sammelleidenschaft
30.07.2005, 19:38 |
Der Kapitalismus als verschuldender Kultus Thread gesperrt |
-->Artikel fusst eigentlich auf ein Fragment von Walter Benjamin.
Aufgegriffen hat es Prof. Dr. Palaver und vergleicht es mit den Zehn Geboten.
Müsste doch eigentlich den Debitisten gefallen. Sollten wir jetzt wieder religiös werden?
<ul> ~ Der Kapitalismus als Religion</ul>
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Diogenes
30.07.2005, 21:13
@ sammelleidenschaft
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Re: Der Kapitalismus als verschuldender Kultus / iwo |
-->>Artikel fusst eigentlich auf ein Fragment von Walter Benjamin.
>Aufgegriffen hat es Prof. Dr. Palaver und vergleicht es mit den Zehn Geboten.
>Müsste doch eigentlich den Debitisten gefallen. Sollten wir jetzt wieder religiös werden?
Nur leider daneben. Was Dr. Palaver in seinem Pamphlet beschreibt ist das Sittenbild eines schleichenden Sozialismus auf seinem Weg in den Bankrott. Mit Kapitalismus im eigentlichen Sinn hat das alles nichts zu tun.
Im Kapitalismus wird Kapital gebildet, heute wird es verfrühstückt. Kapitalismus erfordert das Tilgen von Schulden, heutzutage wird aufgeschuldet.
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sammelleidenschaft
31.07.2005, 14:14
@ Diogenes
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Hält der Kapitalismus tatsächlich das Tilgen von Schulden aus? |
--><font color=#0000FF>>>Artikel fusst eigentlich auf ein Fragment von Walter Benjamin.
>>Aufgegriffen hat es Prof. Dr. Palaver und vergleicht es mit den Zehn Geboten.
>>Müsste doch eigentlich den Debitisten gefallen. Sollten wir jetzt wieder religiös werden?</font>
>Nur leider daneben. Was Dr. Palaver in seinem Pamphlet beschreibt ist das Sittenbild eines schleichenden Sozialismus auf seinem Weg in den Bankrott. Mit Kapitalismus im eigentlichen Sinn hat das alles nichts zu tun.
>Im Kapitalismus wird Kapital gebildet, heute wird es verfrühstückt. Kapitalismus erfordert das Tilgen von Schulden, heutzutage wird aufgeschuldet.
<font color=#0000FF>Kommt mir auch so vor. Nur scheinen mir Sozialismus (=Staatskapitalismus) und Kapitalismus (=Privatkapitalismus) nur scheinbare Gegensätze gleicher hegelscher Geisteshaltung zu sein.
Kapitalismus erfordert das Tilgen von Schulden, schreibst Du. Nur, was bleibt dann vom Geld (=Gläubiger-Schuldner-Paare), wenn tatsächlich alle Schulden getilgt werden?
Hier hat einer mal bei der Deutschen Bundesbank angerufen und statt des rhetorisch versierten PR-Mann für die Ã-ffentlichkeitsarbeit einen wissenschaftlich tätigen Mitarbeiter an die Strippe gekriegt:
Zitat:
An irgend einem Punkt unseres Gespräches stellte ich folgende Frage:
"Stellen Sie sich einmal vor, alle sozialen Einheiten, also die öffentliche Hand, Unternehmen und Privathaushalte hätten, den für alle erstrebenswerten Zustand der vollständigen Entschuldung erreicht? Wor wäre dann das Geld?"
"Das ist ja nicht unbedingt ein erstrebenswerter Zustand", meinte er. Ich konterte:"Meines Erachtens will aber jeder seine Schulden bezahlen. -...-
Blöderweise bestehen die Banken ja auf Rückzahlung. Nur eben nicht alle gleichzeitig; nehmen wir an, wir zahlten aber alle gleichzeitig. Wo wäre dann das Geld?"
"Ja, weg", sagte er."Was heißt weg?"
"Es wäre wieder bei den Banken." Ich erwiderte:"Sie wollen also sagen, weil alles Geld, bis auf das in diesem Zusammenhang vernachlässigbare Münzgeld, von den Banken als Kredit in Umlauf gebracht wurde, wäre es nach Rückzahlung aller Schulden wieder vollständig bei den Banken und somit aus dem Umlauf verschwunden?"
Hier geht es weiter:</font>
<ul> ~ Kapitalismus und was passiert, wenn Schulden getilgt werden</ul>
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Diogenes
31.07.2005, 14:51
@ sammelleidenschaft
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Re: Hält der Kapitalismus tatsächlich das Tilgen von Schulden aus? |
-->>Kapitalismus erfordert das Tilgen von Schulden, schreibst Du. Nur, was bleibt dann vom Geld (=Gläubiger-Schuldner-Paare), wenn tatsächlich alle Schulden getilgt werden?
