albert
12.09.2005, 20:09 |
Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? Thread gesperrt |
-->Liebes Forum,
wie seht ihr das?
Gibt es noch Möglichkeiten, die Überschuldung in den Griff zu bekommen, wenn wieder ein Wachstum von 3 bis 4 % wäre?
Z.B. durch mutige marktwirtschaftliche Reformen einschließlich Kirchhof sowie die anderen bekannten Maßnahmen.
...sowie über eine Prise Inflation, die dem Staat die Schuldenlast erleichtert
..oder geht es nur noch darum, einen Mittelweg über Verschuldungsexpansion bei gleichzeitig weiterem Werben um Vertrauen in die finanzielle Situation zu gehen, um den Kollaps noch vielleicht 10 Jahre rauszuzögern. Das wäre doch dann eher Lafontaine? Gibts den Armen im gutem Wissen, das früher oder später sowieso alles den Bach runtergeht, aber damit die Party nochmal verlängern.
Ohnehin: Wenn die Stabilität des Euro am Dollar hängt: Welchen Sinn machen dann Sparanstrengungedn, wenn die USA sowieso mit Vollgas kreditexpandieren bzw. in den nächsten Monaten weitere Kriege anzetteln.
Freue mich über eure Meinung
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thoughtful
12.09.2005, 20:26
@ albert
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->>Liebes Forum,
>wie seht ihr das?
>Gibt es noch Möglichkeiten, die Überschuldung in den Griff zu bekommen, wenn wieder ein Wachstum von 3 bis 4 % wäre?
>Z.B. durch mutige marktwirtschaftliche Reformen einschließlich Kirchhof sowie die anderen bekannten Maßnahmen.
>...sowie über eine Prise Inflation, die dem Staat die Schuldenlast erleichtert
>..oder geht es nur noch darum, einen Mittelweg über Verschuldungsexpansion bei gleichzeitig weiterem Werben um Vertrauen in die finanzielle Situation zu gehen, um den Kollaps noch vielleicht 10 Jahre rauszuzögern. Das wäre doch dann eher Lafontaine? Gibts den Armen im gutem Wissen, das früher oder später sowieso alles den Bach runtergeht, aber damit die Party nochmal verlängern.
>Ohnehin: Wenn die Stabilität des Euro am Dollar hängt: Welchen Sinn machen dann Sparanstrengungedn, wenn die USA sowieso mit Vollgas kreditexpandieren bzw. in den nächsten Monaten weitere Kriege anzetteln.
>Freue mich über eure Meinung
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Dieter Meyer rechnet ja schon bis 2025 hoch:
Seit 1965 wurde bei richtiger Zuordnung der Zahlen keine einzige DM bzw. kein einziger Euro aus Schulden (!) investiert.
Es ist ein revolvierendes Bankrottsystem. Um Schulden zu tilgen wurden neue Schulden aufgenommen und um sämtliche Zinsen
bezahlen können auch. Ich berufe mich da auf jemanden, der es wissen muß, Herrn Ministerialrat a. D. Dieter Meyer von der
ehemals so genannten Bundesschuldenverwaltung (heute Bundeswertpapierverwaltung - klingt besser:-))
http://www.staatsverschuldung-schuldenfalle.de/
Auszug aus diesem Link:
3) Gemäß Zeile 3 in vorstehender Tabelle 3 betrug in den Jahren 1965 bis 2003 die Summe aller Neuverschuldungen bzw. Defizite des öffentlichen Gesamthaushalts 1.129,3 Mrd.EUR und die aller Zinsausgaben 1.188,8 Mrd.EUR. Von der gesamten Neuverschuldung blieb also in den vergangenen Jahrzehnten zur Finanzierung originärer Staatsausgaben, also zur eigentlichen Haushaltsdeckung, nicht ein EURO übrig. Im Gegenteil: ein Anteil von 59,5 Mrd.EUR der Zinsausgaben musste aus Steuermitteln bezahlt werden, weil die Neuverschuldung hierzu nicht ausreichte. Die Neuverschuldung diente also de facto der Deckung des von ihr selbst durch steigende Zinslasten erzeugten Defizits. Dieses Ergebnis des bisherigen Verschuldungsverlaufs führt zwangsläufig zu der Schlussfolgerung, dass der öffentliche Gesamthaushalt zur Finanzierung der originären Ausgaben im Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte Kredite nicht benötigte; er benötigte sie lediglich zur Finanzierung der von den Krediten selbst erzeugten steigenden Zinslasten, also zur Finanzierung der Altlasten der Staatsverschuldung, nicht aber zur Finanzierung seiner eigentlichen Aufgaben (wie z. B. Investitionen).
