Baldur der Ketzer
16.12.2000, 19:26 |
Geld mit Verfallsdatum - ich versteh da was nicht Thread gesperrt |
hallo, miteinander.
Es ist mir klar, daß das Geld mit Verfallsdatum immer weniger wert wird, je länger es herumliegt.
Nur, wenn man momentan einfach kein Geld zum Ausgeben braucht - dann fehlt doch jeglicher Anreiz für Arbeit.
Beispiel: man will auf ein Haus sparen, findet aber ein paar Jahre lang nichts passendes.
Wohin mit dem Geld?
Staatspapiere? Neeeeeeeeeee, nie!!!!!!!!!
Aktien? Nein, Kursrisiko.
Ja, was dann?
Also, in Notzeiten als Zwischengeld mag das sinnvoll sein, aber auf Dauer denke ich, ist das keine gute Idee. Fehlt mir da irgendwie der richtige Durchblick, weil ich was übersehe?
Daß auch normales Geld durch die Inflation immer weniger wert wird, ist mir auch klar, aber offenbar meist nicht so schnell wie beim Kunstverfallsgeld, welches ja einen schnellen Wertverfall bezweckt.
Beste Grüße vom Baldur
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Oldy
17.12.2000, 00:03
@ Baldur der Ketzer
|
Re: Geld mit Verfallsdatum - ich versteh da was nicht |
Hallo Baldur>
Ich will versuchen deine Fragen mir kursiv eingestreuten
Antworten zu versehen und hoffe, daß das übersichtlich
bleibt.
.hallo, miteinander.
>Es ist mir klar, daß das Geld mit Verfallsdatum immer weniger wert wird, je länger es herumliegt.
Das stimmt nicht ganz. Das Geld mit Verfallsdatum (und
das sagt der Erfinder desselben) wird am Verfallsdatum
gegen eine Abgabe von 5% des Nennwertes gegen neues
umgetauscht. Wohl bemerkt, nur das Bargeld. Einmal im Jahr!
Da so etwas wie eine Umlaufsicherung wirkt, läuft so ein
Geld sehr oft während des Jahres um.(Beim Experiment von
Wörgl waren es 4 bis 500 mal im Jahr.) Es kostet also, gerechnet am Gebrauch des Geldes 0.01%. Da kann man sicher nicht vom gewaltigen
Wertverlust sprechen. Nur demjenigen, der das Geld einfach
liegen läßt, kostet es im Jahr 5% und das verliert er an
jeden anderen Gut, welches er aufbewahren will auch und in
meisten Ländern mehr als das auch beim Geld durch Inflation.
Da also so ein Geld umläuft, kann man auch von der Notenbank
oder wer immer es herausgibt auch verlangen, daß nur so viel
ausgegeben wird, als mit Kaufkraftstabilität vereinbar ist.
>Nur, wenn man momentan einfach kein Geld zum Ausgeben braucht - dann fehlt doch jeglicher Anreiz für Arbeit.
>Beispiel: man will auf ein Haus sparen, findet aber ein paar Jahre lang nichts passendes.
>Wohin mit dem Geld?
>Staatspapiere? Neeeeeeeeeee, nie!!!!!!!!!
>Aktien? Nein, Kursrisiko.
>Ja, was dann?
Warum nicht auf die Bank? Die wird wahrscheinlich dafür
nicht mehr viele Zinsen zahlen und wahrscheinlich für Taggelder
sogar eine Gebühr verlangen. Da aber die Kaufkraft garantiert
ist, ist das sicher mehr wert als hohe Zinsen. Die Gebühr
für den jährlichen Umtausch bei den Verfallsdaten zahlt ja
die Bank auch nur für das Bargeld, welches sie gerade in der
Kassa hat. Was sie weiterverliehen hat, ist ja nicht mehr
bei ihr. (Verfallsdaten werden gestaffelt sein)
>Also, in Notzeiten als Zwischengeld mag das sinnvoll sein, aber auf Dauer denke ich, ist das keine gute Idee. Fehlt mir da irgendwie der richtige Durchblick, weil ich was übersehe?
>Daß auch normales Geld durch die Inflation immer weniger wert wird, ist mir auch klar, aber offenbar meist nicht so schnell wie beim Kunstverfallsgeld, welches ja einen schnellen Wertverfall bezweckt.
