-->Hi,
Diese Matthäus-Stelle (17,24 ff.) aus dem Münte-Posting kam wir wie gerufen:
"Als sie nun nach Kapernaum kamen, traten zu Petrus, die den Tempelgroschen einnehmen, und sprachen: Pflegt euer Meister nicht den Tempelgroschen zu geben? Er sprach: Ja. Und als er heimkam, kam ihm Jesus zuvor und fragte:
Was meinst du, Simon? Von wem nehmen die Könige auf Erden Zoll oder Steuern: von ihren Kindern oder von den Fremden?
Als er antwortete: Von den Fremden, sprach Jesus zu ihm: So sind die Kinder frei."
Darin in nuce ein Kernstück der Abgabentheorie (nur der Abgaben"freie" ist eben"frei"):
- Von wem nehmen die Könige also Steuern? Von Fremden, Klartext: Die Machtkosten sind externalisiert (vulgo: Tribute), über den diesbezüglichen Ansatz von Uwe Wagschall für Athen wurde hier schon lang und breit diskutiert.
- Der wirft ein neues Licht auch auf die berühmte Mose-Stelle (5,23,21): "Von dem Ausländer [Fremden] darfst du Zinsen nehmen, aber nicht von deinem Bruder, auf daß dich der HERR, dein Gott, segne in allem, was du unternimmst in dem Lande, dahin du kommst, es einzunehmen."
Da wird also ein Land eingenommen (muss erst noch eingenommen werden), wie bekannt, und die neuen Herren (die Liste der israelitischen Könige, Sub-, Neben- und Unter-Könige ist lang) kassieren Steuern, aber nicht von den Ihren, sondern von den Unterworfenene bzw. Abhängigen (wie Athen von den Metoiken, Sparta von den Messenern und Heloten, der ursprünglichen Bevölkerung Lakoniens, usw.).
Siehe auch Ezra 4, 20:"Auch hat es mächtige Könige zu Jerusalem gegeben, die geherrscht haben über alles, was jenseits des Euphrat ist, so daß ihnen Steuern, Abgaben und Zoll gegeben wurden."
Kurzum, wie es allgemeiner Usus war, denn wie sonst wäre der Petrus-Jesus-Dialog zu erklären?
Nun aber. Das Volk des Mose war vor der von ihm apostrophierten Eroberung des verheißenen Landes ein Stamm auf Wanderschaft. Es gab logischerweise kein Grundeigentum, das einen Kredit (plus Zins daraus) hätte besichern können. Die Landverteilung startete erst post occupationem bzw. war noch unter Josua (13) weit davon entfernt abgeschlossen zu sein.
Ein Wanderstamm, in dem sich die Einzelnen gegenseitig etwa Geld leihen? Wozu?
Was will uns diese Stelle (2,22,24) sagen:"Wenn du Geld verleihst an einen aus meinem Volk, an einen Armen neben dir, so sollst du an ihm nicht wie ein Wucherer handeln; du sollst keinerlei Zinsen von ihm nehmen"?
Es gilt auch zu bedenken, dass der Stamm soeben aus Ägypten gekommen war (oder war es vielleicht - was einige Außenseiter vermuten - doch Babylonien gewesen?). Und Ägypten ist nun der Klassiker schlechthin für eine"geldlose" Redistributionswirtschaft (es gibt vor den Ptolemäern nur eine Goldmünze, geprägt aber nicht für den Binnen-"Umlauf", sondern für Söldner aus Karthago nach sikilo-punischem Fuß geprägt).
Die Geschichte von dem Wanderstamm, der, aus dem Pharaonenreich flüchtend, den Sinai durchquert und auf seiner Reise in die Gefahr hätte kommen können, sich gegenseitig mit Wucher zu überziehen, kann nicht einleuchten.
Und die Story vom (ursprünglich) 20 Gramm schweren"Tempelgroschen" (der Tempel war noch nirgends vorhanden) wie er in Mose 2,30,13 als"internalisierte Abgabe" erscheint, haut schlicht nicht hin.
Text:"Es soll aber jeder, der gezählt ist, einen halben Taler geben nach dem Münzgewicht des Heiligtums; ein Taler wiegt zwanzig Gramm. Dieser halbe Taler soll als Opfergabe für den HERRN erhoben werden. Wer gezählt ist von zwanzig Jahren an und darüber, der soll diese Opfergabe dem HERRN geben."
Das"Münzgewicht des Heiligtums" soll irgendwo in der Wüste (!) entstanden sein, so zwischen zwei Tagesmärschen vielleicht? Und wenn jemand beim Durchqueren einer Wanderdüne 20 Jahre alt geworden war: Wie sollte er jemals an den (silbernen) Halb-Taler gekommen sein oder kommen können?
Kurzum: Es ist nicht nur angesagt, was nereus eingefordert hatte (sich in die jeweilige Zeit hinein versetzen). Es muss wohl auch einiges an Chronologie (möglich auch Geographie?) völlig neu geordnet werden.
Vorschlag: Mit der Eroberung anfangen (Jericho!), die Abgaben als von Nicht-Stammes-Angehörigen zu zahlende dann erstmal einführen. Dann die Landverteilung ins Auge fassen, um überhaupt so etwas wie ein"beleihbares Gut" zu haben (H/S-Theorie mit Eigentümerprämie usw.).
Und dann erst über"Zins" und Zinsverbote nachdenken.
Gruß!
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