Gruß
th.
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MattB
12.09.2005, 21:17
@ albert
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Re: D:"Point of no return"...überschritten? (Hier: Ja, Dort: Vielleicht nicht) |
-->Euklid, (zu finden nun im Systemfehler-F) hatte einen Aspekt gebracht, mit einem Werk"Staat ohne Steuern" (oder so ähnlich) aus den 20er oder 30ern. Er hatte es durchgeackert und hier zur Diskusion gestellt. Ohne Resonanz. Soweit ich es bergiffen habe geht es über Relative, NICHT Absolute Entschuldung des Staates über"normale" Inflation. Bei Interesse würde ich auf Euklid verweisen wollen.
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MattB
12.09.2005, 21:33
@ albert
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Re: Nachtrag: Unkonventionelle Arten der Zukunftsanalyse... |
-->.Bezüglich Kollaps oder nicht Kollaps kann man auch (bei entsprechender Offenheit dafür) unkonventionelle Arten der Zukunftsanalyse heranziehen wie Astrologie (dazu kann ich nichs sagen) oder Präkognitionen (Schauungen, Wahrtäume, etc). Dieses Phänomen scheint tatsächlich zu existieren, und es scheint sich auch eine Zukunfts-Agenda (zumindest für D) herauskristallisiert zu haben. Bei Interesse würde ich auf das Zukunftsforum http://f27.parsimony.net/forum67523/index.htm verweisen wollen. Und ein gehöriges Mass an Skepsis empfehlen wollen, sonst kommen Sachen raus wie sowas: http://f27.parsimony.net/forum67523/messages/20450.htm
Viele Grüss
MattB
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pecunia
12.09.2005, 21:39
@ albert
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->Hi,
schon zu Beginn eines ungedeckten Geldsystems ist jedem Beteiligten klar, dass es irgendwann in den Orcus faehrt. Vom ersten Tag an setzen alle auf"Hinauszoegern des Kollaps". Klar - dieser Kollaps scheint am Anfang in weiter Ferne oder manchem sogar undenkbar, aber die Geschichte lehrt: kein Geldsystem war je von Bestand! Einzig Edelmetalle jeder Art dienen und dienten seit jeher als zuverlaessiger Wertspeicher. Ihr Wert besteht aus mehreren Faktoren:
1. ENDLICHKEIT/SELTENHEIT
Edelmetalle lassen sich nicht wie Fiat-Money beliebig vermehren. Sie sind, wie alles auf dieser Welt, endlich.
2. ERSCHLIESSUNGS- UND FOERDERKOSTEN
In jedem Edelmetall ist der Wert der ARBEIT, UM ES ZU GEWINNEN gespeichert.
3. HALTBARKEIT
Kein anderer Wertspeicher ist so haltbar und unvergaenglich wie Edelmetalle, allen voran Gold. Auch heute noch zirkuliert Gold in Form von Muenzen, Barren, Goldkronen, Nuggests, das vor vielen hunderten von Jahren gewonnen wurde.
4. TEILBARKEIT
Im Gegensatz zu Edelsteinen z.B. lassen sich Edelmetalle beliebig teilen. Sei es mit der Blechscheere oder per Schmelzofen und Gussform.
5. KOMPAKTHEIT
Edelmetalle speichern aufgrund ihrer Endlichkeit und damit verbundenen Seltenheit den Geldeswert in aeusserst kompakter Form. So ist ein Kilo Gold kleiner als z.B. eine Zigarettenschachtel (allerdings etwas schwerer [img][/img].
Auch dieses System wird kollabieren - da gibt es nicht den geringsten Zweifel. Vermutlich wird dieser Kollaps nichtmal soooo lange auf sich warten lassen. Ich schaetze < 10 Jahre. Und es wird auch diesmal nur wenige Wertspeicher geben, die den Kollaps ueberdauern werden.
