Toby0909
19.11.2005, 10:05 |
These zu Renten Thread gesperrt |
-->Morgen.
Habe einen Gedanken zum Thema Renten, die ich hier gerne mal zur Diskussion stellen möchte.
Schalten wir mal eventuelle weltweite Inflationsentwicklungen gedanklich erstmal aus und sprechen mal nur über das Thema Rentenentwicklung aufgrund von Bonität:
Man hört immer mehr, daß die High Yields (Unternehmensanleihen) und die Anleihen von Emerging Markets (Russland, Brasilien usw.) nun so einen kleinen Renditevorsprung haben, daß es hier zu starken Korrekturen kommen sollte.
Begründung: Der Abstand betrug historisch immer x Basispunkte, und aktuell liegen wir weit darunter und deswegen müssen wir uns wieder an diese x Basispunkte annähern. Wenn nun auch noch die Zinsen in den EU und USA steigen, dann bedeutet das den Todesstoß für die EM-Renten. Soweit die allgemeine Presse.
Meine Überlegungen:
So dumm sind die Anleger ja auch wieder nicht. Ein Abstand von x Basispunkten über viele Jahre ist ja schön und gut - aber er ist kein"Gesetz" und liegt auch nicht darin begründet, daß es immer so war und immer so bleiben wird.
Wenn sich nun die Finanzlage der"etablierten" Märkte verschlechtert und die der EM´s verbessert (immerhin haben einige Länder hier konstante Überschüsse, hohes Wachstum, niedrige oder fallende Arbeitslosigkeit, steigenden weltweiten, politischen Einfluß und einen Reichtum an Bodenschätzen) - warum sollte sich das ganz dann nicht mal umdrehen?
Warum sollte die Renditen von Russlandanleihen in 5 oder 10 Jahren nicht erheblich UNTER denen der amerikanischen Anleihen stehen? Also warum sollten die US-Bond dann nicht um diese x-Basispunkte höher notieren???
--> Wer kann sich mit so einem Szenario anfreunden oder wo liegen Denkfehler in diesem Szenario?
(Klar - wenn der Inflationsdruck stark steigt und zum Beispiel die Ã-lpreise weiter anziehen, dann haben öl-importierende EM´s eher ein Problem und die Bonität würde wieder sinken, aber zum Beispiel für die Russen wäre das doch ideal...)
Danke für Diskussionen.
Toby
PS: Lieber investiere ich doch ein Geld in ein Land, wo ich zumindest eine kleine Chance sehe, daß ich das Geld + Zins auch zurück bekomme, als in ein Land, das nicht einmal gewillt ist seine Schulden zu reduzieren / zurückzuzahlen. Oder nicht?
Werden vielleicht in 5 Jahren Russlandanleihen oder was weiß ich für Botswana-Anleihen oder ähnliches als der"sichere Hafen" dienen, wenn es zu Krisen in den"etablierten" Märkten kommt?
Ach da fällt mir noch was zu"etabliert" ein: Etabliert könnte man in diesem zusammenhang auch übersetzen mit: (Noch) Stark und wichtig, aber alternd und verzahnt und unflexibel - also"in den Wechseljahren" befindlich. Mir ist das was"junges und frisches" doch viel lieber - auch wenn es kurzfristig erstmal turbulenter sein könnte.....
Toby (zum zweiten)
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CRASH_GURU
19.11.2005, 11:25
@ Toby0909
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Re: These zu Renten |
-->>Morgen.
>Habe einen Gedanken zum Thema Renten, die ich hier gerne mal zur Diskussion stellen möchte.
>Schalten wir mal eventuelle weltweite Inflationsentwicklungen gedanklich erstmal aus und sprechen mal nur über das Thema Rentenentwicklung aufgrund von Bonität:
>Man hört immer mehr, daß die High Yields (Unternehmensanleihen) und die Anleihen von Emerging Markets (Russland, Brasilien usw.) nun so einen kleinen Renditevorsprung haben, daß es hier zu starken Korrekturen kommen sollte.
>Begründung: Der Abstand betrug historisch immer x Basispunkte, und aktuell liegen wir weit darunter und deswegen müssen wir uns wieder an diese x Basispunkte annähern. Wenn nun auch noch die Zinsen in den EU und USA steigen, dann bedeutet das den Todesstoß für die EM-Renten. Soweit die allgemeine Presse.
>Meine Überlegungen:
>So dumm sind die Anleger ja auch wieder nicht. Ein Abstand von x Basispunkten über viele Jahre ist ja schön und gut - aber er ist kein"Gesetz" und liegt auch nicht darin begründet, daß es immer so war und immer so bleiben wird.
