off-shore-trader
22.09.2005, 01:27 |
David Friedman will den Staat abschaffen Thread gesperrt |
-->Hallo,
in der FAZ am Sonntag war ein interesanter Artikel über David Friedman (Sohn von Milton). Friedman pladiert dafür den Staat abzuschaffen. Ich denke seine Ideen können hier für einige Anreize sorgen, auch wenn er eher die Chicago school statt der Austrian school vertritt.
Auszug FAZ:
Der Anarchist
Keine Gesetze, keine Gerichte, keine Polizei: David Friedman will den Staat abschaffen. Denn der Markt wird alles besser richten
Macht Genialität weltfremd? Träumerisch? Ein wenig autistisch gar? Arrogant? Wer David Friedman trifft, kommt um solche Fragen nicht herum. Auf den ersten Blick ist der Mann eine einzige Provokation."Alles, was Regierungen tun,...
Der Mensch
David D. Friedman, 60 Jahre, lehrt seit nunmehr zehn Jahren"Law and Economics" an der Santa Clara University, einer mit rund 6000 Studenten recht kleinen"Jesuit University in Silicon Valley". David Friedman ist der Sohn von Nobelpreisträger...
Die Theorie
David Friedman bezeichnet sich selbst als"Anarchist-Anachronist-Economist". Als Anarchist ist er davon überzeugt, daß ein gedeihliches gesellschaftliches Miteinander auch ohne Staat möglich ist. Als Anachronisten bezeichnet er sich,...
http://www.faz.net/s/Rub035D49F52EC347D5A803F3F19B49A0EA/Tpl~Ezeitung~Sdrehscheibe~Apge~E48.html
Allerhand zum lesen findet man auf seiner homepage:
z.B.: Do We Need a Government?
http://www.daviddfriedman.com/Academic/mps_iceland_talk/Iceland%20MP%20talk.htm
Greets
off-shore-trader
<ul> ~ http://www.daviddfriedman.com</ul>
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Baldur der Ketzer
22.09.2005, 01:37
@ off-shore-trader
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Re: David Friedman will den Staat abschaffen - Klasse! |
-->Hallo,
na, ist doch was - find ich gut.
Wer nachts durch Liechtenstein fährt, wird nirgends Polizei entdecken, aber jede Menge private Wachleute, die patroullieren. Geht doch. Geht alles.
Staatsschmarotzer in hunderttausendfacher bis millionenfacher Zahl brauchts nicht. Die Zeiten der wirren Wahnphantasien vom sozialistischen Volksheim-Wolkenkuckucksheim sind vorbei. Endgültig. Was neulich sogar Erhard Eppler erkannte und zugab.
Lafo und Gysi hin oder her, das sind nostalgische Hirngespinste.
Nur durch leere Kassen wird wieder Frischluft in die versifften Polit-Hirne geblasen. Alles andere ist hoffnungslos.
Beste Grüße vom Baldur
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Fremdwort
22.09.2005, 01:42
@ off-shore-trader
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Re: David Friedman will den Staat abschaffen |
-->Hi
zu toughtfull hab ich letztens noch gesagt, daß Neoliberale die besseren Kommunisten sind. Kann ich hellsehen oder liest der hier mit??????
"stirnrunzelnd"
Fremdwort
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Theo Stuss
22.09.2005, 09:55
@ off-shore-trader
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Re: Der Markt soll's besser machen |
-->Wieso gibt es denn den Markt?
Wer garantiert dann Vollstreckbarkeit der Kontrakte? Meine Knarre?
Und wenn einer wegen meiner Knarre mit mir keine Kontrakte mehr abschließen will, weil er sich vor meiner Knarre fürchtet, was dann?
Ich müßte schon so stark sein, daß ich wegen meiner Waffe alle zu Zwangsschuldnern machen könnte, wo wir wieder beim Staat wären. Und wie finanziere ich Zwangsmittel, die geeignet sind alle zu meinen Zwangsschuldnern zu machen? Damit wären wir wieder beim Staat.
Zu Baldur und Liechtenstein:
Wer sorgt denn an der Grenze dafür, daß unerwünschte Personen den Frieden nicht stören? Abschaffung des Staates bedeutet auch ungehindertes Migrationsrecht.
