dottore
10.10.2005, 15:04 |
WiWi-Nobelpreis für Spieltheoretiker Thread gesperrt |
-->Hi,
kurz das:
Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft geht in diesem Jahr an den den 84-jährigen Thomas C. Schelling aus den USA und den neun Jahre jüngeren Israeli Robert J. Aumann für grundlegende Beiträge zur Spieltheorie.
Für ihre Arbeiten „zum besseren Verständnis von Konflikt und Kooperation“ mittels der Spieltheorie zuerkannt bekommen.
Aumann wurde 1930 in Frankfurt/Main geboren, flüchtete acht Jahre später mit seinen Eltern vor den Nationalsozialisten in die USA und lehrt seit 1956 in Jerusalem.
Aumann habe im Gefolge vor allem für mathematische Analysewerkzeuge gesorgt. „Das hilft uns, wirtschaftliche Konflikte wie etwa Preis- oder Handelskriege zu verstehen oder auch die Frage, warum bestimmte Gemeinschaften erfolgreicher allgemein zur Verfügung stehende Ressourcen verwalten als andere“.
Der Sekretär des Nobelkomitees, Peter Englund, sagte: „Wir haben hier ein enorm ungleiches Paar ausgezeichnet.“ Zum langen Zeitraum bis zur Zuerkennung des Preises meinte Englund: „Ihre Modelle mussten sich ja erst in der Realität bewähren.“
Spieltheoretiker Selten in Bonn (schon genobelt): „Das ist relativ unerwartet. Aber ich hatte eigentlich schon damals geglaubt: Wenn ein Spieltheoretiker den Nobelpreis bekommt, dann Aumann.“
Schelling lehrt seit seiner Erimitierung von der Harvard-Universität in New York an der Universität des US-Bundesstaates Maryland. Damit ging der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften seit der ersten Vergabe in 43 von 57 Fällen an Wissenschaftler von US-Universitäten.
Glückwunsch an die Herren!
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fridolin
10.10.2005, 15:17
@ dottore
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"WiWi-Nobelpreis" gibt es nicht... |
-->Hallo,
das soll keine kleinkarierte Besserwisserei sein, aber es stört mich schon, wenn ein"WiWi-Nobelpreis" im selben Atemzug mit den etablierten Nobelpreisen genannt wird.
Der"WiWi-Nobelpreis" ist im Gegensatz zu allen anderen Nobelpreisen nicht etwa von Alfred Nobel gestiftet worden, sondern heißt offiziell"Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften zum Gedenken an Alfred Nobel", ist also ein 1968 gestifteter privater Bankenpreis.
Nun hätte die Reichsbank ganz einfach einen Preis stiften können, ohne Alfred Nobel zu erwähnen. Gibt es so ähnlich in anderen sehr renommierten Wissenschaftszweigen auch, die nicht von Nobel bedacht wurden, etwa der Mathematik. Geschickterweise hat man sich bei der Namensgebung an den großen Namen"Nobel" angehängt und auch das Preiskommittee ganz ähnlich besetzt. So kamen auch die Wirtschaftwissenschaftler zu ihrem"Nobelpreis", was immer wieder in den Medien falsch bzw. stark vereinfacht dargestellt wird.
Schönen Gruß!
<ul> ~ Geschichte des </ul>
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Holmes
10.10.2005, 16:49
@ fridolin
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Re:"WiWi-Nobelpreis" gibt es nicht...aber fast so gut wie, oder? |
-->Hi Fridolin!
>Hallo,
>das soll keine kleinkarierte Besserwisserei sein, aber es stört mich schon, wenn ein"WiWi-Nobelpreis" im selben Atemzug mit den etablierten Nobelpreisen genannt wird.
Wenn ich den Text im Link richtig verstehe, wird der Kandidat von derselben Institution ausgewählt, die auch die"etablierten" Preise vergibt. Der einzige Unterschied ist also nur, dass das Geld nicht von dem Sprengstofffabrikanten kommt, sondern von der Bank. Aber die Bank selbst hat keinen (offiziellen) Einfluss auf den Preisträger, was sie wohl aber bei einem eigenen Preis haben würde.
