-->Zbigniew Brzezinski, Sicherheitsberater von Präsident Carter, kritisiert die wahnhafte US-Aussenpolitik und fordert, den Iran als Stabilitätsfaktor anzuerkennen. Als knallharter kalter Krieger und Gegner jedweder Entspannungspolitik - so wurde Zbigniew Brzezinski (76) in der Vergangenheit häufig beschrieben. Während seiner Amtszeit als Leiter des Nationalen Sicherheitsrates (1976-1980) und später auch als Publizist forderte er eine kompromisslose Machtpolitik. Was aber heisst Machtpolitik in der heutigen Welt? Jenseits der ideologischen Verblendung der Bush-Administration muss man sich den globalen Ungerechtigkeiten zuwenden und das Spiel mit der Angst beenden, meint Brzezinski.
Das Gespräch führte Michael Tomasky.
* Michael Tomasky: Sie haben kürzlich einen schnellen Rückzug der USA aus dem Irak verlangt. Halten Sie das für realistisch? Premierminister Ijad Allawi hat angeblich mit verschiedenen irakischen Parteien vereinbart, dass niemand eine solche Forderung stellen wird.
Zbigniew Brzezinski: Wenn Politik im ursprünglichen Sinne des Wortes im Irak wieder zu ihrem Recht kommt, dann werden die einzelnen Politiker im Lande einen erheblichen Druck spüren, sich auf authentische Weise patriotisch und nationalistisch zu verhalten und die ausländischen Eindringlinge zum Rückzug aufzufordern. Sie werden den Invasoren für ihre Rolle herzlich danken, um danach deutlich zu sagen, dass sie als Besatzer nicht mehr gebraucht werden.
* Für die Neokonservativen in der Bush-Regierung wäre eine solche Entwicklung ein Fiasko. Wie würden Realisten wie Sie mit der Lage im Irak umgehen?
Realisten müssen mit den praktischen Problemen umgehen, für die es keine glaubwürdigen neokonservativen Lösungen mehr gibt. Wer behauptet, dass unsere Erfahrung im Irak ganz und gar ein Erfolg war, ist doch offensichtlich dem Wahn nahe. Wenn die Iraker klug sind und unseren Abzug verlangen, und wenn wir unsererseits so intelligent sind, dass wir das dann auch tun, bleibt dennoch die Tatsache, dass die «Operation Irak» die weltweite Glaubwürdigkeit Amerikas in erheblicher Weise unterminiert hat. Noch mehr hat sie uns moralisch kompromittiert. Sie hat uns die Grenzen der Fähigkeit gezeigt, mit politischen Konflikten militärisch umzugehen. Sie hat zig Milliarden Dollar mehr gekostet als ursprünglich angenommen. Ein sehr naiver Präsident hat sich denselben Personen untergeordnet, die schon bei der Begründung des Krieges pure Demagogie haben walten lassen, die den Nutzen des Krieges übertrieben und seine politischen Dimensionen nicht begriffen haben.
<ul> ~ weiter</ul>
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