Viel Freude (und Gelassenheit beim Zusehen) wuenscht
pecunia
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Dieter
12.09.2005, 23:02
@ albert
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ja, schon sehr, sehr lange. |
-->Siehe einmal diesen Beitrag zur Mechanik der Zahlung von Zinsen durch Neuverschuldung:
Die Werte der Grafik sind preisbereinigt Basis 1962:
http://f23.parsimony.net/forum52169/messages/78447.htm
Ich denke, daß es noch relativ lange gut gehen wird, es ist doch eher eine Frage des Vertrauens der Welt zu unserer Leistungsfähigkeit. Und genau in diesem Punkt sind sich doch alle einig, daß man in Deutschland leidensfähig und hart arbeitend ist.
Dagegen:
Der Point of no return wurde m.E. schon sehr lange überschritten, vermutlich mit der Brandt-Regierung, der ein Anspruchdenken an die Vollversorgung etablierte, der eigentliche Auslöser der ungehemmten Verschuldung. Bislang hat sich die Politik nicht mal getraut, die Zinsen von Steuergeldern zu zahlen (Siehe Grafik vom Hochbuchen).
Gruß Dieter
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Fremdwort
13.09.2005, 00:04
@ albert
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->Hi!
Die Überschuldung gibts nicht, nur eine Verschuldung. Die erste am Staat als rein virtueller Struktur angelegte Mark ist rein fiktives Kapital = doppelte Abzocke. Es ist aufgehobener Wert im hegelschen Sinne. Einerseits längst verbraucht, andererseits dennoch transzendent vorhanden.
Betrachtet Geld mal nicht ontologisch sondern als gesellschaftliches Verhältnis und die Abhängigkeiten.
Gruß
Fremdwort
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thoughtful
13.09.2005, 01:36
@ Fremdwort
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->>Hi!
>Die Überschuldung gibts nicht, nur eine Verschuldung. Die erste am Staat als rein virtueller Struktur angelegte Mark ist rein fiktives Kapital = doppelte Abzocke. Es ist aufgehobener Wert im hegelschen Sinne. Einerseits längst verbraucht, andererseits dennoch transzendent vorhanden.
>Betrachtet Geld mal nicht ontologisch sondern als gesellschaftliches Verhältnis und die Abhängigkeiten.
>Gruß
>Fremdwort
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Hi Fremdwort, ich lese immer Ihre hochgestochenen philosophischen Betrachtungsweisen. Kommen Sie mal runter von diesem Sockel. Hier in diesem Thread geht es um Finanzwissenschaft und und um Geldtheorie.
Bei Unternehmen läßt sich bilanziell ganz leicht im gegebenen Fall anstelle einer reiner Verschuldung eine Überschuldung (=ein feststehender betriebswirtschaftlicher Begriff) darstellen.
Beim Staat, der nicht bilanziert ist das allerdings wesentlich schwieriger.
Weiter: Staatsanleihenm sind kein fiktives Kapital. Erzählen Sie das doch einmal einem Vermögensverwalter eines Lebensversicherungsunternehmens, daß auf der Aktivseite seiner Bilanz"fiktives" Kapital" Kapital verbucht ist. ;-))
Transzendent vorhandenes Kapital, eine hübsche philosophische Betrachtungsweise, hat aber nichts mit Volks- oder Betriebswirtschaftslehre zu tun.
Ich stelle immer wieder fest, daß über viele Fragen in wirtschaftlichen Diskussionen eine Auseinandersetzung entbehrlich wäre, wenn alle Diskussionsteilnehmer perfekt die Regeln der doppelten Buchführung beherrschten und bilanzsicher wären.
Nicht nur für Philosophen, sondern auch für Kaufleute ist das Wesen des Geldes schwer verständlich. Ich kann Ihnen auf die Kürze nur sagen, daß es ein Tauschmittel ist, dessen wichtigste weitere Funktion die Wertaufbewahrung ist und Geld zudem eine Rechenfunktion hat. Im Übrigen empfehle ich Ihnen das Studium von:"Theorie des Geldes und der Umlaufmittel" von Prof. Dr. Ludwig von Mises. Warnung: Sie müssen da aber bereit sein aus Wolkenkuckucksheim in die Niederungen der Volkswirtschaftslehre hinabzusteigen.:-))
Gruß
thoughtful
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Fremdwort
13.09.2005, 01:59
@ thoughtful
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->Hi,
vorab: wir können uns ruhig duzen im net.
