Mat72
08.01.2005, 22:08 |
Die Schwarzarbeiter-Lüge offener Brief v. Egon W. Kreutzer Thread gesperrt |
-->Aus den Richtlinien für die Sendungen des ZWEITEN DEUTSCHEN FERNSEHENS:
<font color=#0000FF>(4) Die Berichterstattung muss von vorbehaltlosem Willen zur Wahrhaftigkeit und Sachlichkeit bestimmt sein. Zweifel an der Zuverlässigkeit einer Nachricht sind zum Ausdruck zu bringen.</font>
Die Schwarzarbeiter-Lüge
Offener Brief an
Hans Eichel,
Bundesminister der Finanzen
Ruprecht Polenz,
Vorsitzender des ZDF-Fernsehrates
Markus Schächter,
Intendant des ZDF
zur Kenntnis
Norbert Lehmann,
Programmbereichsleiter und Moderator"ZDF-Reporter"
...weiter im Verweis
<ul> ~ Verweis</ul>
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Sascha
08.01.2005, 23:14
@ Mat72
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Re: Die Schwarzarbeiter-Lüge offener Brief v. Egon W. Kreutzer |
-->Hallo Mat72!
Das Volumen der Schwarzarbeit ist natürlich nur schwer zu schätzen. Alleine die Schätzung bezüglich der erbrachten Stunden gehen extrem weit auseinander.
Die Zahl von 300 bis 360 Mrd. €uronen geistert immer wieder durch die Presse. Diese Zahl entspricht natürlich nicht dem zusätzlichen Nettoeinkommen der Schwarzarbeiter. Ich gehe davon aus, daß die Einnahmen der Schwarzarbeiter selbst etwa 30 bis 40 Mrd. € betragen könnten. Der durchschnittliche Schwarzarbeiterlohn pro Stunde wird so mit 10 bis 10,50 € geschätzt.
Es kommt stark darauf an was gemeint ist. Die Nebenverdienste derjenigen die schwarz arbeiten oder das was mit der Arbeit erwirtschaftet wird. Wenn Herr Schwarz hergeht und beschäftigt fünf Schwarzarbeiter zu 10,50 € die Stunde und erbringt damit Dienstleistungen (Umzugsdienstleistung, Dienstleistungen im Baugewerbe, usw.) und kassiert hier 150 Euro vom Auftraggeber ab dann ist der Lohn der Schwarzarbeiter an sich erst mal nur rund 50 Euro. Der Umsatz der mit der Arbeit gemacht wurde 150 Euro. Der Gewinn der von Herrn Schwarz ist 100 Euro. Allerdings wird er die wohl auch nicht versteuern.
Und jetzt kommt es drauf an wie man die Statistik verändert/manipuliert. Aus diesen 150 Euro kann man leicht statistisch 700 Euro ausweisen wenn man die erbrachte Leistung zu Marktpreisen bewertet. Ein Unternehmer nämlich kann keine 10 Euro-Stundenlöhne zahlen sondern muß mit den ganzen Lohnzusatzkosten usw. wohl 25 bis 30 Euro pro Mannstunde kalkulieren und auf den Preis umlegen.
In diesem Falle allerdings würde ich die häufig genannten 350 Mrd. €uronen an erbrachter Leistung durchaus für realistisch halten. Das gesamte BIP beträgt meines Wissens rund 2. Bio. 2 €uronen. 350 Mrd. wären nur rund 17,5 %.
Der Anteil erscheint mir jetzt dennoch ein wenig hoch aber ich denke schon, daß gute zehn Prozent der Arbeit sicherlich schwarz gemacht wird. Man schaue sich mal den Handerkerbereich an vom Gas-Wasserinstallateur bis hin zum Lüftungs-und Heizungsbauer und KFZ-Mechaniker. Was da alles schwarz gemacht wird ist ja extrem. Es gibt ja ganze Scheinbetriebe die auf Schwarzarbeit aufgebaut sind und ofiziell fast nicht oder gar nicht existieren.
Ich für meinen Teil finde es richtig, daß der Autor dies klarstellt. Allerdings halte ich Schwarzarbeit als keine Lösung die ich als Kavaliersdelikt gelten lassen kann. Wenn man gegen den Staat vorgeht oder bescheißt weil man sich tatsächlich auch beschissen fühlt so soll man's halt machen. Aber nur weil man glaubt die Steuern seien zu hoch oder nur weil man nicht mit dem Wohlstand zufrieden ist den man hat zu bescheißen finde ich nicht korrekt. Zumindest nicht wenn wir noch einen Wohlstand haben wie aktuell. Wenn es an das"Dach über'm Kopf" oder um die Nahrungsversorgung geht oder die Zustände echt schlecht sind kann ich jeden Menschen verstehen. Das ist wie im Krieg. Da verstehe ich die Menschen auch die aus Hunger auf einem riesigen Kartoffelacker ein paar Kartoffeln stehlen um nicht zu verhungern.