Die Auswahlprozedur und das Auswahlgremium sind also von derselben Güte wie die anderen Nobelpreise auch. Der Unterschied ist zwar formell da, aber inhaltlich meines Erachtens dann nicht sehr wesentlich, oder?
Beste Grüße,
Holmes
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monopoly
10.10.2005, 17:33
@ dottore
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Re: Das ist ja ein Ultraorthodoxer **** |
-->>Hi,
>kurz das:
>Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft geht in diesem Jahr an den den 84-jährigen Thomas C. Schelling aus den USA und den neun Jahre jüngeren Israeli Robert J. Aumann für grundlegende Beiträge zur Spieltheorie.
>Für ihre Arbeiten „zum besseren Verständnis von Konflikt und Kooperation“ mittels der Spieltheorie zuerkannt bekommen.
>Aumann wurde 1930 in Frankfurt/Main geboren, flüchtete acht Jahre später mit seinen Eltern vor den Nationalsozialisten in die USA und lehrt seit 1956 in Jerusalem.
>Aumann habe im Gefolge vor allem für mathematische Analysewerkzeuge gesorgt. „Das hilft uns, wirtschaftliche Konflikte wie etwa Preis- oder Handelskriege zu verstehen oder auch die Frage, warum bestimmte Gemeinschaften erfolgreicher allgemein zur Verfügung stehende Ressourcen verwalten als andere“.
>Der Sekretär des Nobelkomitees, Peter Englund, sagte: „Wir haben hier ein enorm ungleiches Paar ausgezeichnet.“ Zum langen Zeitraum bis zur Zuerkennung des Preises meinte Englund: „Ihre Modelle mussten sich ja erst in der Realität bewähren.“
>Spieltheoretiker Selten in Bonn (schon genobelt): „Das ist relativ unerwartet. Aber ich hatte eigentlich schon damals geglaubt: Wenn ein Spieltheoretiker den Nobelpreis bekommt, dann Aumann.“
>Schelling lehrt seit seiner Erimitierung von der Harvard-Universität in New York an der Universität des US-Bundesstaates Maryland. Damit ging der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften seit der ersten Vergabe in 43 von 57 Fällen an Wissenschaftler von US-Universitäten.
>Glückwunsch an die Herren!
[img][/img] optionaler Bildhinweis</img>
http://www.haaretz.com/
Ich werde euch zu einem großen Volk machen... >
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Firmian
10.10.2005, 18:02
@ monopoly
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Re: Ja, genau... |
-->... Wissenschaftler sollten sich auch mal die Haare schneiden.
Und seinen Glauben auch noch kenntlich vor sich herzutragen ist ja wohl das Letzte! Da könnt man sich ja glatt einen gehenkten Gott als Kettchenanhänger umbammeln. Wo kämen wir da denn hin.
Also Gewehr bei Fuß und gut aufpassen. Wenn wieder einer mit Kippa oder Turban oder Palästinensertuch auf der Straße frei rumläuft. Nicht mit dem Finger auf ihn zeigen, sondern gleich mit der Mündung.
Und den offensichtlich unfähigen Skandinaviern mit ihren unvölkischen Entscheidungsträgern zur Vergabe weltbewegender Wissenschaftsauszeichnungen sollten die kompetenten Forenmitglieder mal etwas unter die Arme greifen, damit solche Peinlichkeiten nicht wieder passieren. Am besten lassen wir uns im Vorwege Fotos zuschicken, mit handgeschriebenem Lebenslauf. Dann können wir eine sinnvolle Auswahl treffen.
Gruß aus der Hochburg der schwulen CDU-ler
Firmian
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fridolin
10.10.2005, 19:13
@ Holmes
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Leider nicht so ganz... |
-->Was meiner Ansicht nach zu kritisieren ist, ist, daß sich hier die Reichsbank offensichtlich in Täuschungsabsicht an die arrivierten Nobelpreise und den großen Namen"Alfred Nobel" angehängt hat - gerade dadurch, daß die Auswahl des Preisträgers ebenfalls durch die Schwedische Akademie der Wissenschaften erfolgt und - welch ein Zufall - etwa zur selben Zeit bekanntgegeben wird wie die echten Nobelpreise.
