-->http://www.nzz.ch/2005/07/14/wi/articleCZ9X1.html
Der Gründer und ehemalige CEO des gescheiterten Telekom-Unternehmens WorldCom Inc., Bernard Ebbers, ist von einer Bundesdistriktsrichterin in Manhattan am Mittwoch zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ebbers war im März von einem Geschworenengericht in allen neun Anklagepunkten, die sich auf Wertschriftenbetrug, Verschwörung zum Betrug sowie die Vorlage gefälschter Finanzausweise bezogen, schuldig gesprochen worden. Die mögliche und von der Staatsanwaltschaft geforderte Maximalstrafe hätte 85 Jahre betragen. Unter den geltenden Richtlinien für Bundesdistriktsgerichte hatte Richterin Barbara Jones in einer Bandbreite zwischen 30 Jahren und lebenslänglich zu wählen. Dass sie fünf Jahre unter dem Minimum blieb, begründete sie mit der angeschlagenen Gesundheit Ebbers' sowie mit dessen caritativer Tätigkeit in den letzten Jahren.
Nur eine Galionsfigur
Der 63-jährige Ebbers will gegen das Urteil Berufung einlegen. Ob er bis zum zweitinstanzlichen Entscheid auf freiem Fuss bleiben kann, ist noch nicht entschieden. Einen Antrag auf einen neuen Prozess hatte das Gericht am Dienstag abgelehnt. Ebbers' Anwalt hatte ohne Erfolg argumentiert, das Gericht habe wichtiges Entlastungsmaterial nicht zugelassen und die Geschworenen seien nicht richtig instruiert worden. Ebbers hatte während des Prozesses stets beteuert, von der 11 Mrd. $ schweren Bilanzfälschung bei WorldCom, die zum grössten Konkurs der amerikanischen Geschichte führte, nichts gewusst zu haben. Seine Aussage, er verstehe nichts von Buchhaltung und auch nichts von der Telefonie, er sei nur Galionsfigur gewesen, nahmen ihm die Geschworenen nicht ab. Immerhin hatte der frühere Milchmann, Rausschmeisser und Baseball-Coach in nur 15 Jahren eine winzige Telefongesellschaft in Mississippi durch über 60 Akquisitionen zu einem Weltkonzern mit einem Umsatz von 40 Mrd. $ und einem Marktwert von über 180 Mrd. $ ausgebaut.
Kein schriftliches Belastungsmaterial
Die Staatsanwaltschaft hatte mit einer Anklage lange gezögert, weil sie kein schriftliches Belastungsmaterial fand. Der Prozess stützte sich schliesslich voll und ganz auf die Aussage des früheren Finanzchefs der WorldCom, Scott Sullivan, der Ebbers als Urheber der Bilanzfälschungen schilderte. Sullivan hatte zuvor gestanden, an dem Betrug mitbeteiligt gewesen zu sein. Sullivan soll am 4. August verurteilt werden, wobei ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu 25 Jahren droht. Anders als etwa die Spitzenmanager bei Enron und anderen Skandalfirmen hat Ebbers durch den Untergang von WorldCom selbst gut 1 Mrd. $ verloren. Sein Restvermögen von rund 45 Mio. $ hat er unlängst in einen Fonds für die geschädigten Anleger abgeführt.
Ebbers Einlassungen werfen doch Fragen auf, wer sind eigentlich die Macher gewesen, wenn er nur eine Gallionsfigur war?.
Wer hat den die Bilanzen abgesegnet, mit den Falschbuchungen?
Wer hat Ebbers aufgefordert, die Bilanzfälschungen vorzunehmen?
Wenn es nicht seine Entscheidung war, wer war es dann?
Warum nennt er nicht Ross und Reiter?
mfg h
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