weissgarnix
07.09.2005, 13:16 |
Niquet über dottores Geldtheorie... (amüsant) Thread gesperrt |
-->Niquet, der grösste"Volkswirt" (darauf lägt er ausdrücklich wert) aller Zeiten, hätte vielleicht doch BWL studieren sollen, dann wüsste er wenigstens um den Unterschied zwischen"Aktivtausch" und"Bilanzverlängerung"...
man mag ja nun dottores"Machttheorie" des Geldes skeptisch gegenüberstehen oder nicht, aber in diesem Punkt (i.e. seiner Geld- und Verschuldungstheorie) gebe ich dottore ausdrücklich recht und der gutste Niquet hat leider mal wieder überhaupt nix begriffen.
hier ein Auszug, erschienen auf w:o, bereits am 31.08.2005 (daher von einigen vielleicht bereits gelesen), unter http://www.wallstreet-online.de/ws/news/news/seenews.php?&newsid=1741645&m=3.1.3.11.0&...
„Leider ist das mit der Geldmenge der alles entscheidende Irrtum“, so Martin weiter: „Geld scheint es zwar zu geben“, doch: „Geld (Sie dürfen gerne lachen!) gibt es nämlich nicht. Jedenfalls nicht in dem Sinne, den die Ã-konomen-Kaste uns immer einzureden versucht: Nämlich als"netto". Als"Menge", so wie es eine Menge Kieselsteine gibt.“
Denn Geld, so Martin, sei immer doppelt verbucht: Bei den Banken sowohl als Aktivum als auch als Schuld gegenüber der Notenbank. Und selbst die Notenbanken verbuchen doppelt, da sie bei jeder Geldemission Wertpapiere in ihr Portfolio nehmen. Martins Quintessenz daher: „Nirgends lässt sich eine Banknote entdecken, die irgendwo"netto" herumschwirrt.“
So weit - so richtig! Eine Geldmengenerhöhung der Notenbank fügt der Wirtschaft netto nichts hinzu. Sie ist ein reiner Aktivtausch für die Wirtschaft - und daher völlig bedeutungslos. Genau das sage ich auch immer. Und genauso vergebens wie Martin.
Doch ab hier beginnt der Fehler, führt Martin uns in die Irre: „Was den Sturz in die Tiefe jetzt nur noch verhindern könnte“, behauptet er, „wäre zusätzliches Schuldenmachen - durch Konsumenten, Firmen oder durch den Staat. Gekauft wird niemals mit"Geld", das immer schon verbucht und ergo verbraten ist, sondern nur mit Hilfe zusätzlicher Kredite... Um die Weltwirtschaft zu retten, müssten also Konjunkturprogramme, voll auf Pump finanziert, in Billionenhöhe aufgelegt werden. Ob das helfen wird, ist aber durchaus fraglich.“
Ich denke: Es ist ein Fehler. den Kreditmechanismus für zwangsläufig zu halten. Wichtig ist, dass gekauft wird. Wichtig ist nicht, dass auf Kredit gekauft wird. Im Gegenteil: Jeder Kreditkauf birgt ein potentielles Risiko für die Zukunft. Vermögen und Einkommen sind hier die weit entscheidenderen Größen.
Martin wird an dieser Stelle also von der selben „Netto-Philosophie“ eingeholt, die er vorher beklagt hat. Auch er vertritt so etwas wie eine „Hinzufüge-„ oder, wie ich lieber sage, „Raketen-Theorie“, nach der die Wirtschaft stets durch einen Netto-Anschub von außen stimuliert werden muss, damit sie weiter funktionieren kann. Ich denke, das trifft die Dinge nicht korrekt, denn die Wirtschaft produziert ihren Antrieb stets von innen heraus. Er heißt „Einkommen“. Wichtig ist, dass Einkommen entstehen, egal woher - durch Kredit, durch Löhne, durch Zinsen, durch Dividenden, durch Transfers oder durch Verzehren von Vermögen.
|
Diogenes
07.09.2005, 15:14
@ weissgarnix
|
Re: Niquet über dottores Geldtheorie... (amüsant) |
-->Hi weissgarnix,
Dann will ich mich in die Schlacht, stürzen. [img][/img]
>Niquet, der grösste"Volkswirt" (darauf lägt er ausdrücklich wert) aller Zeiten,
...und La Rouche ist der GröÃ-kZ (=größter Ã-konom aller Zeiten).
