme Geschäfte oder Schwarzarbeit verdient haben.
Diese Selbstdarstellungshaltung mit Statussymbolen hat sich in unserer Gesellschaft leider wohl erst DURCH DEN WOHLSTANDSZUWACHS immer weiter ausgedehnt. Klar hatten damals die Kinder keine Handy und auch keine Markenschuhe. Die hatten damals andere Probleme. Aber weil Sie andere Probleme hatten und fast gar niemand diese Schuhe oder diese farbigen Handys hatte kam es noch MEHR AUF DAS KIND SELBST an oder DEN MENSCHEN und nicht darauf was die ELTERN DES KINDES kaufen können oder dem Kind mitgeben. <font color="#FF0000">[/u]Das ist in meinen Augen der ENTSCHEIDENDE UNTERSCHIED</font>[/u]. Letztendlich dürfte es 99,5% aller Kinder heute in Bezug auf den ABSOLUTEN Wohlstand besser gehen aber bezüglich des RELATIVEN Wohlstands untereinander haben sich riesige Unterschiede aufgetan. Da sind auf der einen Seite Einzelkinder bei denen beide Eltern Akademikerberufe haben und auf der anderen Seite drei Arbeiterkinder in einer Familie. Leider erzählen unsere Politiker dann trotzdem noch was von Chancengleichheit. Und die ärmeren Kinder wären ja die Gewinner da Sie ja"normal" erzogen würden und bescheiden aufwachsen. Sicherlich.... Ich glaube diese Politiker leben hinter dem Mond. Die Wahrheit ist, daß es keine Chancengleichheit gibt. Die einen können sich Nachhilfe für 15 bis 20 Euro die Stunde leisten und stellen ihrem Kind ein Auto zum Abi hin, die anderen haben keine Nachhilfe und müssen zuhause mit anpacken. Die einen bekommen von Daddy oder Mami dann einen Beruf oder ne Ausbildungsstelle - womöglich in der gleichen Firma oder über Vitamin B - zugeschustert. Ich seh's doch ständig wie es läuft.
Es ist traurig aber wahr. Haste was biste was und haste nix bist nur ein armes kleines Licht. Nicht umsonst gibt es den Spruch"Beim Geld hört die Freundschaft auf". Brutal aber so ist es in der Moderne! Man stellt sich manchmal die Frage ob sich der Mensch in einigen seiner Denkweisen tatsächlich seit der Steinzeit weiterentwickelt hat?
Heute gibt es zwischen Kindern bezüglich dem was Sie besitzen und dürfen weit erheblichere Unterschiede. Und es dürfte klar sein, daß derjenige der nix hat es am schwersten haben dürfte. Ich möchte DAS Kind sehen, daß sich zu verteidigen weiß und dies psychologisch durchhält wenn sechs oder sieben seiner Klassenkameraden alle teuerste Kleidung haben und sonstwie verwöhnt werden und dieses Kind ausgrenzen oder mobben. Alltag an deutschen Schulen.
Das Problem ist die Selbstdarstellung in der Gesellschaft. Es gibt Leute die haben zu zweit zwei Verdienste und leben richtig gut. Aber damit es für den BMW auch noch reicht und man die"Welt erobern" und sich auf diversen Festlichkeiten in den Städten für 50 Euro Eintritt und mehr sehen lassen kann wird noch schwarz nebenher gearbeitet. Und das finden manche noch korrekt, daß letztlich die gesamte Gesellschaft beschissen wird damit man sich seinen persönlichen Wohlstand noch"potenziert".
Kinder können mitunter brutal sein und leider ist es Fakt, daß derjenige der das nicht alles hat oft zum Außenseiter oder Opfer für bestimmte Attacken wird.
Fazit: Das Problem mit den"armen Kindern" ist eigentlich nur EINE von vielen Folgen mit ein und derselben URSACHE. Und diese Ursache liegt darin begraben, daß in der ganzen Gesellschaft das Materielle einen viel zu hohen Stellenwert eingenommen hat. Das kann man daran erkennen wenn Spinner wie ein Kübelböck unter den berühmtesten 100 Deutschen mit Gauß & Co. auftaucht. Aber m.E. sind die Kinder hier am wenigsten Schuld. Sie sind nur die Leidtragenden. Die einen sind die Leidtragenden weil deren Eltern eben nicht soviel verdienen und die anderen sind eigentlich auch nur Leidtragend weil Sie von Ihren Eltern so erzogen werden oder es so mitbekommen wie man mit einem dicken Auto angibt oder wie der allwissende Rechtsanwalts-Papa oder Manager-Papa alle"platt macht" die mal was gegen ihn sagen und immer zuhause von seiner Abteilung berichtet welche"Dummköpfe" sich ja da bei ihm bewerben würden und wie er"heute mal wieder durchgegriffen" hat. Das färbt auf Kinder ab.
Die Gesellschaft hängt viel zu sehr am Materiellen. Wie wichtig DER zusätzliche materielle Wohlstand ist der weit über die Grundbedürfnisse hinausgeht kann man u.a. auch daran erkennen wieviele Menschen bereit sind einen sechsten Tag in der Woche für nochmal 250 bis 300 Euro im Monat zu arbeiten obwohl nach Umfragen doch jeder meckert und fast agressiv wird wenn es um das Thema längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich geht. Auf der einen Seite sind die Menschen überhaupt gar nicht bereit länger zu arbeiten und lehnen es in ihrem Innern strikt ab aber insgeheim wollen Sie auch"gesehen werden" oder so ein"tolles Auto fahren" und gehen dann Samstags von 16 bis 22 Uhr an der Tankstelle arbeiten.