Geld ist Gold. Gläubiger-Schuldner-Paare nennt man"Kredit".
Es macht schlicht keinen Sinn zu theoretisieren, wenn man noch nicht einmal die Grunddefinitionen begriffen hat.
Da kommt nur Unsinn heraus wie z.B. der folgende:
>An irgend einem Punkt unseres Gespräches stellte ich folgende Frage:
>"Stellen Sie sich einmal vor, alle sozialen Einheiten, also die öffentliche Hand, Unternehmen und Privathaushalte hätten, den für alle erstrebenswerten Zustand der vollständigen Entschuldung erreicht? Wor wäre dann das Geld?"
>"Das ist ja nicht unbedingt ein erstrebenswerter Zustand", meinte er. Ich konterte:"Meines Erachtens will aber jeder seine Schulden bezahlen. -...-
>Blöderweise bestehen die Banken ja auf Rückzahlung. Nur eben nicht alle gleichzeitig; nehmen wir an, wir zahlten aber alle gleichzeitig. Wo wäre dann das Geld?"
>"Ja, weg", sagte er."Was heißt weg?"
>"Es wäre wieder bei den Banken." Ich erwiderte:"Sie wollen also sagen, weil alles Geld, bis auf das in diesem Zusammenhang vernachlässigbare Münzgeld, von den Banken als Kredit in Umlauf gebracht wurde, wäre es nach Rückzahlung aller Schulden wieder vollständig bei den Banken und somit aus dem Umlauf verschwunden?"
>Hier geht es weiter:
Da haben wir wieder den Salat, geht schon bei der überschrift los:"Wirtschaftskrisen und warum sie eigentlich Geldkrisen heißen müssten"
Geldkrisen ist falsch, es muß Kreditkrisen heißen.
"You must define your units", wie Isaak Newton seelig bereits wußte und daß ist locker 200 Jahre her. Ob es die Ã-könömen endlich einsehen wollen?
Versuch es damit, <a href=http://www.mises.org/humanaction.asp>insbesondere</a>. Mit Abstand am nächsten an der Realität und ein guter Anfang.
Gruß
Diogenes
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Turon
31.07.2005, 14:55
@ Diogenes
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ein kleines bißchen zu weiß und ein kleines bißchen zu schwarz |
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>Nur leider daneben. Was Dr. Palaver in seinem Pamphlet beschreibt ist das Sittenbild eines schleichenden Sozialismus auf seinem Weg in den Bankrott. Mit Kapitalismus im eigentlichen Sinn hat das alles nichts zu tun.
Diogenes was hat eigentlich der Kapitalismus mit Kapitalismus zu tun?
Im Kapitalismus wird Kapital gebildet, heute wird es verfrühstückt. Kapitalismus erfordert das Tilgen von Schulden, heutzutage wird aufgeschuldet.
[b]Also ist Amerika seit über 200 Jahren ein sozialistischer Staat? [img][/img]
Diogenes: auf die These die Du hier aufstellst, möchte ich folgendes erwidern.
Der Kapitalismus hat nicht das geringste mit entschulden zu tun. Ganz im Gegenteil: der eigentliche Sinn ist eben alle Faktoren die ein Unternehmen dringend braucht - schon insbesondere eine Aktiengesellschaft - zu sichern.
Absatz sollte idealerweise immer höher ausfallen, damit wird Wachstum des Unternehmens auch garantiert. Obendrein benötigt eine Aktiengesellschaft ebenfalls Kredit um weitere Unternehmungen zu starten.
Sprich: in Wahrheit ist es nicht das Anliegen des Kapitalismus, daß irgendwelche Schulden zurückgezahlt werden. Lediglich pro forma. Alte sollen zurückbezahlt werden, dafür aber größere wieder aufgenommen werden. Vom Entschuldungsprozess jedenfalls ist im Kapitalismus nicht das geringste zu spüren. Das europäische Kuwait (Norwegen) ist da reinste Ausnahme.
Was Unternehmungen heutzutage betreiben müssen, sind Einsparungen. Seit EU Start gibt es rigide Zinspolitik, die zum Beispiel der BRD gar nicht erst erlaubt, agressive Wachstumspolitik zu betrieben. (durch einen Niedrigzins).
Jede Einsparung bedeutet am Ende, daß aus der Verbraucherkette immer mehr Menschen herausfallen (Arbeitslosigkeit).