>Hi Fremdwort, ich lese immer Ihre hochgestochenen philosophischen Betrachtungsweisen. Kommen Sie mal runter von diesem Sockel. Hier in diesem Thread geht es um Finanzwissenschaft und und um Geldtheorie.
Fein. Aber aus dieser Sicht lässt sich das nicht erklären. Die gesamte bürgerliche Ã-konomie ist doch nicht mehr hochakademische Kaffeesatzleserei. Und das hat eine ganze Menge mit der Entwicklung der Denkweise zu tun.
>Bei Unternehmen läßt sich bilanziell ganz leicht im gegebenen Fall anstelle einer reiner Verschuldung eine Überschuldung (=ein feststehender betriebswirtschaftlicher Begriff) darstellen.
>Beim Staat, der nicht bilanziert ist das allerdings wesentlich schwieriger.
>Weiter: Staatsanleihenm sind kein fiktives Kapital. Erzählen Sie das doch einmal einem Vermögensverwalter eines Lebensversicherungsunternehmens, daß auf der Aktivseite seiner Bilanz"fiktives" Kapital" Kapital verbucht ist. ;-))
Staatsanleihen SIND nicht fiktives Kapital sondern tragen zur Bildung bei. Es ist nunmal leider so. Ein Staat ist kein gesellschaftliches Element, welches ein gesellschaftliches Verhältnis eingehen könnte sondern eine Struktur über der Gesellschaft.
>Transzendent vorhandenes Kapital, eine hübsche philosophische Betrachtungsweise, hat aber nichts mit Volks- oder Betriebswirtschaftslehre zu tun.
Damit nicht. Aber Volkswirtschaftslehre kann ja auch die Entwicklung der Ã-konomie nicht erklären:) Sie versucht es nur und doktort da dran rum.
>Ich stelle immer wieder fest, daß über viele Fragen in wirtschaftlichen Diskussionen eine Auseinandersetzung entbehrlich wäre, wenn alle Diskussionsteilnehmer perfekt die Regeln der doppelten Buchführung beherrschten und bilanzsicher wären.
Wozu bilanzierung verstehen müssen, wenns um den nicht bilanzierbaren Staat geht?
>Nicht nur für Philosophen, sondern auch für Kaufleute ist das Wesen des Geldes schwer verständlich. Ich kann Ihnen auf die Kürze nur sagen, daß es ein Tauschmittel ist, dessen wichtigste weitere Funktion die Wertaufbewahrung ist und Geld zudem eine Rechenfunktion hat. Im Übrigen empfehle ich Ihnen das Studium von:"Theorie des Geldes und der Umlaufmittel" von Prof. Dr. Ludwig von Mises. Warnung: Sie müssen da aber bereit sein aus Wolkenkuckucksheim in die Niederungen der Volkswirtschaftslehre hinabzusteigen.:-))
Im Gegenteil wäre es sinnvoller, hinauf in die Elfenbeintürme der Philosophie zu steigen und sich die Sache von hier oben anzusehen:))
Das sieht da nämlich anders aus.
Im Ernst: das Verständnis um die gesamte Volkswirtschaft hat auch etwas mit der Entwicklung des Denkens zu tun. Das gesamte dyanamische in unserer Gesellschaft wird am ehesten von dialektisch-idealistisch, ich denke, es sind Neoliberale, denkenden erfasst. Aber die fallen irgendwann in ihrem Denken wieder auf das Sein zurück und gehen dann zum Materialismus über.
Lesetipp eines Neuhegelianers:
http://www.vordenker.de/ggphilosophy/tod-ideal.htm
Ich erwarte aber nicht, dass du das ansatzweise erfasst. Der Text hat es echt in sich.
Nix für ungut.
Gruß
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thoughtful
13.09.2005, 02:45
@ Fremdwort
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->(...)
>Lesetipp eines Neuhegelianers:
>http://www.vordenker.de/ggphilosophy/tod-ideal.htm
>Ich erwarte aber nicht, dass du das ansatzweise erfasst. Der Text hat es echt in sich.
>Nix für ungut.
>Gruß
-----------------------------------------------------------
Zwischenbescheid
Danke für den Link, aber in pitch 12 sind das 200 Seiten. Mal sehen, wann ich in der Zukunft Zeit finde das zu lesen.
Gruß
th.