Ein Gesellschaftswissenschaftlicher hat das ganze mal"KONSUMDRUCK" genannt. Einen Zwang dem sich die Gesellschaft selbst aussetzt. Nach dessen Theorie leisten sich viele Menschen bestimmte Produkte und Dienstleistungen aus dem Hauptmotiv"mit der Zeit gehen" zu wollen. Alleine das Motiv an sich ist eigentlich ein Witz. Aber wenn man's nicht hat gehört man eben nicht dazu. Also ziehen die meisten Menschen halt doch mit. Ob sie das Produkt gebraucht hätten oder nicht. Viele Menschen schätzen heute auch unbewusst den Erfolg oder die Intelligenz eines Menschen an dessen Wohlstand ein.
Naja die Kinder sind leider nur die Opfer des Statussymbol-Wahns. Das müßte alles nicht sein wenn Kinder richtig erzogen wären und sich nicht so am Materiellen klammern würden. Selbst bei Frauen oder Männern bei der Partnerwahl ist es ja häufig so, daß man lieber jemanden mit Geld nimmt als ohne. Ist eben bequemer und man kann sich mehr leisten und steht dann gut da und hat wieder was zum Erzählen wenn man in Honolulu war.
Viele Grüße und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Sascha
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JoBar
31.12.2004, 13:07
@ Kasi
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Re: schlimmste Jugend? Sorry, ich denke es ist die meist vernachlässigte Jugend |
-->>Dieses ganze ewige Schuldzuweisen ist doch langsam nicht mehr zu ertragen.
...
>Das klingt alles nicht gut, aber es sollte doch wohl jedem klar sein, daß die Schuld hier ganz klar auf allen Schultern gleichmässig verteilt ist...
Ich denke zum Einen, daß Du Dich zuviel mit Debitismus beschäftigst
Und wenn es"absolut kein Problem gibt", dann muß man natürlich auch keine Lösungen dazu finden.
Weiter so, denn... weder Ochs noch Esel auf
J
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Kasi
31.12.2004, 16:06
@ stocksorcerer
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Re: Damals war tatsächlich alles besser..... |
-->Moin,
>Bei den Lehrern, die die Zügel haben schleifen lassen und zwar gleich doppelt. Zum ersten im normalen Umgang mit den Schülern und zum zweiten, indem sich gezeigt hat, daß viele Lehrkräfte sich außerstande sehen, sich selbst auf einen sich schnell verändernden Lehrplan einzustellen und zeitgemäßen Unterricht anzubieten.
Ehrlich gesagt war das schon in meiner Schulzeit arg überdeutlich, wie der Grossteil der Lehrerschaft unmotiviert und"routiniert" wie ein Verkäufer im Kaufhaus den Job erledigt hat. Wir haben Tests geschrieben, wo oben halbgar Daten von vor 15 Jahren durchgestrichen waren. Lebenslanges lernen? Bestimmt, vor allem bei den Vorbildern. Ironischerweise ist unsere Schule vor einem Jahr im Spiegel auseinandergenommen worden mit Kommentaren von Lehrern, die mich eher an Schüler erinnert haben.
>Und am Ende auch ganz pauschal bei der Gesellschaft, die die Kinder durch das Zulassen der von Dir beschriebenen diversen Einflüsse dazu gebracht haben, daß jeglicher Respekt vor den Älteren auf der Strecke geblieben ist und die Vorbilder eher aus der Hip-Hop-Rap-Pop-Szene gesucht werden, statt aus dem"wahren Leben".
Ich weiß nicht, im Endeffekt ist doch HipHopMetalTechno das gleiche wie damals RockDiscoPunk. Musik ist nur das Spiegelbild der Zeit und wenn Sex, Geld und leere Proll-Floskeln reichen schlägt sich das auch in der Musik nieder. HipHop ist der Inbegriff davon, wie eine Idee pervertiert werden kann. Mit der Sozialkritik von damals hat das goldbehangene Arschgewackel nicht mehr die Bohne zu tun. HipHop ist Mainstream und purer Kommerz, verkauft sich aber immer noch als Gangster und Undergroundkram um das Image weiterzupflegen. Musiker waren immer Vorbilder für Jugendliche, da sehe ich kein Problem drin. Das Problem ist, daß heute alles mit Erfolg legitimiert wird. Wirtschaftliche Logik allenthalben... PuffDaddy ist Multimillionär, der macht das richtig, egal wie kaltschnäuzig der seine Fans ausnimmt. Bohlen verdient Millionen, da sieht man drüber hinweg daß er ein Arschloch ist und Retortenmusik nicht mal selber komponiert bekommt. War das damals auch so, haben sich unsere Idole auch als Geschäftsleute verkauft und nicht als"Künstler"?? Mir kommt das alles sehr fremd vor.
>Ich frage mich, ob Kindern im allgemeinen heute überhaupt noch Werte vermittelt werden. Jedenfalls hoffe ich, daß ich persönlich für meinen Teil nicht scheitern werde und gebe mir jede nur erdenkliche Mühe, diverse Einflüsse zu minimieren.
Noch würde ich sagen, ich setze keine Kinder in diese Welt und kann die Verantwortung nicht tragen. Das kann sich aber bekanntermassen schnell ändern, da es eben zum Glück mehr im Leben gibt als wirtschaftliche Logik und Bankguthaben.
Kasi
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LenzHannover
02.01.2005, 04:27
@ Sascha
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Es ist nicht so sehr die Nachhilfe, sondern der Wohnort... |
-->zw. 60% und 1% nix richtig Deutsch sprechen in der Schule haben wir hier die Auswahl.
.... ohne Handy in die Schule: Es kann auch nur das falsche sein:-(
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