Fast wie bei den Misswahlen. Mehr Tiltel als Schönheiten. *g*
>hätte vielleicht doch BWL studieren sollen, dann wüsste er wenigstens um den Unterschied zwischen"Aktivtausch" und"Bilanzverlängerung"...
Und Buchhalten nicht vergessen, da lernt man den Unterschied zwischen SBK und GuV.
>man mag ja nun dottores"Machttheorie" des Geldes skeptisch gegenüberstehen oder nicht, aber in diesem Punkt (i.e. seiner Geld- und Verschuldungstheorie) gebe ich dottore ausdrücklich recht und der gutste Niquet hat leider mal wieder überhaupt nix begriffen.
Dazu sage ich entschieden: Jain.
>„Leider ist das mit der Geldmenge der alles entscheidende Irrtum“, so Martin weiter: „Geld scheint es zwar zu geben“, doch: „Geld (Sie dürfen gerne lachen!) gibt es nämlich nicht. Jedenfalls nicht in dem Sinne, den die Ã-konomen-Kaste uns immer einzureden versucht: Nämlich als"netto". Als"Menge", so wie es eine Menge Kieselsteine gibt.“
Stimmt.
>So weit - so richtig! Eine Geldmengenerhöhung der Notenbank fügt der Wirtschaft netto nichts hinzu.
Falsch.
1) Eine Geldmengenerhöhung fügt der Wirtschaft real nichts hinzu. Die Guthaben-Schulden hingegen steigen, was die Verteilung der realen Güter verändert. Das"Wunder" der Inflation.
2) Die ZB selber erhöht die Geldmenge insgesamt nicht. Sie kann nur ZB-"Geld" gegen Titel ausgeben oder die Titel zurück an die Banken geben und das"Geld" wieder hereinnehmen. Die ZB verändert nur die Liquidität der Banken, indem sie lange Fälligkeiten durch kurze ("Geld") ersetzt oder umgekehrt.
Eine Erhöhung der"Geldmenge" gibt es nur, wenn Nettoneuverschuldung statt findet. Deswegen sollte"Geldmenge" richtiger Weise eigentlich"Schuldensumme" heißen.
>Sie ist ein reiner Aktivtausch für die Wirtschaft - und daher völlig bedeutungslos. Genau das sage ich auch immer. Und genauso vergebens wie Martin.
Es ist ganz und gar nicht bedeutungslos, wie"liquide" die Banken sind. Die"Liquidität" der Banken beeinflußt ihre Kreditvergabemöglichkeiten an die Wirtschaft (und an Private und an den Staat)
>Doch ab hier beginnt der Fehler, führt Martin uns in die Irre: „Was den Sturz in die Tiefe jetzt nur noch verhindern könnte“, behauptet er, „wäre zusätzliches Schuldenmachen - durch Konsumenten, Firmen oder durch den Staat. Gekauft wird niemals mit"Geld", das immer schon verbucht und ergo verbraten ist, sondern nur mit Hilfe zusätzlicher Kredite... Um die Weltwirtschaft zu retten, müssten also Konjunkturprogramme, voll auf Pump finanziert, in Billionenhöhe aufgelegt werden. Ob das helfen wird, ist aber durchaus fraglich.“
Da hilft nur zurück zu den Basics.
Zunächst haben wir den Begriff"Geld" (Money) im eigentlichen Sinn. Das ist Gold und das existiert netto.
Dann haben wir dann Begriff"Kredit" (Credit), der ursprünglich das Versprechen war, Gold zu liefern. Heute hingegen ist er das Versprechen ZB-Geld (=Schulden anderer) zu liefern
Dann gibt es noch den Begriff des"Zirkulationsmittels" (Currency), das sich sowohl aus Geld als auch aus zessionsfähigen Krediten zusammen setzt.
Es gibt also 3 Möglichkeiten:
1) man bezahlt mit Geld. (Heute leider nicht mehr möglich)
2) man"bezahlt" mit den Zahlungsversprechen anderer durch Zession. (das heutige ZB-Bar"geld" fällt auch darunter)
3) man selber nimmt einen neuen Kredit auf und bezahlt dan später via 2).