Der Herren Globalisierer werden sich noch wundern. Abschaffung der Staaten könnte höchstens deren Abschaffung zugunsten eines Weltstaates bedeuten, aber da der schon alles globalisiert haben wird, wird keinen Spielraum mehr geben, der eine Externalisierung der Machterhaltungskosten erlauben würde. Damit bricht dann auch der Markt zusammen, der angeblich alles regeln soll.
Daß nach all den Jahren der Diskussion hier selbst Baldur Beifall klatscht, da fällt mir die Rübe vom Hals.
Gruß,
Theo
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Alana
22.09.2005, 10:28
@ Theo Stuss
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Re: Der Markt soll's besser machen |
-->>Zu Baldur und Liechtenstein:
>Wer sorgt denn an der Grenze dafür, daß unerwünschte Personen den Frieden nicht stören? Abschaffung des Staates bedeutet auch ungehindertes Migrationsrecht. >Daß nach all den Jahren der Diskussion hier selbst Baldur Beifall klatscht, da fällt mir die Rübe vom Hals.
>Gruß,
>Theo
hallo,
unerwünschte Personen an der Grenze vom FL???
Na, die werden von der übermächtigen Polizeimacht (2 Dorfschulzen!!) in Ketten gelegt und in Vaduz ins Verliess im hauseigenen Keller geworfen.
Die allgegenwärtige Staatsmacht namens Reifler und Becker steht sogar mit ihren Privattelefon-Nummern im internet
[http://www.vaduz.li/]
Gemeindepolizei
Städtle 14 +423 / 237 78 50
Natel +423 / 765 01 17
Fax +423 / 237 78 59
Gemeindepolizist Beck Daniel privat +423 / 262 28 12
Gemeindepolizist Reifler Jürg privat +423 / 232 51 65
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Fremdwort
22.09.2005, 10:39
@ Theo Stuss
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Re: Der Markt soll's besser machen |
-->>Wieso gibt es denn den Markt?
>Wer garantiert dann Vollstreckbarkeit der Kontrakte? Meine Knarre?
>Und wenn einer wegen meiner Knarre mit mir keine Kontrakte mehr abschließen will, weil er sich vor meiner Knarre fürchtet, was dann?
Da wird alles gaaanz anderst. Wie willst du denn ohne Staat Geld kapitalisieren? Wenn das nicht kapitalisiert werden kann, ist Kapitalismus erstmal schwer denkbar.
Gruß!
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Taktiker
22.09.2005, 10:46
@ Baldur der Ketzer
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Ein Mißverständnis, dass Sozialismus einen starken Staat meint |
-->> Die Zeiten der wirren Wahnphantasien vom sozialistischen Volksheim-Wolkenkuckucksheim sind vorbei.
Einspruch! Wer sagt denn, dass sozialistische Volksheimer per sé einen starken Staat im Sinne eines"Leviathans" herbeiwünschen. Das ist eine Unterstellung, die sich lediglich an wenigen historischen Vorbildern orientiert.
Anregung: Der schwache Staat (derzeit) kann und will sich nicht abschaffen. Vergiß es! Er wird zäh seine Reste von Allmacht verteidigen und gierig versuchen, sie zurück zu erlangen (siehe Schilys allsehendes Auge). Sich zurücknehmen kann nur der souveräne Staat.
Das Erbe der Feudalmacht fiel nach dessen Niederringung nicht in die Hände des Staates (im Sinne des Staates als Gesellschaftsvertrag der Bürger, also Bürgermacht), sondern es fiel der Geldmacht zu. Diese operiert mit Hilfe einer Suggestion von Staat, um dem Bürger eine Suggestion von Sozialismus zu geben. In Wahrheit haben wir Bürger so wenig die Machtwahl in diesem Staat, wie wir den Zugriff auf Produktivitätssteigerungen haben. Ersteres organisieren Leute wie zB Moritz Hunzinger und wenn denn auch Grüne regieren mögen, wird erstmal gemeinsam eine gute Zigarre im Moritz-Salon geraucht.
Wenn die Bürger den Staat aber für sich zurückfordern, fordern sie nicht MEHR Staat, sondern sie wollen sich das Steuerungs- und Disziplinierungsinstrument der Geldmacht aneignen. Nicht um es zum Leviathan auszubauen, sondern um ihm den Leviathan auszutreiben. Der allmächtige, alles sehende, alles kontrollierende Staat, das ist der aktuelle! Und der nennt sich LIBERAL und steht im Sold des großen Geldes, oder möchte jemand Einspruch erheben?!