Aber in einem Land in dem es selbst einem Sozialhilfeempfänger der null Bock zum Arbeiten hat noch 78 mal besser geht als er Hälte der ganzen Menschheit die auf diesem Planeten lebt kann mir keiner mit dem Argument"Notwehr" kommen. In den meisten Fällen verurteile ich die Schwarzarbeit. In einigen wenigen Fällen hierzulande ist sie noch aus einem Motiv, daß in Ordnung geht. Wenn ein Familienvater seinen Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen möchte und das Geld sonst nicht hätte. Oder wenn jemand seinen Eltern eine Krankheitsbehandlung zahlen will welche lebensnotwendig ist und nicht mehr von der Kasse bezahlt wird. Da ist es eine Art Notwehr.
Aber in den meisten Fällen wird der Erlös aus Schwarzarbeit fürs Fitness-Studio, für den BMW, für fette Urlaubsreisen, größere Wohnungen, Klamotten-Schnickschnack, High-Tech-Ausrüstung für die Wohnung, Digicams, Camcorder oder sonstige Luxusartikel und Wohlstandsartikel verwendet. Und hier sage ich: Kampf der Schwarzarbeit! Denn hier bereichern sich einige auf Kosten der ganzen Gesellschaft. Und das kann man nicht mehr in Ordnung finden. Man muß hier also besonders stark differenzieren!
Nur weil die Steuern mal niedriger waren oder man mal Netto mehr raus bekam als heute kann man die Schwarzarbeit nicht als Kavaliersdelikt bezeichnen. Es steht nirgendwo im Gesetz, daß es ein"Recht auf Wohlstandserhaltung oder Wohlstandssteigerung" gibt.
Sascha
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crosswind
08.01.2005, 23:45
@ Sascha
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Weitgehend einverstanden, bis auf |
-->dies:
>Denn hier bereichern sich einige auf Kosten der ganzen Gesellschaft. Und das kann man nicht mehr in Ordnung finden. Man muß hier also besonders stark differenzieren!
Müssen aber ziemlich viele"einige" sein mittlerweile. Und was nun? Ist doch logisch, dass bei steigender Steuerbelastung die Schattenwirtschaft zunimmt.
Ein Beispiel: Vergangene Woche habe ich mit meinen Kindern Brennholz für etwa 2/3 Winter aus dem staatseigenen Wald geholt. Bis auf eine neue Kette für die Motorsäge, etwas Benzin und Ã-l gratis und vom Förster abgesegnet. Arbeitsaufwand sechs Stunden.
Man kann sich fragen, wieso ich das tue. Mit einem Arbeitstag verdiene ich normalerweise die Heizungskosten für einen Winter. Und dies nicht im Schweisse des Angesichts. Ã-konomisch macht es somit nicht unbedingt Sinn.
Ich habe schlicht und einfach die Schnauze voll, mit Dehnen und Recken ein riesiges Salär hereinzuziehen, um nachher progressiv mehr davon abzuliefern und im Fitnessstudio auch nochmal was für die Fitness zu bezahlen. Und obendrein wie ein Esel am Wasserrad eingespannt zu sein.
Beim Holzen kann ich dem Staat wie dem Fitnessstudio die kalte Schulter zeigen. Völlig legal. Und von den degenrierten Füssgängern bekomme ich zusätzlich einen Klapps auf die Schulter - witzigerweise finden die es löblich, dass einer den Wald aufräumt.
Ein Beispiel von etlichen - zuviel regulär arbeiten lohnt sich nicht, in der Überflussgesellschaft kann man auch die Augen offen halten und abräumen, was vom Tisch fällt oder einfach so da ist.
Für den neuesten BMW 7er reicht es so natürlich nicht - aber ich kann mit meiner Lebenszeit weitgehend tun und lassen was ich will. Und das ist mir wichtiger.
gruss cw
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Dieter
08.01.2005, 23:46
@ Sascha
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Schwarzarbeit hat auch volkswirtschaftl. Vorteile |
-->Man sollte bedenken, daß viele Dienstleistungen überhaupt nicht in Anspruch genommen würden, wenn sie nicht entsprechend billig angeboten würden. Ein derartig billiges Angebot funktioniert aber nur im Rahmen der Schattenwirtschaft ohne Staatsbeteiligung.