Ich hoffe, das mit dem"schnellen Wertverfall" hab ich
schon beantwortet. Freigeld hat eben keinen Wertverfall.
Seine Kaufkraft muß von der Ausgabestelle garantiert werden
und davor scheuen sich unsere heutigen Nationalbanken.
Keine gibt auch nur irgendeine Garantie. Heute muß der
Umlauf des Geldes durch Wertverfall (Inflation)erzwungen
werden. Bei Geld mit Verfallsdatum tut es die Umtauschgebühr
auf Bargeld. Damit bleiben aber alle auf Geld lautenden
Verträge wertgesichert und sind nicht, wie heute, ein
Spielball des Geldwertes.
Genauer und ausführlicher kannst du das auf meiner Webseite
lesen. Gruß vom Oldy
www.sunshinecable.com/~eisehan
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Baldur der Ketzer
17.12.2000, 00:19
@ Oldy
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Re: Geld mit Verfallsdatum - ist vielleicht gar nicht so schlecht ;-) |
Hallo, Oldy,
herzlichen Dank.
Frei nach dottore kommt das davon, wenn man aus der Erinnerung was bringt, ohne vorher nochmal genau nachzusehen.
Ja, 5% p.a., das ist echt nicht viel, und es entspricht m.E. absolut der Inflation.
Im übrigen, nimmt man Devisenschwankungen als Maßstab für das Auf- und Ab der Kaufkraft der eigenen Währung, dann sind die 5% Peanuts.
ich muß mich unbedingt nochmals durch Deine Seite kämpfen.
besten Dank und herzliche Grüße in Deine Ecke! vom Baldur
>Hallo Baldur>
>Ich will versuchen deine Fragen mir kursiv eingestreuten
>Antworten zu versehen und hoffe, daß das übersichtlich
>bleibt.
>.hallo, miteinander.
>>Es ist mir klar, daß das Geld mit Verfallsdatum immer weniger wert wird, je länger es herumliegt.
> Das stimmt nicht ganz. Das Geld mit Verfallsdatum (und
>das sagt der Erfinder desselben) wird am Verfallsdatum
>gegen eine Abgabe von 5% des Nennwertes gegen neues
>umgetauscht. Wohl bemerkt, nur das Bargeld. Einmal im Jahr!
>Da so etwas wie eine Umlaufsicherung wirkt, läuft so ein
>Geld sehr oft während des Jahres um.(Beim Experiment von
>Wörgl waren es 4 bis 500 mal im Jahr.) Es kostet also, gerechnet am Gebrauch des Geldes 0.01%. Da kann man sicher nicht vom gewaltigen
>Wertverlust sprechen. Nur demjenigen, der das Geld einfach
>liegen läßt, kostet es im Jahr 5% und das verliert er an
>jeden anderen Gut, welches er aufbewahren will auch und in > meisten Ländern mehr als das auch beim Geld durch Inflation.
>Da also so ein Geld umläuft, kann man auch von der Notenbank
>oder wer immer es herausgibt auch verlangen, daß nur so viel
>ausgegeben wird, als mit Kaufkraftstabilität vereinbar ist. >
>>Nur, wenn man momentan einfach kein Geld zum Ausgeben braucht - dann fehlt doch jeglicher Anreiz für Arbeit.
>>Beispiel: man will auf ein Haus sparen, findet aber ein paar Jahre lang nichts passendes.
>>Wohin mit dem Geld?
>>Staatspapiere? Neeeeeeeeeee, nie!!!!!!!!!
>>Aktien? Nein, Kursrisiko.
>>Ja, was dann?
> Warum nicht auf die Bank? Die wird wahrscheinlich dafür
>nicht mehr viele Zinsen zahlen und wahrscheinlich für Taggelder
>sogar eine Gebühr verlangen. Da aber die Kaufkraft garantiert
>ist, ist das sicher mehr wert als hohe Zinsen. Die Gebühr
>für den jährlichen Umtausch bei den Verfallsdaten zahlt ja
>die Bank auch nur für das Bargeld, welches sie gerade in der
>Kassa hat. Was sie weiterverliehen hat, ist ja nicht mehr
>bei ihr. (Verfallsdaten werden gestaffelt sein)
>>Also, in Notzeiten als Zwischengeld mag das sinnvoll sein, aber auf Dauer denke ich, ist das keine gute Idee. Fehlt mir da irgendwie der richtige Durchblick, weil ich was übersehe?