>Ich denke: Es ist ein Fehler. den Kreditmechanismus für zwangsläufig zu halten.
Der Kredit ist sehr wohl zwangsläufig. Schulden müssen bedient werden. Wenn der Schuldner nicht zahlen kann, zahlt der Gläubiger und zwar drauf, aber gezahlt wird in jedem Fall.
>Wichtig ist, dass gekauft wird. Wichtig ist nicht, dass auf Kredit gekauft wird.
Bestenfalls halbrichtig. Da die bestehenden Kredite fällig werden, verringert sich die"Geldmenge" (Schuldenmenge) und damit die zum Kauf via Zession verfügbaren Titel. Es braucht ergo neue Kredite um die"Geldmenge" wenigstens konstant zu halten.
>Im Gegenteil: Jeder Kreditkauf birgt ein potentielles Risiko für die Zukunft.
Och nööö, wer hätte das gedacht. Und die bereits bestehenden Schuldenberge aka"Geldmenge" sind kein potentielles Risiko füd die Zukunft?
Über das Risiko des permanenten Schuldenmachens hätte man vor 30 Jahren nachdenken sollen, jetzt ist es dafür längst zuspät.
>Vermögen und Einkommen sind hier die weit entscheidenderen Größen.
"Vermögen" nutzt zum kaufen nur insoweit, wie es liquide oder zedierbar ist, ansonsten taugt es nur als Besicherung für neue Kredite.
Zum Einkommen ist zu bedenken: des einen Einkommen, ist des anderen Ausgabe. Und man darf nicht vergessen, daß aus dem Einkommen, die bestehenden Schulden zu bedienen sind. Das bedeutet zwangsläufig, daß die Einnahmen des Schuldners größer als seine Ausgaben sind - für die Differenz braucht man Neu-Schuldner.
(Nette Konstruktion unser"Papiergeld". Der Teufel muß Ratgeber gewesen sein.)
>Martin wird an dieser Stelle also von der selben „Netto-Philosophie“ eingeholt, die er vorher beklagt hat. Auch er vertritt so etwas wie eine „Hinzufüge-„ oder, wie ich lieber sage, „Raketen-Theorie“, nach der die Wirtschaft stets durch einen Netto-Anschub von außen stimuliert werden muss, damit sie weiter funktionieren kann.
Da hat dottore insoweit recht, als daß wir es mit einem inflationären Boom zu tun haben. Der braucht in der Tat ständig größere"Liquiditäts"zufuhr (sprich: Nettoneuverschuldung) um nicht in sich zusammenzubrechen.
>Ich denke, das trifft die Dinge nicht korrekt, denn die Wirtschaft produziert ihren Antrieb stets von innen heraus. Er heißt „Einkommen“. Wichtig ist, dass Einkommen entstehen, egal woher - durch Kredit, durch Löhne, durch Zinsen, durch Dividenden, durch Transfers oder durch Verzehren von Vermögen.
Die Struktur eine Wirtschaft und die Finanzlage der Wirtschaftsteilnehmer ist egal, solange es nur"Einkommen" gibt? Dumm nur, daß das Einkommen von der Kapitalstruktur und der Finanzlage abhängig ist.
Wie war das oben mit"Kreditkauf birgt ein potentielles Risiko für die Zukunft"?
Wenn man mich fragt, den Titel"Größter Ã-konom und Volkswirt" würde ich an Ludwig von Mises vergeben. Die"aller Zeiten" lasse ich weg, ich hoffe nicht, daß er der letzte große Ã-konom war.
Gruß
Diogenes
|
nereus
07.09.2005, 16:43
@ Diogenes
|
Re: Niquet über dottores Geldtheorie... (amüsant) - Diogenes |
-->Hallo Diogenes!
Du schreibst: Vermögen" nutzt zum kaufen nur insoweit, wie es liquide oder zedierbar ist, ansonsten taugt es nur als Besicherung für neue Kredite.
Ist für die Besicherung eines Kredits nicht automatisch die Zedierbarkeit seines Pfandes die zwingende Voraussetzung?
Was soll denn der Gläubiger mit einem Vermögen, welches er ggf. nicht"auslösen" kann?
Oder hast Du etwas anderes gemeint?