Gäbe es also den Staat nicht, der in Phasen einer Rezession, Depression, oder wie auch immer - entgegensteuert (durch mehr Staatsaufträge - die ebenfalls auf Schuldenbasis finanziert werden) würde die Volkswirtschaft - rein betriebswirtschaftlich geführt - in eine der größten Deflationen hineinsteuern.
Deswegen ist es nur zu logisch - das man heutzutage lieber in den durch Zinseszins verursachten Staatsbankrott hineinsteuert, als das man sich ja"gesundschrumpft" durch Einsparungen. Es dürfte jedem klar sein, daß das Gesundschrumpfenprozess irgendwo dort endet, wo alles mit dem Homo Sapiens
seinen Lauf nahm.
Irgendwann warf man halt einem prähistorischen Menschen einen Stein auf den Fuß
- und so war die Musik geboren.:)
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Daher ist es ja sogar einzig richtig, daß man immer mehr Schulden macht. Nicht für das einzelne Individuum, aber für nachfolgende Generationen. Die Produktionsfaktoren bleiben ja nämlich - daß diese ja durch den kommenden Staatsbankrott klar erst endgültig unbezahlt bleiben - darf es unseren späteren Generationen ganz sicher egal sein.
Diese Aufteilung von Kommunismus/Sozialismus/Kapitalismus - und das es angeblich reale Unterschiede gibt - kannst Du ja getrost vergessen.
Es sei denn natürlich - die Aufschwungsphase ist Kapitalismus, die Abschwungsphase ist Kommunismus in Deiner Definition. Aber so willst Du es sicher auch nicht haben.
Gruß von T.
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sammelleidenschaft
31.07.2005, 16:57
@ Diogenes
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Geld ist Gold? Kann das stimmen? |
-->>Geld ist Gold. Gläubiger-Schuldner-Paare nennt man"Kredit".
<font color=#0000FF>Und das Geld, mit dem wir täglich unsere Dinge kaufen, das ist ja nicht aus Gold. Also ist es auch kein Geld? Mit was bezahlen wir denn dann?</font>
>Es macht schlicht keinen Sinn zu theoretisieren, wenn man noch nicht einmal die Grunddefinitionen begriffen hat.
<font color=#0000FF>Stimmt. Was meinte denn der Bankier eines der ältesten Geldhäuser Europas zu der Begrifflichkeit des Geldes? Liegt der falsch?</font>
<ul> ~ Bethmann denkt über Geld nach und ist verblüfft </ul>
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hoerby
31.07.2005, 19:18
@ sammelleidenschaft
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Re: Hält der Kapitalismus tatsächlich das Tilgen von Schulden aus? |
-->Kapitalismus und was passiert, wenn Schulden getilgt werden
Der Artikel erinnert mich an ein Gespräch, welches ich 1991 oder 92 mit der Buba geführt habe, mein Kommentar am Ende war, Dass ist doch alles Lug und Betrug, die Antwort des Gesprächspartners war," So kann man das nicht sehen", doch habe ich gesagt, so muss man das sehen.
mfg.h
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Diogenes
31.07.2005, 21:10
@ sammelleidenschaft
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Re: Geld ist Gold? Kann das stimmen? - Ja |
-->>>Geld ist Gold. Gläubiger-Schuldner-Paare nennt man"Kredit".
><font color=#0000FF>Und das Geld, mit dem wir täglich unsere Dinge kaufen, das ist ja nicht aus Gold. Also ist es auch kein Geld? Mit was bezahlen wir denn dann?</font>
Im wesentlichen mit umlauffähig gemachten Staatsschulden.
>>Es macht schlicht keinen Sinn zu theoretisieren, wenn man noch nicht einmal die Grunddefinitionen begriffen hat.
><font color=#0000FF>Stimmt. Was meinte denn der Bankier eines der ältesten Geldhäuser Europas zu der Begrifflichkeit des Geldes? Liegt der falsch?</font>
"Jeder Geldforderung in der Wirtschaft entspricht logischer Weise eine gleichhohe Geldverpflichtung, eine Schuld...
Bis hier her stimmt es. Wo eine (Geld)Forderung da eine (Geld)Verbindlichkeit.
"...und es ergibt sich die verblüffende Gleichung: der Summe aller Schulden entspricht die Summe allen Geldes.”
Das ist leider falsch. Eine Forderung auf Geld ist nicht das selbe wie Geld.
Siehe auch Link, den ich dir oben gab. Wenn auch mit der Einschränkung, daß von Banken herausgegebene Noten eigentlich Kredit sind.
Gruß
Diogenes
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