>>Daß auch normales Geld durch die Inflation immer weniger wert wird, ist mir auch klar, aber offenbar meist nicht so schnell wie beim Kunstverfallsgeld, welches ja einen schnellen Wertverfall bezweckt.
> Ich hoffe, das mit dem"schnellen Wertverfall" hab ich
>schon beantwortet. Freigeld hat eben keinen Wertverfall.
>Seine Kaufkraft muß von der Ausgabestelle garantiert werden
>und davor scheuen sich unsere heutigen Nationalbanken.
>Keine gibt auch nur irgendeine Garantie. Heute muß der
>Umlauf des Geldes durch Wertverfall (Inflation)erzwungen
>werden. Bei Geld mit Verfallsdatum tut es die Umtauschgebühr
>auf Bargeld. Damit bleiben aber alle auf Geld lautenden
>Verträge wertgesichert und sind nicht, wie heute, ein
>Spielball des Geldwertes.
>Genauer und ausführlicher kannst du das auf meiner Webseite
>lesen. Gruß vom Oldy
>www.sunshinecable.com/~eisehan
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jefra
17.12.2000, 02:14
@ Oldy
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Re: Geld mit Verfallsdatum - ich versteh da was nicht |
Ich habe hier schon einmal gesagt, daß ich glaube, daß man durch Einführung einer Schwundwährung nicht an den realwirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten ändern kann und glaube, dies auch sehr leicht in mathematisch rigoroser Form beweisen zu können (was übrigens sehr einfach ist). Das Äquivalent zur Preisstabilität in einem normalen System ist in einer Schwundwährung die Preisdeflation.
Seine Kaufkraft muß von der Ausgabestelle garantiert werden
und davor scheuen sich unsere heutigen Nationalbanken.
Keine gibt auch nur irgendeine Garantie. Heute muß der
Umlauf des Geldes durch Wertverfall (Inflation)erzwungen
werden. Bei Geld mit Verfallsdatum tut es die Umtauschgebühr
In meinen Augen ist das Problem der Zentralbank bei einer Schwundwährung nicht die Sicherung der Kaufkraft der Währung, sondern die Verhinderung der Deflation, wobei ich glaube, daß dies eben nicht immer zu verhindern ist. Warum hat man denn 1929ff nicht einfach den Geldumlauf durch Inflation gesichert? Kann es sein, daß die Zentralbank einer Schwundwährung durch ähnliche Obstruktionen daran gehindert wird, die Deflation (welche > Schwundrate des Geldes ist und so den Umlauf behindert) zu vermeiden.
Dieses Geld waren die Brakteaten des Zeitalters der Gotik und wir können noch jetzt die steinernen Zeugen der damaligen Wirtschaftsblüte bewundern. Nicht nur
das. Der gesamte Aufstieg des Abendlandes war auf dieses Geld zurückzuführen und wir haben bisher trotz enormen technischen Fortschritt einen allgemeinen
Lebensstandard wie damals nie mehr erreicht. Unsere Geschichtsschreibung betont die negativen Zustände des finsteren Mittelalters, die als Folge der Aufgabe
dieses Geldes eintraten.
Warum hat man die Brakteaten aufgegeben? Weil einige Leute das so wollten oder
weil man dazu gezwungen war, so wie man zu der Währungreform von 1948 gezwungen war?
Diese Folgen traten sehr schnell ein und wurden erst durch die Aufklärung im Gefolge des Geld (Gold)zuflußes aus der neuen Welt wieder überwunden. Darunter
gehörten die Einstellung der Dombauten (deutlich an der Unvollendumg vieler Dome erkennbar),die Verwandlung edler Ritter zu Raubrittern, der Hexenwahn der
Kirche, der Niedergang der Städte und der Hanse, die Verwandlung freier Bauern in Leibeigene.
Hört sich an wie die Folgen eines Staatsbankrottes. Kann es sein, daß die Inflation (Preisstabilität in einem Schwundgeldsystem ist für mich realwirtschaftlich gesehen eigentlich Inflation) in die Defla umgeschlagen ist.
MfG
JeFra
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