Wenn Dein sehr schöner Artikel in den nächsten 3 Tagen nicht von der Machttheorie-Fraktion zerissen wird, hänge ich ihn mir in's Büro. [img][/img]
Warum gibt es eigentlich noch keine Diogenes-Sammlung?
mfG
nereus
|
Diogenes
07.09.2005, 17:13
@ nereus
|
Re: Niquet über dottores Geldtheorie... (amüsant) - nereus |
-->>Hallo Diogenes!
>Du schreibst: Vermögen" nutzt zum kaufen nur insoweit, wie es liquide oder zedierbar ist, ansonsten taugt es nur als Besicherung für neue Kredite.
>Ist für die Besicherung eines Kredits nicht automatisch die Zedierbarkeit seines Pfandes die zwingende Voraussetzung?
>Was soll denn der Gläubiger mit einem Vermögen, welches er ggf. nicht"auslösen" kann?
>Oder hast Du etwas anderes gemeint?
Hi nereus,
Ich habe mich schlampig ausgedrückt, sorry. Eine Immobilie im Vermögen z.B. würde zur Besicherung dienen können. Ein Wechsel wäre ein Beispiel für Vermögen, das zedierbar ist oder auch ZB-Banknoten.
Daß eine Besicherung zedierbar ist, ist keine Notwendigkeit. Da müßte man sich glatt fragen, warum einen Kredit nehmen und nicht gleich zedieren und die Zinsen für den Kredit sparen.
>Wenn Dein sehr schöner Artikel in den nächsten 3 Tagen nicht von der Machttheorie-Fraktion zerissen wird, hänge ich ihn mir in's Büro. [img][/img]
>Warum gibt es eigentlich noch keine Diogenes-Sammlung?
Keine Ahnung, wird vielleicht nicht viel genug an guten Postings sein.
Gruß
Diogenes
|
Jacques
07.09.2005, 18:30
@ Diogenes
|
Re: Niquet über dottores Geldtheorie... (amüsant) |
-->hallo Diogenes
Niquet:>>Wichtig ist, dass gekauft wird. Wichtig ist nicht, dass auf Kredit gekauft wird.
Diogenes>Bestenfalls halbrichtig. Da die bestehenden Kredite fällig werden, verringert sich die"Geldmenge" (Schuldenmenge) und damit die zum Kauf via Zession verfügbaren Titel. Es braucht ergo neue Kredite um die"Geldmenge" wenigstens konstant zu halten.
Ergo?
Nicht zwingend. Sinken die Preise, so genügt die"verringerte"Geldmenge".
Der Ansatz Schuldenmenge statt Geldmenge zu gebrauchen ist sehr interessant.
Auch unter dem Gesichtspunkt der Machttheorie von dottore.
Was"zwingt" wen eine Schuldenmenge zu verringern?
|
weissgarnix
07.09.2005, 19:23
@ Diogenes
|
Re: Niquet über dottores Geldtheorie... (amüsant) - diogenes |
-->hi diogenes,
alles richtig, was du sagst. ich betonte Niquets"Volkswirt" nur deshalb, weil er erst unlängst einen artikel verfasst hat, wo er sich über die BWLer ein wenig lächerlich gemacht hat (and needless to say: ich - und soweit ich weiss auch dottore - sind BWLer...).
ausserdem ist der Geldschöpfungsprozess natürlich kein"Aktivtausch", sondern, wenn man schon Bilanzbegriffe strapazieren will, eine Bilanzverlängerung, i.e. eine gleichzeitige Erhöhung von Vermögen und Schulden, netto-Effekt daher logo null."Geschaffen" wird dabei sehr wohl etwas, allerdings mit positiven und negativen Vorzeichen auf beiden Seiten, ergo nur"netto" nichts. Das danach aber deutlich mehr Liquidität im Umlauf ist, dem aber eine gleichgrosse Zunahme der Verschuldung gegenübersteht, ist ja soweit - glaube ich jedenfalls den bisherigen Beiträgen zu entnehmen - unbestritten. Ein Aktivtausch wäre hingegen der Wechsel von einer Vermögensklasse in eine andere, also zB Forderungen oder Läger in Geld, ohne dass sich auf der Passivseite (hier: Schulden) irgendwas tut. Dieser Prozess tritt aber aus globaler Sicht (i.e. über Notenbank und das gesamte Bankensystem hinweg) bei der Geldschöpfung garantiert nicht ein, weil es sonst das besagte"Vermögen" ja schon irgendwie geben müsste, wie dottore aber korrekt ausführt bedarf es zu seiner Entstehung erst mal einer Zunahme der Verschuldung. (ich bin mit den Begriffen"Vermögen" und"Einkommen" hier sehr ungenau, bitte ich mir nachzusehen).