Sozialisten wollen keinen starken Staat, um die Geldmacht zu reglementieren. Sie wollen der Geldmacht ihr schönstes Spielzeug wegnehmen.
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Diogenes
22.09.2005, 12:55
@ off-shore-trader
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Re: David Friedman will den Staat abschaffen |
-->Hi off-shore-trader,
Ich denkt, der Staat ist seiner jetzigen Form ist ein Auslaufmodell. Er hat abgewirtschaftet, wie es nur geht. Mit abschaffen aleine wir es aber nicht getan sein. Die Frage ist, wie man das Gemeinwesen anderst organisieren kann. Es braucht eine Alternative.
Der Schritt weg vom Feudalismus hat erst statt finden können, als eine Alternative aufgetaucht war: die Demokratie.
Gut daran war, daß man den Monopol-Herrscher durch den Wettbewerb von Parteien ersetzt hat. Schlecht daran ist, daß der Staat immer noch ein Gebietsmonoplist und Gewaltmonopolist ist, was von demokratischen Regierungen gerade so gut mißbraucht wird, wie von autoritären. Was Wunder, daß die politischen"Leistungen" schlecht sind, es fehlt die Konkurenz.
Daher scheint mir die zentrale Frage zu sein: Wodurch und wie kann man das Gewalts- und Gebietsmonopol ersetzen? Wie bekommt man da Wettbewerb hinein?
Der Bürger nicht als Staats-Untertan sondern als Kunde, der zwischen verschiedenen Anbietern wählen kann.
Gruß
Diogenes
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Tarantoga
22.09.2005, 14:49
@ off-shore-trader
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Re: David Friedman will den Staat abschaffen |
-->Hallo
An sich ein schöner Gedanke, wäre mir persönlich recht. Nur wie die meisten Ã-konomen übersieht der gute Professor völlig, dass es ohne Staat kein Eigentum, keine verdindlichen Verträge und damit auch keine Märkte mehr gibt.... Nebenher keine Aktiengesellschaften, überhaupt keine juristischen Personen gleich welcher Art und natürlich auch kein allgemein akzeptiertes Geld mehr. Wie gesagt, klingt für mich eigentlich nicht so schlecht, nur das wollen die sogenannten Liberalen dann meist eben doch nicht...
Liebe Grüße
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Tarantoga
23.09.2005, 11:37
@ Tarantoga
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Re: Nachtrag |
-->Prinzipiell dürfte Friedmann sogar recht haben. Ich gehe auch davon aus, dass innerhalb der menschlichen Gesellschaft ohne Staat sehr erhebliche Effizienzgewinne möglich wären. Er liegt aber völlig daneben, wenn er meint, ohne Staat bliebe der Markt übrig. Schon historisch sind Märkte (wie dottore nicht müde wird nachzuweisen) ohne Staat nicht auffindbar. Vielmehr blieben verschiedene Stufen von Kommunen mit mehr oder weniger starker Bindung der Beteiligten übrig.
Letztlich muss man in der ganzen Debatte um Märkte feststellen, dass der große und einzige Vorteil der sogenannten Märkte darin besteht, dass sich die Beteiligten darin selbst organisieren anstatt administriert zu werden. Dieses Prinzip hat Zukunft und sollte so weit möglich ausgebaut werden. Es ist aber eine Illusion zu glauben, der Markt wäre mit dieser Freiheit gleichzusetzen. Denn die Teilnehmer des Marktes kommen unter dem Eindruck vielfältiger Zwänge auf den Markt. Es sind eben nicht alle Marktteilnehmer gleich, sondern so ungleich wie ihre Bedürfnisse und Angebote. Im Gegensatz zu den Ã-konomen sind sich die Juristen dieses Problems sehr bewußt, weswegen das Gesetz verschiedene Kontrollfunktionen ( z.B Sittenwidridkeit, Wucher etc) und Stärkungen der üblicherweise Schwächeren ( z.B Kündigungsschutz, Verbraucherschutz etc. ) kennt. Wirklich freie Selbstorganisation kann es daher nur geben, wenn die Bedingungen, die den einen Vertragspartner gegenüber dem anderen zu stark machen, verschwinden. An der Stelle muss man dann anfangen das Eigentumsrecht in Frage zu stellen und durch etwas weniger absolut-generelles zu ersetzen. Es würde mich interessieren, ob Friedmann dafür eine Antwort hat, denn da liegt meiner Meinung nach die eigentlich spannende Frage...
Grüße
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