>Wenn sich nun die Finanzlage der"etablierten" Märkte verschlechtert und die der EM´s verbessert (immerhin haben einige Länder hier konstante Überschüsse, hohes Wachstum, niedrige oder fallende Arbeitslosigkeit, steigenden weltweiten, politischen Einfluß und einen Reichtum an Bodenschätzen) - warum sollte sich das ganz dann nicht mal umdrehen?
>Warum sollte die Renditen von Russlandanleihen in 5 oder 10 Jahren nicht erheblich UNTER denen der amerikanischen Anleihen stehen? Also warum sollten die US-Bond dann nicht um diese x-Basispunkte höher notieren???
>--> Wer kann sich mit so einem Szenario anfreunden oder wo liegen Denkfehler in diesem Szenario?
>(Klar - wenn der Inflationsdruck stark steigt und zum Beispiel die Ã-lpreise weiter anziehen, dann haben öl-importierende EM´s eher ein Problem und die Bonität würde wieder sinken, aber zum Beispiel für die Russen wäre das doch ideal...)
>Danke für Diskussionen.
>Toby
>
>PS: Lieber investiere ich doch ein Geld in ein Land, wo ich zumindest eine kleine Chance sehe, daß ich das Geld + Zins auch zurück bekomme, als in ein Land, das nicht einmal gewillt ist seine Schulden zu reduzieren / zurückzuzahlen. Oder nicht?
>Werden vielleicht in 5 Jahren Russlandanleihen oder was weiß ich für Botswana-Anleihen oder ähnliches als der"sichere Hafen" dienen, wenn es zu Krisen in den"etablierten" Märkten kommt?
>Ach da fällt mir noch was zu"etabliert" ein: Etabliert könnte man in diesem zusammenhang auch übersetzen mit: (Noch) Stark und wichtig, aber alternd und verzahnt und unflexibel - also"in den Wechseljahren" befindlich. Mir ist das was"junges und frisches" doch viel lieber - auch wenn es kurzfristig erstmal turbulenter sein könnte.....
>Toby (zum zweiten)
Hi,
was junges frisches ist mir natürlich auch lieber -:).
Turbulenzen sind mir in Märkten auch nicht unangebehm, aber bei Anleihen ist mir die Kontinuität ein wichtiges Kriterium. Russland hat ja mittlerweile grosse FX Reserven, aber es ist halt immer noch Mafia/Oligarchen/KGB Putin gesteuert. Da kann sich auch mal schnell wieder vieles ändern.
Botswana kann ja wohl nicht ernst gemeint sein, Turkei, SA, Brasilien oder Mexiko kann man mE kaufen, wobei ich eine Nestle, Escom oder KfW Fremdwährungsanleihe als sicherer einschätze als eine EM Staatsanleihe.
Gruss
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eesti
19.11.2005, 13:40
@ CRASH_GURU
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Stimme voll zu, gibt aber Probleme |
-->Da die ehemals hoch verschuldeten EM- Staaten, die besonders von den Rohstoffpreisen abhängig sind oder waren, inzwischen teilweise keine Nettoschulden mehr besitzen, und kaum neue oder sogar überhaupt die Emissionen von neuen Anleihen einstellten, so ist die Idee als solche nicht mehr lange umsetzbar.
Wenn ich Rußland als Beispiel nehme:
Putin wollte ALLE Auslandsschulden in diesem Jahr auf einen Schlag zurückzahlen.
Gescheitert ist das an der Zinsfrage, denn aufgrung der inzwischen stark gestiegenen inneren Wert dieser Anleihen (hoher Kupon) konnte man sich auf die Modalitäten nicht einigen. Rußland weiß nicht wohin mit seinen hohen Einnahmen (Außenhandelsüberschuß zeitweise über 100% der Importe), hoher Staatshaushaltsüberschuß) und hat ja nun notgedrungen angekündigt, seinen Goldbestand aufzustocken. Die Inlandsanleihen gibt es noch, werfen aber keine Rendite ab, da die Inflation die Kupons auffrißt. Rußland hat es nicht mehr nötig Staatsanleihen zu begeben. Ein Staat, der Kredite BRAUCHT ist schon aus diesem Grund NICHT KREDITWÜRDIG. Er gleicht einem Firmenmanager, der externe Berater für die Arbeit engagiert, für die er bezahlt wird.
Es ist also nicht so leicht die Strategie umzusetzen.
Vernünftig wirtschaftende Länder (wie früher einmal Deutschland) haben keine Staatsschulden oder deren Anteil am BIP geht zurück (Estland, Rußland...). Ein Investment ist dort also nicht oder schwer möglich.
Bleiben die Länder (Deutschland, USA...), deren Politikermafia das Volk mit ungedeckten Ausgaben zwecks Wiederwahl bestechen will, um ihre Fehlleistungen zu verschleiern.