Ich hatte diesbezüglich mit dottores theorie nie irgendwelchen stress, seit ich 1987 das erstemal bei ihm davon gelesen habe. zumal ich diesen teil seiner theorie eigentlich auch für den praktisch relevanteren und aktuell brisanteren halte, und gar nicht richtig weiss, warum er neuerdings auf seine Ansichten zur Prähistorie und Antike soviel Wert legt. Is ja im Grunde genommen sch..egal ob nun das Ei oder die Henne (i.e. Markt oder Waffe) zuerst da war, fakt ist, im aktuellen WIPOL-kontext sind seine"alten" thesen (i.e. die aus"Cash","Krisenschaukel" und"Kapitalismus") so zutreffend wie nie zuvor.
|
Holmes
07.09.2005, 19:55
@ weissgarnix
|
Re: Niquet �ber dottores Geldtheorie... (am�sant) - weissgarnix |
-->Hi weissgarnix!
>Ich hatte diesbez�glich mit dottores theorie nie irgendwelchen stress, seit ich 1987 das erstemal bei ihm davon gelesen habe. zumal ich diesen teil seiner theorie eigentlich auch f�r den praktisch relevanteren und aktuell brisanteren halte, und gar nicht richtig weiss, warum er neuerdings auf seine Ansichten zur Pr�historie und Antike soviel Wert legt. Is ja im Grunde genommen sch..egal ob nun das Ei oder die Henne (i.e. Markt oder Waffe) zuerst da war, fakt ist, im aktuellen WIPOL-kontext sind seine"alten" thesen (i.e. die aus"Cash","Krisenschaukel" und"Kapitalismus") so zutreffend wie nie zuvor.
Soweit ich den Gedankengang von dottore nachvollziehen kann, war die Frage, ab wann und warum überhaupt jemand Schulden macht. Der Heinsohn'sche Notkredit als Ursache der Geldentstehung ist ja vermutlich Unsinn (wer sichert z.B. den Kredit, wenn es keine Macht gibt? Verträge mit Unbekannten setzen eine Rechtsstruktur voraus, die machtgesichert ist etc.). Bevor es also zu Verträgen mit Eigentum kommen kann, muss schon ein Staat da sein, der das Eigentum sichert. Über diese Fährte ist er dann in die Geschichte vorgdrungen und hat festgestellt, dass es schon lange Tributsysteme gab, bevor es Geld gab und dass Geld nur eine andere Form des Abgabengutes ist, aber der Mechanismus stets derselbe ist. Jeder Untertan eines Machtbereiches hat Schulden, die auf keinem Vertrag beruhen (und auch keine Urschulden sind), nämlich Steuerschulden bzw. Zinnß!
Und das schon lange, bevor es Geld im heutigen Sinne gab. Und dieses System läuft bis heute durch. Geld wird nicht erfunden, damit es allen besser geht, sondern damit die Macht sich eleganter an der Spitze halten kann.
Und die Rolle von Geld als Machtmittel läßt sich doch an Büchern wie"Economic Hit Man" wunderbar aufzeigen. Man muss gar nicht immer mit der Knarre kommen, es reicht, wenn man ganze Länder finanziell abhängig macht. Klappt das nicht, kommt man letztlich doch mit der Waffe, siehe Irak. Kann in die Hose gehen, klar. Wer hat gesagt, dass die Mächtigen auch"klug" sind?:-)
Beste Grüsse,
Holmes
|
Digedag
07.09.2005, 20:34
@ nereus
|
Re: Machttheorie-Fraktion? |
-->>Wenn Dein sehr schöner Artikel in den nächsten 3 Tagen nicht von der Machttheorie-Fraktion zerissen wird, hänge ich ihn mir in's Büro. [img][/img]
>Warum gibt es eigentlich noch keine Diogenes-Sammlung?