Es hätte der Reichsbank ja freigestanden, einen gut dotierten Preis zu stiften, meinetwegen auch im Gedenken an den ersten Direktor der Reichsbank oder sonstwen, der sich um Wirtschaftswissenschaften verdient gemacht hat. Was aber hat Alfred Nobel mit Wirtschaftswissenschaften zu tun? Es gibt keinen Grund für diese Benennung, außer eben den von mir so empfundenen Etikettenschwindel. In den Massenmedien wird natürlich nicht unterschieden, obwohl man das mit demselben sprachlichen Aufwand etwa"Reichsbankpreis für Wirtschaftswissenschaften" oder ähnlich nennen könnte.
Wenn ich es richtig behalten habe, gibt es wegen dieses"Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften" auch schon seit Jahren Streit zwischen der Nobelstiftung und den Nachkommen Alfred Nobels, die darin eine Verfälschung des testamentarischen Willens von Nobel sehen.
Schönen Gruß!
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thoughtful
11.10.2005, 00:52
@ Holmes
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Re:"WiWi-Nobelpreis" gibt es nicht...aber fast so gut wie, oder? |
-->>Hi Fridolin!
>>Hallo,
>>das soll keine kleinkarierte Besserwisserei sein, aber es stört mich schon, wenn ein"WiWi-Nobelpreis" im selben Atemzug mit den etablierten Nobelpreisen genannt wird.
>Wenn ich den Text im Link richtig verstehe, wird der Kandidat von derselben Institution ausgewählt, die auch die"etablierten" Preise vergibt. Der einzige Unterschied ist also nur, dass das Geld nicht von dem Sprengstofffabrikanten kommt, sondern von der Bank. Aber die Bank selbst hat keinen (offiziellen) Einfluss auf den Preisträger, was sie wohl aber bei einem eigenen Preis haben würde.
>Die Auswahlprozedur und das Auswahlgremium sind also von derselben Güte wie die anderen Nobelpreise auch. Der Unterschied ist zwar formell da, aber inhaltlich meines Erachtens dann nicht sehr wesentlich, oder?
>Beste Grüße,
>Holmes
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Sie haben m. E. recht. Es handelt sich hier nur wieder einmal um den durchsichtigen Versuch die Wirtschaftswissenschaften zu diskreditieren, indem das kein"echter" Nobelpreis sei..
Man mag zu dem neu vergebenen Preis stehen wie man will, es gibt aber unter den Wirtschaftswissenschaftlern große Persönlichkeiten, die sich durchaus mit den Naturwissenschaftlern messen können:
http://userpage.chemie.fu-berlin.de/diverse/bib/nobel_oekonomie.html
Nobelpreise für Wirtschaftswissenschaften
Memorial Prize in Economic Science
English version
1969
J. Tinbergen (Niederlande)
R. Frisch (Norwegen)
1970
P. A. Samuelson (USA)
1971
S. Kusnez (USA, Sowjetunion)
1972
J. R. Hicks (Großbritannien)
K. J. Arrow (USA)
1973
W. Leontief (USA)
1974
F. A. Hayek (Ã-sterreich, USA)
K. G. Myrdal (Schweden)
1975
T. Koopmans (USA)
L. Kantorowitsch (Sowjetunion)
1976
M. Friedman (USA)
1977
B. Ohlin (Schweden)
J. Meade (Großbritannien)
1978
H.A. Simon (USA)
1979
T. W. Schultz (USA)
A. Lewis (Großbritannien)
1980
L. R. Klein (USA)
1981
J. Tobin (USA)
1982
G.J. Stigler (USA)
1983
G. Debreu (USA)
1984
Sir R. Stone (Großbritannien)
1985
F. Modigliani (Italien, USA)
1986
J. Buchanan (USA)
1987
R. M. Solow (USA)
1988
M. Allais (Frankreich)
1989
T. Haavelmo (Norwegen)
1990
H. Markowitz (USA)
M. Miller (USA)
W. Sharpe (USA)
1991
Ronald H. Coase (Großbritannien, USA)
1992