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Zardoz
13.09.2005, 02:53
@ thoughtful
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->Moin,
"Die Neuverschuldung diente also de facto der Deckung des von ihr selbst durch steigende Zinslasten erzeugten Defizits."
kann doch eigentlich auch gar nicht anders sein. Die Zinsen sind doch immer das, was eigentlich fehlt. Die Geldmenge, die immer nur dadurch zustande kommen kann, daß neue Schulden in entsprechender Höhe in die Welt gelangen. Beim Staat ist es nur leichter sichtbar als bei den verteilten Salden seiner vielen einzelnen Wirtschaftssubjekte, Bürger wie Unternehmen.
Nice week,
Zardoz
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Zardoz
13.09.2005, 03:11
@ albert
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Re: Kleines Gedankenexperiment |
-->Moin Albert,
nehmen wir also an, der Staat wolle allein die Zinsen seiner Schulden aus seinen Einnahmen bezahlen statt mittels neuer Schulden.
Einnahmen des Staates sind (jedenfalls überwiegend) Steuern seiner Bürger und Unternehmen. Die Steuern zur Zahlung der Zinsen müssten dann doch wohl just ebenso hoch sein wie die Einnahmen der Besteuerten aus ihren Beteiligungen an den Staatsschulden. Es soll ja gerecht sein. Aber wer sollte dann noch Staatsanleihen kaufen?
Pyramidenspiel bleibt eben Pyramidenspiel... ;-)
Nice week,
Zardoz
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nereus
13.09.2005, 09:40
@ pecunia
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Re: Deutschland:"Point of no return" - ewig währt nichts, pecunia |
-->Hallo pecunia!
Du schreibst: schon zu Beginn eines ungedeckten Geldsystems ist jedem Beteiligten klar, dass es irgendwann in den Orcus faehrt. Vom ersten Tag an setzen alle auf"Hinauszoegern des Kollaps". Klar - dieser Kollaps scheint am Anfang in weiter Ferne oder manchem sogar undenkbar..
Das ist fast wie im richtigen Leben.
Man wird geboren und verschwendet keine Minute darüber nachzudenken, ob man irgendwann auch wieder einmal abtreten muß.
.. aber die Geschichte lehrt: kein Geldsystem war je von Bestand!
Die Geschichte lehrt, niemand lebt unendlich lange.
Das ist leider das Schicksal von lebenden Systemen.
Wird man älter denkt man doch ab und zu an das Unvermeidliche.
Einzig Edelmetalle jeder Art dienen und dienten seit jeher als zuverlaessiger Wertspeicher.
Das ist ja auch unlebendige Materie.
Vermutlich wird dieser Kollaps nichtmal soooo lange auf sich warten lassen. Ich schaetze < 10 Jahre.
Ach ja, das mit den Lebenserwartungen ist eben nicht so einfach.
Manchmal geht es ganz schnell vorbei und dann dauert es doch überraschend lange.
Übrigens, besonders kränkliche Menschen werden manchmal besonders alt.
Woran kann das denn liegen?
Viel Freude (und Gelassenheit beim Zusehen) wuenscht..
Da müssen wir beide durch, es ist eh unvermeidlich.
Vielleicht gelingt es uns bis dahin noch ein wenig"nichtlebender" Materie beiseite zu schaffen.
noch viele schöne Tage wünscht Dir
nereus
[img][/img]
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Todd
13.09.2005, 09:55
@ Zardoz
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
--> Hallo,
genau das ist der Punkt. Aber wer hat die Zinsen kassiert?
Gruß Todd
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weissgarnix
13.09.2005, 10:19
@ albert
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->Die Verschuldung (und nicht"Überschuldung") ist überhaupt kein Thema, wenn Deutschland langfristig wieder zu einer halbwegs vernünftigen wirtschaftlichen Entwicklung zurückfindet. Dass sie abgebaut wird, sehe ich zwar realiter nicht, dass der Zeitpunkt einer etwaigen"Überschuldung" aber in ziemlich weite Ferne geschoben werden kann, sehr wohl.