Hier droht zwangsläufig die argentinische Lösung, wenn man sich nicht traut zu sagen, daß man derzeit mehr konsumiert, als man erwirtschaftet.
Oder die Lösung erfolgt über die Notenpresse, so daß die Anleihen zwar nominal bedient werden, aber an echtem Wert (trotz Zinszahlungen) verlieren.
Ich glaube, das die Zeiten vorbei sind, wo man die EM in einen Sack (hohes Risiko = hohe Zinsen) stecken konnte. Jetzt muß jedes Land einzeln danach überprüft werden, wie es mit seinen sozialistischen Experimenten umgeht.
Und ich setze keinen Cent mehr in eine Anleihe der USA oder BRDDR.
Selbst bei Aktien bin ich jetzt übervorsichtig.
Botswana hört sich zwar blöd an aber die Anleihen würde ich z.B. auch kaufen.
(Viele Rohstoffe + wenig Bevölkerung, die mit sozialistischen Geschenken bestochen werden muß).
Früher oder später ist fast jegliche Anleihenschwemme weginflationiert worden.
Nur echte Werte blieben erhalten.
Also eher Edelmetall (nur Werterhalt) oder Aktien (riskanter Wachstumszock) kaufen. Hände weg von den Sozialismusinvestments (Anleihen)!
Gruß
LR
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Fremdwort
19.11.2005, 15:30
@ eesti
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Re: Stimme voll zu, gibt aber Probleme |
-->>Wenn ich Rußland als Beispiel nehme:
>Putin wollte ALLE Auslandsschulden in diesem Jahr auf einen Schlag zurückzahlen.
>Gescheitert ist das an der Zinsfrage, denn aufgrung der inzwischen stark gestiegenen inneren Wert dieser Anleihen (hoher Kupon) konnte man sich auf die Modalitäten nicht einigen. Rußland weiß nicht wohin mit seinen hohen Einnahmen (Außenhandelsüberschuß zeitweise über 100% der Importe), hoher Staatshaushaltsüberschuß) und hat ja nun notgedrungen angekündigt, seinen Goldbestand aufzustocken. Die Inlandsanleihen gibt es noch, werfen aber keine Rendite ab, da die Inflation die Kupons auffrißt. Rußland hat es nicht mehr nötig Staatsanleihen zu begeben.
Die sind doch alle nicht dumm. Schau mal unten, was ich dottore mit Mommeln versuchte, beizubringen.
Estland: 2,5%
RU: 48,5%, aber da die Gesamtbilanzsumme der Banken nur 2,5% der deutschen ist, ist das nicht viel. Von den ehemals 150 Mrd. blieb ne ganze Menge aus SU-Zeiten
China: 13% und 600 Mrd. cash übrig. Die könnten DE komplett in bar bezahlen, wenn man nen Strich drunterzieht.
Gruß
<ul> ~ http://www.dradio.de/download/42850/</ul>
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eesti
19.11.2005, 16:55
@ Fremdwort
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Link (Koalitionsprogramm) liest sich wie der 5-Jahr-Plan in der DDR |
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Habe entnervt sogar das Überfliegen des Textes abgebrochen.
Oft ist des doch so, daß der Umfang eines Textes verschleiern soll, daß es ihm an Inhalt fehlt.
Sie haben keine Lösung. (Es gibt keine schmerzfreie Lösung?)
Wir sind überschuldet und bei Zinssteigerungen kann Deutschland bankrott anmelden. Dann sind die Kreditkosten höher, als die Steuereinnahmen abzüglich Minimalbedarf für das Staatswesen.
Vielleicht sollte man die Zinsabschlagsteuer vorsichtig auf 100% anheben?
Gruß
LR
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eesti
19.11.2005, 21:07
@ eesti
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Rußlands Außenhandelsüberschuß steigt auf über 100% (bezogen auf Importe) |
-->So sollte eine Handelsbilanz natürlich auch nicht aussehen.
Aber man braucht nicht viel Intelligenz, um zu erkennen, daß es bald keine Anleihen des russischen Staates mehr geben wird, wenn das so weiter geht.
Auf jeden Fall schreit das geradezu nach Investments in russische Banken.
Jedenfalls werden die Inlandszinsen wegen Geldschwemme kollabieren, wenn Putin nicht aufpaßt. Aber so viel Gold kann man beim besten Willen nicht kaufen, um das zu kompensieren. Das faire KGV der russischen Aktien wird sich demzufolge deutlich erhöhen. Aber auch die Inflation wird eventuell munter weiter hoppeln.
Will sagen: Der gigantische, bereits gut 5 Jahre währende Aktienboom in Rußland hat wohl noch kein Ende.
Gruß
LR
<ul> ~ http://wirtschaft.russland.ru/mainmore.php?tpl=Wirtschaft+Allgemeines&iditem=1683</ul>
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