Gary S. Becker (USA)
1993
Robert W. Fogel (USA)
Douglass C. North (USA)
Arbeiten über Wirtschaftsgeschichte
1994
Reinhard Selten (Deutschland)
John C. Harsanyi (USA)
Analyse des Gleichgewichtes in nicht-kooperativer Spieltheorie
John F. Nash (USA)
Gleichgewichtstheorie
1995
Robert E. Lucas, Jr. (USA, *1937)
Entwicklung und Anwendung der Hypothese rationaler Erwartungen, grundlegende Veränderung der makroökonomischen Analyse und der Auffassung von Wirtschaftspolitik
1996
James A. Mirrlees (Großbritannien, *1936)
William Vickrey (Kanada, USA, 1914 - 1996-10-10)
für grundlegende Beiträge zur ökonomischen Theorie über Anreiz bei asymmetrischer Information
1997
Robert C. Merton (USA, *1944)
Myron S. Scholes (USA, *1941)
für eine neue Methode zur Bestimmung des Wertes von Derivaten (Optionen)
1998
Amartya Sen (Indien/Großbritannien, *1933)
für seine Beiträge zur Wohlfahrtsökonomie (soziale Belange)
1999
Robert A. Mundell (USA, Kanada, *1932)
für seine Analyse der Geld- und Fiskalpolitik in verschiedenen Wechselkurssystemen und für seine Analyse optimaler Währungsgebiete
2000
James J. Heckman (USA, *1944)
für die Entwicklung von Theorien und Methoden zur Analyse selektiver Stichproben
Daniel L. McFadden (USA, *1937)
für die Entwicklung von Theorien und Methoden zur Analyse diskreter Wahlentscheidungen
2001
George A. Akerlof (USA, *1940)
A. Michael Spence (USA, *1943)
Joseph E. Stiglitz (USA, *1943)
für ihre Analyse von Märkten mit asymmetrischer Information
2002
Daniel Kahneman (USA/Israel, *1934)
für das Einführen von Einsichten der psychologischen Forschung in die Wirtschaftswissenschaft, besonders bezüglich Beurteilungen und Entscheidungen bei Unsicherheit
Vernon L. Smith (USA, *1927)
für den Einsatz von Laborexperimenten als Werkzeug in der empirischen ökonomischen Analyse, insbesondere in Studien unterschiedlicher Marktmechanismen
2003
Robert F. Engle (USA, *1942)
für Methoden zur Analyse ökonomischer Zeitreihen mit zeitlich variabler Volatilität (ARCH)
Clive W. J. Granger (Großbritannien, *1934)
für Methoden zur Analyse ökonomischer Zeitreihen mit gemeinsam veränderlichen Trends (Kointegration)
2004
Finn E. Kydland (Norwegen, *1943)
Edward C. Prescott (USA, *1940)
für ihre Beiträge zur dynamischen Makroökonomie: die Zeitkonsistenz ökonomischer Politik und die Triebkräfte hinter Geschäftszyklen
2005
Robert J. Aumann (Israel und USA, *1930)
Thomas C. Schelling (USA, *1921)
für die Erweiterung unseres Verständnisses von Konflikt und Kooperation durch spieltheoretische Analyse
.-.-
th.
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Student
11.10.2005, 05:37
@ thoughtful
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Re:"WiWi-Nobelpreis" gibt es nicht...aber fast so gut wie, oder? |
-->Guten Morgen, Thoughtful!
>Man mag zu dem neu vergebenen Preis stehen wie man will, es gibt aber unter den Wirtschaftswissenschaftlern große Persönlichkeiten, die sich durchaus mit den Naturwissenschaftlern messen können:
Mindestens einer ist hier gar nicht fern.
Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob er sich"Wirtschaftswissenschaftler" nennt. Soweit meine bescheidene Meinung.
Lb Gr
der Student, der noch ein bißchen mitliest, sich aber schon mal wieder für einige Zeit verabschiedet.
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