Problem ist nur (und das sage ich als ausgewiesener Fan der Klassik/Neoklassik): mit den Merkel'schen/Kirchhoff'schen Methoden werden wir den Zeitpunkt leider nicht mehr erleben, weil Deutschland mM in eine Depression à la Japan stürzen würde, und zwar toute de suite, wie die Amis zu sagen pflegen. Merkel/Kirchhoff vergessen leider immer wieder, dass die Klassiker ihr Konzept der Vollbeschäftigung leider, leider für"the very long run" konzipiert gaben, und sie damit daher auf Sicht der nächsten 4 Jahre keinen Blumentopf gewinnen werden. Vielleicht sollte man ihr mal zum Geburtstag ein Werk von Mill oder Marshall schenken, dann würden ihr ein paar Dinge schlagartig klarer werden.
Dottore (bzw. George Bush bzw. Bofinger bzw. Keynes) haben völlig recht, wenn sie auf einen kurzfristigen Impuls durch kreditfinanzierte Staatsausgaben setzen (oder alternativ kreditfinanzierte Steuersenkungen). Nota bene: die Betonung liegt auf"kurzfristig"! Zudem müsste man die Deutschen zu deutlich mehr Konsum anregen, indem man ein paar vernünftige und verlässliche Perspektiven in den Raum stellt, die nicht schon wieder am nächsten Tag wieder ad absurdum geführt werden. Und was das Steuersystem betrifft, kann man da von mir aus langfristig alles mögliche ändern, aber zunächst mal würde ich jegliche Änderung vermeiden, die zu größeren Ängsten und damit weiterer Konsumverringerung führt.
Ergo glaube ich: wir werden kurzfristig deutlich mehr Schulden machen müssen, wenn wir langfristig Licht am Ende des Tunnels sehen wollen
|
Merlin
13.09.2005, 11:20
@ weissgarnix
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absolute Zustimmung!! owt |
-->
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Zardoz
13.09.2005, 12:17
@ Todd
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Re: Aber wer hat die Zinsen kassiert? |
-->Hi Todd,
das dürften überwiegend auf die eine oder andere Art Steuerpflichtige dieses Staates sein. Sollte der Staat auf die Idee kommen, seine Zinsausgaben aus laufenden Steuereinnahmen zu decken statt aus zukünftigen Steuereinnahmen (sprich Neuverschuldung), so dürften die Empfänger die Zinseinnahmen gleich wieder als Steuer an den Staat zurückgeben. Ein Nullsummenspiel...
Nice week,
Zardoz
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Divinum
13.09.2005, 16:10
@ albert
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->>Liebes Forum,
>wie seht ihr das?
>Gibt es noch Möglichkeiten, die Überschuldung in den Griff zu bekommen, wenn wieder ein Wachstum von 3 bis 4 % wäre?
>Z.B. durch mutige marktwirtschaftliche Reformen einschließlich Kirchhof sowie die anderen bekannten Maßnahmen.
>...sowie über eine Prise Inflation, die dem Staat die Schuldenlast erleichtert
>..oder geht es nur noch darum, einen Mittelweg über Verschuldungsexpansion bei gleichzeitig weiterem Werben um Vertrauen in die finanzielle Situation zu gehen, um den Kollaps noch vielleicht 10 Jahre rauszuzögern. Das wäre doch dann eher Lafontaine? Gibts den Armen im gutem Wissen, das früher oder später sowieso alles den Bach runtergeht, aber damit die Party nochmal verlängern.
>Ohnehin: Wenn die Stabilität des Euro am Dollar hängt: Welchen Sinn machen dann Sparanstrengungedn, wenn die USA sowieso mit Vollgas kreditexpandieren bzw. in den nächsten Monaten weitere Kriege anzetteln.
>Freue mich über eure Meinung
Hallo Albert, hallo Foris!
Aus folgenden Gründen glaube ich persönlich, dass der"point of no return" erreicht bzw. bereits überschritten ist:
Wirtschaftswachstum: Das Zinsniveau korreliert positiv mit den Wirtschaftswachstumsraten, die Lösung des Problems durch Wirtschaftswachstum ist daher meiner Meinung nach illusorisch.
Inflation: Das Zinsniveau steigt mit mit der Inflationsrate (Inflationsausgleich), geht also auch nicht, es sei denn durch richtige Hyperinflation. Dazu wäre aber eine grundlegende Änderung der derzeit geltenden Rechtslage notwendig, die sich allerdings m.E. nicht durchsetzen lässt.