>mfG
>nereus
Hallo nereus,
also ich kann im Artikel von Diogenes keinen einzigen Unterschied zu dottore erkennen. Die eventuell strittigen Teile der"Machttheorie" werden doch von den hier getroffenen Aussagen gar nicht berührt.
Warum sollte da eine ominöse"Machttheorie-Fraktion" irgendetwas zerreissen?
Digedag
|
Diogenes
07.09.2005, 21:53
@ weissgarnix
|
Re: Niquet über dottores Geldtheorie... (amüsant) - diogenes |
-->Hi weissgarnix,
>Ich hatte diesbezüglich mit dottores theorie nie irgendwelchen stress, seit ich 1987 das erstemal bei ihm davon gelesen habe.
Stress habe ich mit Theorien auch keinen, kann gut ohne leben. *g*
Wenn dottore die Machttheorie nur als Arbeitshypothese in den Raum stellte und man diese dann weiterentwickeln könnte, wäre die Sache in Ordnung.
Daß er sie - wie ich den Eindruck habe, ich kann mich auch täuschen - als absolute Wahrheit vertritt, macht die Diskussion kompliziert.
Die Sache ist alles andere als wasserdicht, sowohl aufgrund von praktischer Überlegung als auch aufgrund von logischen Schlußfolgerungen. Die Interpretation von alten Fragmenten ist eben nur eine Interpretation, mehr nicht. Die Frage ist, welche alternativen Interpretationen und Thesen sind möglich und in wie weit sind diese"wasserdicht".
Ich will niemanden auf den Schlips treten, aber ich habe das Gefühl, daß der Machttheorie von manchem zuviel Glauben entgegengebracht wird und daß dieses glauben Hoffnungslosigkeit und Resignation hervorruft. Und das alles nur aufgrund einer Hypothese.
Unter anderem deswegen hielt ich es an der Zeit, der Angelegenheit mal ordentlich auf den Zahn zu fühlen.
>zumal ich diesen teil seiner theorie eigentlich auch für den praktisch relevanteren und aktuell brisanteren halte, und gar nicht richtig weiss, warum er neuerdings auf seine Ansichten zur Prähistorie und Antike soviel Wert legt.
Daran habe ich ein gerüttelt Maß Mitschuld. Angefangen hat es damit, daß ich abgeleitet habe, daß es einen Markt braucht, bevor man Steuern in etwas erheben kann, daß die Steuerpflichtigen nicht selber herstellen. Das ist im Widerspruch zur Behauptung der Machttheorie, daß der Tribut die Ursache für den Handel ist (Macht erzwingt Markt, Macht vor Markt.)
Dann habe ich ein paar Quellen zu prähistorischem Handel ausgegraben, die dottore anderst interpretiert, als die mit der Ausgrabung und Bewertung befaßten.
Das Problem ist, daß dottore zeigen muß, daß es keinen Handel von der Macht gab.
Gleichzeitig muß er zeigen, daß es Handel ohne Macht gegeben hat (Fernhandel Machtbereich-Nichtmachtbereich). Und das alles dann so, daß es mit der Aussage"Macht kommt vor Markt" zusammenpaßt.
Eine unlösbare Aufgabe IMO. Er versucht sich damit auszuhelfen, daß er in der Vor-Machtzeit und im Nicht-Machtbereich Begriffe hin und her schiebt:"schenken-gegenschenken","tauschen","vor- oder weiterreichen", etc..
Der Kern dieser Vorgänge ist aber der gleiche: Waren wechseln ihre Besitzer auf friedliche Weise, ohne daß die Macht bzw. der Tribut ursächlich gewesen wäre.
Und bei diesem Diskurs sind wir erst am Anfang, es gibt in der Machttheorie noch einiges das der Überprüfung bedarf.
>Is ja im Grunde genommen sch..egal ob nun das Ei oder die Henne (i.e. Markt oder Waffe) zuerst da war,....
Das Ei war zuerst da, das legten schon die Dinosaurier. *g*
Ernsthaft: Ich meine, die Frage ist nicht, wer zuerst da war. Ich glaube, Macht und Markt haben sich neben- und miteinander entwickelt.