Natürlich ist die Schwarzarbeit vor allem im Bausektor die größte Konkurrenz der gewerbl. Wirtschaft, weit größer als die Konkurrenz von Billiglohnländern. Aber man muß auch bedenken, daß viele Einfamilienhäuser, Umbauten, Renovierungen, Dienstleistungen jeglicher Art überhaupt nicht durchgeführt würden, wenn sie nicht schwarz durch gelernte Fachkräfte ausgeführt würden - natürlich mit den bekannten organisatorischen und haftungstechnischen Beschränkungen.
Wenn man davon ausgeht, daß nach meiner pers. Schätzung 20% der privaten Bauleistungen durch Facharbeiter in"Nachbarschaftshilfe" ausgeführt werden, so gehe ich weiter davon aus, daß über den Umweg der Schattenwirtschaft Geld in Umlauf kommt, Materialien müssen gekauft werden, Maschinen geliehen, usw.
Es ist also besser als nichts.
Wäre der Staat ein Unternehmen und hätte eine Kalkulation so könnte man sagen, daß Schwarzarbeit durchaus einen Deckungsbeitrag leistet, keinesfalls den gewünschten und von allen anderen"Kunden" erzwungenen, aber der Deckungsbeitrag dürfte durch das Involvieren von Vorlieferanten (Unternehmen) positiv sein.
Wenn die normale Wirtschaft schon nicht wächst, dann sollte man froh sein, daß wenigstens die Schattenwirtschaft 2stellig wächst.
Gruß Dieter
PS. vorsorglich: bitte nicht alles toternst nehmen
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crosswind
08.01.2005, 23:52
@ Dieter
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Was Du schreibst, kann ich voll unterschreiben |
-->ich lebe in einer Behausung, die genau auf diese Weise wohnlich wurde. Für den Staat ist es unter Umständen aber"finalemente" katastrophal - wenn zuviele diesen Weg um den Fiskus herum gehen. Vermutlich wird sich der Staat zu helfen wissen. Mal schauen wie.
gruss cw
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beni
09.01.2005, 13:03
@ Sascha
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Die Sache ist doch ganz einfach... |
-->hallo,
Wenn ich 4 Stunden arbeiten müsste, um mir eine meiner eigenen Arbeitsstunden als Kunde kleisten zu können, ist die Legitimation des Staates weggefallen. bei 1,5 Stunden könnte man darüber reden. So nicht. Wenn meine Kunden nicht alle Rechnungen verlangen würden, würde ich auch scharz arbeiten.
m@G, Beni
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Sascha
10.01.2005, 21:54
@ crosswind
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Re: Weitgehend einverstanden, bis auf |
-->Hallo cw!
Natürlich ist die Progression irre. Und ich verstehe auch, daß viele hierzulande nicht mehr alles geben. Aber das macht Deutschland letztlich auch kaputt. Hier müßte die Politik handeln. Aber auch wenn die Progression ziemlich arg ist kann man dennoch nicht hergehen und einfach schwarz arbeiten.
Das die Schattenwirtschaft dabei ansteigt ist klar. Aber für gutheißen sollte man sie dennoch nicht.
P.S.: Bei den"einigen" dürfte es sich schätzungweise um viele Millionen Menschen handeln.
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Sascha
10.01.2005, 22:03
@ Dieter
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Richtig! Mir kommt es hier aber mehr auf die Motivation an [mkT] |
-->Hallo Dieter!
Sicher hat diese auch Vorteile. Diese möchte ich auch gar nicht leugnen. Aber es geht mir hier mehr um das Motiv der Schwarzarbeiter. Notwehr kann ich nicht gelten lassen und nur weil der Staat soviel absaugt...? Naja gut er zieht bei größeren Einkommen wirklich viel Steuern & Co. ab. Aber rechtfertigt dies einen Betrug an der Gesellschaft? Geht es hier wirklich jemandem so schlecht, daß er verhungern muß? [img][/img]
Die meisten die schwarz Kohle einsacken arbeiten nur für den persönlichen Luxus. Meistens geht es hier um die Finanzierung von Autos, von Urlaubsreisen, High Tech in der Wohnung oder des Ausgehens. Und unter diesem Aspekt gesehen muß ich die Schwarzarbeit noch härter verurteilen. Es kommt mir hier vor allem auf das Motiv an. Hier wird mehr oder weniger nur eins gemacht: Man bereichert sich selbst auf Kosten aller anderen. Und das ist eine Saue.....
Wenn es den Leuten schlecht ginge und sie aus diesem Motiv heraus schwarz arbeiten würden wäre ich der letzte der was dagegen hätte. Aber um Autos und Urlaubsreisen zu finanzieren schwarz an der Steuer vorbei Kohle einzusacken kann m.E. nicht angehen.
Viele Grüße,
Sascha
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