Reformen: Die"mutigen marktwirtschaftlichen Reformen" der Bundesregierung (besser gesagt der Bundesverwaltung) beschränken sich so ziemlich darauf vorhandenes Geld möglichst so zu verteielen, dass das System stabil bleibt und alle Lobbies möglichst zufrieden sind. Da aber durch die steigende Staatsverschuldung und die damit verbundenen steigenden Zinslasten dem Bundeshaushalt immer weniger davon zur Verfügung steht, sind diese Reformen so eine Art Kampf gegen Windmühlen.
Sollte erst mal reichen.
MfG - Divinum
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sensortimecom
13.09.2005, 16:49
@ Divinum
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->
>Inflation: Das Zinsniveau steigt mit mit der Inflationsrate (Inflationsausgleich), geht also auch nicht, es sei denn durch richtige Hyperinflation. Dazu wäre aber eine grundlegende Änderung der derzeit geltenden Rechtslage notwendig, die sich allerdings m.E. nicht durchsetzen lässt.
[b]Hallo.
Doch, Hyperinflation geht auch OHNE grundsätzliche Änderung der geltenden Rechtslage. Zum Beispiel durch Explosion des Ã-lpreises (ob tatsächlich durch Verknappung, sei dahingestellt). Das ist genau DAS, was die verschuldeten Staaten herbeigesehnt haben... Die kriegen dadurch jenen Hyperinflations-Anteil"gratis" ins Haus geliefert, den sie ansonsten nur mit viel Regulierungs- und Manipulationskunst den lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen"beimengen", um die tatsächlich grassierende Deflation zu kompensieren sowie ein höheres Steueraufkommen zu lukrieren...
"DEHYPFLATION" habe ich das genannt (siehe diverse Postings). 80% Deflation plus 20% Hyper-Inflation ergeben jene 2 - 3% Preisindex, von denen Hr. Mustermann so gerne in der Statistik liest;-(
Ich sage: Die machen noch so lange, als die Gesetze der Regeltechnik und der Chaos-Theorie greifen. Trotz"Point of no return". Es sei denn, das"Pferd", das sie reiten, scheut aus irgendeinem unvorhergesehenen Grund und geht durch und lässt sich nicht mehr zügeln. Damit muss man rechnen...
Erich B.
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Divinum
13.09.2005, 18:26
@ sensortimecom
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->>
>>Inflation: Das Zinsniveau steigt mit mit der Inflationsrate (Inflationsausgleich), geht also auch nicht, es sei denn durch richtige Hyperinflation. Dazu wäre aber eine grundlegende Änderung der derzeit geltenden Rechtslage notwendig, die sich allerdings m.E. nicht durchsetzen lässt.
>Hallo. > Doch, Hyperinflation geht auch OHNE grundsätzliche Änderung der geltenden Rechtslage. Zum Beispiel durch Explosion des Ã-lpreises (ob tatsächlich durch Verknappung, sei dahingestellt). Das ist genau DAS, was die verschuldeten Staaten herbeigesehnt haben... Die kriegen dadurch jenen Hyperinflations-Anteil"gratis" ins Haus geliefert, den sie ansonsten nur mit viel Regulierungs- und Manipulationskunst den lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen"beimengen", um die tatsächlich grassierende Deflation zu kompensieren sowie ein höheres Steueraufkommen zu lukrieren...
>"DEHYPFLATION" habe ich das genannt (siehe diverse Postings). 80% Deflation plus 20% Hyper-Inflation ergeben jene 2 - 3% Preisindex, von denen Hr. Mustermann so gerne in der Statistik liest;-(
>Ich sage: Die machen noch so lange, als die Gesetze der Regeltechnik und der Chaos-Theorie greifen. Trotz"Point of no return". Es sei denn, das"Pferd", das sie reiten, scheut aus irgendeinem unvorhergesehenen Grund und geht durch und lässt sich nicht mehr zügeln. Damit muss man rechnen...
>Erich B.
Hallo Erich!
Ein steigender Ã-lpreis bedeutet m.E. nicht Inflation, da aus den steigenden Ausgaben auf diesem Sektor zwangsläufig fallende Ausgaben auf den anderen Sektoren resultieren.
Oder anders gesagt erhöht sich durch den steigenden Ã-lpreis nicht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, sondern es wird einfach das gleiche Einkommen zugunsten des Ã-ls ausgegeben und dafür woanders eingespart.