Die Machttheorie hat den Verdienst, die Macht stärker ins Bewußtsein zu bringen. Mal sehen, wohin die Reise führt.
Auf jeden Fall fasziniert es mich und es hat mir bereits einiges an neuen Ideen und Einsichten beschert und mit dottore habe ich einen äußerst kundigen und streitbaren Diskussionspartner. Die Gelegenheit laß ich mir nicht entgehen.
>...fakt ist, im aktuellen WIPOL-kontext sind seine"alten" thesen (i.e. die aus"Cash","Krisenschaukel" und"Kapitalismus") so zutreffend wie nie zuvor.
Davon habe ich auch das eine oder andere gelesen. Würde sagen man nehme es cum grano salis, wie alles andere an Thesen & Theorie.
"Prüfet alles, das Gute behaltet".
Gruß
Diogenes
|
Diogenes
07.09.2005, 22:09
@ Jacques
|
Re: Niquet über dottores Geldtheorie... (amüsant) |
-->Hi Jacques
>Niquet:>>Wichtig ist, dass gekauft wird. Wichtig ist nicht, dass auf Kredit gekauft wird.
>Diogenes>Bestenfalls halbrichtig. Da die bestehenden Kredite fällig werden, verringert sich die"Geldmenge" (Schuldenmenge) und damit die zum Kauf via Zession verfügbaren Titel. Es braucht ergo neue Kredite um die"Geldmenge" wenigstens konstant zu halten.
>Ergo?
>Nicht zwingend. Sinken die Preise, so genügt die"verringerte"Geldmenge".
Man könnte auch sagen: Die Preise müssen sinken, damit die verringerte"Geldmenge" genügt. Das ist dann aber auch wieder eine Frage der Präferenz zur Kassenhaltung.
Allerdings: wenn Schulden abbezahlt werden und man die Schuldensumme konstant halten will, dann benötigt man neue Schulden.
>Der Ansatz Schuldenmenge statt Geldmenge zu gebrauchen ist sehr interessant.
>Auch unter dem Gesichtspunkt der Machttheorie von dottore.
>Was"zwingt" wen eine Schuldenmenge zu verringern?
Der Kreditvertrag.
Und weiter:
Wer setzt den Vertrag notfalls durch? Die"Macht".
Worauf beruht die Macht letztendlich? Auf der Wirtschaft.
Worauf beruht die Wirtschaft? U.a. auf dem Einhalten von Verträgen.
Wer sorgt dafür, daß die Verträge eingehalten werden? Die"Macht".
Und worauf beruht diese Macht letztendlich? Auf der Wirtschaft.
...
[img][/img]
Es geht nicht darum ob Macht notwendig ist, oder nicht. Sie ist notwendig.
Aber es geht darum, wie die Macht gebraucht wird und wozu sie benutzt wird und wie sie organisiert ist.
Das macht IMO den Unterschied zwischen Wohlstand und Ruin und zwischen Aufbau und Erhalt von Zivilisation und dem Abstieg in die Barbarei.
Gruß
Diogenes
|
Fremdwort
08.09.2005, 08:42
@ weissgarnix
|
Re: Niquet über dottores Geldtheorie... (amüsant) |
-->Hi,
ziemlichster Unsinn von dem Gudsden. Eine Erhöhung des Geldbestandes ist in ertser Linie ausschliesslich eine Erhöhung der Umsätze - den zuwas anderem wird es ja nicht benötigt.
Dass die Geldmenge tendenziell steigt, besagt nix anderes, als dass die Profite tendenziell sinken und dieses über erhöhten Umsatz ausgeglichen werden muß. Das gesamte Geld drückt ja nicht den in der getauschten Ware enthaltenen Teil an in ihr enthaltener, nutzbringender Arbeit aus - also ihrem innerten Wert - sondern dessen Gegenteil, den Mehrwert, der rein virtuell ist.
Daher ist der Anteil fiktiven Kapitals auch nix anderes als die in Jashrhunderten angesammelte Verwaltung von Entropie der geleisteten Arbeit, die schon längst von der Erde exportiert wurde.
Man sollte für so viel Genialität den bürgerlichen Ã-konomen täglich neu nen Nobelpreis verleihen.
Katrina hat übriges schön gezeigt, dass die Kohle wech ist.
|