MfG - Divinum
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sensortimecom
14.09.2005, 10:36
@ Divinum
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Re: Deutschland:"Point of no return" bei der Überschuldung überschritten? |
-->>>
>>>Inflation: Das Zinsniveau steigt mit mit der Inflationsrate (Inflationsausgleich), geht also auch nicht, es sei denn durch richtige Hyperinflation. Dazu wäre aber eine grundlegende Änderung der derzeit geltenden Rechtslage notwendig, die sich allerdings m.E. nicht durchsetzen lässt.
>>Hallo.
>> Doch, Hyperinflation geht auch OHNE grundsätzliche Änderung der geltenden Rechtslage. Zum Beispiel durch Explosion des Ã-lpreises (ob tatsächlich durch Verknappung, sei dahingestellt). Das ist genau DAS, was die verschuldeten Staaten herbeigesehnt haben... Die kriegen dadurch jenen Hyperinflations-Anteil"gratis" ins Haus geliefert, den sie ansonsten nur mit viel Regulierungs- und Manipulationskunst den lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen"beimengen", um die tatsächlich grassierende Deflation zu kompensieren sowie ein höheres Steueraufkommen zu lukrieren...
>>"DEHYPFLATION" habe ich das genannt (siehe diverse Postings). 80% Deflation plus 20% Hyper-Inflation ergeben jene 2 - 3% Preisindex, von denen Hr. Mustermann so gerne in der Statistik liest;-(
>>Ich sage: Die machen noch so lange, als die Gesetze der Regeltechnik und der Chaos-Theorie greifen. Trotz"Point of no return". Es sei denn, das"Pferd", das sie reiten, scheut aus irgendeinem unvorhergesehenen Grund und geht durch und lässt sich nicht mehr zügeln. Damit muss man rechnen...
>>Erich B.
>Hallo Erich!
>Ein steigender Ã-lpreis bedeutet m.E. nicht Inflation, da aus den steigenden Ausgaben auf diesem Sektor zwangsläufig fallende Ausgaben auf den anderen Sektoren resultieren.
>Oder anders gesagt erhöht sich durch den steigenden Ã-lpreis nicht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, sondern es wird einfach das gleiche Einkommen zugunsten des Ã-ls ausgegeben und dafür woanders eingespart.
>MfG - Divinum
[b]Hallo.
Ist im Prinzip richtig (hat sich auch nach den Ã-lschocks 1974 und 1980 gezeigt). Steigender Ã-lpreis produziert zusätzliche Deflation in Bereichen, die ohnehin bereits deflationsgefährdet sind (Tech-Branchen etc.), erzeugt aber einen HyperInfla-Schub in vielen lebenswichtigen Bereichen. Und der ist gerade groß genug um den Deflationstrend nicht nur auszugleichen, sondern es bleibt noch ein bisschen"Netto"-Inflation übrig... Das ist genau das, was dem Staat zunächst mal nützt, dem Bürger aber auf Dauer immens schadet (weil Verlust von Arbeitsplätzen, Abbau des Lebensstandards usw.). Der Staat aber braucht jedes Quentchen an kurzfristigen Steuer-Mehreinnahmen, die er bei steigender"Netto"-Inflation erzielt (selbst wenn sie nur dadurch entsteht, dass trotz allgemeiner Defla in irgendeinem Sektor Hyper-Inflation auftritt, sei es durch tatsächliche Rohstoffverknappung oder Manipulation oder sonst was). Auch 1974, sogar im ersten Quartal 1975 erzielte der Staat erhebliche Steuer-Mehreinnahmen; erst dann kam die Rezession.
Der Staat hat aber seit damals sehr viel gelernt, und wird alles dransetzen, dass er DIESES MAL hinsichtlich Steueraufkommen nicht zu kurz kommt. Zum Unterschied von 1974/75 oder 1980 gibt er kaum mehr Geld für Arbeitsbeschaffungs-Programme (Deficit Spending) aus, und außerdem wird er im Sektor"lebenswichtige Güter und Dienstleistungen" NEUE HYPER-INFLATION zulassen, wenn es auf anderen Wirtschaftssektoren bergab geht. Mit voller Absicht. Skrupel, oder Sorge um die Wohlfahrt der Bürger oder etc., gibts längst nicht mehr (s. Hartz IV etc.). Das ist Schnee von gestern.
Erich B.
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